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V. 287–321

287. (1797) Der elektrische Funke, was ist er anders, als Materie von einem sehr großen Volumen?

288. (1798) Könnte nicht mit einem Uhrwerke ein elektrischer Apparat so verbunden werden, daß nach dem Ablaufen desselben ein Funken es von neuem aufzöge, d. i. sein Aufziehen veranlaßte? – Also eine Art von Perpetuum mobile.

289. Hat der elektrische Funken eine andere Farbe, wenn er durch einen Magnet in diese oder jene Luftart überströmt oder schlägt, als wenn er durch ein ganz ähnliches Stück unmagnetisches Eisen oder Stahl in dieselbe übergeht? – Und wie modifiziert die Temperatur der Luftart, die Aussetzung derselben ans Sonnenlicht usw., die Farbe des Funkens? – Vergleiche damit die Farbe des Funkens, nachdem er aus diesem oder jenem Körper ausströmt.

290. Verdient es Aufmerksamkeit, daß schwache elektrische Funken bei Maschinen usw., einen Phosphorgeruch geben, der stärkere Blitz aber einen Schwefelgeruch? – Der letzte ist der Geruch eines Körpers, der weniger Sauerstoff zur Verbrennung einnimmt, als der erste.

291. Im luftleeren Räume soll keine Abstoßung gleichnamiger Elektrizitäten mehr stattfinden. Also stoßen sich auch gleichnamige Elektrizitäten nicht ab, sondern nur gleichnamig elektrisierte Körper entfernen sich voneinander.

292. Bei der Elektrizitätserregung muß notwendig Wärme zerlegt werden, oder, was gleich viel ist, Licht. Sehr merkwürdig ist schon das, daß zwei Körper, die sonst gleichen Namens sind, von denen der eine aber wärmer als der andere ist, schon Elektrizität miteinander geben.

293. Kommt das bessere Laden erwärmter Leidner Flaschen nicht sowohl von der weggetriebenen Feuchtigkeit, als vielmehr von der durch die Wärme vermehrten Kapazität des Glases, durch die es sich schon mehr den Halbleitern nähert? – Vergleiche die Phänomene beim Kondensator.

294. Sollte alles elektrische Anziehen und Abstoßen magnetische Wirkung sein, die doch in jedem elektrischen Prozesse auch vorhanden ist, und hier gleichsam durchblickt?

295. Ich könnte den Sinn meiner ehemaligen Ausdrücke über Elektrizitätserregung sehr gut auch so geben: bei der Elektrizitätserregung wird Wärme zerlegt, und alle Elektrizität ist zerlegte Wärme.

296. Van Marums neue Versuche beweisen sehr schön, daß zur elektrischen Abstoßung zweier Körper durchaus gehöre, daß ihre Kontinuität unterbrochen sei. Mayers Versuche ( Grens Journ. VII. 232) zeigen, daß die Unterbrechung durchaus eine ponderable Materie enthalten müsse, denn im luftleeren Raum stoßen sich gleichnamige Elektrizitäten nicht ab. Hier gleicht also das Vakuum dem Kontinuum. Es muß ihm, wie diesem, eine Bedingung zur Abstoßung fehlen.

297. Wärme scheint für den elektrischen Prozeß das zu sein, was Wasser für den chemischen.

298. Sollten nicht alle Tiere dieselbe elektrische Polarität besitzen, wie die Katzen bei Chladni und so vielen schon vor ihm? – Wie würde sich dies an den Magnetismus vom Kopf nach dem Rücken, und das Aufheben der vorigen Wirkung bei Streichen nach entgegengesetzter Richtung anschließen? – Und wenn elektrische Polarität bei Tieren, wie bei den Pflanzen? – An die Beobachtung bei Katzen reiht sich Cotugnis Beobachtung an der Maus vortrefflich an. Wahrscheinlich ist die Schwanzgegend aller Tiere + E, und der Kopf - E. So verbreiten sich schon die Nerven vom Rückenmark aus + E-artig, während das Gehirn der - -Knopf. Lichtenbergsche Figuren! – Übrigens könnte man nach dem vorigen sagen: alle Geschöpfe seien Turmaline, und die Welt selbst ein in unendliche Glieder zerspaltener!

299. Wenn etwa der menschliche Körper sich zu der Atmosphäre verhält, wie das Metallblättchen an und zu Humboldts Glasröhre (s. Versuche über die gereizte Nerven- und Muskelfaser, Bd. II, S. 454), verhält sich die Oberfläche des Körpers als leitend und einsaugend, und träten Umstände ein, wo sie diese Funktion nicht mehr verrichten könnte, so müßte man den Körper mit andern einsaugenden Massen in Verbindung setzen, zum Beispiel mit großen Massen Metall. Man erinnere sich hier an Mesmers magnetisches Baquet, an Thouvenels Erz- und Wassersucher. Vielleicht sind Bäder in der See und andern großen Wässern darum so heilsam; das Weltmeer ist für die Erde das nämliche, was das Metallblättchen für die Glas- oder Siegellackstange. Vielleicht stehen Sternensysteme zum Weltraum in dem nämlichen Verhältnis. – Saugen wohl entgegengesetzte Geschlechter Entgegengesetztes ein? – Und eint sich dann, zum Beispiel beim Magnetisieren? – Was würde es für Wirkung haben, wenn man eine ganze Menge Männer, und eine ganze Menge Weiber, sich an große, geschiedene Metallflächen entladen, und letztere dann zusammen auf einen Menschen influieren ließe? – Dem Tiere ist der Blitzableiter gleichsam auf die Seele gebunden, als ob im Blitze etwas Göttliches läge! – Auch die Elektrizität leitende verdünnte Luft in den Höhen der Atmosphäre steht in dem Verhältnis zu der Erde, wie oben das Metallblättchen zum Glase; sie bildet eine Metallhülse um die Glaserde. Eine Menge atmosphärischer Phänomene mögen hieraus ihren Ursprung haben, zum Beispiel Nordlichter. Findet für die Sonnenatmosphäre etwas Ähnliches statt, so kann das Zodiakallicht dahin gehören. So können ganze Sternensysteme ähnliche Erscheinungen geben. Minima von Dichtigkeit tun hier dasselbe, was in S.'s Abhandlung Maxima der Dichtigkeit als Nerven der Erde.

300. Musschenbroecks Beobachtung, daß Glastafeln auf Metall schwach oder gar nicht betauen, indes Glas auf Glas stark betaut, ferner, daß um Metall herum, was auf Glas liegt, ein mit ihm konzentrischer Ring auf diesem unbetaut bleibt, beweist, daß Glas und Metall, auch ohne daß sie gerade elektrisieren, sich in der Berührung dennoch wechselseitig modifizieren.

301. Über die Kraft mancher Fische, den elektrischen ähnliche Schläge zu geben, könnte man sicher sehr entscheidende Versuche anstellen, wenn man frisch präparierte Froschschenkel und Nerven auf gehörige Art in die Kette brächte, d. i., sie in eben die Verhältnisse zu ihr setzte, wie bei schwachen Elektrizitäten und beim Galvanismus. Im günstigen Falle wären dann die Leiter und Isolatoren der Wirkung genau zu untersuchen, und mit denen des Galvanismus und der Elektrizität zu vergleichen. Wo Wirkung im Augenblicke der Schließung wegfiele, müßte man den Einfluß der Fortdauer des Geschlossenseins der Kette prüfen. Alle diese Versuche ließen sich auch beim tierischen Magnetismus anwenden, um über die Tätigkeit in demselben Licht zu erhalten. Beschränken sich vielleicht der Gehalt der galvanischen und der tierisch-magnetischen Kette untereinander? – Ob wohl auch bei Würmern und Insekten Wirkungen vorhanden sein möchten, die gut präparierte Froschorgane in Kontraktion versetzen könnten? – Zum Beispiel beim Aufspringen der Carabi?

302. Jean Paul nennt die Erde den Aschenzieher unseres warmen Staubes. Aber eigentlich wird alles, was schwer ist, von der Erde als Turmalin gezogen, und Schwere selbst ist dieses Phänomen. Die Sonne zieht den Staub der Erde, diese das Aschenstäubchen des Mondes ebenso an, wie eine Milchstraße die andere. – Die Natur ist Asche und Zieher zugleich.

303. Wenn man eine Nadel aus Glas verfertigte:

, und an a und b eine kleine Metallbelegung brächte, und durch diese Belegungen sie lüde, ganz wie eine Leidner Flasche, oder eine Beccariasche Glastafel, von welcher sie ohnehin nur ein gleichsam herausgenommenes Stück oder Element ist, und dann die Belegungen von den Seitenflächen a und b abnähme, so hätte man eine Nadel, an deren Polen die entgegengesetzten elektrischen ebenso haften würden, wie an der Magnetnadel entgegengesetzte magnetische. Aber wird diese elektrische Glasnadel sich ebenso nach Weltgegenden richten, wie die magnetische aus Eisen oder Stahl? – Und welcher Pol, + oder -, wird zum Beispiel nach Norden stehen? – Wird auch Inklination sich zeigen, und welcher Pol wird inklinieren? – Vielleicht hier der südliche, statt beim Magnet der nördliche? – Wird die Deklination die magnetische, oder von ihr verschieden sein? – Welche Körper wird diese Nadel in größerer Ferne und Menge ziehen? – Wird sie auch im luftleeren (nicht luftdünnen) Raum noch ziehen? – Wird das + -Ende bloß - -Körper, zum Beispiel Harz, das – -Ende bloß + -Körper ziehen, zum Beispiel Glas?

304. Wenn ich von zwei Substanzen jede allein mit einer dritten reibe, zum Beispiel durch ein Sieb in Kortums Versuchen, wird dann wohl jede derselben die Elektrizität erhalten, die sie erhalten hätte, wenn man beide direkt aneinander gerieben hätte? – Werden, wenn sie in dem Gradverhältnis zueinander stehen, wohl b mit c gerieben, und a mit c gerieben, beide zum Beispiel +, oder -, werden, nur b schwächer als a, und wird folglich beim unmittelbaren Reiben aneinander im ersten Falle a + und b -, im zweiten a - und b +, werden? – Dies ließe Gesetze entwickeln. Stehen die Körper , so müssen unmittelbar a und b notwendig dieselben Elektrizitäten bekommen, als mit c gerieben, nur beim unmittelbaren Reiben in stärkerem Grade. Nach diesen drei Fällen müssen sich alle Körper ordnen, und die erschöpfenden Schemata werden sein:

a   b   c unmittelbar a b
+ +   - + -
a   b   c " a b
- -   +   +
a   c   b " = a b
-   +   - +
a   c   b " a b
+     -   + -

Mit einem vollständigen Reihensystem muß sich dies alles ergeben. In der Reihe:

kommen bereits alle diese Fälle vor.

305. (1800) Eine magnetische Eisen- oder Stahlnadel mit zwei sehr dünnen Stahlfäden muß ein gutes Elektrometer abgeben.

306. (1802) Im Kombustionsprozeß scheint das Licht nichts als ein angehaltener elektrischer Funken zu sein. Die Rechnung muß zeigen können, daß so viel Elektrizität da sei, als zu so viel Funken nötig ist. Als Maßstab dessen, was die Verbrennung geben könne, muß das Licht bei der Verbrennung im Sauerstoffgas dienen können. Hier hat das Licht schon ohnehin allen Glanz des elektrischen.

307. So ist auch alle Wärme elektrischer Art; bei Verbindung verschiedener E erscheint Wärme. Auch hier muß die Rechnung die Zulänglichkeit der vorhandenen Elektrizitäten zu den Verbrennungswärmen beweisen. – Je größer die Wärmekapazität eines Körpers, desto mehr neutralisiertes ± E hat er schon. – Alles Licht elektrisches Licht, alle Wärme elektrische Wärme.

308. Es liegt etwas unendlich Großes in dem Voltaischen Spannungsgesetz heterogener Leiter. Könnte man zwei Stücke Zink und Silber in Berührung bringen, jedes so groß wie das Universum: sie würden nicht ruhen, bis diese beide Universa zu der nämlichen Spannung gekommen wären, als zwei Nadelköpfe von Zink und Silber.

309. Die Unendlichkeit der Elektrizitätsquellen ist nichts als zutage gelegte Quelle des Seins. Das Geheimnis der Natur ist aufgetan.

310. Die Elektrizität ist das Phänomen der zerlegten Schwere, Sonnenschein das Phänomen des Schwere-werdens.

311. Wenn der elektrische Funke schwer ist (Winterl), so sind alle Körper eigentlich nur elektrische Funken.

312. Die höchste Tendenz des Galvanismus muß sein, das Metall ganz in Funken aufzulösen. Es würde dies geschehen, wenn das ganze Innere des Metalls nach außen gewandt werden könnte.

313. Wenn ich einen Körper aus gewisser Entfernung von der Erde ihr näher bringe, so wird er schwerer, er wird mehr Materie. Wenn ich einen Körper, der noch gar nicht wiegt, der Erde näher bringe, muß er etwas Gewicht bekommen. Dieses aber ist der Fall beim elektrischen Funken. Sollten umgekehrt hoch geworfene Körper sich wieder in elektrische Funken auflösen, die sodann verschwinden? – Und zwar verschiedene Körper in verschiedenen Höhen? – so, daß jeder Körper dafür seine Höhe hätte?

314. Interessant ist es, daß, wie überall, so auch in der Geschichte der Elektrizität, man, sobald man eine Sache etwas kennt, gleich in den luftleeren Raum damit lief. Die Gegenwart der Luft wird überall für eine Sache von äußerster Wichtigkeit anerkannt, als ob sie gleichsam überall herrschte.

315. Geriebener Diamant leuchtet im Dunkeln. Der Sonne ausgesetzter Diamant leuchtet im Dunkeln. Somit tut Reiben mit Heterogenem dasselbe, als Aussetzen ans Licht, und umgekehrt. Die Körper elektrisieren sich am Licht, und ihr nachheriges Leuchten im Dunkeln ist das bloße Wiederaufheben ihrer Elektrizität, – ein stiller langsamer Funken.

316. Die Elektrizität wurde am Bernstein entdeckt, an einem negativ elektrischen Körper. Also die negative Elektrizität wurde zuerst entdeckt. Auch am Himmel wurde diese zuerst entdeckt.

317. Merkwürdig ist der Gang der Geschichte der Elektrizität. Zuerst wurde die negative entdeckt, – darauf die positive, damit der Dualismus. Diese Duplizität wird darauf als eins genommen, und es entsteht der Franklinismus. Damit ist aber wieder erst der eine Pol des elektrischen Schema entdeckt: der Licht- oder der Sonnenpol. Noch fehlt die Anerkennung des andern Pols, in welchem ebenfalls Duplizität ist, die dann als Einheit genommen wird: der Wasser- oder der Erdpol. Er ist anzuerkennen, und damit die höhere Duplizität: L(= M) .... o .... W(= E), und in jedem dieser Pole wiederum die Duplizität.

318. So wie es Radikalphänomen für den Magnetismus ist, daß eine Eisenstange in der Inklinationslinie magnetische Polarität zeigt, so mag es Radikalphänomen für die Elektrizität sein, daß eine jede Kupferstange elektrische Polarität erhält, wenn sie in der Schwerlinie aufgehangen wird. Die Polarität vom Zentrum der Erde bis in die Höhe der Atmosphäre ist die elektrische, die vom einen Pol der Erde zum andern die magnetische.

319. So wie ± E durch den Zustand der Ladung in den der Indifferenz übergehen, so müssen sie auch aus der Indifferenz durch den Zustand der Ladung in die Differenz übergehen. Schon hieraus der Beweis, daß berührendes Zinksilber sich im Zustande der Ladung und dem einer kleinen Leidner Flasche darstellen muß, daß jede Körperdifferenz eine Ladung setzen muß, wo die Grenze der geladene Körper ist. Wichtigkeit der Ladung für alle und jede elektrische Phänomene. Mit ihrer Aufklärung muß sich die gesamte Elektrizitätslehre zu einer ganz neuen Wissenschaft aufklären. Bis jetzt war sie bloß in einzelnen Fällen beobachtetes Gesetz, konstruiertes allgemeines Gesetz aber noch nie.

320. (1803) Je wärmer eine Mischung von Wasserstoff- und Sauerstoffgas ist, desto schwächer kann der Funken, der sie zur Detonation bringt, sein. Es muß einen Punkt geben, wo schon die Berührung von nur einem Paar Zink und Silber zünden muß. Je kälter hingegen die Mischung, desto stärker wird der Funken nötig.

321. Vielleicht ist die atmosphärische Elektrizität nichts, als eine Elektrizität, die die Luft zufolge ihrer Berührung mit der Schwere (= dem Schweren) hat.


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