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IX. 389–461

389. (1797) Ist wohl das, was in der galvanischen Kette die Empfindung veranlaßt, und aufwärts fortgeschickt wird, gleichsam ein Medium zwischen Materie und Geist?

390. Wie, wenn der Geist bestände aus einer Kraft, im Kraftverhältnis der Materie enthalten, und noch etwas anderem, was ich nicht begreifen kann, weil ich es selbst bin?

391. Sollte man wohl deshalb das Quecksilber immer verkalkt geben müssen, um es so sicherer, als im metallischen Zustande, an Ort und Stelle bringen zu können ? – Es gäbe dann seinen Sauerstoff ab, wirkte aber nicht hierdurch, sondern nur als Reiz, vermöge seiner unendlich kleinen, überall verteilten, Kügelchen. Sind darum unvollkommene Quecksilberkalke so wirksam, weil sie ihren Sauerstoff leichter abgeben? – Minder der vollkommene Quecksilberkalk, der wohl nicht durch Abgabe von Sauerstoff wieder zu Metall hergestellt wird, sondern, indem er aufgelöst wird, und ein reizendes Mittelsalz gibt. Sollten diesem daher nicht schon fertige Mittelsalze vorzuziehen sein? – Und möchten so alle Mercurialmittelsalze wirken?

392. Sollten vielleicht solche muskulöse Teile, deren Nerven durch Ganglien unterbrochen sind, bei der Reizung mit Metallen über den Ganglien unbeweglich sein? – Und durch Reizung unter denselben, wird da noch auf die Empfindung gewirkt? – Ganglien wären also eine Art von Untersuchungen von ähnlicher Wirkung, wie Unterband, Durchschnitt, der Nerven. Aber mag demohngeachtet durch diese Ganglien etwas fortgepflanzt werden können, es sei auf- oder niederwärts, was nicht auf Empfindung oder Bewegung, aber doch zu guten Zwecken, nötig ist?

393. Solange wir keine strengeren Beweise haben, daß chemische Kräfte es nicht allein sind, die im lebenden Körper wirken, solange dürfen wir auch keine neuen Kräfte dafür annehmen.

394. Das Übergehen eines toten Körpers in Fäulnis darf uns ebensowenig berechtigen, anzunehmen, vorher sei diese Materie nicht chemischen Gesetzen, oder wenigstens ihnen nicht allein, unterworfen gewesen, als das Verwittern eines Eisenkieses, die Verkalkung eines Metalls, eine Salzzersetzung, oder eine ähnliche Erscheinung, die häufig und oft genug vorkommt, ohne daß es uns dabei je eingefallen wäre, daß diese Körper zuvor nicht chemischen Gesetzen unterworfen gewesen sein. Beim einen dieser Prozesse, zum Beispiel beim letztern, findet wirklich nichts mehr und nichts weniger statt, als beim andern.

395. Sollte man nicht alle Krankheiten einzuteilen haben, in solche:

  1. Aus Mangel an Sauerstoff, oder zu wenig Sauerstoff gegen zu viel oxydierbare Masse;
  2. Aus Mangel an oxydierbarer Masse, wo also zu viel Sauerstoff da ist;
  3. Aus Überfluß an beiden;
  4. Aus Mangel an beiden?

396. (Beim Lesen von Brandis' Versuch über die Lebenskraft. 1795.) Wo steckt denn aber die Lebenskraft, wenn sie sich nur schwach äußert. – Nach Brandis, S. 15, No. 2, soll sie eine ursprüngliche Kraft sein. Sie muß also doch da sein, und also der Teil, der jetzt gerade nicht tätig ist, muß gebunden sein. Aber, wenn wir nun immer sehen, daß die Lebenskraft sich in gleichem Grade äußert mit dem phlogistischen Prozeß, so sollte man doch wohl denken, daß es eine und dieselbe Kraft sei, die den phlogistischen Prozeß, und das Leben, bewirke, denn die vermehrte Lebenskraft gibt sich ja nur durch vermehrten phlogistischen Prozeß zu erkennen, (s. Brandis, S. 128), dieser ist also ihr Produkt. Nun gehn aber außer dem Körper doch auch solche phlogistische Prozesse vor, und ihnen muß doch auch eine Kraft zum Grunde liegen. In beiden Fällen, im lebenden und toten Körper geschieht dieselbe Verbindung mit Sauerstoff. Aus was irgend für Ursachen nimmt man denn nun da zwei Kräfte an? – Ich denke, hierdurch beweist es sich gerade, daß die Kraft der ›toten‹ Chemie auch die hier wirksame sei!

397. (Desgleichen.) Sind Muskelfibern, Nervenfibern, solche Organe, die zwar auch durch Brandis' phlogistischen oder einen ähnlichen Prozeß erhalten werden, aber nicht unmittelbar, sondern indem erst eine niedere Art von organischer Materie entsteht, zum Beispiel etwas mit dem Zellgewebe Analoges, – eine Verbindung von Sauerstoff mit einem oxydierbaren Stoffe, – so, daß nun in der Muskel- und Nervenfaser bei Kontraktionen usw. dieser schon vorbereitete Stoff verbraucht wird, nicht aber, wie etwa im Zellgewebe, unmittelbar der Sauerstoff? – Es scheint dies der Natur gemäß zu sein, indem diesen Organen einigermaßen Vorrat für den Notfall versichert ist, wenn ja einmal die Quelle des Sauerstoffs nicht gleich da sein könnte.

398. Ist nicht alle Materie um so fähiger, in die sogenannte Organisation einzugehen, je mehr sie Verwandtschaft zum Sauerstoff hat? – Sind Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenstoff, nicht solche? – Geht deshalb noch Eisen und Braunstein in die Organisation ein? – Wirklich trifft man in den vorzüglich organisierten Teilen des Körpers auch Wasserstoff und Kohlenstoff in vorzüglicher Menge, auch haben sie die größte Menge Sauerstoff nötig.

399. Die Beobachtung, daß in der Jugend das Hirn, (und wohl alle Teile), sehr weich, im Alter härter ist, (sind), fällt sehr gut damit zusammen, daß Wasserstoff einer der vorzüglich organisierbaren Stoffe, zugleich aber auch sehr starke Verwandtschaft zum Sauerstoff hat. Da nun eben deshalb in der Jugend bei viel zugeführtem Wasserstoff auch der Lebensprozeß schleuniger vor sich gehen muß, so wird dabei auch viel Wasser erzeugt, was vielleicht nicht den Augenblick nach seiner Entstehung wahrgenommen wird. Bei Stumpfsinnigen und Wahnwitzigen ist das Gehirn widernatürlich trocken.

400. Da Kant Wasserzersetzung als Vehikel der Seelentätigkeit vorschlägt, und es fast bewiesen ist, daß im Wasser die beiden Grundkräfte, welche das Lebensprinzip konstituieren, im gleichsam ruhenden Zustande liegen, so wäre es wohl möglich, und im Grunde mit dem Sinn der Kantischen Hypothese ganz gleichstimmend, daß das Ich bei seiner Tätigkeit zunächst auf diese Kraft, (die Wasserzersetzung), in und mit ihr, wirkte.

401. Versuche anzustellen, den Darwinschen Augentäuschungen ähnlich, aber mit Wärme; – auf der Hand oder wo es sonst sei. In A sei a ein Stück Metall usw. von etwa 1 Zoll Seite und 140° Fahrenheit, b aber eines von mehreren Zollen Seite, aber kalt, zum Beispiel von 10 – 20 – 32° Fahrenheit. Beide lege man über- oder ineinander auf einen gleichförmigen Ort, zum Beispiel auf den Arm, und lasse die Wärme

in ihn übergehen. Nach einiger Zeit nehme man sie ab, und lege das durchgängig gleich temperierte Stück B von gleicher Größe auf den Fleck, so wird vielleicht es in der Mitte jetzt kälter scheinen, als an den Seiten. Auf ähnliche Art mache man auch den Versuch mit C, wo a kalt, und b heiß ist. – Hiermit vergleichbare Versuche müssen sich auch über den Geruch in der Nase, den Geschmack auf der Zunge, das Gehör im Ohre usw. anstellen lassen.

402. Da der galvanische Geschmack auf der Zunge stärker ist, wenn der Strom einwärts geht, sollte man da, in Vergleich mit den Kontraktionsversuchen und nicht glauben, daß die Sinnesnerven zwar ebensolche Beschaffenheit hätten, als die Bewegungsnerven, aber in umgekehrter Lage? – So daß Sinnesnerven ebenso von außen herein, als Bewegungsnerven von innen heraus, gereizt würden? – Daß sie also auf dieselbe Art, nach denselben Gesetzen, aber in umgekehrter Richtung, wirken?

403. Sind wohl Miasmen, Pockengift usw., eine Art von organischem, organisch sich fortpflanzendem, Stoff, etwa in Parallele zu stellen mit den parasitischen Pflanzen?

404. Da Licht entsteht in dem Momente, wo tätige Körper in Ruhe kommen, bei chemischen Verbindungen zum Beispiel, oder da diese die Bedingungen dafür sind, und die Erscheinung sich uns unter gewissen Umständen als Licht zeigt, unter andern aber ebenfalls eine Erscheinung hervorbringen müssen: so möchte es wahrscheinlich sein, daß in unserm Körper, wo beständig Mischungen, Verbindungen usw., vorgehen, die Ursache des Lichts ebenfalls vorhanden sei, nur daß sie sich nicht als Licht äußern könne, weil niemand sie sieht. Wie aber wird es, wenn ich vorstelle? – hier kann ich mir doch auch Licht vorstellen! – Also: bei Vorstellung sichtbarer Gegenstände nehme ich sicher mit der Materie solche Veränderungen vor, unter denen, wenn es äußerlich geschähe, ich Licht sehen würde, und ich habe jetzt das innerlich, was ich im Gegenteile außer mir hätte. Stelle ich mir nichts Sichtbares vor, so mag ich vielleicht solche Tätigkeiten der Materie vornehmen, unter denen, wären sie äußerlich, ich kein Licht, aber Wärme, fühlen würde, denn ich kann entweder sehen oder fühlen; unter das letzte gehören Gehör, Geruch, Geschmack, Gefühl. Wirklich sind aber zu meinem Vertrieb solche Materien bestimmt, die mit heftiger Anziehung auf einander wirken, (s. oben), die Verbindung muß also schnell vor sich gehen, und viel Wärme und Licht dabei frei werden können. – Wie muß doch le Cat darauf gekommen sein, dem Lichte Bewußtsein zuzuschreiben (Memoires, p. 19)?

405. (1798) In welchem Verhältnis steht die Bildung in den beiden organischen Reihen mit den chemischen Qualitäten, mit der Nahrung, dem Geschrei, der Feinheit dieses oder jenes Sinnes, der Farbe, den chemischen Bestandteilen des ganzen Organs oder einzelner Teile desselben, dem schnellen oder langsamen Atmen, dem Aufenthalt, dem schnellen oder langsamen Wachstum, dem Zeitverlauf bis zur Mannbarkeit, der Tragezeit der Weibchen, dem Klima, welches jedem Tier und jeder Pflanze das angemessenste ist usw., und dem Verhältnis aller dieser Umstände unter- und zueinander?

406. Sind diejenigen tierischen Teile, in denen der Lebensprozeß am langsamsten vor sich geht, nicht gerade auch die spezifisch schwersten, die, deren Teile am stärksten untereinander zusammenhängen? – Vergl. Knochen, Nägel, Zellgewebe, Muskeln, Nerven, usw. Je spezifisch leichter sie werden, desto stärker und rascher geht auch der chemische und der Lebensprozeß in ihnen vor sich.

407. Bei vollkommener Gesundheit würden wir, höchst wahrscheinlich, nicht mehr leben, sondern tot sein. Es wäre absolute Einheit, nichts zum Vergleich, nichts Beschränktes, sondern bloß ideale Tätigkeit. Also auch aus zu großer Gesundheit kann man sterben, und zum Leben gehört immer einige Krankheit.

408. Kann die Methode bei Cavallo (Vollständige Abhandlung der Lehre von der Elektrizität. A. d. Engl. Vierte Ausgabe, Bd. I, S. 280, 281), die Penetrabilität des elektrischen Lichtes zu zeigen, nicht dazu dienen, Verletzungen oder organische Fehler innerer Teile in chirurgischen und andern Fällen aufzusuchen?

409. Ist wohl die Pflanze jenes Wesen, was beide Pole der Sauerstoffmodifikation enthält und übt? – Die Wurzel zieht Sauerstoff an, und die Blätter stoßen ihn ab. Auch hier mag es keine mechanische Leitung geben, sondern dynamische, analog der bei Metalldendritenerzeugung. Überhaupt scheint schon diesem nach die Vegetation nicht die Quelle des Sauerstoffs in der Atmosphäre zu sein, da er ja immer wieder von der Wurzel aufgenommen wird.

410. Es ist durchaus allgemeines Gesetz, daß wir nie den Reiz, sondern überall nur die Reizung, die Tätigkeit, fühlen ....

411. (1799) Aus der Möglichkeit der Zersetzung des Wassers in Sauerstoff und Stickstoff würde sich die Quelle des Stickstoffs im tierischen Körper erklären. Vielleicht gibt es Krankheiten, wo statt des Stickstoffs Wasserstoff ausgeschieden wird, wenigstens beides zugleich.

412. Auch im Tierkörper muß der Galvanismus alle Assimilation, alles Wachstum, nach denselben Gesetzen und Formen bewirken, wie bei den Metallpräzipitationen. Nie aber wird der Körper ein fertiger Dendrit, immer nur ist er in der Bildung begriffen. Beständig kommt neue ›Silberauflösung‹ und neues ›Kupfer‹ hinzu, beständig wird zu- und abgeführt. Durch Galvanismus selbst, durch einen Galvanismus zweiter Potenz, wird der Körper gehalten, daß er beständig im Prozesse bleibt, und nur insofern Produkt wird.

413. Meine Schemata von Leben, Erregung und Erregbarkeit in organischen Körpern, .... ....,erhalten durch den Galvanismus viele Erläuterung. Nur dadurch, daß a b und c aus verschiedenen Klassen sind, ist es möglich, daß überhaupt, bei der Wirkung von c auf a und b, eine neue Differenz zwischen a und b entstehen könne, mit welcher innere Tätigkeit begründet ist. Haben a und b ein gemeinschaftliches Medium, und ist dies nichts als Grad von c, so wird weder a noch b sich ändern, denn beide fallen in gleiches Verhältnis gegen c, welches gegen a + b ansteigt.

414. Das Gehirn ist bei den Tieren der Schwerpunkt des Organismus, nach ihm gravitiert alles. Auch hier zeigt Entfernung vom anziehenden Mittelpunkt dieselbe große Differenz, wie bei der Erde. Ein Stein fällt zur Erde, und eine Empfindung gelangt zum Bewußtsein: – derselbe Akt.

415. Die Dexterität in der Natur kommt daher, daß bei der Schöpfung alle Wesen diesseits des Äquators standen. Die Sonne ging von der Linken nach der Rechten, alles war damals Sonnenwende, und folgte der Sonne.

416. Merkwürdig ist's, daß alle Kunstprodukte der Tiere idio-elektrischer Natur sind. Seide, Puppe, Conchylie, Haare, Nägel, Knochen, Bienenzelle usw. Auch die anorgische Natur isoliert, sie ist das Kunstprodukt der organischen.

417. Was die mindeste Kohäsion hat, ist am lebendigsten. Es ist hier die wenigste Individualität zu überwältigen. Die Gasarten gehören hierher. Die gasfähigen Stoffe sind die Basen der Lebenserscheinungen in der Tier- und Pflanzenwelt.

418. (1800) Ist im Tiere die (galvanische) Kette geschlossen, wie W. meint, so ist das Mineral ein einzelnes Glied, die Pflanze aber besteht aus zweien. Ersterem entspricht der Magnetismus = Duplizität in der Homogeneität, letzterer die Elektrizität, dem Tiere der chemische Prozeß. Zwei Mineralien in Berührung geben Elektrizität = einem vegetabilischen Produkt, drei verschiedene geben Galvanismus = einem tierischen Produkt. Ist aber Galvanismus nur ein gedehnter elektrischer Prozeß, so ist auch das Tier vegetabilischer Art, und die Pflanze animalischer Natur. Selbst ist im homogenen Körper noch Duplizität, er gilt gleich zweien in der Berührung. Folglich auch hier tierisches Leben. So lebt alles, und alles Leben ist identisch. Der ganze Unterschied liegt darin, daß im Magnetismus, d. i. im Mineral, die Identität absolut, in der Pflanze aber relativ, und im Tiere doppelt relativ, ist. Wie das absolut Identische relativ wird, reißt es sich in höherem Grade vom Ponderablen los, und noch mehr bei der doppelten Relativität. Je höher die Relativität, desto größer die Regbarkeit; Regbares ist Raumerfüllungs- Individuum nur in dem Grade, als das Imponderable leichter an das Ponderable gebunden ist. Das Tier regbarer, als die Pflanze, diese regbarer, als das Mineral. So müßte unter den Mineralien der Kiesel die innigste Verbindung zwischen Ponderablem und -lmponderablem sein, so auch Platin, Gold usw. Im Tode reißt sich das Spiel der höhern Kräfte los vom Ponderablen, wie ein schöner Ton, einstimmend in die Musik der Sphären.

419. (1801) Das Individuum ist die Wiederholung des Ganzen. Doch nur für die erste Menschen-Zeit; später ist es immer mehr sich selbst überlassen. Zu werden, wie der große Mensch, die Menschheit, ist seine Bestimmung. – Auf zwei Wegen gelangt es dazu. Der erste: auf den Gebrauch seiner Willkür zu resignieren, und sich in den Willen der Natur, des Herzens, Gottes, zu ergeben. Der zweite: Es aus der Geschichte zu werden. Nationen finden sich wieder bei ihm als einzelne Anlagen, beide werden sich auf gleiche Weise bilden. Der erste Weg wäre der natürliche, oder auch kindliche, der zweite der künstliche, oder auch heroische.

Die physische Geschichte des Individuums wird die physische Geschichte des Ganzen. Das Studium des Individuums führt auf eine Prophetik des Ganzen. In welcher Periode lebt gegenwärtig die Menschheit? – Ist sie noch Kind, oder Jüngling, – Vater, Mutter? – oder so weiter.

420. Die Erde ist um des Menschen willen da. Sie selbst nur ist sein Organ – sein physischer Körper. Die Erde selbst ist Mensch. Erdbeschreibung, physische, chemische etc. wird Menschenbeschreibung, Erdgeschichte – Menschengeschichte. Das physiologische Schemades Individuums ist das physiologische Schema der Erde. Die ganze Welt muß sich im Menschen en miniature wiederfinden. Seine Anatomie, und die des Erdkörpers, und die des großen Menschenkörpers, sind eine.

421. Es wäre zu untersuchen, was sich ergeben möchte, wenn man, was echte Geschichte über Völkerabstammung usw. gibt, mit der körperlichen Größe der Individuen vergliche. Das Alter der Menschen nimmt ab, und somit auch die Zeit ihres Wachstums. Die frühern und ersten Menschen mußten in Verhältnis zu uns notwendig Riesen sein.

422. Möchten nicht die Ungewißheiten über die wahren Weltalter, und alle verschiedenen Angaben darüber, wirklich mit einer wahren Verschiedenheit des Alters verschiedener Menschenläufte und Erdausbildungen zusammenhängen?

423. Das chemische Spektrum: Hydrogen .... Eisen ... Oxygen, findet sich im Farbenspektrum der Menschheit wieder. Die Stämme in Asien mit unverwüstlicher Individualität sind das Eisen. (Auch haben sie den Magnet zuerst gehabt.) Und wie Hydrogen und Oxygen selten frei erscheinen, so wird es auch hier sein. Wo sie sind, ist alles revolutionär, alles ändert sich schnell, ja aller Individualitätswechsel kann nur durch sie vermittelt werden, wie in der Chemie alles durch Wasserzersetzung. – Sonst gibt es noch ein Eisen, ein Quecksilber, ein Salz, ein Wasser, der Menschheit. (Vergl. oben.)

424. Sind die ätherischen Öle der Pflanzen wohl gleichsam flüssige Nerven und Hirne derselben.

425. Eine galvanische Batterie hat, solange sie wirkt, ± E; hat sie ausgewirkt, so ist keine mehr da. Auch kranke Tiere erleiden in ihrer Elektrizität Änderungen und Schwächungen; Buniva fand, daß dergleichen Tiere, besonders kranke Katzen, gar keine Elektrizität mehr zeigten. Auch kranke elektrische Fische geben viel schwächere Schläge. So ist ein krankes Tier, ein kranker Mensch, gleichsam eine ausgediente Batterie, und eine matt gewordene Batterie eine kranke. Der Vergleich wird noch gerechtfertigter dadurch, daß Vassalli beim Menschen Teile fand, die + -, und andere, die - - elektrisch waren.

426. (1802) Wie das Auge auf das Licht, so bezieht sich das Ohr auf die Schwere. Mit dem Auge steht, um zu sehen, der Mensch auf, mit dem Ohre, um zu hören, in der Erde. So legt man sich, um weit zu hören, mit dem Ohre herrlich symbolisch auf die Erde nieder; um weit zu sehen aber, tritt man auf die Höhe. Der Geschmack wie der Geruch mögen sich auf Mittelzustände (von Licht und Schwere), gleichsam auf die beiden Neutralitäten, die hier analogisch möglich sind, beziehen.

427. Merkwürdig ists, wie im Tier- und Pflanzenkörper alle unmetallischen Kombustibilien vorkommen, von den metallischen aber nur wenige, nämlich Eisen und Braunstein, – als wenn diese Metalle gleichsam an der Grenze von Metall und Immetall lägen.

428. Alles, was wir wahrnehmen im Leben, ist Grenzwahrnehmung an unserem Körper und der Außenwelt. Unsere Wahrnehmung fällt in die Synthesis beider. Darum nichts außer uns, alles in uns. Der Wille ist der oberste Vultus divinus, der oberste Gottespol selbst. Liebe die oberste Indifferenz. Schicksal der latente – Pol.

429. Wie Gesicht zu Gehör, so Geschmack zu Geruch. Der Geruch ist eine Art Gehör.

430. Pflanzen, die ganze Vegetation, sind die Sprache der Natur. In der Pflanze ist alles ausgesprochen. Die Pflanze hört nicht, aber das Tier hört, und spricht weniger oder nicht, – durch sein Wesen nämlich. Je mehr das Tier hört, desto höher seine künstliche Sprache, die hörbare. – Die Musik ist eine höhere Vegetation.

431. Die Individuen eines und desselben Geschlechts oder Gattung (bei Tieren) nähern sich einander um so mehr, ihre ›Kohäsionslinie‹ hat um so geringere Differenz, je niedriger die Stufe der Animalisation. (Bei den Pflanzen ist nicht einmal eine solche Linie, sondern alle sind sich durchaus gleich, und bloße Einheiten der Zahl nach.) Je weiter man herauf kommt, desto größer wird die Differenz, desto schwerer wird es dem einzelnen, das seinige zu finden, – beim Menschen am allerschwersten. Die Polypen als ungetrenntes Geschlecht zeigen uns, daß die beiden Geschlechter, Mann und Weib zusammen, eine Kohäsionslinie bilden. Dies bleibt das Schema bis ganz herauf. Und darum ist es Aufgabe, daß sich die Individuen finden, die für einander geboren sind, die zusammen das Glied in der Kohäsionslinie ausmachen. Vier Geschlechtsindividuen bilden eine Kohäsionslinie oder ihren Anfang, wenigere bestimmen nichts. Hier kommt das Schema der Verzweigung, die doch wieder nur höheres Geschlecht ist, – wo es denn ungetrennte und getrennte geben kann. Die Verzweigung bildet eine horizontale Kohäsionslinie, wenn die Individuenlinie eine perpendikuläre ist. Diese Verzweigungslinie kann polypenartig sein, mit ungetrenntem Geschlecht, oder sie kann getrenntes Geschlecht haben. Im ersten Falle ist die Reihe im zweiten wird sie oder sein. Das Individuen trennende Prinzip scheint eine neue Kohäsionslinie zu sein, die die alte in jedem Individuum durchschneidet:

1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, usw., sind die abschneidenden Kohäsionslinien; beim Polyp gehen sie der Linie AB parallel. Und erst sind Summen von Tieren, dann immer mindere, dann endlich nur eins, durch sie abgeschnitten. Die bloße Gallerte hat gar keine solche Linie; sie ist eigentlich das ganze Tierreich in concreto. Sie wird dargestellt durch , wo AB die perpendikuläre Individuenlinie und BC die horizontale Verzweigungslinie gibt. Aus wird und . In demselben Maße tritt auch die Individuenverschiedenheit ein, und ihre Trennung. Der Gang der Individuentrennung in der ganzen Linie ist so:

Bei B sind die Individuen einzeln, bei A zusammen.

432. Auffallend ist es, daß am ganzen Menschen nichts Blaues ist, als etwa das Auge.

433. Überall sehen wir unser eigenes Licht. Gegen was wir negativ sind, sehen wir blau, gegen was positiv, rot. Daher blau die Farbe der Eifersucht, rot die Farbe der Liebe. Im Rot verlieren wir uns, vom Blau finden wir uns abgestoßen. Es geht dies auf alle Farben überzutragen, bei Blumen, Tieren usw., an der Farbe werden wir noch alles erkennen.

434. Die Pflanzen sind durchaus nichts, als Organe der Erde. Alle Pflanzen sind eines, ein Tier; aber sie sind es durch die Erde, mit der sie es sind. Die Pflanze hat zwei Geschlechter, die beiden andern sind in der Erde. Alle vier machen den Vermählungsakt aus. Indem die Pflanze sich begattet, begattet sich diese Begattung wieder mit der Erde, und alles ist eins. Die Vegetation ist die Erde, die Erde die Sonne; jene das Weib, diese der Mann. Das Tier hat diesen bei sich; es ist gleich der Pflanze, mit einem Stück Boden aus der Erde herausgehoben. Das Gehirn der Pflanze ist die Erde, der Boden. Die Pflanze hat das sensible System in der Erde; diese selbst ist es, jene das irritable.

Die Indifferenz ist irritabel, das Indifferenzierbare, sensibel. Irritation macht sensibel, Sensation irritabel. Die ewig neue Indifferenz von Irritation und Sensation ist Leben.

435. Die tote Natur im Steinreich hat auch vierfaches Geschlecht. Es gibt dort einen Boden, und Pflanzen darauf. Die Metalle sind dann die Tiere dieser Gegend. Der Mensch dieses Reichs ist das Ganze selbst. Diese Tiere aber sind wiederum Pflanzen, und jenes der Boden. Jetzt kommt unsere Vegetation und macht die Tiere. Das Ganze ist wieder der Mensch. Diese Tiere sind wiederum Pflanzen, und Vegetation + Boden ihr Boden. Das Tier hierzu ist der Mensch, der jetzige. In der Mehrheit dieser Tiere wird der Mensch zur Menschheit. Wie alle Pflanzen mit ihrem Boden ein Tier, einen Menschen machten, so jetzt alle Tiere mit ihrem Boden einen Menschen, und so ferner jetzt alle Menschen mit ihrem Boden eine Menschheit. So viel einzelne Menschen, so viele Wiederholungen jenes Bodens, welcher = Tier + (Vegetation + Boden). Alle Wiederholungen sind Individualisationen, Glieder der Menschheit, Organe derselben. Der Mensch, der einzelne, kann sich zur Menschheit erheben; er muß dieselben Stufen zurück, die er herauf kam. Es gibt drei Erkenntnisstufen für ihn: die der bloßen Pflanze, die er vom übrigen ist; die des Tieres, was er ist, indem er sich als Pflanze und Boden zugleich findet; die des Menschen, indem er sich zugleich als alles Untergeordnete wiederfindet, und als Gott, indem er selbst die Menschheit, als einzelnen Menschen im Sonnensystem, wiederfindet.

436. Das Sonnensystem nach dem Schema des Granits betrachtet, werden die Planeten = Feldspat, die Kometen = Glimmer, die Sonne = Quarz, und das Eisen ist der Mensch durch alle.

437. Den Menschen mit dem Eisen verglichen, werden die Affen = Zinn. An beiden Orten ist das nämliche geognostische Verhältnis zueinander.

438. Das ganze Katzengeschlecht ist Menschengeschlecht, und der Mensch bloß die edelste Katze, gleichsam die Sonne derselben.

439. Die Insekten sind die Eingeweidewürmer der Pflanzen. Sie kommen äußerlich vor, weil die Pflanze das umgekehrte Weib ist.

Die Fische sind Pflanzen, und zwar Wasserpflanzen. Das Wasser läßt aus höhern Gründen nie weiter als bis zur Vegetation kommen.

Die Würmer scheinen die Eingeweidewürmer der Landvegetation, die Amphibien die der Wasservegetation. Die Erde selbst ist hier das Tier.

440. Alles hat seine drei Zeiten:

Auch im Keimen des Saamens muß Geschlechtsaufhebung da sein, so auch im Kommen der Blüte. Sind nun jedesmal vier Geschlechter, so spielen im Ganzen zwölf Geschlechter, denn drei Begattungen haben statt. Merkwürdig ist, daß die Periode, wo die Pflanze absolut wieder in sich zurückkehrt, diejenige ist, wo die Erde gleichsam der Kelch wird, in welchem die ganze Pflanze als Saamenkorn reift. Denn:

Blume – empfangener Saamen

Boden – Hülle des Saamens – Keim, der die Pflanze wird, die die Blume gebiert.

Boden – Pflanze – Blume – Saamenempfängnis

Am Augenblick der letztern steht die Pflanze im unmittelbarsten Konflikt mit der Erde selbst, oder kommt dazu. Es ist der Begattungsakt der Pflanze mit der Erde, in welchem die Pflanze selbst wieder empfangen wird. Im Begattungsakt der Blüte wird die Erde die Saamenhülle, denn die Erde selbst ist nichts, als der gediehene Keim des Saamens. Solange der Keim noch von der Erde geschieden ist, hat die Begattung statt. – So ist also jede Rose schon ein Rosenkönig, und was man jetzt so nennt, ein König des zweiten Grades. Alle Blumen sind Blumenkönige. Die Erde selbst ist aller Kelch oder Blume.

441. Die Pflanzen ziehen den Sauerstoff aus der Erde, die Tiere aus der Luft. Den Tieren ist die Luft Boden, den Pflanzen die Erde. Alles also bildet einen Magnet, der so aussieht:

442. Es gibt zwei Sensibilitäten, eine untere und eine obere. Aber nur eine Irritabilität; sie ist das Mittlere. Denn nur die Indifferenz ist irritabel, des Differenten, Sensiblen, aber gibt es von jedem Indifferenten zwei. – Was oben stärkt, muß unten schwächen.

443. Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, scheinen eine Skale zu bilden, – sie sind alle äußere Sinne, – sie liegen nach außen. So fallen die Sinne des untern Körpers wahrscheinlich nach innen. Denn alles dreht sich hier ja um. Am Menschen sind die beiden Organisationen, (Außen und Innen der Erde), abgebildet. Der Kopf entspricht dem Innern der Erde, der Unterleib dem Äußern. Die Knochen bedeuten die Indifferenz zwischen beiden, gleichsam den Granit am Körper, – die Indifferenz-Zirkumferenz der Erde, – ich will sagen: ihre Oberfläche. Diese bedeckt das Innere der Erde, vom Äußern derselben aber wird sie bedeckt. So mit den Knochen: am Gehirn bedecken sie die Nerven, unten werden sie von den Nerven bedeckt. Oben die Knochen das Äußere, unten das Innere. Das oben Äußere wird in dieser Hinsicht unten beständig das Innere. – Ist der Körper eine Linie, so scheinen die Sinne so zu folgen:

444. Von einer andern und wohl richtigem Seite her scheint der Mensch die Kohäsionslinie von Erde und Mond zu bedeuten. Die beiden Partieen an ihm sind Erde und Mond. – Die Erde mit ihrer innern und äußern Organisation (Kopf und Arme), der Mond mit seiner innern (vordem oder hintern) und äußeren (hinteren oder vorderen) Organisation (Geschlechtsteile und Füße). Der Kopf dreht sich um seine Achse, wie die Erde. Die Geschlechtsteile nicht, sie wenden der ›Erde‹ beständig dieselbe Seite zu. Merkwürdig ist, wie beim Weibe am Unter-System der expansive Pol weit größer ist, als beim Mann; der kontrahierte dagegen ist weit kleiner. Auch oben ist bei jenem der expandierte Pol größer, und damit die Brüste. Doch scheinen die Arme kleiner in der Regel, wie die unsrigen, und dafür unsre Brüste kleiner. Daß das untere System den Mond bedeutet, zeigt schon das Monatliche der Weiber. Aber eben bei ihnen ist auch der Mondanteil weit gediehener, dem Monde zur Willkür überlassener. Liebe ist die Indifferenzierung der quantitativen Indifferenz, die durch Erde und Mond in den Menschen kam, zur einen Kohäsionslinie, die mit der Sonne nun in unmittelbaren Konflikt tritt. Dadurch, daß das Weib unten indifferenziert ist in der Schwängerung, tritt die obere Indifferenz auseinander, und die Pole unten am obern System auseinander, und geben Milch, – das umgekehrte Monatliche gleichsam. Das Weib hält sich indifferent dadurch, daß sie säugt; dadurch bleibt die Indifferenz oben offen, und die untere geschlossen.

445. Das Medium des Hörens ist das Wasser. Es ist in allen Gehörorganen vorhanden, und seine Erschütterung wird die des Nervens, der in ihm liegt. Das Medium des Sehens ist das Wasser gleichfalls, denn insofern Pole hervorgerufen werden, wird gesehen, indifferenziert. Das Medium des Schmeckens ist es ebenfalls, auch das des Geruchs, und das des Fühlens abermals, nur hier mehr innerlich. Also ist das Wasser die Brücke alles Möglichen von der Welt zu uns. Sogar im Geschlechtsakt hat es die Hauptrolle.

446. Die drei organischen Perioden jedes Wesens sind gleichsam die drei Personen in der Gottheit, die in der endlichen Abbildung Gottes, in der Zeit, erscheinen. Zusammen machen sie die Rotationsperiode Gottes aus. Rotation ist für das Endliche, was Reproduktion für das Unendliche. Im Embryo regiert Gott der Vater, im Kinde Gott der Sohn, im Jüngling, in der Jungfrau, Gott der heilige Geist, – die Sehnsucht. Auch die ganze Menschheit muß solche ebenso charakterisierte Epochen haben; die erste Zeit die des Embryo, die zweite die des Kindes, die dritte die der Sehnsucht. Sie stirbt in Liebe, oder – lebt sich aus wie der Greis. Oder, sie stirbt mehrmals in Liebe, und endlich vor Alter, wie der Greis.

447. Die zwei Mittel-Epochen des Organischen scheinen überall das Herrschen zweier Differenzen zu bezeichnen, die dritte – wieder die erste – ist die Zeit, wo die Indifferenz herrscht. Eben darum, weil die Indifferenz sie macht, ist sie die Hauptepoche. Symbole sind: Zink, Silber und Wasser. Im Wasseralter blüht alles aus und empfängt sich neu. Die galvanische Kette wird Bild des Lebens. Ihre Glieder sind die Indifferenzen, bei denen das Leben einkehrt, die Grenzaktionen, die Übergänge aus dem einen Alter in das andere.

448. Die anorgische Natur als Ganzes hat auch ihre drei Alter: das magnetische, das elektrische, und das chemische, – oder: das des Embryo, das des Kindes, und das des Jünglings .... oder der Sehnsucht. Hierauf Zusammenstürzen, wo von neuem Magnetismus empfangen wird.

449. In der Gesundheit ist der Körper ein absolut guter Leiter für das, was er eben leiten soll. Im Leben ist er also ganz Sinn. Alle Krankheiten sind nichts, als Eintreten des Sinnes nach innen, – wie bei der (elektrischen) Kommotion der Schlag nichts ist, als der nach innen getretene Sinn. Darum ist auch dieser Schlag schon Krankheit.

450. Die Vegetation ist die Algebra der Natur.

451. Wie das Wasser dem Hydrogen näher steht, als dem Oxygen, also steht das Eisen dem Zink näher als dem Gold, der Platina usw. Gleicherweise bildet auch die Organisation eine Linie, wo der Mensch den Indifferenzpunkt macht, und die Vögel auf der Hydrogenseite liegen, unendlich viel mehr aber auf der Oxygenseite. Überhaupt muß sich in den Tieren die Metallreihe wiederfinden, so daß die Vögel zum Beispiel der Zink sind. Der Mensch ist das Eisen unter den Tieren. Er nimmt an Masse zu, und die ganze übrige Tierschöpfung daran ab. Was ist dies anders, als daß die Indifferenz größer wird, während die Differenz sinkt. Alle Tiere an der Indifferenz müssen daher im Zunehmen der Zahl nach, und alle an der Differenz in Abnahme sein. So muß es überall durch die Organisation sein. Es scheint, daß zuletzt Menschen allein übrigbleiben werden. Eigentlich wird alles Mensch. Die Menschen- Zunahme geht parallel der Eisen- Zunahme auf Erden, und beides der Wasser- Abnahme. Wie in der animalischen Welt alles zu Mensch, so wird in der anorgischen alles zu Eisen. Das Wasser wird zu allem, nur nicht zu Wasser; es ist die Indifferenz aus Mensch und Eisen.

452. Epidemische Krankheiten scheinen vorzüglich mit dem Frühling auszubrechen. Sie leben, als Tiere ...., in dieser Zeit so gut auf, als die andern Organismen. Die Ansteckung muß man als einen Begattungsprozeß, und die Krankheit selbst als das Junge, betrachten. Manche dieser Ehen mögen auch unfruchtbar sein, und es ist zu untersuchen, wie diese Unfruchtbarkeit für diese oder jene Krankheit mit der gewöhnlichen Frucht- oder Unfruchtbarkeit zusammenhängt.

453. (1803) Der Mensch ist die Mitte von vier Weltgegenden.

oder und eigentlicher:

In der Mitte steht der Mensch. Zugleich kommt man hier auf die heilige Zahl sieben. – Dem biblischen Mythus nach, schuf Gott wirklich Fische und Vögel an einem Tag, Gewürm, andere Tiere und Vieh, am folgenden wiederum einen. Der Mensch ist gleichsam der Sonn-, der Feiertag, unter den Tieren; in ihm ruhte Gott aus. Hier ist Zeit, Gott zu dienen. – Im Manne hat das Quadruped, im Weibe das Amphibion, die Oberhand.

454. Es ist der Satz einmal recht streng durchzuführen, daß im Grade der Permanenz einer Sensation erregenden Aktion die Wahrnehmung selber möglich wird, und sich deutlich charakterisiert. Alles Stumme, was wir haben, ohne daß es seinen näheren Charakter angäbe, muß durch Permanenz der Ursach zur Deutlichkeit erhoben werden können. So geht es selbst mit Geistesoperationen. Flüchtige Ideen sind elektrischen, anhaltende galvanischen gleich.

455. (1804) Unter den Lufttieren ist der Mensch das edelste. Der Mensch ist das einzige der Lufttiere, von dem es heißt: ›Füllet die Erde.‹ Erst von den Wassertieren heißt es wieder: ›Füllet das Wasser im Meer.‹ Ist unter letztern wieder eines das edelste, und hat Menschenrang? – Es müßte eines sein, was in allen Gewässern, unter allen Zonen, vorkäme. Oder sind die Wassertiere zusammen disjecti membra Poetae?

456. Süßmilch bemerkt, zufolge der nahen Gleichheit des männlichen und weiblichen Geschlechts der Zahl nach, auf Erden, daß weder eine Polyandrie, noch eine Polygamie, Naturzweck sein könne. Hierin hat er auch recht, aber eine Verbindung beider, polyandrische Polygamie, ist noch übrig. Es bleiben die beiden Fälle: monandrische Monogamie und polyandrische Polygamie, und diese beiden sind es, welche die Geschichte will.

457. Daß gegen 20 Söhne 21 Mädchen geboren werden, muß ein sehr wichtiges Zahlenverhältnis durch die ganze Natur sein. Vorzüglich in den Pflanzen, in der Klasse der Polyandristen und Polygamisten, muß es wiederkehren. Und es ist nachzusehen, wo gerade dieses Verhältnis am schönsten zum Hervortritt kommt.

458. Gibt es, so wie epidemische Krankheit, auch epidemische Gesundheit? – Hat in Jahren, wie 1744, und andern, Gesundheit grassiert? – Übergroße Gesundheit muß ebensogut vom Übergewicht eines besonderen Prinzips herrühren, als übergroße Krankheit oder Sterblichkeit.

459. (1805) Alles Leben scheint in Leuchten ausbrechen zu wollen. Es wäre eine Ordnung der Tiere aufzusuchen, vom Immerleuchten, Bisweilenleuchten, nie lebendig Leuchten, sondern nur im Tode, bis zum unter keiner Bedingung Leuchten. Auch scheint es, als läge das Leben mit einem Prozesse in einer Linie, der nach dem ›Tode‹ zunähme, und erst mit dem völligen Anorgismus und dem Gleichgewicht mit ihm aufhörte. Das Maximum des Lebens ist vom Maximum des Lebens prozesses sicher ebenso verschieden, wie bei der Säule das der physiologischen oder der chemischen Wirkung von dem des Funkens.

460. Bauholz muß im Herbst geschlagen werden. Denn im Frühjahr wird alles Holz trächtig, und treibt seines ganzen Wesens Kraft in Laub und Jahresfrüchte. Erst nach der Geburt alles dessen, treten die Säfte wieder zu ihm selbst zurück. Auch die schwangeren Weiber werden nicht für gesund erachtet (Vitruv). – Herrliche Ansicht. In den Normalgegenden der Erde ist die Erde ebenso ¾ Jahr schwanger, wie der Mensch. Ist es die befruchtende Kraft des Jahreslaufs, die noch bis diesen Tag im menschlichen Organismus sich offenbart? – Hat auch der Mensch vom Keim bis zur Frucht 9 Monat wie der Baum? – Überhaupt gleicht der Mensch mehr einem Baume, als einer Pflanze. Er perenniert, und treibt jährlich frische Knospen. Ursprünglich hatte also auch wohl der Mensch nur ¼ Jahr Winter. Im Frühjahr zeugte, und im Herbst gebar er. Die Wöchnerin stärkte sich mit Früchten, – des Pflanzenreichs.

461. Was Muskelkontraktionen seien, war schon früher da: – das Verhalten eines Voltaischen Leiters erster Klasse, der mit Dimensionsveränderlichkeit versehen ist, im Kreise einer galvanischen = elektrischen Aktion. Der eine Pol, den dieser Leiter erster Klasse hierbei erhält, kontrahiert sich, und echt, der andere expandiert sich, und echt, beides aber kompensiert sich zu bloßer Dimensionsveränderung des Ganzen, die jedoch allerdings aus wirklichen Volumensveränderungen der Teile besteht.

Worin näher aber diese Expansion und diese Kontraktion bestehen, zeigen andere Leiter gleicher Art. Quecksilber wird offenbar flüssiger am negativen oder –Pol und fester am positiven oder +-Pol. Ebenso leichtflüssiges Metall. Also am einen Pol wird expandiert = fluidisiert, am andern kontrahiert = rigesziert.

Der Muskel selbst aber ist ein Festflüssiges, ein Halbfestes, gleichsam ein Bruch vom Festen. Überall ist er fest und flüssig zugleich, und kann somit noch fester und noch flüssiger werden. Zunächst indessen wird bloß mehr fest, und mehr flüssig. Auf der einen Seite setzt sich die Gestaltung fort, und auf der andern die Entstaltung oder Fluidisierung. Ist aber endlich das Gestaltbare auf der einen Seite konsumiert, so wird sich dann der ganze Prozeß erst als bloßes Festerwerden an diesem Pole äußern, und so auch als bloßes Flüssigerwerden am andern.

Eigentlich sieht man hierbei ganz den Prozeß der Fäulnis, die überall trachtet, das Organische in völlig geschiedene physische Zustände zurückzubringen. Wirklich auch ja faulen galvanisierte, elektrisierte, Organe früher, als nicht galvanisierte ...., folglich ist der Anfang der Fäulnis hier schon durch die Kontraktion begonnen worden.

Man sollte einmal den Versuch auch über die Kontraktionserscheinungen hinaus fortsetzen, um ganz deutlich in der Kontraktion nur den herausgehobenen Verwesungsprozeß selbst zu sehen.

Anmerkung 1. Alle Verwendung des organischen Leibes und seiner Gliedmaßen ist Verwesung, – Zerstörung ihres Wesens durch Realisierung dieses Wesens selbst. Der Anbau des Leibes allein ist (Vor-) Verwesentlichung. Dieser läßt wie eine Tension, eine Spannung, eine Sperrung, der gewöhnlichen Naturkräfte, (Evolution), während jene – Aufhebung dieser Tension, Spannung oder Sperrung, (Involution), ist.

Anmerkung 2. Muß man aber nicht den organischen Leib selbst schon als ein bereits um etwas hinter der Evolution, auf der Rückkehr zur Involution schon Liegendes, betrachten? – Und dann wird er schon Fäulungstypus. – Sollte nicht alles Organische in seiner Fäulnis die Grundbestandteile der Hauptorgane des Körpers wieder liefern? – ein deformiertes Organisches? – Freilich mit verschiedenem Verhältnis der Bestandteile. – In jedem Teile eines Organischen muß alles enthalten sein, was überhaupt im Ganzen vorkommt. Gibt es einen ›Teil‹ des Körpers, der das getreue chemische Abbild des Ganzen ist? – Der Samen vielleicht, minder dann Gehirn, Nerven usf. – Muskelkontraktionen sind also Bildungsblitze, Kristallisationsschüsse. In der einfachsten Kontraktion muß der ganze Kristallisationstypus ausgedrückt sein, und alles von Durchgang, Winkel usw., was bei ihm vorkommt. Sie ist damit durchaus etwas Stereometrisches. Doch auch noch mehr. Bloß auf ihrem einen Pole ist sie Bildung, auf dem andern Entbildung. Es ist der ›Schreck des Lebens‹, der hier herausgehoben ist, – zum Schrecken des Lebens. Hier Quelle des Schaudernden, was heftige Konvulsionen geben usw.

Früher dachte man, am Quecksilberphänomen im Kreise der Säule die Muskelkontraktion zu studieren. Jetzt kommt hinzu, daß man hier Bildung im allgemeinen, Kristallisation, studiert. Erst Bildung, dann Scheidung (Trennung, Heterogeneisierung). Und zwischen Bildung und Scheidung selbst gibt es noch Stufen, – wohin zunächst das Individualisieren des Quecksilbers im Kreise der Säule gehört. Schon bei rascher gewöhnlicher Kristallisation müssen alle Quecksilberphänomene wiederkehren können. Und was tut Erschütterung zum einen Teile wohl anderes, als daß sie eben diese Bewegung setzt.


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