Peter Rosegger
Die Abelsberger Chronik
Peter Rosegger

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Wie der Abelsberger Gesangverein preisgekrönt worden ist.

Die schöne Stadt Kramau liegt mitten in deutschen Landen. Sie ist ob ihrer Bierbässe weit und breit bekannt als Sängerstadt, weshalb ich sie nicht näher zu beschreiben brauche. Diese Geschichte handelt von einem heißen Sängerkriege, der vor wenigen Jahren in Kramau stattgefunden.

Es hatte nämlich der weite Sängergau bei einem seiner vorhergehenden Liederfeste beschlossen, in der schönen und allzeit sangbereiten Stadt Kramau ein großes Wettsingen zu veranstalten, denn, sagten die Brüder, Kriege müsse es auf Erden schon einmal geben und da sei es besser, sie würden gesungen, denn geschlagen.

So erhielt auch der Abelsberger Männergesangverein »Orgel« seine gebührende Einladung zum großen Wettkampfe, denn die Abelsberger – das muß man wohl zugeben – haben feine Pfeifen in der Kehle und ihre Tenöre haben einen guten Klang weit über den Gau hinaus.

Hochgemut rüsteten sich die Abelsberger zum Sängerfeste und von der Zeit, als die Proben angingen, trat eine strenge Disziplin in Wirksamkeit, die jedem Sänger der »Orgel« verbot, täglich mehr als zwei Humpen Bier zu trinken, länger, als bis zur Torsperre außer Haus zu sein, zu jodeln, zu fluchen, zu politisieren und über die Gemeindezustände Zunge zu machen. Da gab es wohl auf der Welt kein ordentlicheres und friedlicheres Völklein, als die Abelsberger waren, zur Zeit ihrer Vorbereitungen zum großen Sängerfeste, und der alte Oberlehrer der Pfarr- und Hauptschule zum heiligen Prokopus beteuerte in diesen Tagen wiederholentlich, daß man hier wieder sehen könne, was der Gesang auf den Menschen für eine unerhört sittigende Wirkung übe.

Auf der Reise nach Kramau wurde die Disziplin noch verstärkt, doch machte das Reisemarschallamt, welches, seiner Obliegenheiten voll, im hintersten Wagen saß, bekannt, daß auf der Heimfahrt, wenn keine Ursache mehr sei, die Stimme zu schonen, zum Ersatz, die lustigste Ungebundenheit Platz greifen dürfe. Dess' waren die sechsundachtzig Sänger wohl zufrieden und so fuhren sie gehobenen Herzens den Ehren entgegen, die sie im schönen Kramau erwarten sollten. Es war ihnen hinterbracht worden, daß die übrigen dreizehn Gesangvereine, die an dem Kampfe teilnehmen sollten, sich vor den Abelsbergern fürchteten; denn was tut der tiefste Baß und der gemessenste Bariton, wenn der Tenor nicht genügend vertreten ist! Klingen muß es, wenn gesungen wird, das haben die Leute gern, und wovon sollen die Frauen im Auditorium dann girren und schwärmen, wenn die Tenoristen fehlen? Die Abelsberger werden siegen, das wußte man im voraus. Bei der Einladung konnte man sie nicht umgehen, aber man hatte erwartet, die Abelsberger würden – wie sie ja sonst gar charmant waren – im Vorgefühle ihrer sanglichen Stärke die Beteiligung an dem Sängerwettkampfe ablehnen.

Nun, die »Orgel« hat nicht abgelehnt, sie hat gefunden, daß ihre wohl schon mit reichen Trophäen geschmückte Vereinsfahne durch ein Siegeszeichen von Kramau nicht verunstaltet würde und daß der erste Sängerpreis von hundert Dukaten, in erquickendes Naß aufgelöst, das Erdendasein eher verschönern als verschlimmern könne.

Am Bahnhofe von Kramau änderte sich das Wetter. Gewaltige Flaggen verdeckten die Sonne und ein Blumenregen ging nieder auf die Sängerschar. Von den bereits anwesenden Gesangvereinen wurden die Abelsberger – kernige Burschen auf und auf, die noch dazu in der höchst malerischen Abelsberger Tracht erschienen – stürmisch begrüßt; ein schallendes »Grüß Gott, deutsche Sangesbrüder!« und der Vereinswahlspruch wurde abgesungen, dann setzte sich der imposante Zug in Bewegung durch einen fabelhaft herrlichen Triumphbogen in die festlich geschmückte Stadt. Die Gassen, durch die er seinen Lauf nahm, waren von jubelnden Menschen besetzt, alle Fenster von lieblichen Frauen, die mit huldvollen Winken und fröhlichen Zurufen Rosen niederwarfen, besonders auf die Abelsberger, und an Stricken Torten, Trauben und Sektflaschen herabließen zum Vereine »Orgel«, dessen Mitglieder sich nun nicht mehr halten konnten, sondern in das Geschrei der Sänger einstimmten. Die Ehrenbezeigungen häuften sich, je näher der Zug der Sängerhalle kam; vom Inhalte der Flaschen, denen man an den Standarten den Hals brach, und von den wahnsinnigen Vivatrufen der übrigen Sangesbrüder ganz berauscht, schrien nun auch die Abelsberger aus voller Kehle, selbst die Altmeister und Reisemarschälle mit – und erst spät als die hellsten Abelsberger Tenöre einen Stich ins Gedämpfte hatten, bemerkte einer zu seinem Nachbar: »Nu, guck dir dort bei den Scheiksängern einmal das Naturwunder an: die einen reißen das Maul auf und die anderen schreien!«

»Bei Gott, Bruder, das geht nicht mit rechten Dingen zu!«

Da wurden sie's nun gewahr, daß die Scheiksänger zum Vivatrufen und zum: »Grüß Gott, ihr schönen Frauen! Hoch die Stadt Kramau! Hoch und dreimal hoch!« ein Dutzend professioneller Schreier von heim mitgenommen hatten, damit sie hierin ihren Mann stellten, ohne sich die Stimmen zu verderben. – Aber die Entdeckung war zu spät, einige Abelsberger Kehlen hatten bereits gelitten.

Sofort erging ein strenger Befehl: Von jetzt an das Maul halten und sich sammeln, wogegen Dawiderhandelnde dem Standrecht verfallen!

Und bei der nach kurzer Stärkung stattgefundenen Generalprobe der gesamten Vereine zeigte es sich, daß für die »Orgel« der Sieg höchst wahrscheinlich war, und ganz Kramau sprach davon, daß den Ehrenpreis von hundert Dukaten niemand anderer als die munteren Abelsberger heimführen würden. Die Abelsberger Altmeister warnten ihre Sänger fortwährend, im Angesichte des Glückes nicht übermütig zu werden, strenge mit sich hauszuhalten, für das am nächsten Tage statthabende Wettsingen. Es könne sich bei geringstem Versehen vieles wenden und alles verspielt sein; was das für eine Schmach wäre, fragten sie in düsterstem Ernste, wenn sie nach der Vaterstadt, die schon zum Empfange der Sieger rüste, als elendiglich Durchgefallene zurückkehren müßten? Sie sollten heute weder an Wein, Weib noch Gesang denken, sondern den Rest damit zubringen, in der schönen Umgebung der Stadt stille Spaziergänge zu machen und abends so bald als möglich das Bett zu suchen. Daß die Zimmer in dem für sie bestimmten Hotel »Zum goldenen Fuchsen« die richtige Temperatur hätten, dafür sei gesorgt. Man wolle sich nur in keiner Weise aufregen und sich endlich nicht etwa noch durch einen unzeitigen Morgenspaziergang in der feuchtkalten Luft verderben, lieber im Bette bleiben bis eine Stunde vor Beginn des Wettsingens, das um zehn Uhr vormittags seinen Anfang nehme. – Zum Schlusse solch väterlicher Ermahnungen wurden noch Brustbonbons ausgeteilt unter den Sängern, womit ganz leichte Schäden in der Kehle ausgebessert werden können.

Und hierauf hat sich der Abelsberger Sängerchor für diesen Tag aufgelöst. –

Die Sänger von der Scheik waren etwas aufgeregt. Sie besaßen ein paar Tenöre, auf Grund derer sie sich in der Hoffnung wiegten, es den Abelsbergern abzugewinnen, für den Fall diese etwa durch ein kleines Mißgeschick oder Diätfehler beeinflußt werden sollten. Mit Befriedigung hatten die Scheiksänger beim Einzug das begeisterte Geschrei der »Orgel« gehört, während sie, die Scheiksänger, nur sehenshalber den Mund auftaten, und mit den Händen agierten, das übrige ihrem schlau gegründeten Lärmchor überließen. Da sich's aber hernach bei der Generalprobe leider gezeigt, daß die Abelsberger Stimmen an Indisposition und Heiserkeit nicht das Gewünschte leisteten, so versuchte jetzt das Komitee, das sich eigens zu dem Zwecke konstituiert hatte, den übrigen Gesangvereinen noch vor der Schlacht die schärfsten Spitzen zu brechen, in den einzelnen, im Städtchen herumirrenden Mitgliedern der »Orgel« die denselben angeborene Vorliebe für ihren Wahlspruch: »Wein, Weib und Gesang« zu wecken. Aber die Abelsberger waren heute unzugänglich wie die Maulwürfe. Man fing an, die Hoffnung aufzugeben, verhielt sich jedoch nichtsdestoweniger untätig.

Während in der Stadt Kramau das muntere Leben der Sänger sich bis tief in die Nacht hinein erstreckte, während es Platzmusik gab und Beleuchtung und Standreden und was der Herrlichkeiten mehr sind bei einem deutschen Sängerfeste, suchten die Abelsberger, eingedenk ihrer Verordnungen und ihrer morgigen Aufgabe, beizeiten das Hotel »Zum goldenen Fuchsen« auf, in dessen drei Stockwerken die »Orgel« einquartiert worden war. Der Kehle zuliebe machten sie im »Restaurant« der Gurgel nur mäßige Zugeständnisse und suchten dann, je zu zweien oder dreien, ihre Schlafzimmer auf. Noch ließen sie sich's angelegen sein, den Zustand ihres Festanzuges zu prüfen, und da ziemlich alles in gewünschter Ordnung war, so legten sie sich arglos zu Bette.

»Morgen um diese Zeit soll's anders umgehen!« bemerkte vor dem Einschlafen noch der zweite Baß zum Bettnachbar, dem ersten Tenor.

»Ja,« sagte der Tenor, »wenn wir nur erst unsere Abelsberger Lieder loslassen! Die wollen wir ihnen einmal hinlegen, daß sie nur dran lecken sollen!«

»Schlafen!« schnarrte im anstoßenden Zimmer die Stimme des Reisemarschalls. So war's für heute aus. –

Schon halb neun Uhr war's am nächsten Morgen, als das Marschallamt das Flügelhorn erschallen ließ. Da hoben sie sich – der eine früher, der andere später – aus ihren Kissen. Sie zogen sich sittsam an, holten vor den Türen die frischglänzenden Stiefel und machten sorgfältig Toilette.

»Die Tenöre haben je ein weiches Ei und eine Tasse Tee ohne Rum zu sich zu nehmen!« so bestimmte der erste Tagesbefehl.

»Ich weiß nicht,« murmelte unser zweiter Tenor, »was meine Stiefel heut' haben. Ich kann in dies Sakermentsleder nicht hinein!«

»Und ich verwundere mich,« entgegnete der Zimmergenosse, »daß mein Fuß heute einmal in den Schuh rutscht, so leicht, wie der Bauer ins Wirtshaus.«

»Ich hab' zwei Linke!« rief der Baß, »da hat sich einer einen dummen Spaß gemacht.«

»Scheidewasser will ich saufen, wenn das meine Schuhe sind!« sagte jetzt auch der Tenor.

»Das ist höllisch!« polterte im Nebenzimmer ein anderer, »ich habe unechte Stiefel!«

Und aus einem dritten Gemach: »Ich hab' zwei verkehrte Stiefel!«

Da flogen schon die Türen auf, links und rechts im Gang: »Hausknecht!« – »Stubenmädchen!« – »Hausmeister!« – »Meine Stiefletten!« – »Ich habe zwei Rechte!« – »Ich einen Kleinen und einen Großen!« – »Da ist ein Breiter und ein Gespitzter!« Derart riefen die Stimmen durcheinander, und die Stiefel flogen im Vorsaal umher wie die Maikäfer. So war's im zweiten Stock, so war's im ersten und im dritten. Alles Schuhwerk verwechselt . . .

Das Reisemarschallamt fuhr hin und her wie eine fluchende Wolke, alle Stubenmädchen flatterten wirr durch die Räume, der Portier und der Hausmeister schmetterten, und der Hausknecht rang die Hände und beteuerte bei seiner Seelen Seligkeit seine Unschuld. Er und sein Gehilfe hätten die frischgewichsten Stiefel ihren Nummern nach gewissenhaft wie immer an die betreffenden Zimmertüren gestellt.

»Das hat ein Feind getan!« hieß es, »das hat ein Feind getan!«

Von den Sängern huschten die einen in bloßen Strümpfen um, andere ächzten im Namen ihrer Hühneraugen über den Druck der neuen Verhältnisse. Da war's denn aus mit aller Ruhe und Diät, und durch das Haus brauste ein Gewirre von Fluchen, Lärmen und Lachen, und das Marschallamt fahndete racheschnaubend nach den Missetätern. Es mußten deren mehrere gewesen sein, sie konnten sich nächtlicherweile ins Haus geschlichen haben, weil sich so ein vertracktes Hoteltor jedem Gauch zu jeder Stunde auftun muß, sie mußten emsiglich tätig gewesen sein, um an den Türen aller Stockwerke die Stiefel in so schaudervoller Weise durcheinander zu bringen.

Nach einer Stunde heilloser Verwirrung war mit Hilfe der Zimmernummern, die an den Sohlen angekreidet waren, endlich ein Teil der »Orgel« in seiner rechtmäßigen Beschuhung.

»Ich habe Nummer 3 und 27!« rief es hier, und ein Arm hielt die betreffenden Stiefel hoch empor.

»Hier ist 96!«

»Wer braucht einen 44?«

»105 ist da!«

Die Eigner meldeten sich, aber leider zeigte es sich bald, daß auf mancher Sohle die Nummern gefälscht worden waren, so daß endlich die Reisemarschälle alle Hoffnung an dem rechtzeitigen Eintreffen in der Sängerhalle mit ohnmächtigen Stoßseufzern aufgaben. Zudem alles erregt, die Stimmen verschrien, jede Feststimmung weggeblasen, die Indisposition im höchsten Grade vorhanden. – Unter solchen Umständen wird die »Orgel« an dem Sängerwettkampfe sich nicht beteiligen.

Aber die Absage, wie soll sie motiviert werden? Der eiligst zusammenberufene Rat, teils noch in Socken, faßte den Beschluß, es sei sofort ein Schreiben an das Generalkomitee des Sängerfestes zu richten, durch das angezeigt werde, daß der Abelsberger Gesangverein »Orgel«, nachdem er durch seine Anwesenheit ebenso seine Sympathien für das Fest, als durch seine Beteiligung an der Hauptprobe bewiesen zu haben glaube, daß er dem Gaue zu keiner Unehre sei: daß besagter und unterfertigter Gesangverein – um die in dieser gastlichen Stadt versammelten löblichen, strebsamen und sehr tüchtigen Sängerbünde und Gesangvereine in der Erringung eines wohlverdienten Ehrenpreises nicht etwa zu inkommodieren – den Entschluß gefaßt habe, sich an dem eigentlichen Wettsingen nicht zu beteiligen.

In diesem Sinne und in ähnlicher schwungvoller Stilisierung wurde das Schriftstück abgefaßt und seiner hochlöblichen Adresse mit »deutschem Sängergruße« zugeschickt.

Noch hatte die zehnte Stunde nicht geschlagen, so ging von der Zentralkanzlei des Festkomitees ein Sturm aus und durch ganz Kramau. Die Abelsberger, die besten Sänger des Gaues, die wiederholt schon preisgekrönten Sänger wollen nicht singen! Und warum wollen sie nicht singen? Sind sie beleidigt worden? Nein, die Abelsberger sind viel zu gemütlich, um beleidigt werden zu können. Oder singen sie aus Bescheidenheit nicht? Nein, die Abelsberger sind viel zu aufrichtig, um die Bescheidenen zu spielen. Aus Großmut singen sie nicht, aus reiner Großmut nicht; sie wollen den jüngeren Vereinen den Preis nicht wegschnappen. Aber (und so wuchs die Revolution) sie müssen singen, jetzt erst recht müssen sie! Die Abelsberger wollen wir hören, nur die Abelsberger! Wir stürmen den »goldenen Fuchs« und tragen die ganze »Orgel« auf unseren Achseln in die Sängerhalle!

Das Festkomitee schrieb zurück, daß es die »Orgel« von ihrer einmal geleisteten Zusage nicht mehr entbinden könne.

Die Sänger von der Scheik merkten, jetzt ginge es doppelt schief für sie, und alle Bemühungen waren vergeblich gewesen. Die Abelsberger aber gewannen mittlerweile Zeit, Mut und vor allem – Stiefel. Fünfunddreißig Minuten nach zehn Uhr marschierten sie in wohlgeordneter Doppelreihe, von dem Jubel der Menschenmenge begleitet, in die Sängerhalle ein. –

Wie es bei demselbigen Sängerwettkampfe in der schönen Gaustadt Kramau dem Abelsberger Gesangverein »Orgel« ergangen ist, das findet sich in einem Blatte seiner ruhmreichen Chronik verzeichnet.

»Der Enthusiasmus,« so heißt es in der Sängerchronik, »der Enthusiasmus, mit welchem der Verein bei seinem Betreten der Sängerbühne begrüßt wurde, war ein nicht endenwollender. Der Verein sang das ausgeloste Preislied: ›O Vaterland, zu Schutz und Wehr!‹, welches einen demonstrativen Applaus entfesselte und das Abelsbergerlied: ›Mein' Freud' ist die Sennerin,‹ welches er auf stürmisches Verlangen des Publikums zweimal wiederholen mußte. Nachdem die abgetretenen Sänger siebenmal herausgerufen worden waren, erstürmte das Publikum die Bühne und trug unsern Kapellmeister, Herrn F. Schaubinger, durch den jubelbrausenden Saal. Die hochlöbliche Jury hat dem Gesangverein ›Orgel‹ den ersten Preis, bestehend in einer silbernen Ehrenstandarte und in einhundert Dukaten, zuerkannt.« –

Schließlich sei aber noch eine Bemerkung erwähnt, die einer von der Jury erst vor kurzem zum Kapellmeister des Abelsberger Gesangvereines gemacht hat.

»Wir waren damals am grünen Tisch zu Kramau,« sagte er, »in einer nicht geringen Verlegenheit. Sehr genau genommen, hätte der Preis eigentlich dem Sängerbunde von der Scheik gebührt. Ihr seid zu hitzig gewesen, habt übertrieben, während die von der Scheik trotz ihrer geringeren Stimmittel durch ihr Maßhalten künstlerisch mehr geleistet haben. Aber vor der Menge hat eure Kraft und Verve den größeren Effekt erzielt. Die öffentliche Meinung war schon einmal durch die Reklame bestochen, die ihr durch eure Absage zugunsten der übrigen Vereine für euch zu machen gewußt habt – und sie war so entschieden für euch, daß wir es gar nicht wagen konnten, den Preis einem anderen Vereine zuzuerkennen.«

Also ist es – Ursache und Wirkung genau erwogen – höchstwahrscheinlich die schlimme Stiefelgeschichte gewesen, die der »Orgel« den Sieg vermittelt hat. Wer aber die Urheberschaft der Stiefelgeschichte ergründen wollte, bei den Scheiksängern würde er sie nicht erfahren.



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