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Viertes Kapitel.
Gast Numero vier

Aus dem vorderen Wagen stieg, mit der Vorsicht eines vom Zipperlein Geplagten, ein wohlbeleibter Herr, dessen tipliche Sorge und Bemühung dahin gerichtet war, ohne Unfall aus dem Wagen zu gelangen und durch nichts von dem, was um ihn vorging, inkommodiert zu werden.

Ihm folgte eine hochgewachsene, straffe Dame, welche, kaum vom Wagentritte herab gelangt, sofort aus eigener Machtvollkommenheit das Generalkommando übernahm und anordnete, wie das reichliche Gepäck aus dem Wagen geschafft und auf ihre Zimmer, deren sie unter genauer Bestimmung der Sonnenseite zwei bestellte, gebracht werden solle. Die Diener, welche einige Versuche machten, einen eigenen Willen zu haben, wurden durch mit wenigen Meisterstrichen gezeichnete Ordres zu Besinnung gebracht und so rasch mit Geschäften überbürdet, dass sie froh waren, aus der stählernen Gebietersphäre der Dame zu gelangen und mit den Aufträgen so bald und gut als möglich zurecht zu kommen.

Unbehaglicher als alle Beteiligten fühlte sich hierbei der Gatte der Gebieterin, welcher mit kleine, unruhigen Schritten – wobei er mit dem rechten Fuße zeitweise das Zipperlein gleichsam wegzuschnellen suchte – neben dem Wagen hin und her trippelte, dann und wann sein üppiges Gesicht der Herrscherin zuwendete, dieselbe von einem peinlich-schroffen Befehl abzuwinken oder im äußersten Falle zu bemerken versuchte: »Liebe Aurelia – bedenke doch …«, worauf die Gattin, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, nur streng abweisend den Arm gegen ihn ausstreckte und hohltönend sagte:

»Mathias!«

Mehr bedurfte der in Zucht und Ordnung Erblühte nicht, um sich jeder Intervention zu enthalten und seine Gedanken in schönere Gefilde zu flüchten: mit blühenden Weinbouquets und schmackhaften Gaumenbeigaben; er trippelte weiter und patschte vorgenießend mit den Lippen, bis er zum Schlusse in einem unbewachten Augenblicke an seine bereits hohes Aufsehen erregende Gattin abermals eine milde Erinnerung zu richten sich erdreistete, welche nur rascher abgewehrt wurde unter dem bedenklicher tönenden Rufe:

»Mathias!«


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