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X. 462-480

462. (1799) Eine Eisenstange, die senkrecht steht, erhält verschiedene magnetische Pole, warum nicht auch die Pflanze, das Tier, der Mensch?

463. Sollte wohl das Totscheinen mancher Tiere bei der Berührung, bloß von mechanischer Reizung herrühren? – Sollte nicht vielmehr hier etwas dem tierischen Magnetismus Ähnliches vorgehen? – Sind alle Körper gleich gut zur Hervorbringung dieses Totscheinens, oder tun es bloß Elektrizitätsleiter, und diese wieder bloß, wenn sie in menschlicher Berührung sind? Kann ein zweites, abgeändertes Berühren die Wiedererweckung bewirken?

464. Wird beim Taufen das Taufwasser magnetisiert? – Auch das Becken ist gewöhnlich von Metall.

465. Wenn schon die nächtlichen Handlungen der Fledermäuse nach Wienholt durch ihre Lebenssphäre so sehr unterstützt werden, warum sollte das nicht bei allen nächtlichen Raubtieren und Raubvögeln, und so vielen fast immer im Dunkeln tätigen Insekten und Würmern, der Fall sein? – Wo kommt in Bergwerken, in Eingeweiden, das Tageslicht her? – Wo den Flöhen, den Wanzen, den Maden im Obst, den Holzwürmern, den Fischen in tiefem trübem Wasser und Schlamm usw.? – Und endlich, kann man nicht auch allen Pflanzen eine solche Wirkungssphäre zuschreiben? – Ist schon ihr Geruch bloßer Ausdruck einer solchen Wirkungssphäre für uns? – Das Neigen der Staubfäden bei vielen nach dem Pistill? – Ihr Neigen nach dem Licht? – – Merkwürdig ist's, daß bei den Klapperschlangen besonders das Auge das Organ ist, durch welches sich ihr Einfluß auf äußere Dinge verrät; gerade wie beim Sehen. Fixierung des geliebten Gegenstandes durch das Auge, als wären alle Verliebte Klapperschlangen, und alle Klapperschlangen Verliebte. Überdem haben beide noch das gemein, daß beide so ihren Fraß finden.

466. (1800) Ist tierischer Magnetismus bloß ein Spiel der Zeugungskräfte, so müssen sie, durch Batterien gesammelt, Wunder tun, zum Beispiel wirklich befruchten, durch bloße Berührung. Gibts nicht schon in der Natur Befruchtung durch bloße Berührung? – Was ist überhaupt menschliche Berührung verschiedener Geschlechter zum Teil schon anderes?

467. Ob wohl beim tierischen Magnetismus Anziehen und Abstoßen zu bemerken ist. Der magnetisierende Arm ist doch gleichsam nur als der eine Pol zu betrachten.

Dieser muß anziehen, Homogenes abstoßen. Tierische Polarität.

468. (1801) Gibt es tierische magnetische Nadeln? – Wahrscheinlich geschieht beim tierischen Magnetismus so was, wie solche Nadeln machen.

469. (1802) Wenn am Tage das Tier durch Willkür sich ergänzt, und dieses eben sein Leben ist, so muß in der Nacht die Ergänzung geschehen ohne Willkür. Es ist eine andere Willkür, nicht die meinige, welche hier eintritt. Die Nacht wirkt daher auf den Menschen, wie der Silberpol der galvanischen Batterie: kontrahierend. Im Tage, oder beim Nachlassen der Nacht, tritt die Expansion ohne Sättigung durch Willkür hervor, und fordert diese. Es ist die Aufforderung zur Tat. Der Tag, das Leben, ist somit ein Trennungsphänomen, die Trennung aus der Nacht. So der Sommer das Trennungsphänomen des Winters; etc.

470. Die Medicina magnetica (vergl. zum Beispiel Van Swietens Analogie etc. T. II, p. 354-367) ist höchst interessant, und besonders ihre Prinzipien nach Maxwell (I. c. p. 366). Sie beruft sich auf die Einheit des Lebens und ihr Bleiben bei aller möglichen Verteilung des Körpers im Raum, so wie schon wir die Toten nicht verdorben glauben, wenn etwas von ihnen hier, das andere dort, verwest. Es ist die rechte eigentliche Unsterblichkeit, die sie voraussetzt. Alles was gelebt hat, lebt noch, und wird ewig leben; alles, was noch leben wird, hat seit Ewigkeit gelebt. Wo die Teile im Raume sich befinden, tut nichts, und alle Körper bis zur schönsten Gestalt sind potentia überall da. Auf was führt nicht schon die nähere Betrachtung des Ernährens, des gewöhnlichen Medizinnehmens usw.?

471. Es ist schon eine Art von Hell-Sehen (Clairvoyance), daß wir unsern eignen Körper sehen. Wir selbst gehen weiter, als dieser Körper, und sind eigentlich das Universum selbst; indem wir sehen, sehen wir schon Teile unseres Innern. Im Somnambulismus wird unsere Anschauung mannichfacher, wir sehen das Innere unseres Körpers wieder als Äußeres. Das Ideal ist, daß wir unsern Körper bis in seine kleinste und feinste Organisation und Struktur erkennen und sehen. Wir bekommen gleichsam einen neuen Körper. Damit muß sich auch die äußere Welt erweitern; was an den Dingen Inneres, muß uns Äußeres werden. Die Aussage einer guten Somnambüle muß jederzeit die Resultate einer guten Physik bestätigen.

472. Das Merkwürdigste im tierischen Magnetismus ist die Anschauung der Zeit. Folge ist hier Nebeneinander. Im Erwachen wird das Nebeneinander wieder Folge.

473. Im tierischen Magnetismus muß das bildende Leben das Übergewicht haben, so wie schon im Schlaf, – und wie der Schlaf alles bildende Leben herunter bis zum Schmetterling und zur Häutung der Puppe begleitet. Wohlgefühl des Somnambulismus, wie jedes bildenden Lebens.

474. (1803) Vitalmachung erloschner Organe durch Berührung mit lebenden. Totenerweckung durch Berührung von Lebendigen in Masse, besonders von Rabdomanten. Sollte wohl die galvanische Batterie schon wie ein Lebendiges wirken, und Berührung von ihr, Teilnahme an ihr (ihrer Aktion) schon dadurch Leben mitteilen können?

475. (1806) Im Schlafe sinkt der Mensch in den allgemeinen Organismus zurück. Hier ist sein Wille unmittelbar der der Natur, und umgekehrt. Beide sind jetzt eins. Hier ist der Mensch wirklich physisch allmächtig, und wahrer Zauberer. Alles gehorcht ihm, und sein Wille selbst ist das allem übrigen Gehorchen. Hier wird jeder Wunsch befriedigt, denn er hat keinen andern, als den er haben soll und muß. Ein solches Dokument davon ist der Traum. Sein Gehalt ist nicht unmittelbar der jener Einheit mit dem allgemeinen Organismus, als welcher an sich nie Gegenstand künftiger Erinnerung werden könnte. Aber er ist der Übergang zu ihm, ein Zwischenzustand zwischen Schlaf und Wachen: partielles Begriffensein in jener Einheit, mit Selbstgegenwart genug, damit es Eigentum des Individuellen sei und scheine. Nur um so mehr aber erscheint der Mensch hier als Zauberer usw.

476. (1807) (Nach dem Besuch bei einer Somnambüle.) – Wie klar löst sich vor solchen Erscheinungen die Bestimmung des Physikers in diese auf: Herr des Lebens zu werden! – Wie ungeschickt und wichtig sieht man dann so vieles angegriffen, was hier aufhört! – Auch dem Physiker ist für sein Treiben das Bild der Liebe erlaubt; das Leben ist seine Geliebte. Bedeutend ist es, daß es auch in seinem Leben einen Punkt gibt, wo die Sehnsucht bricht – zur Resignation, denn nun erst findet die Himmlische Stätte, – wie ja alles Sehnen nur die Bedeutung hat, daß wir nie finden, wo wir suchen; – welches bis auf den Gott herauf gilt. Wie mag wohl jenes Umgekehrte heißen müssen, was dem Glauben früher, und immer, vorauszugehen pflegt? – Es weitläuftiger zu beschreiben, ist es allerdings die Anstalt, uns selbst weg zu beweisen.

477. Im tierischen Magnetismus kommt man aus dem Gebiete der Willkür heraus, und ganz herüber in das der Unwillkür, oder dem, wo der organische Körper sich wieder als anorgischer verhält, doch aber so beider Geheimnisse veroffenbart. Es gibt ein Bewußtsein, was dazu des Willens und seiner Übung nicht mehr nötig hat. Es ist eben das im Schlafe, im gewöhnlichen, wie im magnetischen, das Bewußtsein des Unwillkürlichen. Wille ist hier nicht einmal möglich. Höchst merkwürdig ist, daß hier auch das Gewissen wegfällt, und daß mit seinem Wegfallen das größte leibliche Wohlbehagen eintritt, was es gibt. Weiter interessant ist, wie sich hier guter und böser Wille des Magnetiseurs, an der Somnambüle ausnimmt. Sie ist ganz dem Willen des Magnetiseurs unterworfen. Alles Reine, Gute, jede Tat, zu der sie der Magnetiseur auffordert, und die gut ist, erhöht nur jenes Wohlbehagen; jede schlechte unreine, aber, auch in der bloßen Zumutung schon, stört dasselbe, und bringt Krämpfe, Zuckungen usw., hervor, obgleich die Somnambüle das Gute vom Bösen durch nichts, als aus diesen körperlichen, Zeichen zu unterscheiden weiß. Dies erklärt auf der Stelle, wie Magnetismus, auch als Heilmittel angewandt, nur dann wirksam und heilbringend sein kann, wenn er vom Magnetiseur mit reinem Herzen und Willen, und rein gehalten während seiner Übung, unternommen wird. Der Somnambüle, (oder auch dem, da usw.), fällt die Willkür gänzlich weg, wie schon gesagt. Der Magnetiseur hat fast keine andere Rolle, als dieselbe für sie zu übernehmen, für sie zu wollen. Er will für sie, und er heilt sie; aber dazu muß er rein wollen, und Reines. Erscheint hier nicht die Krankheit recht offenbar als Willensverderbnis, als Verderbnis durch unreinen Willen? – Und ist es nicht herrlich, daß Heilung möglich ist, dadurch, daß die Kranke allen Willen aufzugeben genötiget ist, daß er ihr wirklich wegfällt, und dagegen die Verbindungsmöglichkeit fremder Willkür mit ihrer Unwillkür eintritt? – Wo man nicht mehr selbst wollen kann, muß man sich durch andere wollen lassen. – Der Magnetiseur bekommt hier Priesterwürde, und alle, die wir für andere wollen und zu wollen berufen sind, sind gewissermaßen Magnetiseurs, und damit Priester, Absolutoren. Wir verrichten ein Hochamt; wirklich ein hohes Amt. – – Ferner ist es interessant, wie die Somnambüle, nachdem sie erst zu einem Maximum von Willkürlosigkeit gekommen, (in der Clairvoyance), (indem sie gleichsam sich erst von allem Willen, worunter auch der böse, falsche, reinigt), dann nach und nach wieder Willen bekommt, wie vom Magnetiseur herüber, und reinem, bessern, auch körperlich gedeihlicheren, als sie zuvor hatte. Dies nimmt zu, und endlich ist sie durch nichts mehr in eine Spur von Somnambulismus zurückzubringen, womit sie aber eben nun geheilt ist. – Hier fällt mir ein, ob nicht der natürliche Schlaf schon nichts anderes, als eine Anstalt ist, den Willen des vorigen Tages abzuwaschen, worauf des Morgens neuer, reiner wieder wächst. Hier ist Gott der natürliche Magnetiseur, und wir scheinen von einer großen allgemein verbreiteten Naturanstalt bloß speziellen Gebrauch für einzelne Fälle zu machen, wenn wir magnetisieren. Gebe man nur selbst einmal genau Achtung, mit welcher Gemüts- und Gewissensstimmung man einschläft, und wie man dagegen wieder erwacht, – nach einem gesunden Schlafe nämlich. Weiter kann man diese Betrachtung fortsetzen, wenn man alles, was gleiche Wirkung mit dem Schlafe hat, in Erwägung zieht, zum Beispiel die Liebe. Hier findet sich das nämliche Aufgeben des Willens wieder, und die nämliche Wiederkunft eines neuen, reineren. Erst will man die Geliebte für sich; aber es kommt eine Zeit, wo dies aufhört und man ohne Willen ist (resigniert), worauf man dann nur für die Geliebte, und um der Geliebten willen, will. Hier ist zugleich der Magnetismus gegenseitig; beide Teile sind sich Magnetiseur und Somnambüle. So kommt, das vorige dazugenommen, auch in die Liebe von neuer Seite etwas sehr Hohes, Heiliges. – Doch ich will nicht alles vorgreifen, was hier noch folgt.

478. Die Somnambüle kann sich alles irgend Vergangenen erinnern, sobald sie im Schlafe ist, im Wachen nachmals aber bloß des wachenden Lebens. Auch die Zukunft sieht sie im Schlafe voraus, aber als Unwillkürlichkeit, und auch aus ihr das Unwillkürliche nur; diese Voraussicht hört mit dem Wachen auf. Erinnerung muß etwas Vermitteltes sein: Aufnahme des Speziellen, Willkürlichen, ins Unwillkürliche, Allgemeine. Am Unwillkürlichen erinnern wir uns. Gedächtnis ist schon eine Art von Orakel; es spricht das (uns) Geschehene aus. Des Unwillkürlichen selber aber erinnern wir uns nicht; es würde dazu ein höheres Unwillkürliches, und daß das Unwillkürliche selbst den Schein der Willkür annähme, gehören. Schein aber entsteht überall durch Äquivalent; Schein und Wahrheit unterscheiden sich durch die bloßen Beziehungen. Und so ist allerdings noch ein Wissen und Bewußtsein möglich außer jenem, was durch den erklärten Willen zustande kommt; von dieser Art ist das somnambulistische. Die an sich außer allem Bewußtsein stehende Unwillkürlichkeit wird zu in ihrem System nicht liegenden Aktionen bewegt durch Hervorrufung unter der Form der Frage, durch gewöhnlich nicht vorkommende, also in ihr System noch nicht aufgenommene oder eingewohnte Reize usw. Jenes Bewußtsein ist Bewußtsein aus Herrschen, dieses Bewußtsein aus Dienen, Folgen, Geleitetwerden. Dieses Bewußtsein aber gehört ganz dem Unwillkürlichen an, und kann nie wieder, als von ihm – dem gleichen, wenn es wiederkehrt, aufgenommen werden. Da aber das willkürliche Bewußtsein ohnehin immer am Unwillkürlichen als seiner Matrix vorkommt, so kann natürlich auch das unwillkürliche Bewußtsein sich selbst und das Willkürliche begreifen, da das Willkürliche bloß sich wiedergibt.

Hier tritt der seltene Fall ein, wo Menschen, Reize, außer sich Bewußtsein schaffen können, und damit Dasein. Wenn etwa nun der Tod in nichts bestände, als im Wegfallen des willkürlichen Bewußtseins, so könnte dem Verstorbenen noch immer wieder Bewußt- und Dasein, – Leben – hervorgerufen werden, und ein Leben, was alles Vergangene enthielte, und auch die Zukunft aufschließbar vor sich hätte, – durch das bloße Andenken der zurückgebliebenen Lebenden. Hier enthüllte sich die Bedeutung so vieler Anstalten, dieses Andenken zu feiern und es zu unterhalten: der Sinn des Monuments, – der vielleicht das einzige war, was nie von Menschen wich. Denn das Monument erhält geradezu im Leben und gibt Leben dem, dem es gesetzt ist. Wen wir für unsterblich erklären, wird unsterblich; sich unsterblich gemacht zu haben, ist das Höchste, was man für sich getan haben kann. Sich Namen gemacht zu haben, heißt, sich Dasein gesichert zu haben. Man zitiert hier das Leben, wie Shakespeare und die Alten die Geister. Daher der unwiderleglich tief begründete Trieb in uns, uns Andenken zu stiften, denn eben in diesem Andenken werden wir uns selbst von neuem an-ge-dacht. Denken wir an jemand, so denken wir ihn an ihm, wir denken ihn, und er selbst ist da. Die Lebenden geben den Toten die Unsterblichkeit; ein übles Andenken muß ihm ein Leben voll Hölle, wie ein gutes ein Leben voll Himmel, geben. Die Lebenden bilden das Totengericht.

Hier die Macht der Phantasie, des Gedankens. Alles an etwas Denken, ist Denken dieses Etwas selbst. Wir geben Dasein, eben aber, weil zum großen Teile es dem Gedachten gehört, läßt es uns nur jenen schwachen Grad der Gegenwart desselben zurück, der das Gedachte uns immer noch vom Wirklichen unterscheidet, genau, wie die zweite Person, die ich sehe, doch für mich noch bei weitem den Grad der Wirklichkeit nicht hat, die ich mir selbst. – Um und um sind wir Lebensspender und ›Verbreiter‹. Unser Leben selbst ist nur die Ernte von unserer Saat. Hier Theorie der Kraft der Freundschaft, auch der Liebe von neuem. Man denkt für und an andere, diese, demzufolge, an und für uns, uns selbst, und so können wir reiner das Leben zurückerhalten, was wir uns, unmittelbar, so rein nie geben könnten. Wohlbehagen in diesem allen. Der Freund, die Geliebte, denkt somnambulistisch zurück, also nur das Behagliche, das Gute, – und dies macht uns selbst gut. In den Freund herein denkt man abermals nur das gewählteste Gute. Aber aus Willkür entsprungen ist seine vollkommene Reinheit nie garantiert, wohl aber die desjenigen, was der Freund zurückgibt, weil es aus belebter Unwillkürlichkeit entsprang.

Hier auch alle Kraft des Segens, der Weihe, der Sakramente. Das hier ins Leben Gerufene erweist sich nicht am Bewußtsein unmittelbar. Es wird zu einem Teile geläuterter, zur Erfreulichkeit gebrachter, Unwillkürlichkeit. Aber das Licht des willkürlichen Bewußtseins überblendet es noch, und es erweist sich bloß aus der Leichtigkeit und dem Mute, (eins vielleicht), gewissenhaft zu sein. Und hierdurch kommt die Freude des Tieferen im Höheren zum Mitgenuß. Wir könnten eigentlich nichts Höheres, als mit dem geläutertsten Willen, (wozu sogar der Willen so oft schon gegen sich selbst angewandt werden muß), nur Äquivalente dessen, was auch unwillkürlich so ausfallen würde, zu liefern. Aber eben, weil es doch durch Willkür zustande kam, kehrt alle Freude und Wohlbehagen vollendeter bewußter Unwillkürlichkeit hier ein, und die der erweckten Unwillkürlichkeit dient überhaupt nur zum abermals wiederglänzenden Grunde. Eben in dieser Einheit des Äußern und Innern geht die Freude, die Seeligkeit, tiefer auf; sie fühlt sich an unendlich mehr Gliedern, und wird überhaupt zum allgemeinen Wonnegefühl im besondern. Ein solcher Segen, wie auch zugekommen, gibt allem folgenden Bewußten Grund und Boden und Nahrung, während der Fluch nur Angst, d. i. Grund- und Bodenlosigkeit, Irren in der Wüste, Verlorenheit und Verzweiflung erzeugt. Halte dich recht und bleibe redlich, (d. i. daß du davon reden kannst), so wird dir's wohlgehen (wohl und glücklich gehen, du wirst vorwärtskommen).

479. Dem Gewissen liegt das Unwillkürliche zum Grunde. Gewöhnlich ist der Fromme nur Frager an ihm, und dieses, als allgemeines Orakel, antwortet. Dreht der Frager die Frage selbst in Antwort um, und handelt somit ohne Gewissen, ohne Unterwerfung unter den Gottesausspruch, so ist Leidenschaft, Laster, Sünde, da. Greift aber der Frager die Gottesantwort als seinige auf, so fällt er ab von Gott, und eben dieses Erheben des Besondern zum Allgemeinen gibt den Teufel. Der Abfall selbst muß möglich sein, weil er wirklich sein konnte; er muß es daher immer sein. Hier noch im Unwillkürlichen die Hut, Gott anzuerkennen, Gottesgenuß selbst. Mißbrauch der Allmacht zur sündlichen Magie, zur teuflischen. Wirklich entsprang die Sünde damit, daß der Mensch Gott selbst werden wollte, wie das hier sich genau so ergibt.

480. Willen und Reiz sind gleicher Dignität, also nur stufenweise verschieden. Der Wille ist mehr äußerer, peripherischer Reiz, als der innere nur dem Phänomen nach äußre der Natur. – Der Wille ist ohne Macht über das Pulsierende. Dies müßte sonach innerlicher sein, als das Willkürliche, nicht Pulsierende. Wie alles Licht, so erkennet auch das des Willens sich erst am größeren Detail der Gegenstände oder des Äußeren; er findet zu wenig Widerstand, um schon am Innern, minder detaillierten, sich zu erkennen. So ist er sich im Äußersten erst offenbar, im Innern aber geheim. Er ist das eingewelkte Pulsationsprinzip.

Wo Wissen, ist Willen. Gewissen, als die Grenze des Wissens, liegt an dem Übergange des Unwillkürlichen, Pulsierenden, ins Unwillkürliche nicht Pulsierende. Es selbst kann klarer werden, und dies gibt die Möglichkeit der Offenbarung. In dieser aber hört das Phänomen des Willens auf, – wie bei den Somnambulen schon, damit zugleich die Erinnerung, die notwendiges Element des Wissens hiermit wird. Die Einheit in der Zeit ist verlegt. Gerade, daß hier die Zeit selbst objektiv werden kann, { Wirkliches bestätigt es).


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