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XIV.

Marie-Antoinette empfing den Freund ihrer Jugend in dem Kabinett mit der Nische der trauten Stunden. Ah, wohin waren diese Stunden entschwunden, in denen sie in diesem Raume mit Rose Bertin über ein neues Kostümmodell beraten und gesonnen, in denen ihr Alt-Wiener Geschmack mit seinen sprühenden Einfällen die Eingebungen der Kleiderkünstlerin begeistert hatte! Die Staatsroben moderten mit den Insignien der Krone in den Truhen, die sich nie wieder öffnen sollten. Vorbei Spiel und Scherz, weiblicher Scharm und Tanz. Vorbei – verrauscht. –

Die Königin trug heute das schlicht an den Gliedern herabgleitende Gewand der Revolution mit dem weißen Busentuche der Bürgerin. Sie war bleich und gealtert von dem Kummer und den Schmerzen ihres Mutterherzens. Der Dauphin, das kranke Sorgenkind, war gestorben; sie bebte für die Zukunft der lebenden.

Die Habsburgerin und der deutsche reichsunmittelbare Fürst saßen einander gegenüber in der Nische der verrauschten trauten Stunden.

»Sie haben um eine Audienz gebeten, Graf de la Marck?«

»Ja, Madame. Ich habe eine sehr wichtige Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen. Sie kennen, Madame, meine Gefühle für Eure Majestät und das österreichische Kaiserhaus.«

Marie-Antoinette nickte verträumt. Ein Hauch der Lieblichkeit ihrer Jugend rötete – ein matter Abendsonnenstrahl – ihr bleiches kummerzernagtes Gesicht. Sie kannte des Grafen ritterliche zarte Gefühle. Sie wußte, daß dieser Mann sie seit seinem siebzehnten Jahre, seit ihrer gemeinsamen Reise nach Frankreich, liebte, fern, scheu, ohne seiner Sehnsucht je ein lautes Wort, eine kühne Geste zu gewähren.

»Ich bin in großer Sorge«, fuhr La Marck fort. »Ich sehe die Leitung der Dinge immer mehr den Händen der Regierung entgleiten, die Nationalversammlung wird immer mächtiger und in dieser Versammlung die radikale Partei immer stärker.«

»Auch ich sehe es«, bestätigte die Königin leise. »Ich verfolge jede Rede, die dort gehalten wird, aufmerksam. Ich erkenne die Gefahr – und die Hände sind mir gebunden. Ah, Graf La Marck, es ist furchtbar, glauben Sie es mir, den Untergang heraufkommen zu sehen, klar zu sehen, und nicht handeln zu können.«

»Ich bin gekommen, Sie zu bitten, zu handeln, Madame!«

Sie verzog den Mund schmerzlich. »Ich bin völlig machtlos, La Marck. Man sagt – und setzt diese Anklage jetzt auch auf mein langes ungerechtes Sündenregister –, ich hätte den König stets beeinflußt, er hätte unter meiner Beherrschung eine Frankreich nachteilige österreichische Politik getrieben. La Marck, nie war eine Königin einflußloser als ich. Heute erkenne ich, es war mein Fehler, daß ich mich zuwenig um die Politik und zuviel um Nichtigkeiten gekümmert habe. Meine einzige Entschuldigung ist meine Jugend. Ich war fünfzehn, als ich Dauphine, achtzehn, als ich Königin wurde. Das Wiener Blut in mir sang und rauschte.« Sie sah starr vor sich hin. »Es war ein großer Fehler«, wiederholte sie versonnen. Dann raffte sie sich empor und lächelte verlegen und zutraulich.

»Und heute, wo ich erkenne, daß ich handeln muß, weil kein anderer es tut, sehe ich keine Möglichkeit. Sie kennen den König. Im Augenblick, wenn man glaubt, ihn überzeugt zu haben, genügt ein Wort, ein Gedanke, ihn wieder umzustimmen, ohne daß er es selbst merkt.

Wie vieles ließe sich ausführen, wenn dieses Hindernis nicht wäre! Aber so kommt es zu nichts – zu gar nichts! Es ist – – lassen Sie mich offen Ihnen gegenüber mich aussprechen. Sie sind ja ein Stück Heimat. Ich habe geglaubt, hier heimisch geworden zu sein. Ich bin es nicht. Ich beginne, dieses Volk zu hassen, hassen, wie es mich haßt.«

Sie warf mit der Hand heftig die aschblonde Strähne zurück, die ihr in die Stirn fiel. Ihr beherrschtes heißes Temperament, das Temperament der Mutter, glutete in ihr auf.

»Abend für Abend gehe ich hinüber in des Königs Gemächer. Spreche mit ihm stundenlang. Ich weiß sehr wohl, der alte Despotismus, die unbeschränkten Rechte der Krone sind für immer dahin. Sie können nicht mehr aus dem Grabe erstehen, in das die Revolution sie versenkt hat. Die ganze Nation würde sich dagegen auflehnen. Ich weiß, es wäre ein übermenschliches Beginnen, die Monarchie auf ihren alten, von der Revolution zerstörten Grundlagen wieder aufbauen zu wollen. Ich finde mich damit ab. Ich bin bereit, die Monarchie umzugestalten, zu regenerieren. Aber wir müssen doch endlich wieder zu einer festen Regierungsform gelangen.«

»Sehr richtig, Madame.«

»So spreche ich mit dem Könige. Ich bitte ihn, sich darüber schlüssig zu werden, was er von seinen Rechten aufgeben will und was nicht. Eine feste, bestimmte Linie zu ziehen und diese zu verteidigen. Dann nicht mehr zu zweifeln, noch zu wanken, dann keinen Schritt mehr vor noch zurück, auf dieser Linie zu stehen und – wenn es sein muß – auf ihr zu sterben.«

»Sie sprechen, Madame,« rief La Marck hingerissen, »wie die Tochter der großen Maria-Theresia sprechen muß.«

»Aber ich spreche vergeblich«, entgegnete sie bitter. »Am Abend sagt der König zu allem ja, faßt Entschlüsse – und am nächsten Morgen weiß er nicht mehr ein noch aus. Und seine Minister sind ebenso schwach und schwankend.«

Ihre Hände fielen verzweifelt in den Schoß.

Da sagte La Marck: »Madame, dies alles wußte oder ahnte ich, und darum bat ich um diese Audienz. Die Minister haben vor und zu Beginn der Nationalversammlung die unverantwortliche Ungeschicklichkeit und Unterlassung begangen – was damals leicht zu erreichen gewesen wäre –, die durch Talent hervorragenden Volksvertreter, die an der Spitze der revolutionären Partei stehen, für die Sache des Königs zu gewinnen. Einer von ihnen, der Mächtigste und Einflußreichste, Mirabeau, hat sich Montmorin selbst angetragen. Die Minister aber haben ihn in blinder Verkennung der Sachlage und hochmütiger Überschätzung ihrer Kraft zurückgewiesen.«

»Daran taten sie recht«, sagte die Königin schroff.

La Marck prallte zurück.

»Madame!«

»Mit einem Mirabeau kann das Königtum nicht paktieren, solange es diesen Namen verdient. Und wie hätten die Minister sich diesen – Unhold denn auch verpflichten sollen?«

»Ihn kaufen!«

»Und Sie meinen, auf diesen bestechlichen Mann wäre Verlaß?!«

»Ja, Madame. Er ist im Grunde seines Herzens Royalist.«

»Und untergräbt von Tag zu Tag in der Versammlung das Königtum. Dieser Mann, dessen ganze Vergangenheit eine Kette von berüchtigten Abenteuern, Strafen, Gemeinheiten war – denken Sie bloß an die Veröffentlichung der Berliner Berichte im vorigen Jahre! – nein, Graf, wir sind gewiß unglücklich. Ich hoffe aber, wir werden nie so unglücklich werden, um bei einem Mirabeau Hilfe suchen zu müssen.«

La Marck wollte Einwendungen erheben. Die Königin aber zog unwillig die feine trotzige gebogene Nase kraus. »Nichts mehr davon! Wenn Sie keinen anderen Rat wissen, Graf, bleibt leider alles beim alten.«

Sie sah seine betroffene, verdüsterte Miene, und die Güte ihres Herzens siegte. Sie streckte ihm die Hand entgegen: »Verzeihen Sie, wenn ich Sie verletzt habe. Sie meinten es gut. Ich danke Ihnen. Wir wollen nicht mehr davon sprechen. Nein, bleiben Sie noch. Wir wollen von den lieben alten Zeiten plaudern. Wissen Sie noch, wie wir nach Frankreich fuhren? Ich muß jetzt so oft an alles dies denken. Das sind jetzt neunzehn Jahre her. Sie waren siebzehn, ich fünfzehn. Wir waren beide so neugierig und fieberten in Erwartung. Wie Kinder, die wir ja auch waren. Ein richtiges dummfröhliches Weaner Madl war ich damals. Dann kamen wir nach Straßburg. Dort der Empfang! Wie feierlich erwachsen ich mir vorkam, plötzlich der Mittelpunkt all dieser Wichtigkeit zu sein!«

Ein heller Funke ihres alten sorglosen Übermutes glänzte auf in den schönen, von gramvollen Tränen stumpf gewordenen Augen.

»Und unsere ersten Bälle!« schwelgte sie. »Sie waren mein ständiger Menuettänzer. Sie und die beiden Coigny, Etienne de Durfort, Ségur, Noailles de Poix, Dillon, La Fayette, und wie sie alle hießen. Wie liegt das weit – so weit!«

Sie starrte vor sich hin. Der übermütige Funke war erloschen.

La Marck erhob sich.

Sie reichte ihm die Hand. »Was auch geschehen mag, Graf La Marck, erhalten Sie mir Ihre Freundschaft. Ich bedarf ihrer sehr. Und seien Sie überzeugt, daß ich, wie großes Unglück auch über mich hereinbrechen mag, wohl den Umständen nachgeben kann, aber nie in etwas willigen werde, was meiner unwürdig ist. Mein Blut fließt in den Adern meines Sohnes, und einst wird er, hoffe ich, sich als der würdige Enkel Maria-Theresias bewähren. Leben Sie wohl!«

Von Schmerz und Liebe überwältigt, beugte La Marck sich wortlos über die schmerzensreiche schmale Hand.

Als Mirabeau die Abweisung der Königin erfuhr, die La Marck ihm so schonend als möglich mitteilte, quirlte sein Zorn und seine Enttäuschung schäumend auf. Er hatte schon fest gerechnet mit der Unterstützung des Hofes zur Erlangung der Ministerstelle und mit den Geldmitteln zur Tilgung der Schulden, die ihn allmählich erstickten.

Grimmig rief er: »Sie soll meine Macht kennenlernen, diese hochmütige Dame, die das Schicksal noch nicht genug gedemütigt hat. Sie soll mich kennenlernen!«

Schneller, als er selbst es ahnte, bot sich seiner Rache die Gelegenheit.

Es scheint das Los aller Revolutionen zu sein, daß die extremen Rechts- und Linksparteien verblendet ihre Möglichkeiten nicht abwägen und die Lage abgründig verkennen. Wie alles in der Geschichte, so wiederholen sich auch die verbrecherischen Torheiten der Revolutionen. Der Adel vergißt nichts und lernt nichts hinzu. Statt durch Zurückhaltung sich und seine frevelhafte Vergangenheit dem Vergessen zu überantworten und die dämmernden bösen Instinkte der äußersten Linken nicht aufzureizen, putscht und brüstet er sich in unbelehrbarer Arroganz.

Am 2. Oktober feierten die Offiziere des feudalen, in Versailles garnisonierenden Regiments Flandern ein Bankett im großen Theatersaale des Schlosses.

Die Kapelle spielte die Weise: »O Richard, o mein König.« Da sprang alles empor und schrie: »Es lebe der König!« Es kam zu einer gewaltigen gegenrevolutionären royalistischen Kundgebung, die um so törichter war, als die Logen des Saales Zivilisten in großer Zahl bargen.

Der König vernahm den Lärm, fragte, erfuhr. Er glaubte in seiner geringen Weisheit den Thron gerettet, sah in seinem Schwachsinn den Drachen der Revolution von den feudalen Schreiern erschlagen. Er eilte zur Königin, zwang sie – gegen ihre Warnung –, mit ihm in den Bankettsaal zu eilen.

Da stieg der Enthusiasmus zum Aberwitz. Die Kapelle schmetterte den Marsch aus dem »Deserteur«: »Kann man kränken, was man liebt?!« Man schrie, man jubelte, man schwur ewige Treue dem Könige und Rache den verfluchten Roten; man riß die Nationalkokarde von den Hüten und heftete die weiße königliche an ihre Stelle; man zerfetzte die Trikolore, die an der Wand hing, unter wilden Verwünschungen und hißte das weiße Lilienbanner der bourbonischen Dynastie unter orgiastischem Maulheldentume. Im Triumphe geleiteten die Offiziere mit verwogen gezückten Degen das Königspaar zurück in seine Gemächer.

Marie-Antoinette war bestürzt und voller böser Ahnungen.

Sie sollten sich allzubald erfüllen.

Auf den Rausch folgte der Katzenjammer. Am 5. Oktober brodelte die Kammer in Entrüstung. Hier hatte Mirabeau seine Gelegenheit, »dieser Dame« zu zeigen, wie groß seine Macht, wie sehr sie auf seine Hilfe angewiesen war.

Er ergriff das Wort gegen »diesen Frevel«. »Den Korps müssen diese angeblich patriotischen Festlichkeiten unterbunden werden, die dem Elend des Volkes Hohn sprechen, deren Folgen verhängnisvoll sein können. Zuvor aber verlange ich von der Versammlung die Erklärung, daß die Person des Königs allein unverletzlich ist, daß aber alle andern Individuen –« jetzt stieß er den Dolch gegen die Königin – »alle, wer sie auch sein mögen, genau wie jeder andere nichts als Untertanen, dem Gesetz verantwortlich sind und zur Verantwortung gezogen werden!«

Jeder verstand, auf wen diese Drohung zielte. Die Versammlung beschloß in Mirabeaus Sinne.

Das Volk in Paris aber hörte die Drohung und handelte. Die Marktweiber, das Gesindel der Gassen zog nach Versailles, zerrte das Königspaar aus den Betten und führte es gefangen nach Paris.

Die Revolution hatte einen verhängnisvollen Ruck nach links getan, dank dem überheblichen betörten Übereifer der Anhänger der Krone. –

Mirabeaus Plan, Minister des Königs zu werden, war am Widerstande der Königin gescheitert. Doch er war nicht gesonnen, zu verzichten auf dieses Ziel seiner Jugend, offizieller Leiter des Staates zu werden. Konnte er es nicht mit dem König erreichen, nun, dann gegen ihn. Dann sollte die Nationalversammlung ihn zum Minister küren und ihn dem Könige aufdrängen.

Mit vorsichtiger Taktik ging er zu Werke. Am 7. November, bei der Finanzdebatte, hängte er an den Schluß einer langen Rede über Geldbedarf und Lebensmittel den scheinbar harmlosen Antrag:

»die Minister Seiner Majestät einzuladen, an den Verhandlungen der Versammlung mit beratender Stimme teilzunehmen, bis die Verfassung ihre Stellung regeln würde.«

Doch er hatte seine Kollegen unterschätzt. Vielleicht auch überschätzt. Man witterte die Absicht, ein Gesetz zu erzwingen, das, nach englischem Muster, die Minister aus dem Parlament erstehen ließ. Und man sah weiter. Man erkannte, wer der erste Minister sein wollte, der aus dem Schoße der Nationalversammlung emporstieg. Wer konnte es sein, wenn nicht der erste und mächtigste Mann dieser Versammlung?!

Da regten sich die Menschlichkeiten. Neid, Mißgunst, Eifersucht, der tief in kleinen Seelen eingewurzelte Haß gegen das Genie erhob sein Gorgonenhaupt. Der erbärmliche Trieb des Schutzes der eigenen Nichtigkeit geiferte. Ein junger unbekannter Abgeordneter, Lanjuinais, stellte den Antrag: »Kein Mitglied der Nationalversammlung kann in das Ministerium eintreten. Kein Abgeordneter, der sein Mandat niederlegt, kann vor Ablauf von drei Jahren einen Ministerposten annehmen.«

Der zweite Antrag war unverkennbar auf Mirabeaus Findigkeit gemünzt.

Den Blick dreist auf den Führer der Versammlung gerichtet, rief Lanjuinais: »Ein beredter Genius hält Sie, meine Herren, schon jetzt in Joch und Bann! Was würde er erst tun, wenn er Minister wäre?!«

Der Appell an die Größe der Menschen ist oft vergeblich, an ihre Kleinheit niemals.

Umsonst betrat Mirabeau die Tribüne, umsonst kämpfte er mit der bannenden Kraft seines Talentes um die Erfüllung der Träume seines Lebens. Zum ersten Male riß sein Feuerwort die Versammlung nicht fort. Zum ersten Male, als er für sich und seinen Ehrgeiz rang. Er fühlte die Abkehr in den Reihen der Abgeordneten, er empfand die ablehnende Eisesluft, die aus ihren Rotten zu ihm emporwehte. Er wußte, er habe zum ersten Male das Spiel verloren. Da ließen ihn zum ersten Male seine Kaltblütigkeit und seine Nerven im Stich. Er verriet die zuckende Wunde seines Herzens. Er schleuderte in die schadenfroh abweisenden Gesichter die schmerzgetränkten Worte:

»Ich habe noch einen Verbesserungsantrag zu stellen: den Ausschluß von dem Ministerposten auf Herrn von Mirabeau, den Deputierten der Gemeinden des Bezirkes Aix, zu beschränken.«

Dann verließ er, zum ersten Male als Besiegter, die Tribüne.

Der Antrag Lanjuinais ging fast einstimmig durch. Zum ersten und einzigen Male stimmten die Royalisten mit ihren erbittertsten Feinden, den Republikanern. In den Niederungen finden die Menschen sich immer zueinander.

Am Abend kam Reine-Anne zu Mirabeau. Sie war täglich sein Gast, wenn sie nicht spielte. Unter ihrem Bühnennamen Madame de Saint-Huberty war sie die gefeiertste Opersängerin Frankreichs geworden. Nach seiner Wahl hatte Mirabeau die alte Bekanntschaft aus dem Jahre 1780 erneut.

An diesem Abende des 7. November 1789 empfing er sie in verzweifelter Mutlosigkeit. »Sie haben mich heute getötet! Ich fühle es. Meine Kraft ist hin.«

Sie suchte ihn zu trösten.

Er schüttelte hoffnungslos den Kopf. »Ich sehe alles klar. Mein beherrschender Einfluß ist gebrochen. Die Kleinen recken sich gegen mich auf. Der erste Erfolg gibt ihnen den Mut. Kleinliche Menschen, ausgehend von kleinlichen Erwägungen, suchen mich mit kleinlichen Manövern in kleinlicher Absicht zu stürzen. Wäre ich Minister geworden, es hätte dem Lande ebensoviel Nutzen gebracht wie mir persönlich. Wer soll nun die Leidenschaften zügeln? Ich hätte aus der königlichen Gewalt das Erbteil des Volkes gemacht und den Erblasser doch am Leben erhalten. Jetzt geht alles den dunklen Weg zur Anarchie.«

Er barg das Gesicht in Reine-Annes Schoß. Der starke Mann weinte bitterlich. Sie streichelte stumm und tröstend sein dichtes Haar.


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