Peter Rosegger
Die Abelsberger Chronik
Peter Rosegger

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Ein Abelsberger Heutrog.

Der Kreuzhäuselhans war arm daran, war alles schuldig bis auf seine neun Kinder. Das Häusel und das Vieh waren ihm schon versteigert worden, und jetzt ging's an den Stall.

Der Nachbar Türkensepp nahm's zeitig wahr. »Du,« sagte er zu seinem Schwager, dem Baumzapferlenz, »morgen wird zu Ober-Abelsberg der Kreuzhäuselstall versteigert; möcht' gern dabei sein, muß aber morgen ins G'reut hinüber; ist dort ein wohlfeiler Schimmel zu kaufen. Hab' die Gutheit, Schwager, und geh' zur Versteigerung, und wenn der Heutrog – 's ist ein nagelneuer Trog, der mir just will passen – wenn der an die Reih' kommt, so biete für mich mit. Gelt, ich kann mich verlassen?«

»Freilich, das ist gewiß,« beteuerte der Lenz, »recht gern, daß ich für dich mitbiete.«

Aber auf dem Heimweg denkt sich der Lenz: ein wohlfeiler Schimmel wär' zu haben drüben im G'reut? Ei, den geh' ich mir holen morgen in aller Früh. Aber der Heutrog? – Da begegnet ihm sein Gevatter, der Spitzborstentoni. »He, Gevatter,« ruft ihm der Lenz zu, »könntest mir einen großmächtigen Gefallen tun, morgen über Tags. Des Kreuzhäuselhans Stall wird versteigert; bist gewiß auch dabei. Ich möcht' für einen guten Bekannten den Heutrog haben – ein nagelneuer Trog. Wolltest mir hübsch keck mitbieten darum!«

»Mein du, von Herzen gern, und das macht mir ja gar keine Müh' und Plag',« meint der Toni; und der Lenz ist seiner Sorge enthoben und macht sich des andern Morgens zeitig auf den Weg in das G'reut, um, noch ehe der Türkensepp sich einfindet, den wohlfeilen Schimmel zu kaufen.

Mittlerweile aber hat der Türkensepp erfahren, der Schimmel sei nicht mehr zu haben. So kann er sich bei der Versteigerung ja leicht selber einstellen und braucht den Lenz nicht zu belästigen. Doch, nun sieht er's, auf den Schwager ist kein Verlaß – gar keiner; der Baumzapferlenz ist bei der Versteigerung gar nicht zu sehen. Dafür aber ist – als die Reihe an das bewußte Einrichtungsstück kommt – der Spitzborstentoni wie versessen auf den Trog. Der Toni hat das nagelneue Prachtstück bereits von drei auf sieben Gulden hinaufgetrieben.

»Achti!« ruft der Türkensepp.

»Neuni!« sagt der Spitzborstentoni.

Da beißt sich der Sepp in die Zunge. »Zehne!« schreit er.

»Elfi!« ruft der Toni und denkt: Ich zahl's ja nicht, der Trog kommt für meines Gevatters Bekannten.

Der Starrschädel! flucht der Sepp bei sich selber, den tauch' ich noch nieder; der Türkensepp darf nicht zuschanden werden. »Zwölfi!« schreit er.

»Dreizehni!« brüllt der Toni.

»Vierzehni!« der Sepp. Beide sind in der Hitze – Fünfzehni! – sechzehni! – siebzehni! – Alles lacht über die beiden Trotzköpfe, die um den Heutrog kämpfen.

– Achtzehni! – neunzehni! –

»Zwanzig Gulden! Fixsaker noch einmal!« schreit der Sepp.

»Einundzwanzig!« stöhnt der Toni.

»Auch gut,« denkt sich der Türkensepp, »bei dem lass' ich ihn; jetzt sitzt er in der Wolle.«

»Einundzwanzig zum ersten!« ruft der Beamte, »zum zweiten! – zum drittenmal!«

Der Hammer fällt. Der Toni hat den Heutrog.

»Du Narr!« lacht alles, »der Klotz ist nicht drei Gulden wert.« Der Türkensepp kichert darüber, daß der Partner aus reiner Prahlsucht in die Falle gegangen.

Zur selben Stunde reitet der Baumzapferlenz auf seinem erstandenen Schimmel herbei. – »Gevatter!« ruft ihm der Toni zu, »ich hab' keck mitgeboten, da ist der Heutrog.«

»Ist mir rechtschaffen lieb,« sagt der Lenz, »komm, Schwager Sepp, bist ja auch da; gleichwohl ich selber hab' ins G'reut hinüber müssen, ist dein Willen getan worden; mein Gevatter, der Spitzborstentoni, hat die Gutheit gehabt, hat für dich den Heutrog erstanden?«

Da wird dem Türkensepp übel bis in die Leber hinein; jetzt hat er sich selber gesteigert, hat mehr denn siebzehn Gulden aus seinem eigenen Beutel herausgeschrien.

»Mach' dir nichts draus!« rief der Toni spottend. »Sepp, den Heutrog kannst ja du gut brauchen.«

Der Türkensepp fluchte hinein in den nagelneuen Trog. Die Leute lachten gewaltig. Der Kreuzhäuselhans, der arm' Tropf, lachte noch am meisten.



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