Ludwig Preller
Griechische Mythologie II - Heroen
Ludwig Preller

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b. Die Dioskuren.

Diese sind vollends offenbar eigentlich Götter und keine Heroen, Götter des Lichtes in seiner Wandelbarkeit zwischen Aufgang und Untergang, strahlendem Glänze und nächtlicher 92 Verdunkelung, sowohl in dem Wechsel des Tages als in dem des Jahres und der siderischen und atmosphärischen Erscheinung. Daher Zwillinge, aber der eine sterblich der andere unsterblich; daher Brüder der Helena, welche auch eine Göttin war und für eine solche in Lakonien immer galt. Aber freilich sind diese Ueberlieferungen durch die epische Sage wieder sehr verdunkelt worden.

Die Dioskuren hießen gewöhnlich Tyndariden und sind bei Homer die wirklichen Söhne des Tyndareos, Od. 11, 298 ff., während ihre Schwester Helena bei demselben Dichter für eine Tochter des Zeus und der Leda gilt, Il. 3, 426, Od. 4, 184. 219. 569, Klytaemnestra die des Tyndareos genannt wird, Od. 24, 199. Hernach verbreitete sich der Name der Dioskuren (Διὸς κοῦροι, att. Διόσκοροι) und die Vorstellung daß beide Söhne des Zeus und der Leda seienHesiod b. Schol. Pind. N. 10, 150, Hom. Il. 17, 33, wo beide zugleich Tyndariden und Söhne des Zeus genannt werden, οἳ Ζηνὸς Ὀλυμπίου ἐξεγένοντο. obgleich man bald zwischen der ungleichartigen Natur der Zwillinge unterscheiden lernte und deshalb den sterblichen Kastor einen Sohn des Tyndareos, den unsterblichen Polydeukes einen Sohn des Zeus nannte. Auch die Kyprien dichteten in diesem SinneClem. Alex. Protr. p. 26 P., dasselbe Gedicht welches zuerst die Nemesis, nicht Leda als Mutter der Helena nannte und höchst wahrscheinlich auch das in dieser Fabel so oft erwähnte Ei zuerst erwähnte. Nemesis nehmlich, so heißt es in einigen noch erhaltenen VersenAthen. 8, 10. Es bleiben verschiedene Bedenken, s. Henrichsen de carm. Cypr. p. 40. sqq., Welcker ep. Cycl. 2, 130 ff., verwandelte sich, die Liebe des Zeus fliehend, in die verschiedensten Thiergestalten des Meeres und des festen Landes, so daß sie also wahrscheinlich zuletzt die eines Schwans annahm und in derselben Gestalt vom Zeus ereilt jenes Ei legte; sei es nun daß dem Dichter dabei gewisse Anschauungen des Cultus der Aphrodite vorschwebtenSowohl das Ei als der Schwan sind Attribute der Aphrodite und die Beziehungen der Kyprien zu diesem Dienste zahlreich, s. Bd. 1, 262262. 291291. 292292. Die syrische Aphrodite aus einem Ei geboren, welches die Fische im Euphrat fanden und eine Taube am Ufer ausbrütete, Röm. Myth. 744. Blüthe, Frucht und das Ei als Symbole der Belebung auch auf dem Harpyienmonument aus Lykien., oder daß ihn die Ueberlieferungen des attischen Nemesisdienstes zu Rhamnus bestimmten, wo man auch von der Helena erzähltePaus. 1, 33, 7 vgl. Bd. 1, 418.. 93 Das wurde dann von der Leda gefunden und aufbewahrt, bis Helena daraus entsprang; wenigstens hatte in dieser Weise Sappho gedichtetSappho fr. 56 φαῖσι δή ποτα Λήδαν ὑακίνϑινον πεπυκαδμένον ὤιον εὕρην. Auch die folgenden Worte ὠίω πολὺ λευκότερον b. Athen. 2, 50 gehören dazu, denn offenbar ist von der Helena die Rede, vgl. Lukian Somn. 17 εἶδον γὰρ λευκὴν μέν τινα καὶ ἐπιμήκη τὸν τράχηλον, ὡς εἰκάζειν κύκνου ϑυγατέρα εἶναι.. Oder man fabelte, und dieses scheint die gewöhnliche Tradition von Rhamnus gewesen zu sein, daß es in »dortigen Sümpfen« gefunden und der Leda überbracht worden sei, welche darauf die Geburt der Helena abwartete und diese wie ihr eignes Kind nährte und erzogApollod. 3, 10, 7. Vgl. Paus. l. c. Ἑλένη Νέμεσιν μητέρα εἶναι λέγουσι, Λήδαν δὲ μαστὸν ἐπισχεῖν αὐτῇ καὶ ϑρέψαι. In der Parodie dieser Fabel durch den Komiker Kratin brütete Leda selbst das Ei aus, Meineke Com. Gr. 2, 1, 80 sqq.. Dahingegen später, zuerst soviel wir wissen bei EuripidesEurip. Hel. 17–21. 214. 257. 1144. 1645, Or. 1387, Iph. A. 794 ff., Leda selbst vom Zeus in der Gestalt des Schwans befruchtet das Ei legte, eine Dichtung, welche nun auf verschiedene Weise mit jener von der Nemesis ausgeglichenIsokr. Hel. 59 κύκνος γενόμενος εἰς τοὺς Νεμέσεως κόλπους κατέφυγε, τούτῳ δὲ πάλιν ὁμοιωϑεὶς Λήδαν ἐνύμφευσεν. Oder Leda wird in die Nemesis verwandelt und dgl. Schol. Eur. Or. 1371, Lactant. 1, 21, 23, Clem. Ro. Homil. 5, 13 Νεμέσει τῇ τοῦ Θεστίου τῇ καὶ Λέδᾳ νομισϑείση κύκνος ἢ χὴν (die Gans wird wiederholt anstatt des Schwans genannt) γενόμενος Ἑλένην ἐτεκνώσατο καὶ αὖϑις Κάστορα καὶ Πολυδεύκην ἐξέφηνεν. und auch für die Maler und die bildende Kunst ein sehr beliebter Gegenstand wurdeO. Jahn Archäol. Beitr. S. 1–11, Leipz. Berichte 1852 S. 47–64; 1853 S. 14–21.. Bis zuletzt, aber erst in der jüngeren Tradition der Dichter und der Künstler, auch die Dioskuren aus einem Ei geboren werdenHorat. A. P. 147 nec gemino bellum Troianum orditur ab ovo mit Beziehung auf die Kyprien, welche mit der Geschichte der Dioskuren anhuben, vgl. Sat. 2, 1, 26 und Ovid M. 6, 538 geminus coniux von Tereus als Gemahl der beiden Schwestern. Bei Hygin f. 77 gebiert Leda von dem in einen Schwan verwandelten Zeus ad Eurotam compressa Polydeukes und Helena, vom Tyndareos Kastor und Klytaemnestra. Wieder anders Auson ep. 56, wo alle drei, die Dioskuren und Helena, in demselben Ei stecken. Vgl. Schol. Od. 11, 298, Tzetz. Lyk. 88, Schol. Kallim. Dian. 232. Das Pompejanische Gemälde, welches gewöhnlich auf Leda und die drei Kinder gedeutet wird, ist zweifelhafter Beziehung., nachdem früher Ibykos von einer gleichen Entstehung der Molioniden gedichtet hatte, jedenfalls um die unzertrennliche Natur der Zwillinge auch auf diese Weise auszudrücken.

94 Die Geburtsstätte der Dioskuren wurde nach alter Sage an den Abhängen der wilderhabenen Taygetosküste am messenischen Meerbusen gezeigt, auf einer kleinen Felseninsel bei Pephnos, dem Hafenorte von ThalamaePaus. 3, 26, 2 vgl. Hom. H. 17 und 33 τοὺς ὑπὸ Τηυγέτου κορυφῆς τέκε πότνια Λήδη. Auch hier haftet der Cultus der Lichtgötter an einer Klippe.. Namentlich hatte Alkman so gedichtet, der spartanische Nationaldichter und Verfasser eines vielgesungenen Hymnos auf die Dioskuren, doch mit dem Zusatze daß Hermes die kaumgeborenen nach Pellana, dem alten Königssitze des Tyndareos gebracht habe, wo man auch von den Freiern der Helena und von ihrem Beilager mit Menelaos erzählte. Immer galt Lakedaemon und das Eurotasthal für die wahre Heimath der DioskurenIl. 3, 239, Theogn. 1087 Κάστορ καὶ Πολύδευκες, οἳ ἐν Λακεδαίμονι δίῃ ναίετ' ἐπ' Εὐρώτᾳ καλλιρόῳ ποταμῷ, Arist. Lysistr. 1301 Τυνδαρίδας τ' ἀγασώς, τοὶ δὴ παρ' Εὐρώταν ψιάδδοντι. und vorzüglich waren Amyklae und Therapne reich an Erinnerungen an sie und ihre liebreizende Schwester, sowohl an ihr Leben als an ihren Tod.

Die Naturbedeutung der Dioskuren offenbart sich in dem Streite mit den Aphariden Idas und Lynkeus und in ihrer Vermählung mit den beiden Töchtern des Leukippos, Hilaïra und Phoebe, ferner in ihrer Epiphanie zur Zeit des längsten Tages, wo das Licht am meisten gegenwärtig ist, aber auch die Tage schon wieder merklich abnehmen, endlich in dem S. Elmsfeuer, welches in Sturm und Finsterniß plötzlich aufleuchtend erscheint und von den Schiffern weit und breit als Epiphanie der Dioskuren auf dem Meere und als ihre Rettung in der höchsten Noth begrüßt wurde. Ueberall sind sie, wie gesagt, Mächte des Lichts, so gut wie Apollo, aber nicht als die sich gleich bleibende, auf göttlichem Grunde beruhende Thatsache der Erscheinung, sondern als streitende Mächte des Lichts, daher als Heroen und als Zwillinge, deren Dasein von Aufgang und Untergang so gut wie das wechselnde Licht des Tages bedingt ist. Die indische Mythologie hat etwas Aehnliches an den beiden gleichfalls berittenen Açvina, welche Söhne des Sonnengottes genannt und am frühen Morgen, sowie des Mittags und Abends angerufen wurden. Auch sollen die Kelten und andre nördliche Völker ähnliche Götter verehrt habenTimaeos b. Diod. 4, 56 vgl. Tacit. Germ. 43.. Bei den Griechen aber ist aus diesem Brüderpaar vermöge der gewöhnlichen Uebertragung des in der Natur gegebenen Bildes auf sittliche Begriffe zugleich ein Heldenpaar 95 von der ansprechendsten Art geworden. Denn wie das Licht den Alten überall die Vorstellung von starkem Muthe, schöner und anmuthiger Jugend, hülfreicher Macht und großer Güte erweckt hat, so sind namentlich die Dioskuren durch das Epos zu Idealbildern einer so rüstigen und freudigen Jugend, eines so ritterlichen Adels, eines so liebenswürdigen und allgemein wohlthuenden Wesens geworden, daß sie in dieser Hinsicht zu den anziehendsten und wohlthuendsten Gestalten der griechischen Heldensage gehören.

In der Ilias 3, 236 ff. ist von beiden als Verstorbenen die Rede, nach der Odyssee 11, 298 ff. leben beide als Verstorbene fort, indem sie einen Tag um den andern leben und sterben und dabei göttlicher Ehre genießenV. 301 οἳ καὶ νέρϑεν γῆς τιμὴν πρὸς Ζηνὸς ἔχοντες ἄλλοτε μὲν ζώουσ' ἑτερήμεροι ἄλλοτε δ' αὖτε τεϑνᾶσιν, τιμὴν δὲ λελόγχασι ἶσα ϑεοῖσιν.. Die Kyprien und Pindar Nem. 10, 55 ff. erzählen die Veranlassung dieses eigenthümlichen Schicksals, beide mit dem Zusatze daß Kastor durch seine Abstammung vom Tyndareos sterblich, Polydeukes durch die vom Zeus unsterblich gewesen seiΚάστωρ scheint zu der Wurzel καδ κάζω κεκασμένος zu gehören, obwohl Pott Z. f. vgl. Spr. 5, 289 ff., 6, 103 den Namen mit candere zusammenstellt. Πολυδεύκης ist mit Schol. Apollon. 1, 1037 von δεῦκος i. q. γλυκὺ abzuleiten. Vgl. dulcis und γλυκύς, ἀγλευκὴς und ἀδευκής, Ahrens Dial. Dor. 108.. Immer ist der Kampf mit den Aphariden die entscheidende Thatsache. In gemeinschaftlicher Unternehmung mit ihren Vettern erbeuten die Tyndariden in Arkadien eine Heerde von Rindern, welche sich die Aphariden allein zueignenAußer Pindar und den Kyprien vgl. Apollod. 3, 11, 2. Idas soll theilen, zerlegt deshalb einen Ochsen in vier Theile und bestimmt, wer seinen Antheil zuerst verzehre solle die Hälfte der Beute bekommen, der Nächste das Uebrige. Er selbst wird zuerst mit seinem Antheile, dann mit dem seines Bruders fertig und treibt darauf die erbeutete Heerde mit demselben nach Messenien, wo die Dioskuren sie aufsuchen und den Aphariden die Heerde und vieles andre Gut rauben. Also war Idas ein βουφάγος wie Herakles.. Darüber entbrennt der Streit, in welchem sich die Dioskuren, um ihren Feinden aufzulauern, in einer hohlen Eiche verbergenEin hohler Baum als Versteck, ein auch der nordischen Mythologie bekanntes Bild.. Aber Lynkeus d. i. der Luchsäugige hat einen so scharfen Blick daß er durch Steine und Bäume, ja bis in die tiefe Erde und Unterwelt hineinsehen konnte. Vom Taygetos herunter übersieht er die ganze 96 Pelopsinsel, entdeckt die Dioskuren in der hohlen Eiche und stürmt mit seinem Bruder hinunter, wo Idas den Kastor im Baume ersticht. Nun springt Polydeukes hervor und kämpft mit beiden. Idas schleudert ihm einen Stein vom Grabe seines Vaters Aphareus an die BrustWohl nur ein Zug der wilden Leidenschaft, die in der Wuth des Streites selbst des väterlichen Grabes nicht achtet. Als Ort des Kampfes wurde später bald Aphidna, die Heimath der Leukippiden, bald Amyklae genannt, beide in Lakonien, s. Lykophr. 559, Ovid F. 5, 708, Hygin P. A. 2, 22, Steph. B. Ἄφιδνα. Doch zeigte man auch in Sparta Gräber des Aphareus, des Kastor und des Idas und Lynkeus, Paus. 3, 11, 8; 13, 1; 14, 7., doch durchbohrt Polydeukes den Lynkeus mit scharfer Lanze und der andere Gegner Idas fällt von einem Blitzstrahle des Zeus zerschmettert. Vergeblich beschwört Polydeukes diesen seinen göttlichen Vater ihn mit dem über Alles geliebten Bruder sterben zu lassen, denn er ist als Sohn des Zeus (wie Helena als dessen Tochter) unsterblich und es bleibt keine Wahl als mit seinem Bruder d. h. ungetrennt von diesem bald im Dunkel der Unterwelt bald in den goldenen Sälen des Himmels zu weilen. Und so bringen sie nun immer zusammen abwechselnd einen Tag beim Vater Zeus, den andern in ihrem Grabe von Therapne zu, weil Polydeukes lieber ein wechselndes Schicksal mit seinem Bruder theilen als allein im Himmel und ein Gott sein wollteVon ihrem Grabe in Therapne, das sie lebendig (ζῶντες) bewohnen, dichtete auch Alkman. Vgl. Pindar N. 10, 55, μεταμειβόμενοι δ' ἐναλλὰξ ἁμέραν τὰν μὲν παρὰ πατρὶ φίλῳ Δὶ νέμονται, τὰν δ' ὑπὸ κεύϑεσι γαίας ἐν γυάλοις Θεράπνας, πότμον ἀμπιπλάντες ὁμοῖον. P. 11, 63 τὸ μὲν παρ' ἆμαρ ἔδραισι Θεράπνας τὸ δ' οἰκέοντες ἔνδον Ὀλύμπου. Prokl. Auszug aus den Kyprien: καὶ Ζεὺς αὐτοῖς ἑτερήμερον νέμει τὴν ἀϑανασίαν. Vgl. den ἑτερήμερος κήρυξ Aethalides, διὰ τὸ μίαν μὲν ἡμέραν ὑπὸ τὸν ᾅδην μίαν δ' αὖ ὑπὲρ γῆν διάγειν, Pherek. b. Schol. Apollon. 1, 645. 647.. Die Bedeutung dieser seelenvollen Dichtung ist die abwechselnd erblassende und die wieder aufleuchtende Erscheinung des Lichts im regelmäßigen Wechsel vom Abend und Morgen, welcher das Gemüth und die Phantasie des höheren griechischen Alterthums auch sonst viel beschäftigt und in dem Culte des Apollo und Hermes, der gleichfalls eng verbundenen Brüder, zu der früher besprochenen Dichtung vom Rinderdiebstahle des Hermes geführt hatBd. 1, 295. 302. Die Erklärung der Dioskuren durch Abend- und Morgenstern b. Welcker Gr. G. 1, 606 ff. u. A. scheint mir jetzt zu eng zu sein. Erst bei späteren Dichtern werden sie dafür erklärt, z. B. b. Stat. Silv. 4, 6, 15. Auf bildlichen Denkmälern erscheinen die Dioskuren neben der Sonne und dem Monde oder dem Morgen- und Abendstern als Bilder des Wechsels von Tag und Nacht, O. Jahn Arch. Beitr. 85, Wieseler Phaethon 52.. 97 Das feindliche Brüderpaar der Aphariden Idas und Lynkeus ist nicht deutlich genug charakterisirt um sicher urtheilen zu können. Doch hat Lynkeus offenbar seinen Namen dem scharfen Blick des Luchses zu danken und war in dieser Hinsicht sprichwörtlich gewordenArist. Plut. 210 βλέποντ' ἀποδείξω σ' ὀξύτερον τοῦ Λυγκέως. Cic. ad fam. 9, 2, 2 quis est tam Lynceus qui in tantis tenebris nihil offendat, nunquam incurrat? Horat. S. 1, 2, 90, Ep. 1, 1, 28. Vgl. Apollon. 1, 151 ff., Valer. Flacc. 1, 462, Schol. Ar. Plut. l. c, Schol. Pind. N. 10, 114, Suid. v. Ληγκεύς.. Auch Idas bedeutet wahrscheinlich den SehendenἼδας von dem alten Stamme εἴδω d. i. sehen und erkennen, wie Helios zugleich die Ursache des Gesichts und der Erkenntniß ist. Wegen der in der Sage hervorgehobenen Wildheit galt er bei Vielen für einen Sohn Poseidons, Apollod. 3, 10, 3., obwohl bei ihm wie sonst beim Herakles und anderen Recken die Gefräßigkeit hervorgehoben wird. Ueberhaupt sind beide Aphariden weit roher und gigantischer gedacht als die Dioskuren, wohl eine Folge der älteren und durch spätere Kunst nicht verfeinerten Dichtung; wie namentlich Idas zugleich als Nebenbuhler und Gegner des Apollo in dem Streite um Marpessa bekannt war, wo der Sterbliche seinen Bogen selbst wider den lichten Gott zu spannen wagt (1, 211), auch dieses ein Merkmal der verwandten Natur des Lichts. Diese Brüder aus Messenien scheinen also dieselbe Erscheinung und denselben Wechsel der himmlischen Kraft in der örtlichen Sage jener Landschaft bedeutet zu haben, welche die Dioskuren für Lakonien ausdrückten. Und so mag auch ihr Unterliegen in dem Kampfe mit den Dioskuren eine Nachwirkung des traurigen Verhängnisses ihres Vaterlandes gewesen sein. Obwohl sie sonst für wenigstens eben so rüstige Helden gegolten hatten als die Tyndariden, da die epische Sage und Dichtung auch von ihnen bei vielen kriegerischen Gelegenheiten Gebrauch machte.

Diese Identität beider Brüderpaare bestätigt sich dadurch daß beide mit den Leukippiden vermählt gedacht wurden, woraus später die Dichtung entstand daß die Tyndariden diese Mädchen den Aphariden geraubt hätten und daß darüber der Streit entstanden wäreTheokr. 22, 137 ff., welches Gedicht sich besonders mit dem Kampfe zwischen Lynkeus und Kastor (denn die Brüder wurden oft verwechselt) beschäftigt, der in der späteren Poesie eben so berühmt war wie der des Polydeukes mit dem Riesen Amykos. Vgl. Lykophr. 544 ff., Ovid F. 5, 699 ff., Hygin f. 80, Lactant. 1, 10, 5, Schol. Pind. N. 10 , 112, welche in der Hauptsache derselben jüngeren Version folgen.. Ihre Namen Hilaïra und Phoebe verkünden 98 strahlendes Licht und heiteren Glanz, ihr Vater Λεύκιππος, der Bruder des Aphareus, ist zu verstehn wie λευκόπωλος ἡμέρα und ähnliche Ausdrücke; die Kyprien nannten sogar Apollon als ihren Vater. Das Φοιβαῖον in der Nähe von Therapne, dem alten Wohnsitze der Dioskuren, war zugleich deren Tempel und der Mittelpunkt der Erinnerungen an sie und ihre Schwester HelenaHerod. 6, 61, Paus.3, 14, 9; 20, 1, Steph. B. Θεράπναι. Vgl. Alkman fr. 4 καὶ θαὸς ἁγνᾶς εὐπύργω Σεράπνας, Pind. 1. 1, 31 Τυνδαρίδας ἐν Ἀχαιοῖς ὑψίπεδον Θεράπνας οἰκέων ἕδος. Für Ἱλάειρα findet sich auch Ἐλάειρα, Steph. B. Ἄφιδνα, Schol. Pind. N. 10, 112., und in Sparta gab es ein Heiligthum der Leukippiden mit jungfräulichen Priesterinnen, welche gleichfalls Leukippiden hießen und wo an der Decke des Heiligthums in Binden verhüllt das Ei der Leda schwebtePaus. 3, 16, 1. 2. H. der Ἀρσινόη, einer Schwester der Leukippiden, in Sparta ib. 12, 7.. Die Heimath dieser weiblichen Genien des Lichtes ist bald Messenien bald Lakonien und die Dioskuren vermählen sich mit ihnen immer durch Raub, was im Sinne des höheren Alterthums zu dem nothwendigen Herkommen einer Hochzeit gehörte. Als Sohn des Polydeukes und der Phoebe wurde Μνησίλεως d. h. der Helfer in der Noth, als der des Kastor und der Hilaïra Ἀνώγων d. h. der Herr und Meister genannt, an andern Orten jener Μνασίνους dieser Ἄναξις, was auf dasselbe hinauskommtPaus. 2, 22, 6; 3, 18, 7, Tzetz. Lyk. 511.. Die hülfreiche Natur der Väter war in ihren Kindern noch einmal personificirt worden, wie beim Asklepios in seinen Töchtern, beim Herakles in seinen Söhnen von der Hebe: führte doch auch die Mutter der Dioskuren, Leda, den Beinamen ΜνησινόηPlut. d. Pyth. or. 14.. Im Anakeion zu Athen sah man den Raub der Leukippiden, welcher überhaupt ein beliebter Gegenstand der Kunstdarstellung war, die Dioskuren neben ihren berittenen Söhnen stehend, und die Dioskuren als Theilnehmer der Argonautenfahrt, in Gemälden welche von der Hand der älteren Meister Polygnot und Mikon warenPaus. 1, 18, 1. Raub der Leukippiden P. 3, 17, 3; 18, 7; 4, 31, 7, die Vase des Midias b. Gerhard Abh. d. Berl. Ak. 1839, Campana op. in plast. t. 35, Braun M. d. I. 1854 p. 117..

Die Epiphanie und Rettung der Dioskuren war eine doppelte, zu Lande und zu Wasser. Dort erscheinen sie meist im 99 Getümmel der Schlacht und zwar zu Pferde, hier bei Sturm und Wetter und in der Gefahr des Schiffbruchs, immer als Retter in der Noth, wenn sie am größten istTheokr. 22, 6–9.. Was aber jene Epiphanieen der Schlacht betrifft, wo sie gewöhnlich mit unerwarteter Hülfe einen geisterhaft schnellen Botendienst des Sieges verbinden, so ist es gewiß nicht zufällig daß diese in allen bekannten Fällen um die Zeit des längsten Tages stattfindenA. Mommsen Philol. 11, 706 ff., Jbb. f. Philol. S. B. 3 (1859), 355 ff., dessen Erklärung dieses Umstands durch die gleichzeitige Erscheinung der Zwillinge am frühen Morgen ich indessen nicht billigen kann, s. unten. Vgl. Röm. Myth. 659 ff.. Offenbar hängt dieses zusammen mit ihrer Festfeier in der nehmlichen Jahreszeit, welche bei den Griechen in den verschiedensten Gegenden herkömmlich gewesen zu sein scheint und die Vorstellung, daß die Erscheinung der Dioskuren mit dieser in allen Naturreligionen so bedeutsamen Jahreszeit der längsten Tage zusammenhänge, sehr deutlich ausspricht. Es ist dieses das Fest der Θεοξένια, dessen Feier in Agrigent und andern Gegenden wir durch Pindar und seine Scholiasten und aus andern Quellen kennenPindar Ol. 3 z. A. m. d. Schol., Thiersch üb. Paros u. parische Inschriften, K. Bayersch. A. d. W. 1835, 622 ff., vgl. C. I. n. 2374e Vol. 2 p. 1074.. Sie folgte der Zeit nach unmittelbar auf die Feier der Olympien, welche bekanntlich gleichfalls in der Zeit der längsten Tage begangen wurdeUm die Zeit des ersten Vollmonds nach dem Sommersolstiz, Boeckh expl. Pind. 138.; daher die Sage daß Herakles die Dioskuren zu Kampfwarten bei den von ihm gestifteten Olympischen Spielen gemacht habePind. Ol. 3, 36 ff. und daß die Dioskuren in dieser ihrer Eigenschaft die Feier der Theoxenien zu der der Olympien hinzugefügt hättenSchol. Pind. p. 90, daher Theron seinen Sieg zu Olympia bei der Theoxenienfeier erfuhr und Pindar sein Epinikion für diese bestimmte.. Dieselbe Feier läßt sich aber auch in Argos nachweisen, von wo sie nach Agrigent verpflanzt worden war und wo der Dienst der Dioskuren und der Helena an Alterthum und Ansehn mit dem in Sparta wetteiferteDidymos b. Schol. Pind. p. 91, vgl. Paus. 2, 22, 6, Sophokl. fr 869 νὴ τοὺς ἐν Ἄργει καὶ κατὰ Σπάρτην ϑεούς, Schol. Pind. P. 1, 127 ἱστοροῦσί τινες τοὺς Διοσκούρους μετῳκηκέναι εἰς Ἄργος, Theokr. 24, 127 φυγὰς Ἄργεος ἐνϑών, Plut. Qu. Gr. 23 Kastor in Argos begraben und unter dem Namen μιξαρχαγέτας verehrt, Polydeukes als einer der Olympischen Götter, Paus. 2, 36, 7 in der Gegend von Lerna ein H. der Διόσκουροι Ἄνακτες.: ferner in Sparta, wo 100 das Fest der Dioskuren (τὰ Διοσκούρεια) dieselbe Bedeutung einer Feier ihrer Epiphanie hatteVgl. die Erzählung b. Paus. 4, 27, 1. Der Name des Festes war Διοσκούρεια wie in Kyrene, Schol. Pind. P. 5, 6 vgl. C. I. n. 1444.: auch in Kyrene und Kroton, an welchen Orten der Cultus der Dioskuren gleichfalls in einem sehr hohen Ansehen standUeber Kyrene Thrige Cyren. 290, Boeckh expl. Pind. 284, über Kroton Meineke Com. Gr. 2, 2, 1228 sqq.. Ueberall dieselben Gebräuche, welche auf dem Glauben beruhten, daß die Dioskuren dann die Erde und ihre guten Freunde besuchend von einem Orte zum andern gingen; daher man sich mit Opfern und Gebeten zu ihrem Empfange vorbereitete und mit heitern Schmäusen, zu denen sie und andre Götter eingeladen wurden, ihre geglaubte Gegenwart oder auch wohl ihre sichtbare Epiphanie feierteSchol. Pind. Ol. 3 p. 91 vgl. Hes. Θεοξένια, Thiersch l. c, meine fragm. Polemon. 67., wie man sich denn von solchen außerordentlichen Erscheinungen der lichten Jünglinge in dieser Jahreszeit an vielen Orten viele wunderbare Dinge erzählte. Also derselbe Glaube, dieselben Gebräuche und höchst wahrscheinlich auch dieselbe Jahreszeit wie bei den Theophanieen und Theoxenien des Apollo (1, 204), da dieser Gott und die Dioskuren ohnehin gewiß gegenseitig bei solchen Festen betheiligt waren, namentlich die Dioskuren bei den Theoxenien zu Delphi, wo sie neben Apollo auch sonst ausgezeichnet wurdenPlut. T. Flaminin. 12, vgl. das Vasenbild b. Gerhard D. u. F. 1853 t. 59, v. Paucker n. 59.. Immer ist es das Licht und die lichteste Zeit des Jahres mit allen ihren Segnungen an Heiterkeit und an Früchten, aber auch der bevorstehende Abschied von dieser schönsten Zeit des jährlichen Verlaufs der Dinge, welcher die Gedanken und die Gebräuche solcher Feierlichkeiten bestimmte.

Als Krieger erscheinen die Dioskuren in der Erzählung daß sie die alte Burgfeste Λᾶ oder Λᾶς an den Abhängen des Taygetos oberhalb Gytheion zerstört hätten und darüber den in Sparta gewöhnlichen Namen Λαπέρσαι bekommen hättenἡ Λᾶ oder ὁ Λᾶς, der Il. 2, 585 erwähnte Ort Λάα und dasselbe Wort wovon Λάσα Λάρισα, s. oben S. 10, [Anmerkung 6]. Eben deshalb kann das Wort Λαπέρσαι mit der kurzen Silbe nicht gut dadurch erklärt werden, wie b. Schol. Il. l. c, Strabo 8, 364 u. A. geschieht. In Sparta schwur man νὴ τὼ Λαπέρσα wie sonst νὴ τὼ σιώ. Die Stadt Las auch b. Liv. 38, 30. 31 vicus maritimus u. A., s. Curtius Pelop. 2, 273. 324.. Doch fragt es sich sehr ob diese Erklärung richtig ist und die 101 Dioskuren diesen Namen nicht vielmehr demselben Umstande verdankten wie die Lapithen den ihrigen, nehmlich weil sie überhaupt als Bewohner der Bergeshöhen und Burgen, speciell jenes alten Felsennestes gedacht wurdenNach Paus. 3, 24, 5 dachte man sich die Dioskuren dort wohnhaft, vgl. Hes. Λαπέρσαι – ἀπὸ Λαπέρσης πόλεως, Steph. B. Λαπέρσα – ἀπὸ τῶν Λαπερσῶν Διοσκούρων, Lykophr. 511 Λαπέρσιοι u. 1369 Ζεὺς Λαπέρσιος..

Doch war die Vorstellung von ihren kriegerischen und ritterlichen Tugenden eine allgemein verbreitete, besonders bei allen Landbewohnern und in ihrer kriegerischen Heimath. Und zwar wurden beide als Helfer in der Schlacht gewöhnlich zu Roß gedacht, auf strahlend weißen Rossen leicht dahinschwebendλευκόπωλοι, εὔιπποι Pind. P. 1, 66, Ol. 3, 39, ἵπποις μαρμαίροντε Eurip. Iph. A. 1154, nive candidioribus ambo vectabantur equis Ovid M. 8, 373, duo iuvenes – eximia magnitudine et albis equis et coccineis paludamentis Iustin 30, 3., daher diese Pferde der Dioskuren, mit denen sie gelegentlich auch bei den Wettkämpfen der heroischen Vorzeit auftreten, zu den berühmtesten der Heldensage gehörten und unter den Namen Xanthos und Kyllaros, zu denen Stesichoros noch zwei andre, Phlogeos und Harpagos, hinzugefügt hatte, von Dichtern und Künstlern viel gefeiert wurdenDie alte Dichtung scheint gewesen zu sein, daß Hera den Dioskuren diese Rosse gegeben habe, nachdem sie selbst sie vom Poseidon empfangen hatte. Namentlich dichtete Alkman so in seinem H. auf die Dioskuren, vgl. Virg. Ge. 3, 89, Schneidewin Philol. 7, 738. Stesichoros dichtete in seinen ἆϑλα ἐπὶ Πελίᾳ die andern beiden hinzu, als ὠκέα τέκνα Ποδάργας, welche Hermes den Dioskuren giebt, Bergk. poet. lyr. 740. Der Name Κύλλαρος (vgl. das Gymnasion Κυλλάραβις in Argos) wird gewöhnlich abgeleitet von κέλλειν, in der Bedeutung ὁ ταχύς.. Denn auch auf den Bildwerken erschienen sie meist mit ihren Pferden, entweder neben ihnen stehend oder auf ihnen reitendPaus. 3, 18, 8. oder sie bändigend, wie in der berühmten Gruppe auf dem Quirinal, oder endlich als χρυσάρματοι d. h. mit dem Kriegsgespann und als Wagenlenker. Obwohl sie nach Anleitung eines alten epischen Verses auch so unterschieden zu werden pflegten daß der eine Bruder, bald Kastor bald Polydeukes, als ritterlicher und reisiger Held zu Wagen oder zu Roß, der andere als abgehärteter, dem Herakles ähnlicher Kämpfer mit der Faust geschildert wurde, oder jener im Gegensatze zu diesem als leichter LäuferΚάστορά ϑ' ἱππόδαμον καὶ πὺξ ἀγαϑὸν Πολυδεύκεα, Il. 3, 237 vgl. Horat. Od. 1, 12, 25, Ovid F. 5, 700 u. A. Kastor der berühmteste διφρηλάτης von Sparta, Pind. I. 1, 16, Erfinder der ξυνωρίς, Schol. Pind. P. 5, 6, ἱππαλίδης, ταχύπωλος, αἰολόπωλος u. s. w. Theokr. 22, 34; 24, 129. Dahingegen Polydeukes dunkel und bräunlich ist wie ein Athlet, Theokr. 22, 34. Daher Simonides von einem berühmten Faustkämpfer dichtete: οὐδὲ Πολυδεύκεος βία χεῖρας ἀντείναιτ' ἂν ἐναντίον αὐτῷ οὐδὲ σιδάρεον Ἀλκμήνας τέκος, nach Lukian pro imag. 19. Bei Theokr. 24, 125 lernt Herakles vom Kastor den ganzen Hoplitenkampf, vgl. Apollod. 2, 4, 9. Der eine πυκτικὸς der andre δρομικὸς nach Plut. Ti. Gracch. 2. Πολυδεύκης ἱμαντόμαχος in einem Orakel b. Ps. Kallisth. 1, 46.. Immer sind sie 102 Idealbilder der kriegerischen Tapferkeit und Gewandtheit, die Schutzgötter der streitbaren Landesjugend, besonders der vornehmeren, welche in der Reiterei oder in der schwerbewaffneten Phalanx kämpfte. Daher sie auch wohl selbst in der Schlacht mitkämpften und für Erfinder kriegerischer Weisen und Tänze und für ἐναγώνιοι galten, sowohl in Griechenland als in Italien. In Sparta gab es ein altes Symbol der göttlichen Brüder, zwei parallele Balken, welche durch Querhölzer verbunden waren, das begleitete die ausrückenden Spartaner immer in den Krieg, so lange beide Könige auszogen beide Dioskuren, später nur einerDie s. g. δόκανα Plut. de frat. am. z. A., vgl. Welcker Aeschyl. Tril. 224. 389, Gr. Götterl. 2, 420 u. Herod. 5, 75.. Auch pflegten die Spartaner, wenn es zur Schlacht ging, eine Weise des Kastor unter Flötenbegleitung zu singenΚαστόρειος νόμος, τὸ Καστόρειον, Pind. P. 2, 69, Plut. Lyk. 22, d. mus. 26, Müller Dor. 2, 334 ff.. Ferner galten die Dioskuren in Sparta für die Erfinder des kriegerischen Waffentanzes der Pyrrhiche, zu welchem ihnen Athena mit der Flöte aufgespielt habeEpicharm b. Athen. 4, 84, Plato de leg. 7 p. 796 B, Aristid. 1 p. 24 Διόσκουρος δ' ὑπ' αὐτῇ πυρριχίζουσιν. Nach Lukian d. saltat. 10 lernten die Spartaner von den Dioskuren τὸ καρυατίζειν., und sowohl in Sparta als in Olympia wurden sie in den Rennbahnen und Palaestren neben Hermes, Herakles und andern Heroen als Kampfesgötter viel verehrtPind. Ol. 3, 36, N. 10, 51.. Auch kannte man sie als rüstige Jäger, den einen zu Fuß, den andern zu Pferde, wie namentlich die Kastorischen Hunde gewöhnlich von der Zucht des Kastor abgeleitet wurdenXenoph. d. venat. 3. 1, Poll. 5, 39, Oppian Kyneg. 2, 14 ff.. Andre Gegenden hoben mehr das Ideal der ritterlichen Eleganz an ihrer Erscheinung und an ihrer Kleidung hervor, die immer sehr glänzend und prächtig war, was auch auf die gewöhnliche Auffassung ihrer Bilder auf Vasengemälden, Münzen u. s. w. eingewirkt hatVgl. bes. die Talosvase Bullet. Napolet. 3 t. 2. 6; 4 t. 6 und Arch. Ztg. 1846 t. 44. 45, auch das Vasenbild ib. 1853 t. 59. Suid. Διόσκουροι beschreibt ihre Bilder nach Aelian: νεανίαι μεγάλοι, γυμνοὶ τὰς περαιὰς ἑκάτεροι, ὅμοιοι τὸ εἶδος καὶ χλαμύδας ἔχοντες ἐπὶ τῶν ὤμων ἐφημμένην ἑκατέραν, καὶ ξίφη ἔφερον τῶν χλαμύδων ἠρτημένα καὶ λόγχας εἶχον παρεστώσας ἐν αἷς ἠρείδοντο, ὁ μὲν κατὰ δεξιὰν ὁ δὲ κατὰ λαιάν. Epiphanieen in der Schlacht b. Iustin 20, 3, Paus. 4, 27, 1.. 103 Auch ihre Epiphanie in heißer Schlacht, wovon man in mehr als einer Gegend erzählte, wurde in diesem Sinne beschrieben, z. B. die in dem blutigen Kampfe der italischen Lokrer mit den Krotoniaten am Flusse Sagra.

Daneben die seelenvolle Eigenschaft der reinsten Bruderliebe und einer zarten Empfänglichkeit für alle Beweise von Freundschaft und Gastlichkeit, verbunden mit eigner Liebe zur heitern Geselligkeit mit Spiel und Tanz. Um seines Bruders willen wollte Polydeukes lieber in den Tod gehen als ohne ihn ein ewiges Leben im Himmel haben, und man erzählte daß er, als einmal ein Olenier Eurymas seinen Bruder bei ihm verleumden wollte, diesen ohne Weiteres mit der Faust zu Boden geschlagen habePlut. d. frat. am. 11, Hesych v. Εὐρύμας, mit Verweisung auf Pherekydes. Paroemiogr. 1 p. 332, Liban. ep. 389 p. 196.. Daher Theogn. 1089 die beiden Dioskuren mit dem Wunsche anruft, daß wenn er einmal Arges gegen seinen Freund im Schilde führe, ihn doppelt soviel treffen möge, aber auch umgekehrt dem Freunde, sollte dieser gegen ihn so gesinnt sein. Ihre dankbare Freundschaft erfuhr der Dichter Simonides in einem berühmt gewordenen Falle. In einem Gedichte auf den Aleuaden Skopas hatte er Vieles zu ihrem Lobe gesagt und darauf von dem reichen Manne nur die Hälfte des bedungenen Lohns mit dem Bescheide erhalten, wegen der andern Hälfte solle er sich an die von ihm so hochgepriesenen Tyndariden halten. Bald darauf wurde er hinausgerufen, zwei Jünglinge zu Pferde wünschten ihn zu sprechen. Er geht hinaus, Niemand ist da , aber hinter ihm stürzt der Saal ein, wo er eben noch mit Skopas und seinen Sippen geschmaust hatte, die nun elendiglich umkamenCic. de Orat. 2, 86, 352 nach Kallimachos (fr. 71 Bentl.), Val. Max. 1, 8 ext 7, Quintil. 11, 2, 11, vgl. Schneidewin Simon, reliq. p. XI.. Aehnliches wurde von Phormio, dem Strategen der Krotoniaten in jener Schlacht mit den Lokrern erzählt, er sei weil er die Dioskuren gastlich aufgenommen hatte, von den Wunden die er von dem einen bekommen auf wunderbare Weise geheilt und hernach, als er zu Hause die Theoxenien feiern wollte, zu dem Mahle des Battos nach Kyrene versetzt wordenTheopomp b. Suid. Φορμίων, Plut. non posse s. v. s. Epic. 22, Meineke Com. Gr. 2, 2. 1227 sqq.. Dahingegen jede Ungastlichkeit 104 und Knickerei von ihnen auf das strengste bestraft wurde, wie man davon ein merkwürdiges Beispiel in Sparta erzähltePaus. 3, 16, 3.. Ueberhaupt liebten sie die Menschen und allen menschlichen Verkehr, vorzüglich in jener lichten Zeit des hohen Sommers zur Zeit der Theoxenien, wenn sie von Ort zu Ort ihre alten Freunde besuchten und von den reicheren Städten und prächtigen Höfen, wie zu Kyrene und Agrigent, mit glänzenden Festschmäusen empfangen wurden, sie und ihre liebreizende Schwester Helena, welche gewöhnlich mit ihnen zusammen gefeiert wurdePind. Ol. 3, 1 Τυνδαρίδαις τε φιλοξείνοις ἁδεῖν καλλιπλοκάμῳ ϑ' Ἑλένᾳ κλεινὰν Ἀκράγαντα γεραίρων εὔχομαι, vgl. N. 10 , 49, Bacchyl. b. Athen. 11, 101, Herod. 6, 127 Ἀζὴν ἐκ Παίου πόλιος Λαφάνης Εὐφορίωνος τοῦ δεξαμένου τε ὡς λόγος ἐν Ἀρκαδίῃ λέγεται τοὺς Διοσκούρους οἰκίοισι καὶ ἀπὸ τούτου ξεινοδοκέοντος πάντας ἀνϑρώπους und die Geschichte des Iason b. Polyaen 6, 1, 2. Daher ἐμπόλω Διοσκόρω Aristoph. b. Poll. 7, 15.. Dann waren sie fröhlich mit den Fröhlichen, legten die Waffen ab und griffen zur Laute, wie Achilleus und andre griechische Helden, die man sich ohne die Meisterschaft in beiden Uebungen nicht zu denken vermochteTheokr. 22, 23 ἱππῆες κιϑαρισταὶ ἀεϑλητῆρες ἀοιδοί. 215 φίλοι δέ τε πάντες ἀοιδοὶ Τυνδαρίδαις Ἑλένᾳ τε καὶ ἄλλοις ἡρώεσσιν.. Vertauschte doch selbst der viel derbere Herakles seine Keule nicht selten mit den Freuden der Musen und des Mahles.

In Athen wurden sie unter dem Namen Ἄνακες oder Ἀνακοὶ verehrt, daher ihr Heiligthum Ἀνάκειον hieß und das ihnen begangene Fest ἈνάκειαHesych, Poll. 1, 37, Bekk. An. 212, 12, C. I. n. 82, 6 u. A. Ἀνάκεια ἑορτὴ Διοσκούροιν Ἀνακοῖν, Pausan. b. Eustath. Od. 1425, 60. Von einer ἱπποδρομία an diesem Feste ist die Rede bei Lysias b. Dionys. H. de vi dic. in Demosth. 11, von einer τριττυία, bei welcher auch Helena betheiligt war, Eustath. 1425, 62, von einer Speisung der Dioskuren Athen. 4, 14.. Nach der gewöhnlichen Legende hatte Menestheus diesen Dienst gestiftet, als er nach Vertreibung der Thesiden von ihnen zum Könige von Attika gemacht worden war; auch erzählte man von ihrer frühzeitigen Zulassung zu der eleusinischen WeihePlut. Thes. 33, Aelian V. H. 4, 5, Aristid. 1 p. 607. Ἄνακες sind wohl eigentlich ἄνακτες, doch sagte man auch Ἀνακοὶ und erklärte beide Namen durch ἀνακῶς ἔχειν oder ἀπὸ τῆς τῶν δεινῶν ἀνασχέσεως oder von ἀνέκας in der Bedeutung von ἄνω, also διὰ τὴν τῶν ἀστέρων ἐπιφάνειαν, Plut. l. c. und Numa 13, Eustath. Od. 1425, 59. Nach Cic. N. D. 3, 21, 53 würden auch die Tritopatoren in Athen (1, 371) Ἄνακες genannt, welcher Name also die allgemeinere Bedeutung schützender Dämonen oder Heroen hatte so gut wie ἄνακτες, σωτῆρες u. dgl., wie von der des Herakles und des 105 Asklepios. Den Namen Ἄνακες erklärte man gewöhnlich durch Σωτῆρες, wie sie denn als solche d. h. als Heilande und Retter in der Noth weit und breit und bei vielen Gelegenheiten angerufen wurdenΣωτῆρες ἐσϑλοὶ κἀγαϑοὶ παραστάται, Aelian V. H. 1, 30 vgl. Lobeck Agl. 1231.. Vorzüglich immer zur See von den durch Sturm und Schiffbruch bedrängten SeeleutenPlato Euthyd. 293 ὥσπερ Διοσκούρων ἐπικαλούμενος σῶσαι ἡμᾶς – ἐκ τὴς τρικυμίας. Strabo 1, 48 τοὺς δὲ Διοσκούρους ἐπιμελητὰς τῆς ϑαλάττης λεχϑῆναι καὶ σωτῆρας τῶν πλεόντων. Himer, or. 1, 10 κυβερνῶσι τὰς τύχας τῶν τὰ πελάγη διαβαινόντων Διόσκουροι. Vgl. Artemid. 2, 37., wodurch wir auf eine neue Art ihres heilsamen Wesens und ihrer Epiphanie im Lichte geführt werden. Verschiedene Dichter beschreiben diese ihre Erscheinung in der höchsten Gefahr, wenn der Himmel ganz verdüstert ist, die Stürme toben, die Wogen das Schiff bald hoch emporschnellen bald in der Tiefe zu begraben drohen, vorzüglich einer der kleineren Homerischen HymnenHom. H. 33, 6–17 vgl. Theokr. 22, 6–22, Horat. Od. 1, 12, 27–32.. In solcher Noth des Sturmes und der Wogen, heißt es hier, steige der Schiffer auf die Höhe des Steuers und bete dort zu den Dioskuren mit einem Opfer von weißen Lämmern, worauf diese plötzlich erscheinen, mit röthlichen Flügeln durch die Luft schießend: ein günstiges Zeichen für die Bedrängten, da sich nun gleich das Stürmen und die tobende Meeresfluth beruhige. Das ist das S. Elmsfeuer, welches im Dunkel der Nacht oder des Ungewitters auf den Speeren der Soldaten und an den Segelstangen und andern Spitzen der Schiffe sich zu zeigen pflegt und bei den Alten, wenn zwei Flämmchen neben einander erschienen, für heilsam gehalten wurde, wenn aber nur eine einzige, für verderblichEine solche Einzelflamme nannte man Helena und hielt deren Erscheinung also auf der See für eben so verderblich als die ihrer Brüder für heilsam, Plin. 2, 101, Mythogr. lat. 2, 132, Sosibios b. Schol. Eur. Or. 1632. Drei goldene Sterne auf einem ehernen Mastbaum weihen die Aeginaten b. Herod. 8, 122.. Daher sie eben solche Doppelflammen die Sterne (ἀστέρες oder ἄστρα) der Dioskuren nannten und deren Erscheinung, wie sie aus der lichten Himmelshöhe plötzlich herunterschießen und in dem Dunkel des Ungewitters Heil und Rettung bringen, oft beschreibenEurip. Hel. 140 ἄστροις σφ' ὁμοιωϑέντε φάσ' εἶναι ϑεώ. 1495 μόλοιτέ ποϑ' ἵππειον ἅρμα δι' αἰϑέρος ἱέμενοι παῖδες Τυνδαρίδαι etc. El. 991 οἳ φλογερὰν αἰϑέρ' ἐν ἄστροις ναίουσι, βροτῶν ἐν ἁλὸς ῥοϑίοις τιμὰς σωτῆρας ἔχοντες. 1349 δι' αἰϑερίας στείχοντε πλακός. Or. 1636. Vgl. die Dichterstelle b. Plut. d. def. or. 30 u. Non posse s. v. s. Epic. 21, Kallim. Pall. 24 Λακεδειμόνιοι ἀστέρες, Horat. Od. 1, 3, 2 lucida sidera, Hes. Διόσκουροι – καὶ ἀστέρες οἱ τοῖς ναυτιλλομένοις φαινόμενοι, Maxim. T. 15, 7 εἶδον δὲ καὶ Διοσκούρους ἐπὶ νεὼς ἀστέρας λαμπροὺς ἰϑύνοντας τὴν ναῦν χειμαζομένην. Immer ist nicht an wirkliche Sterne, sondern an die sternenartige Erscheinung zu denken, daher Plut. d. pl. ph. 2, 18 Ξενοφάνης τοὺς ἐπὶ τῶν πλοίων φαινομένους οἶον ἀστέρας, Plin. 2, 101 existunt stellae et in mari terrisque etc., Seneca Nat. Qu. 1, 1, 11 quasi stellae velo insidentes.; welche Sterne der Dioskuren man nicht für 106 wirkliche Sterne halten darf, da das Sternbild der Zwillinge erst weit später und nicht einmal von allen Astronomen durch die Dioskuren erklärt wurdeArat kennt sie nur als Zwillinge. Die älteste Erwähnung der Dioskuren am gestirnten Himmel ist die des Periegeten Polemon b. Schol. Eur. Or. 1632, wo neben ihnen Kabiren genannt werden. Vgl. Ovid F. 5, 692–720, Serv. V. A. 6, 121, Hygin P. A. 2, 22, Nigidius b. Schol. German. Arat. p. 50.. Wohl aber war der Glaube an jene Epiphanie der Dioskuren im S. Elmsfeuer ein alter und namentlich zur See allgemein verbreiteter; auch erinnert er an den Apollo Delphinios und dessen außerordentliche Erscheinungen und Hülfen z. B. bei der Insel Anaphe (1, 200). Es gab wenige Häfen, Inseln und Küsten, wo die Dioskuren nicht aus diesem Grunde verehrt worden wärenEinige Beispiele: auf Kerkyra Thuk. 3, 75, C. I. n. 1874, an der Küste von Epiros ib. n. 1824–27, auf Kreta Pashley 2, 78. 91, an der Küste von Libyen eine Insel Διοσκουριὰς und Διοσκούρων κώμη, Steph. B., im innersten Becken des Pontos unter dem Kaukasos der lebhafte Handelsplatz Διοσκουριάς, Str. 11, 497., auch ist die weite Verbreitung ihres Emblems, der beiden Schiffermützen mit den Sternen darüber, auf den Münzen der griechischen See- und Handelsstädte der beste Beweis für die Popularität dieses GlaubensBei den Mützen dachte man gewöhnlich an das Ei der Dioskuren, Lykophr. 506, Lukian D. D. 26, 1 τοὖ ᾠοῦ τὸ ἡμίτομον καὶ ἀστὴρ ὑπεράνω. Vgl. Hemsterh. zu ds. St.. Daher man später auch eine eigne Genealogie für diese Dioskuren ausdachte, Zeus habe sie in der Gestalt eines Sterns mit der Leda erzeugtTzetz. Lyk. 88. 511, Clem. Ro. Homil. 5, 13, Iul. Firm. p. 54 Burs., und seit alter Zeit die Dioskuren als unentbehrliche Theilnehmer der Argonautenfahrt zu denken gewohnt war, welche Fahrt für die Sagen und den Glauben der Schiffer und Seefahrer die allgemeinere Bedeutung einer ersten Ueberwindung der Gefahren zur See hatte, vorzüglich bei der eben so gefährlichen als gewinnbringenden Schifffahrt des Pontos. Auch 107 wurden aus demselben Grunde die Dioskuren oft mit den Kabiren oder großen Göttern von Samothrake zusammen angerufen oder wohl gar ganz mit ihnen identificirt, wie dieses sowohl auf SamothrakePlut. Aemil. Paul. 23 von der Flucht des Perseus διέπλευσεν εἰς Σαμοϑράκην καὶ διαφεύγων ἐπὶ τοὺς Διοσκούρους ἱκέτευεν, wo die Kabiren gemeint sind. Eben so Ovid Tr. 1, 10, 45 vos quoque Tyndaridae, quos haec colit insula u. Serv. V. A. 3, 12 simulacra Castoris et Pollucis in Samothracia ante portum. Vgl. Bd. 1, 668 ff., dem alten Mittelpunkte dieses Kabirendienstes, als auf andern Inseln und Küsten der griechischen Gewässer der Fall warC. I. n. 2296 aus Delos, ein Priester ϑεῶν μεγάλων Διοσκόρων Καβείρων. Münze von Syros, die beiden Dioskuren mit ihren Lanzen und Sternen und der Umschrift Θεῶν Καβείρων. Philo Bybl. b. Euseb. Pr. Ev. 1, 10, 11 Διόσκουροι ἢ Κάβειροι ἢ Κορύβαντες ἢ Σαμοϑρᾶκες (auch ein nicht ungewöhnlicher Ausdruck für die auf Samothrake verehrten Götter) πρῶτοι πλοῖον εὗρον. Vgl. Paus. 3, 24, 4; 10, 33, 3: 38, 3. Große Götter hießen die Dioskuren im attischen Demos Kephalae, P. 1, 31, 1 und zu Klitor in Arkadien 8, 21, 2.. Ja man erzählte nun ausführlich wie die Argonauten zuerst an der troischen Küste, dann im Pontos von einem fürchterlichen Sturme überfallen wären, so daß sie hätten verzweifeln müssen, wenn Orpheus nicht zu den Göttern von Samothrake gebetet hätte, worauf sich der Sturm gleich gelegt habe und zwei Sterne hernieder auf die Köpfe der Dioskuren gefallen wären. Daher stamme der Brauch der Schifffahrer in der Noth zu jenen Göttern zu beten und das S. Elmsfeuer (τὰς τῶν ἀστέρων παρουσίας) als Epiphanie der Dioskuren zu deuten. Das zweitemal, als die Argonauten durch den Pontos rückwärts in die Heimath fahren, erscheint, nachdem das Wunder sich wiederholt hat, Glaukos der Meeresdämon in der Nähe der Argo, begleitet sie zwei Tage und zwei Nächte und weissagt dem Herakles und den Tyndariden ihre Zukunft. Auch fordert er sie auf zur Verehrung der Götter von Samothrake, denen sie zu wiederholtenmalen ihre Rettung verdankten, daher die Argonauten, sobald sie das aegaeische Meer erreicht, zur heiligen Insel fahren und die Schalen »welche noch jetzt gezeigt werden« als Weihgeschenke niederlegenDiod. 4, 43. 48.. So lag auch aus der geschichtlichen Zeit ein berühmtes Beispiel der Dioskurenhülfe zur See vor in den Erinnerungen an die Schlacht bei Aegospotamoi, wo das Admiralschiff Lysanders, als es aus dem Hafen gegen die Feinde hinausfuhr, zu beiden Seiten von ihren Sternen begleitet wurde. Daher Lysander unter anderen Bildwerken, welche das Andenken an diesen Sieg in Delphi 108 verewigen sollten, auch zwei goldene Sterne als Sinnbilder der Dioskuren geweiht hatte. Man erzählte sich daß dieselben später vor der Schlacht bei Leuktra von selbst wieder verschwandenCic. de Divin. 1, 34, 75, Plut. Lys. 12. 18. Wirklich sah Paus. 10, 9, 4 nur Bilder der Dioskuren, nicht die Sterne..

Es erhellt aus dem Allen daß wir es hier nicht mit eigentlichen Heroen zu thun haben, sondern mit Göttern welche wegen jenes Wandels zwischen Leben und Sterben für Heroen gehalten wurden, wie sich dasselbe in verschiedenen andern Fällen beobachten läßt, beim Dionysos, Asklepios, Aristaeos, Herakles u. s. w. Ja der Gottesdienst der Dioskuren war einer der am weitesten verbreiteten, auch in den westlichen Gegenden, wo er sich durch die griechischen Colonieen von Sparta und Argos früh nach Sicilien und Italien und von da weiter zu den Etruskern, Latinern und Römern fortgepflanzt hatte. Auch hier dieselben Eigenschaften; Hülfe in der Schlacht und ritterliches Wesen in den Landstädten, Hülfe zur See in den SeestädtenZ. B. in Ardea Serv. V. A. 1, 44. Auch bei den Etruskern scheint den Spiegeln zufolge die Verehrung der Dioskuren sehr verbreitet gewesen zu sein, und zwar in der späteren Vermischung mit Korybanten und Kabiren, worauf auch die Legende von Thessalonich deutet, Clem. Pr. p. 16 P. vgl. Bd. 1, 672, [2117].. In Rom waren sie früh heimisch, vorzüglich in den Kreisen der Ritterschaft geehrt und neben den Diensten des Apollo, der Demeter, der Aphrodite eines der wichtigsten Institute hellenischer Art und SitteRöm. Myth. 658–662..


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