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18.

Der Winter verging, und auf den Straßen lag der schmelzende Schnee wie ein schmutziger Brei. Der Wind blies feucht und warm durch die Straßen, und die Wolken flogen schneller unter dem Himmel hin, der so lange bleigrau, unbeweglich und drückend über der Stadt gelegen hatte. Eines Morgens pfiffen die ersten Stare von den niedrigen Dächern der Vorstadt, und das rieselnde Schmelzwasser des Schnees troff und leckte in allen Gossen und pochte tickend die lauen Nächte hindurch in den Abfallrohren der Dachrinnen. In den Höfen kam stellenweise schon die nackte, schwarze Erde zum Vorschein, feucht und weich. In den Arme-Leute-Straßen sah man hier und dort zum erstenmal wieder geöffnete Fenster und Türen, und es ging wie ein Aufatmen durch die dunklen Hinterstuben und Kellerwohnungen. Nirgends war man dankbarer für den kommenden Frühling, als dort.

Der Winter war lang gewesen und hatte viel Schnee und feuchte Kälte gebracht. Nun kam der Südwind plötzlich wie ein Erlöser von Druck und Dumpfheit, und eines Tages schien nach den dunklen, nebelverhangenen Tagen wieder die Sonne, siegreich und strahlend, und ließ den letzten Schnee auf den Dächern vergehen.

Aber bei Anschützs brachte der Frühling trübe Tage.

Die Fabrik, in der Anschütz gearbeitet hatte, war plötzlich auf unbestimmte Zeit stillgelegt worden, und eines Abends kam er heim, schweigsam, in einem verhaltenen Zorn glühend, die Stirn in scharfe Falten gezogen.

Ohne ein Wort der Begrüßung ging' er in die Küche, wo schon die Lampe auf dem Tische brannte und das Abendbrot wartete.

Schweigend saß die Familie am Tisch, verstohlen den Vater musternd, von dem ein scharfer Branntweingeruch ausging. Die Kinder fühlten sofort, daß irgend etwas nicht richtig war. Aber keins sprach ein Wörtchen.

Zuletzt brach die Mutter das Schweigen.

»Was biste denn so stille, Bernard? So sprich doch mal 'nen Ton,« begann sie vorsichtig.

Keine Antwort.

»Haste Ärger gehabt?« fragte sie weiter, Fränzchen eine Brotschnitte streichend.

Keine Antwort.

Herzklopfend sahen die Kinder auf die Wachstuchdecke des Tisches.

»Fehlt dir was?« fragte die Mutter, das Messer hinlegend.

Wiederum antwortete Anschütz nicht. Er saß in seinem Lehnstuhl und stützte den Kopf in die Hände, die Augen mit der Hand gegen den Schein der Lampe schützend.

Unter dumpfem Schweigen verzehrten die Kinder ihr Abendbrot.

In Piddls Kehle saß es wie ein Knäuel. Er legte sein Brot hin und stand auf.

»Biste schon satt?« fragte die Mutter ihn, leise aufseufzend.

»Ja,« sagte Piddl. »Wenn Vater nicht sprechen kann, kann ich nicht essen.«

»Schert dich das was, du Naseweis?« brauste Anschütz nun auf.

»Nein,« antwortete Piddl, »aber ich kann nicht essen. Sonst sag' ich ja nichts.«

»Halt den Mund!« schrie Anschütz wütend, mit einer Stimme, die wie ein Donner in die Stille schlug.

Piddl ging hinaus. Er wußte, daß er seinen Pflegevater nur noch mehr reizen würde, wenn er da blieb.

Anny und Fränzchen kamen ihm wenige Augenblicke später nach und stiegen stumm die Treppe hinauf, um sich ins Bett zu schleichen.

»Bleibst du noch auf?« flüsterte Anny Piddl zu, der vor der Treppe auf dem Flur im Dunkel stand.

»Ja,« sagte Piddl leise, »geht nur. Ich will noch ein wenig hier unten bleiben. Wenn noch was passiert, ist es besser.«

Drinnen brach plötzlich der ganze Ärger des Arbeitslosen los.

»Wirtschaft, verdammte!« schrie er, »nie kommt man auf 'n grünen Zweig.«

»Was ist denn bloß los?« fragte Frau Anschütz.

»Die Fabrik steht!« schrie er ihr zur Antwort zu. »Heut' abend, eben vor sechs, haben wir Order gekriegt. Morgen braucht keiner mehr anzutreten. Hungerpfoten könn'n mer saugen!«

»Ach Gott!« jammerte Frau Anschütz, »Bernard, Bernard!«

»Nu winsel du noch, Tränenkieke.«

Piddl klopfte das Herz. Also das war es. Schlimme Tage würden kommen, das war sicher.

Zögernd trat er wieder in die Küche.

»Wein' doch nicht,« sagte er zu seiner Pflegemutter. »Vielleicht fängt die Fabrik eher wieder an, als du denkst.«

»Schlaumeier,« schrie Anschütz, »halt doch die Nase.«

Piddl strich der Weinenden leise über die runzligen Backen. »Ihr habt doch das Pflegegeld für uns Kinder,« sagte er, »so ganz schlimm kann's doch nicht werden.«

»Davon können wir uns nicht mit fünfen satt essen!« Frau Anschütz weinte.

»Denn kann ich auch noch was mitverdienen.«

»Nee, nee, bloß das nicht. Wenn der Vormund das merkt – nee, nee!«

»Der braucht's ja nicht zu wissen,« redete Piddl ihr zu. »Ich sag's einfach nicht. Wenn ich nach Meyerdierks gehe, da kann ich jeden Tag wieder anfangen.«

Anschütz lachte gezwungen und höhnisch, innerlich beschämt durch den Lebensmut und die Hoffnungsfreude des Jungen.

»Du bist der Rechte!« rief er dann. »Du bist der Rechte. Tröste du sie man, du Grünschnabel!« –

Am nächsten Tage schon war er bei Meyerdierks.

Die Meisterin stand wie gewöhnlich mit ihrer sauberen, weißen Schürze hinter dem Ladentisch und ordnete die Brötchen auf den Platten.

»Nanu?« sagte sie, »man sollt's nicht glauben, der Piddl! Läßt du dich wirklich noch mal sehen? Rein vergessen mußte uns haben, was?«

Sie führte ihn in die halbdunkle, kleine Stube, die zwischen dem Laden und der Bäckerei lag, lud ihn zum Sitzen ein, gab ihm eine Tasse Kaffee und schnitt ihm im Laden ein Stück von dem Butterkuchen ab, der am Sonntag keinen Käufer gefunden hatte und etwas altbacken geworden war.

Dann setzte sie sich ihm gegenüber und fing an, ihn auszufragen, mit einer mütterlichen Sorge und selbstverständlichen Freundschaftlichkeit, die Piddl über alles Wohltat.

Er gab denn auch über alles genaue Auskunft und rückte darnach mit seiner Absicht heraus, für einige Wochen wieder die Botendienste zu übernehmen.

Aber die Meisterin schüttelte den Kopf.

»Das geht nicht,« sagte sie in ihrer bestimmten Weise. »Mindestens müßte dein Vormund dazu seine Erlaubnis geben, weißt du? Geh doch mal zu ihm und frag' ihn,« ermunterte sie ihn.

Aber gerade dazu konnte sich Piddl nicht entschließen. Er hatte zu Dinghammer nie rechtes Vertrauen gehabt und wäre auch nun nur ungern hingegangen. Erlaubnis würde er ja schon bekommen, aber all das Fragen und Wichtigtun des Schuhmachers war ihm zuwider, und ganz besonders, weil Klara zugegen war, wenn er nach allem Möglichen mit aller Umständlichkeit ausgefragt wurde. Dinghammer tat dann jedesmal, als wäre er der König von Indien. – Nein, bloß das nicht.

»Aber wir könnten es ja so machen,« meinte die Meisterin dann, als sie sah, daß Piddl bekümmert und schweigsam dasaß, »du kannst ja alle Tage ein wenig herkommen und dem Gesellen in der Bäckerei helfen. Ich sag' dir keinen bestimmten Lohn zu. Weißt du, und wenn du mal ausbleibst und nicht kommst, ist es nicht schlimm. Ich werde es schon wieder gutmachen.«

Sie packte ihm eine große Tüte voll alten Weißbrotes ein und schickte ihn damit nach Hause. –

So ging Piddl nun an jedem Nachmittag für einige Stunden wieder zu Meyerdierks. Es gab nicht gerade viel dort für ihn zu tun. Er stand in der Bäckerei, schnitt die Zwiebäcke durch, die im Ofen geröstet werden sollten, schabte die gebrauchten Kuchenplatten rein und trug die fertigen Backwaren für den Abendverkauf in den Laden. So konnte er doch täglich eine Tüte mit Weißbrot nach Hause tragen und Sonnabends eine Extrabelohnung.

Seine Pflegemutter floß von Dankbarkeit über.

Auch sein Verhältnis zu Anschütz besserte sich jetzt allmählich. Die erzwungene Nüchternheit, zu der sich der Arbeitslose verurteilt sah, ließ ihn die Dinge klarer sehen, und seine bisher nur durch den Schnapsgenuß übelbeeinflußte, im Grunde gutmütige Natur kam allmählich wieder zum Vorschein. Trotz der Notlage, in der sich die Familie befand, herrschte doch jetzt Ruhe und Frieden im Hause.

An einem Sonnabendabend kam Piddl später als sonst nach Hause. Er hatte eine Besorgung für die Meisterin übernommen gehabt und war dadurch in den Stadtteil geführt worden, in dem seine Mutter früher gewohnt hatte.

Die Winkelgasse lag still und tot. Zögernd, beinahe scheu ging Piddl hindurch. Bei Dinghammers brannte noch Licht. Das Rouleau vor dem Fenster in der Vorderstube war nicht ganz heruntergelassen, Piddl konnte Frau Dinghammer am Tische sitzen und nähen sehen. Der Meister hämmerte dicht unter dem Fenster an einem Stiefel, den er mit einem Riemen auf dem Knie festhielt. Klara war nicht zu sehen. Deutlich klang das Klopfen des Schusterhammers auf die stille Gasse hinaus.

Langsam ging Piddl weiter. Im nächsten Hause hatte er mit seiner Mutter gewohnt. Dort war jetzt alles dunkel und still. Hell fiel der Schein der Gaslaterne auf den Eingang zum Kellergeschoß. Ein weißer Zettel klebte hinter den Scheiben des Fensters in der Vorderstube, hinter dem er so oft gesessen hatte.

›Minna Schreyber, Friseuse‹, stand darauf.

Piddl ging rascher. Ein Gefühl der Beklommenheit engte ihm die Brust ein. Ihm war, als sei er hier seit Jahren schon ein Fremder und habe nichts mehr zu suchen. Am Ausgang der Straße stieß er unvermutet auf Klara.

Mit einem Körbchen am Arme, ein Tuch um die Schultern geschlungen, stand sie plötzlich vor ihm.

»Nein,« rief sie verwundert und freudig erstaunt, »Piddl! Bist du bei uns gewesen?«

Piddl schüttelte den Kopf.

»Wie geht's dir denn?«

»Nun, und dir?«

»Gut, denk mal, ich habe jetzt eine Stelle!«

»Wo denn?«

»In der Braunschweiger Straße!«

»Mh?«

»Jeden Nachmittag gehe ich hin, bis zum Abend, weißt du, es sind zwei Kinder da, mit denen muß ich spielen, Erna und Frieda. Und wenn der Sommer kommt, soll ich auch mit ihnen ausfahren. Ich freue mich so! Jeden Monat krieg ich sechs Mark, denk mal! Mutter hat sich auch so gefreut.«

»Sechs Mark,« sagte Piddl. »Das ist viel Geld!«

»Nicht wahr? Und Vater hat auch die Stiefel zu machen gekriegt von den Leuten. Hier habe ich wieder 'n Paar!«

Sie nahm den Deckel von ihrem Körbchen und ließ Piddl hineinschauen.

»Warum kommst du denn gar nicht mal zu uns? Jeden Sonntag haben wir auf dich gewartet. Vater hat schon gescholten, daß du dich gar nicht einmal sehen läßt. Paß auf, bald kommt er mal und schilt dich aus. Komm, ich gehe noch ein Stück mit dir. Ich habe noch Zeit. Wie spät ist es wohl?«

»Es ist schon neun Uhr gewesen.«

»Schadet nicht! Komm, laß uns hier herumgehen!« Sie faßte ihn an die Hand und zog ihn in die Krumme Gasse, die hinter der Winkelgasse herumlief.

Das war eine der ältesten Straßen der Stadt. Hohe Steintreppen führten zu den Türen der Häuser, sprangen in die Straßen vor, bildeten darin Winkel, und die schmalen, spitzgiebligen Häuser lagen dunkel und still.

Klara plauderte unausgesetzt.

»Oh, ich freue mich,« rief sie, »Ostern übers Jahr komm ich aus der Schule. Denk mal, bei Neubauer kriegen die jungen Mädchen im Anfang schon vierundzwanzig Mark im Monat.«

Neubauer war eins der größten Warenhäuser im Mittelpunkte der Stadt.

»Willst du denn da Fräulein werden?«

»Ich weiß noch nicht. Vielleicht komm ich auch in ein Putzgeschäft. Früher hat Vater es immer gesagt. Was willst du werden?«

Piddl zuckte die Achseln.

»Hör mal, nächsten Sonntag mußt du aber bestimmt kommen. Ich habe den Sonntag frei und – du kommst, nicht?«

»Warum denn gerade am Sonntag?«

»Na,« sagte Klara, stieß ihn mit dem Ellbogen an und sah ihn kichernd von der Seite an.

Piddl guckte sie an, ohne zu begreifen.

»Ich habe doch Geburtstag,« platzte sie da heraus.

Piddl wurde dunkelrot; er wußte selbst nicht, warum.

»Nein,« sagte er, »da komm ich nicht.«

»Aber warum denn nicht?«

»Deine Freundinnen sind dann da, und – nein, also warte nicht auf mich.«

»Tu's doch,« bat sie. »Du brauchst ja nicht am Nachmittag zu kommen. Grete Lenz und Frieda Söth kommen ein bißchen, aber die gehen schon früh wieder weg!«

Klara war stehen geblieben und schaute fragend auf Piddl, der vor ihr stand, die Hände in den Taschen vergraben, und an ihr vorbei in das Licht der nächsten Laterne blinzelte.

»Warum willst du denn nicht?«

»Nein, lieber nicht,« sagte er eigenwillig.

»Dann komm doch am Abend vorher!«

»Ich kann dir doch nichts schenken!« stieß er da heraus und klopfte mit dem Absatz auf die Straße.

»Aber das schadet ja gar nichts!« antwortete sie. »Ich weiß ja, daß du das nicht kannst.«

»Aber darum komme ich auch nicht.«

Langsam gingen sie weiter. Von der Krummen Gasse bogen sie durch eine der schmalen Straßen ab, die zum Flusse hinunterführte, der groß, breit und schwarz mit glitzernden Lichtern auf seinem dunklen Spiegel tief unter dem steinernen Bollwerk der alten Packhäuser hinfloß.

Im Dunkel der Straße, die einsam und still wie ausgestorben dalag, blieben die Kinder stehen und schauten auf das Wasser, das mit leisem Rauschen an der Böschung vorüberdrängte. Langsam gingen sie weiter bis zu der nächsten Steintreppe und setzten sich schweigend nebeneinander auf den Stufen nieder.

»Warum kommst du eigentlich so wenig mehr zu uns?« fragte Klara.

»Ich mag nicht immer,« antwortete Piddl.

»Vater meint es aber doch gut mit dir.«

»Ja, das glaub' ich wohl.«

»Ich denke oft, wenn du doch mal ein bißchen kämst.«

»So?«

»Es war doch immer so schön, wenn wir zusammen spielten, früher, weißt du noch?«

»Ja.«

»Am schönsten spielten wir immer in eurem Hofe. Damals, als die Sonnenblume blühte.«

»Das ist lange her.«

»Ja, so lange schon.«

»Weißt du's noch?«

»Ja. Genau genug.«

»Es war doch schön, nicht?«

»Ja, schön war's.«

»Weißt du noch, daß ich damals deine Braut geworden bin?«

»Ja, ich weiß es noch. Aber sag' jetzt nichts mehr davon.«

»Warum soll ich denn nichts mehr davon sagen?«

»Wir sind doch heute keine Kinder mehr!«

»Ach du!« sagte Klara und stieß ihn mit den Ellbogen. »Magste mich denn nu nicht mehr leiden?«

Er fühlte ihren warmen Atem seine Backe streifen und spürte, wie sein Blut in großen Wellen zum Herzen drängte, daß es wie die ungebärdige Hand eines Kindes an seine Rippen pochte. Er fühlte, daß er nicht antworten könne, preßte die Lippen zusammen und sah steif geradeaus, über den Fluß hin, der mit leisem Gurgeln zu seinen Füßen vorbeizog.

»Da ist doch nichts dabei,« fuhr Klara fort. »Meine Freundinnen haben alle einen Bräutigam. Frieda Söth und Grete Lenz auch.«

»Laß uns nach Hause gehen, komm,« flüsterte er und stand auf.

»Und zu meinem Geburtstag willst du auch nicht kommen?« stieß Klara ärgerlich heraus. »Geh nur allein! Ich bleibe noch sitzen.«

»Nun bist du mir böse?«

»Ach, laß mich zufrieden!«

»Sei doch wieder gut, Klara, ja?«

»Kommst du denn am Sonnabend?«

»Willst du mir einen großen Gefallen tun?«

»Na?«

»Red' nicht weiter davon

»Es wäre doch so hübsch,« begann sie wieder. »Du brauchst mir wirklich kein Geschenk mitzubringen. Du hast mir ja schon früher so viel geschenkt!«

Nun war er ärgerlich.

Schweigend gingen sie zusammen die Straßen bis zur Winkelgasse hinauf. An der Ecke blieb er stehen.

»Bist du böse?« fragte sie, als er, das Gesicht halb abgewendet, ihr die Hand zum Gutenachtgruß hinhielt.

»Böse? Nein, warum?« kam es mürrisch von ihm zurück.

»Weil – ich weiß nicht,« sagte sie, »aber ich glaube doch, du bist böse.«

»Unsinn,« sagte Piddl mit gerunzelter Stirn und sah gleichgültig an ihr vorbei.

»Ach du!« flüsterte Klara, küßte ihn blitzschnell auf die Backe und lief die Gasse hinauf. »Gute Nacht, Piddl,« rief sie kichernd und winkte ihm von der nächsten Laterne aus. – –

Piddl war blutrot geworden. Ohne zu antworten, wendete er sich um und stapfte die Gasse hinauf.

Zu Hause hatte man ihn schon erwartet.

»Hat lange gedauert, heute abend,« sagte Anschütz, der Kartoffeln schälend in der Küche saß.

»Ist es schon zehn?« antwortete Piddl. Er wollte eine Entschuldigung vorbringen, fühlte aber, daß er lügen würde, wenn er sprach, und schwieg also.

Die Geschwister schliefen schon.

Lange lag er noch in seiner Kammer, wachte und grübelte.

In heißen Wellen ging das Blut durch seine Adern und lag mit leisem Singen in seinen Ohren.

Ein unklares Gefühl erfüllte ihn, halb Freude, halb Ärger und Scham.

Dann war also Klara doch seine Braut! Hoffentlich sagte sie es keinem. Die Jungen würden ihn schön auslachen, wenn sie es erführen.


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