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Die Nacht war angebrochen, auf den Straßen Wiens begann es still und öde zu werden, alle Häuser standen dunkel und unerleuchtet da, überall war das Geräusch des Lebens verstummt und nur hier da fuhr noch ein Fiacre langsam durch die verödeten Straßen, hörte man den müden Schritt eines verspäteten Wanderers.
Wien schlief und träumte von der frohen Kunde, die trotz der späten Abendstunde noch aus dem Concertsaal durch die ganze Stadt geflogen war, von der frohen Kunde, daß der Krieg mit Frankreich jetzt eine fest beschlossene Sache, daß endlich die Zeit der Rache und der Vergeltung gekommen sei.
Wien schlief also und träumte, nur auf dem Flügel der kaiserlichen Burg, in welchem die vom Erzherzog Johann bewohnten Zimmer lagen, waren die Lichter noch nicht erloschen und zuweilen sah man hinter den Fenstern sich dunkle Gestalten auf und ab bewegen.
Erzherzog Johann schlief noch nicht, aber er hatte seinen Kammerdiener Conrad bereits entlassen, den Lakayen erlaubt, sich aus dem Vorzimmer in ihre Schlafkammern zurückzuziehen und hatte dann mit eigener Hand die Thür der äußern Vorzimmer abgeschlossen.
Ich traue meinem Kammerdiener Conrad nicht, sagte er zum Grafen Nugent, der sich bei ihm in seinem Cabinet befand, er ist es ohne Zweifel, den man mir als wachhabenden Engel an die Seite gestellt und der Bericht über mich zu erstatten hat.
Ew. Hoheit sollten den verdächtigen Menschen aus Ihren Diensten entlassen, rief Graf Nugent unwillig.
Ich werde mich wohl hüten, dies zu thun, sagte Johann lächelnd, vielmehr werde ich den Conrad so lange als möglich zu conserviren suchen, denn ihn kenne ich, und werde ihn mystificiren können. Einen Spion werde ich doch immer neben mir dulden müssen, denn die Sorgfalt und Liebe meines kaiserlichen Bruders wird mich doch keinen Augenblick unbewacht lassen, und ist mir der Conrad bequemer, als irgend ein Anderer. Aber doch wünschte ich, daß er von dem Besuch, den ich diese Nacht erwarte, nichts ausplaudere und deshalb hatte ich ihn fortgeschickt.
Aber er wird vielleicht auf der Straße stehen, um die Fenster seines Herrn zu beobachten, sagte Nugent achselzuckend, und aus den Schatten, die er sieht, wird er allerlei Gespenster schaffen, welche morgen früh auf dem Polizeirapport des Kaisers figuriren.
Oh, das ist es nicht, was ich zu dieser Stunde fürchte, rief Johann. Der Kaiser weiß, daß ich die Tyroler Abgeordneten empfange, ich habe es ihm heute Abend selbst gesagt und er billigt es. Aber meinen Tyrolern selbst könnte in ihrer Heimath Nachtheiliges geschehen, wenn ihre Pläne vorzeitig dort entdeckt würden, bevor sie von der baierischen Herrschaft sich befreit haben. Doch still, hörten Sie da nicht leises Rascheln im Corridor?
Ja, ich höre es, flüsterte Graf Nugent, jetzt ist es dicht an der Thür und – da klopft es schon.
Es sind unsere Freunde, rief Johann, nach der Thür eilend und den Riegel hastig zurück schiebend.
Der Erzherzog hatte sich nicht geirrt, es waren in der That seine Freunde, welche jetzt durch die geheime Tapetenthür in sein Cabinet eintraten. Zuerst kam der Freiherr von Hormayr in seiner glänzenden goldgestickten Intendantur-Uniform, welche sehr dazu geeignet war, die Schönheit seiner schlanken kräftigen Gestalt und den Adel seines schönen jugendlichen Angesichtes hervorzuheben. Ihm folgten drei Tyroler in ihrer Landestracht, den Stutzen im Arm.
Der erste von ihnen war ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, von hoher, herkulischer Gestalt, das Haupt umrollt von schwarzen Haaren, das kräftige gebräunte Antlitz strahlend von Gutmüthigkeit und Behaglichkeit. Seine Tracht war die gewöhnliche der Tyroler, nur trug er statt des grünen spitzen Hutes einen schwarzen, mit schwarzen Federn und Bändern gezierten Hut, außerdem aber den kurzen grünen Rock, darunter das rothe Unterwams, über dieses breite, grüne, auf der Brust gekreuzte Hosenträger, um den Leib nach Landessitte einen mit Elfenbein und allerlei Zierrathen ausgeschmückten schwarzen Ledergürtel, schwarze Beinkleider, rothe Strümpfe und schwarze Lederschuhe mit Schnallen. Auf der Brust hing ihm an dicker goldener Schnur ein silbernes Crucifix und über dasselbe hernieder, bis zum Gürtel, rollte der mächtige schwarze Bart, der seinem ganzen Erscheinen einen gar wunderbaren, phantastischen Ausdruck verlieh. Dieser Mann, das war Andreas Hofer, der Sandwirth von Passeyr, dem die Welschtyroler wegen seines langen Bartes, den Namen »Barbone« gegeben hatten.
Der zweite der Tyroler, welcher in das Cabinet des Erzherzogs eintrat, war ein Mann von nicht minder imponirender Erscheinung, ganz gekleidet wie Andreas Hofer, nur daß ihm der lange Bart fehlte und daß er statt des schwarzen Hutes den spitzen grünen, mit allerlei Jagdzierrath geschmückten Hut des Tyrolers trug. Sein Antlitz, minder behaglicher und gemüthvoll als das seines Freundes, zeugte von Energie und Entschlossenheit, Kühnheit und List blitzte aus seinen schwarzen Augen und um die vollen Lippen spielte ein eigenthümlicher Zug von Trotz und Hohn. Das war Joseph Speckbacher, in ganz Nordtyrol »der kühne Gemsjäger« genannt.
Ihm folgte ein dritter Tyroler, ebenso stolz und kräftig, so dick und imponirend von Gestalt, wie seine beiden Vorgänger. Dieser dritte, das war Anton Wallner, der Wirth von Windisch Matrey und gleich dem Speckbacher, des Hofers genauester Freund.
Der Erzherzog schritt den Tyrolern lebhaft entgegen und reichte jedem von ihnen seine Hand dar.
Willkommen meine Tyroler, willkommen, sagte er mit bewegter Stimme, Gott und die heilige Jungfrau mögen geben, daß es nicht zu Eurem Verderben ist, daß Ihr hier zu mir eintretet! Das aber wißt Ihr, daß ich nimmer aufgehört habe, Euch zu lieben, und daß, als ich im Jahre 1805 von dem Anderl Hofer und dem lieben Tyrol mußt' Abschied nehmen, mein Herz fast gebrochen ist vor Kummer und Weh.
Schaut's Ihr da, rief Andreas Hofer, sich mit einem strahlenden Lächeln den beiden Freunden zuwendend, das ist bei Gott noch derselbe Mann, der damals in Brunecken von uns Abschied genommen und der sich nit geschämt hat, den Andreas Hofer zu umarmen und auf seiner Schulter zu weinen um das arme hingeschlachtete Tyrol.
Und der sich auch heute freut, den Andreas Hofer umarmen zu können, sagte der Erzherzog, seine beiden Arme um die volle herculische Gestalt des Tyrolers legend. Aber weinen will ich heut nicht, Andreas, denn ich hoff', die Zeit der Thränen ist vorbei und Ihr seid gekommen, um mir das zu sagen, mir von Tyrol die Liebesgrüße zu bringen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sagt, Ihr drei tapfern Männer von Tyrol, Andreas Hofer, Joseph Speckbacher, Anton Wallner, ist's nicht so? Seid Ihr nicht gekommen, um mir zu sagen, daß Tyrol sich sehnt nach seinem Kaiser und Herrn und daß es nicht mehr baierisch sein will?
Ja, wir sind gekommen, um unserm lieben Johann das zu sagen, rief Andreas Hofer.
Wir sind gekommen, um zu fragen, ob Oesterreich sein Tyrol nit zu sich rufen will? fragte Joseph Speckbacher.
Wir sind gekommen, um unsern Erzherzog Johann zu fragen, ob er uns helfen will mit seinen Truppen und Kanonen, wenn wir Männer von Tyrol jetzt die Stutzen erheben, um die Baiern aus dem Land zu jagen? fragte Anton Wallner mit blitzenden Augen und einem strahlenden Lächeln.
Wir sind gekommen, um unsern Johann zu fragen: ist's an der Zeit? rief Andreas Hofer.
Der Erzherzog reichte ihm mit einem festen, entschlossenen Blick die Hand dar. Ja, sagte er, ja, Andreas Hofer, es ist an der Zeit! Ja, Anton Wallner, Oesterreich will den Tyrolern mit seinen Truppen und Kanonen helfen, die Baiern und Franzosen aus ihrem Land zu jagen. Ja, Joseph Speckbacher, Oesterreich will sein treues Tyrol wieder zu sich rufen, es will kämpfen auf Tod und Leben, für Euch und mit Euch!
Und Gott walt', und gebe uns Allen Glück und Segen, sagte Andreas Hofer, indem er seine beiden Hände über dem Crucifix auf seiner Brust faltete. Hab' all diese Jahr' her täglich zur heiligen Jungfrau gebetet, daß sie mir in Gnaden sollt' das Leben erhalten nur so lange, bis ich den österreichischen Adler wieder könnte an unsern Grenzpfählen prangen sehen, und bis wir wieder rechtschaffen und treu unsern Kaiser Franz als unsern Herrn lieben dürften. Der liebe Gott da droben verzeih' es mir, ich bin ein gar schlechter und obstinater Unterthan gewesen für den König von Baiern, hab' nimmer den neuen Gesetzen mich fügen wollen und kein Bissel Lieb' für den aufgedrungenen Herrn habe ich in meinem altösterreichischen Herzen auftreiben können.
Bist vielmehr ein gar verstockter Renitent gewesen, Anderl, lachte Hormayr, und keine neue Verordnung, kein neues Gesetz ist von der baierischen Regierung an Euch ergangen, ohne daß der Anderl Hofer sich widersetzt hat und als Sprecher der ganzen Gegend seine Stimme dagegen erhoben hat. Aber es ist halt wahr, die Tyroler lieben dafür ihren Anderl und sagen, daß er der aufrichtigste, treueste und zuverlässigste Mann im ganzen Etschland ist.
Muthig zu sein ist kein Kunst, wenn das Ding, für das man kämpft, gut ist, sagte Hofer ruhig; treu zu sein meinem Kaiser und meinem Land und seinen Gesetzen, das hat mir der liebe Gott selber in's Herz geschrieben, und wenn Du mich zuverlässig nennst, Du lieber Mann, so ist das jedoch auch nur Christenpflicht; denn es stehet in der Bibel geschrieben: »Deine Rede sei Ja ja und Nein nein, was drüber ist, das ist vom Uebel.« Lobet mich also nicht um das, was meine Pflicht ist, und was der Speckbacher und der Wallner und all die lieben Mansen im Etschland eben so gut thun als ich selber. Uebrigens muß ich Euch sagen, Ihr Herren, es ist kein sonderliche Kunst, daß wir den Kaiser lieben, denn die Baiern wirthschaften bei uns, als wollten sie's schier darauf anlegen, daß wir unsern Kaiser alle Tage müßten lieber haben und uns inbrünstiger nach ihm sehnen.
'S ist wahr, der Anderl hat Recht, rief Anton Wallner, eine sackerische Wirthschaft ist's bei uns all überall, und wir wollen's nit länger dulden, wollen wieder österreichisch werden, wie's unsere Voreltern gewesen sind, und wollen kämpfen um unsere Freiheit und unsere alten verbrieften Rechte, welche der Baier uns rauben will.
Welche er uns schon geraubt hat, rief Joseph Speckbacher mit zornblitzenden Augen, nur Steuern hat er uns auferlegt wider alles Gesetz und Recht, denn es ist uns von uralten Zeiten her das Recht verbrieft, daß der Tyroler soll keine neue Steuern zahlen, es sei denn, daß die Landesvertretung zusammenberufen worden und ihre Zustimmung gegeben hat. Und ferner ist es unser altes Recht, daß kein Tyroler zum Militairdienst gezwungen und in unsern Bergen und Thälern keine Rekruten ausgehoben werden. Der Baier aber rekrutirt in unserm Tyrolerland, als wären wir eine alte baierische Provinz, die sich gehorsam fügen müßt' aus nichtswürdiger Unterthänigkeit, und nicht ein Land voll freier, tapferer Männer, welche freiwillig dem Gesetz sich fügen, aber auch keine Handbreit sich abringen lassen von ihrem Recht und von ihrer Freiheit. Als freie Männer wollen wir aber leben und sterben, als freie Männer wollen wir unserm Kaiser Franz angehören, und er soll wieder unser Herr werden, wie es sein Haus von uralten Zeiter her gewesen ist!
Wenn alle Tyroler Männer denken, wie Ihr Drei, sagte Erzherzog Johann mit strahlenden Augen, dann werdet Ihr Eure Freiheit und Euern Kaiser wieder gewinnen, allen Baiern und allen Franzosen zum Trotz.
Sie denken Alle wie wir denken, sagte Hofer bedächtig, wir haben Alle mitsammen dem lieben Gott und der heiligen Jungfrau gelobt, daß wir wollen unser Tyroler Land befreien von dem Feind, und jeder Mann und jeder Bursch auf unsern Bergen und in unsern Thälern ist bereit, den Stutzen in die Hand zu nehmen und zu streiten für seinen guten Kaiser Franzl.
Wir sind auch nur hier als Abgeordnete des ganzen Tyroler Landes, sagte Anton Wallner, und von ihnen hierher gesandt, um beim Kaiser und seiner Regierung zu erforschen, was für Absichten und Gesinnungen sie hegen, unsere bittern Klagen vorzutragen und Tyrols festen Willen auszusprechen, uns unsern geliebten Kaiser mit Gut und Blut wieder zu verdienen und unser gutes altes Recht auf eigene Faust wieder zu erobern.
Aber wir brauchen dazu Hülfe, fügte Joseph Speckbacher hinzu, wir bedürfen rasche, kräftige Unterstützung, vor Allem an Volk und Geld, an Munition und Mundvorrath. Wird Oesterreich uns die gewähren?
Ja, das wird Oesterreich, sagte der Erzherzog. Es wird Euch ein Armeecorps zu Eurer Hülfe senden, Geld, Mundvorrath und Munition. Nur müßt Ihr Euch bereit und gewaffnet halten, und müßt, sobald wir Euch das Signal geben, aufstehen zum Kampf wie Ein Mann.
Wir sind bereit dazu, rief Andreas Hofer beifällig nickend. Aber nit lange hinausschieben dürfet Ihr das Signalgeben, denn es ist Gefahr im Verzuge. Wir und unsere Freunde haben den Aufstand vorbereitet, und es ist, wie wenn heimlich unter der Erde ein großer Feuerstrom durch ganz Tyrol dahin liefe; wenn irgend ein kluger Baier vor der Zeit die Erde hinwegscharrt, so wird er das Feuer entdecken und er wird Wasser herbeiholen, und es auslöschen, bevor die Oesterreicher in's Land kommen, um ihn daran zu hindern. Ein Geheimniß, das gar Viele wissen, ist selten gut bewahrt, es ist wie eine reife Frucht, die vom Baume abfallen muß, und wenn sie auch dem Eigenthümer des Baumes selber auf den Kopf fiele und ihn zerschmetterte.
Ja, was geschehen soll, muß bald geschehen, sagte Anton Wallner. Die Männer vom Passeyr, Meran, Mays und Allgund sind Alle bereit und sie haben sich heimlich verbündet mit dem ganzen Innthale. Auch das Etschland ist mit uns eins geworden, und die Männer in Deutschtyrol und Welschtyrol, die sonst nimmer Freund sein mochten und nirgend Gemeinschaft mit einander hielten, die wollen jetzt wie Brüder zu einander stehen, und wollen an Einem Tag und wie Ein Mann die Baiern und die Franzmänner aus ihren Bergen verjagen.
Wir warten nur auf das Signal von Oesterreich, und wir bitten nur, lasset uns nit zu lange warten, denn auch wir Männer vom Unterinnthal sind gerüstet und bereitet. Es kriecht durch's Unterinnthal wie ein ungeheurer Wurm der Empörung, und der Wurm hat vier Köpfe, die nach allen vier Weltgegenden schauen. Der eine Wurm, das ist der Rupert Wintersteller in Kirchdorf; der zweite, das ist der Jacob Sieberer in Thiersen; der dritte, das ist der Anton Aschbacher in Achenthal, und der vierte, das bin ich, der Joseph Speckbacher vom Kufstein.
Und auch im Pusterthal regt sich's gar gewaltiglich, und in feuriger Ungeduld schauen's zu uns herüber, zum Anfangen bereit und zum Dreinschlagen, sagte Hofer. Drum also, lieber Herr Kaisersbruder, gebet uns gute Kunde, die wir den Männern von Tyrol heimbringen, denn ihre Seele will schier verzagen und ihr Herz schreit gar allgewaltig nach ihrem Herrn und ihrem Kaiser.
Und der Kaiser wiederum sehnt sich gar gewaltig nach seinen Tyrolern, sagte der Erzherzog. Die Zeit ist gekommen, wo wieder zu einander kommen soll, was zu einander gehört. So lasset uns denn berathen und überlegen, Ihr Männer, was wir zu thun haben, um glücklich unser Ziel zu erreichen und die Tyroler und ihren Kaiser wieder zusammenzubringen.
Ja, lasset uns berathen, sagte Andreas Hofer feierlich, und lasset uns die heilige Jungfrau und ihren gebenedeiten Sohn anstehen, daß er unsern Geist erleuchte.
Er hob das Crucifix von seiner Brust näher zu seinem Antlitz empor und neigte sein Haupt über dasselbe, die Lippe bewegend in leisem Gebet.
Nun bin ich bereit, sagte er dann, das Crucifix langsam wieder auf seiner Brust bettend, nun lasset uns berathen. Aber ich sag's Euch zuvor, ich bin kein Kriegsheld und kein weiser Mann im Rath. Ich bin nur gesonnen, Alles zu thun, was nöthig ist, um mein liebes Tyrolerland von den Feinden zu befreien und darum auf die Baiern und Franzosen so lange dreinzuschlagen und zu schießen, bis sie vor Angst davon laufen und uns die Freiheit geben, wieder unserm lieben Kaiser Franzl anzugehören. Aber das Planmachen und die feinen Kniffe und Künste, das ist nit meine Sache. Bin nur ein schlichter Bauersmann, der viel Lieb' und Treue in seinem Herzen, aber wenig Gedanken in seinem Kopf hat. Das Denken, das kann der Herr von Hormayr und der Herr Erzherzog für mich thun. Sie sollen der Kopf sein und ich bin der Arm und das Herz. Der Speckbacher aber und der Wallner da, die haben's auch mit dem Kopf zu thun, obwohl ich nit sagen will, daß ihnen das Herz nit aus dem rechten Fleck säß, vielmehr weiß ich, daß es das thut. Lasset uns also mitsammen berathen, und bedenken's, daß Gott uns zuhört und die Tyroler auf uns warten!
Bist ein gar prächtiger und braver Mann, Anderl, rief Johann, mit einem zärtlichen Blick Hofer die Hand darreichend, eine rechte Kindesseele voll Lieb' und Treu und Herzinnigkeit, und wenn ich Dich anschau', mein' ich, das ganze liebe Tyrolerland mit seinen Bergen und Thälern, seinen Sennhütten und Kapellen, seinen lustigen Jodlern und frommen Gebeten wollt' mich grüßen. So komm denn, Anderl, und Ihr andern lieben Freund', kommt, setzen wir uns und halten wir Kriegsrath mitsammen!
Sie setzten sich Alle um den runden Tisch, der in der Mitte des Gemaches sich befand, und die Berathungen begannen.
Der Morgen dämmerte schon, die Lichter waren tief heruntergebrannt, auf den Straßen ward es schon lebendig, und noch immer verweilten die Tyroler im Cabinet des Erzherzogs, und ihre Angesichter glühten vor Trotz und Entschlossenheit, und ihre Augen blitzten in kühner Kampfeslust. Denn Alles war jetzt verabredet und entschieden, Jeder hatte seine Rolle empfangen und seine Instructionen erhalten. Der Krieg mit den Baiern und Franzosen, Freiheit für das Tyrolerland, das war die Losung und das Ziel.
Der Plan ist also nun fertig, sagte Erzherzog Johann jetzt, den Tyrolern freundlich zunickend. Elf Punkte sind es besonders, die wir berathen und festgestellt haben, und es wäre wohl gut, wenn wir dieselben uns noch einmal in's Gedächtniß zurückriefen.
Thun wir's, nickte Andreas Hofer. Zum ersten also: die Tyroler machen einen Aufstand, um wieder zu ihrem guten Kaiser zu kommen. Wir werben dazu immerfort neue Mannschaft und machen alle Tyroler Männer zu unsern Mitverschwornen. Sie versammeln sich Sonntags in den Wirthshäusern, und die Wirthe in den Thälern und auf den Bergen sind die Hauptverschwornen, welche Versammlungen berufen und überall Verständniß und Verkehr der Verschwornen unter einander vermitteln. Der Aufstand soll, so Gott will, am neunten April ausbrechen, an welchem Tage die österreichischen Truppen die Grenze Tyrols überschreiten und uns zu Hülfe kommen wollen. Das war der beste Punkt, und Gott walt', daß er gut ausgeführt werde!
Der zweite Punkt, sagte Joseph Speckbacher, der lautet also: Alle und jede schriftliche Mittheilung der Verschwornen unter einander ist bei Leibes- und Lebensstrafe verboten. Die heimlichen Mittheilungen und Winke gehen durch geprüfte, vertraute Boten von Gericht zu Gericht, von Dorf zu Dorf. Dazu kommt der dritte Punkt, der sagt: die Aeltesten im Dorf ordnen ein Vehmgericht an gegen Diejenigen, welche etwa aus Furcht, Eigennutz oder Verlockung zu Verräthern werden. Die Verdächtigen und auch Diejenigen, welche etwa aus Schwäche oder in Weinlaune unvorsichtig plaudern könnten, müssen familienweise bewacht und in ferne Sennhütten und Einöden verschickt und dort verborgen werden.
Zum vierten, sagte Anton Wallner; zum vierten: jeder Wirth muß trachten, Mundvorrath, Fourage und Wein, auch Pulver und Blei bei sich aufzuhäufen, denn die Wirthshäuser auf den Bergen sind wie kleine Festungen für die Tyroler, und nur schwer und langsam gelangt der Feind zu ihnen hinauf. Außerdem müssen die Wirthe überall Sonntagsschießen veranstalten, damit die Männer ihrer Nachbarschaft sich bei ihnen versammeln und in den großen Bund der Vaterlandsvertheidiger aufgenommen werden können. Die Wirthe erhalten dazu, wenn sie besonders wichtig sind, Creditbriefe aus Salzburg, Klagenfurth und Triest, und wir drei Männer, der Hofer, der Speckbacher und ich nehmen jeder einhundert und zwanzig Ducaten mit heim, die wir unter die Wirthe vertheilen. Zum fünften: der Verkehr zwischen den Gebirgsthälern einerseits, dem flachen Land und den Städten andererseits muß von jetzt an immer seltener werden bis zur Stunde des Ausbruches, aber alle drei bis vier Tage müssen die Gebirgsleut' Kundschafter ausschicken, die ohne Aufsehen erforschen, wie es steht.
Zum sechsten, rief Erzherzog Johann mit leuchtenden Augen, zum sechsten: an dem zum Ausbruch für Tyrol festgesetzten Tage wird der Feldmarschall Jellachich vor Insbruck eintreffen und der Vortrab des Feldmarschalls Chasteler durch's Pusterthal nach den Höhen von Schabs und Elvas gen Brix sich ziehen und seine Spitzen über den Brenner nach Botzen vorschieben. Zum siebenten: Alles, was vom Feind aus nach Deutschland zieht, muß zwischen diese zwei Feuer gejagt und vom Gebirgsvolk ohne Unterlaß verfolgt, beschossen, jede Rast und Nahrung ihnen Tag und Nacht vereitelt werden, durch die besten Schützen die Officiere weggeschossen, die Munitionskarren in die Luft gesprengt werden. Es muß ein großes Treibjagen auf Baiern und Franzosen sein, ein Treibjagen von Botzen gegen Brixen, den Brenner hinauf und von da hinunter nach Trient hin. – Jetzt, Freund Hormayr, sagen Sie uns die andern drei Punkte.
Der achte Punkt besagt: daß man die Flüchtung der Kassen auf jede Weise verhindern müsse. Der neunte Punkt stellt fest: die Flußanwohner müssen durch alle Mittel die Zerstörung der Brücken, Stege und Wege verhindern, damit die Oesterreicher um so schneller und unaufgehaltener zur Hülfe herbeiziehen können, müssen aber Werkzeuge und Mannschaften bereit halten, damit, wenn die Oesterreicher herein sind in's Land, im Rücken des Feindes alle Brücken und Stege abgebrochen, alle Wege unbrauchbar gemacht, und wo es noth thut, mit Steingeröllen und Holzmassen unpracticable gemacht werden. Zum zehnten: sucht sich Tyrol vorsichtig mit der Schweiz zu verständigen, im Ober- und Unterengadin, in Chur, Appenzell und St. Gallen Verbindungen anzuknüpfen, denn von dorther werden die englischen Agenten kommen, um den Tyrolern Waffen und Geld zuzuführen, – Zum elften –
Ah, den elften Punkt, den laßt mich sagen, rief Joseph Speckbacher mit blitzenden Augen. Ich denk' dabei die Hand im Spiel zu haben, und es soll ein Bissel mit mein' Sach' sein, den elften Punkt zu Stande zu bringen. Er heißt also: die Grenzfeste Kufstein soll nächtlicher Weile überrumpelt werden. So nahe als möglich wird Feldmarschall Jellachich einige Compagnieen Jäger an die Festung heranschieben lassen, und mit ihnen werden sich der Jacob Stieberer und der Joseph Speckbacher verbünden, welche schon vorher im Städtel Verständnisse angeknüpft und Mittel und Wege ausgekundschaftet haben. Mit der Ueberrumpelung von Kufstein da soll das ganze liebe große Gotteswerk beginnen, das soll der erste Freiheitsjodler sein, den die Tyroler wie 'ne Frühlingslerche zum Himmel hinaufwirbeln, und mit dem sie den lieben Gott ansingen und ihn lobpreisen. Der elfte und letzte Punkt heißt: Kufstein! Gott walte über allen elf Punkten! Diese elf Punkte wurden so in Wien zwischen den Tyroler Abgeordneten, dem Erzherzog Johann und dem Freiherrn von Hormayr berathen, und von Letzterem aufgeschrieben. Siehe: v. Hormayr: Geschichte Andreas Hofer's. Th. I S. 193 folg.
Amen! rief Andreas Hofer, sein Crucifix erhebend und es an seine Lippen drückend. Es ist also jetzt bei uns im Rath mit unserm Erzherzog Johann, und ich hoff's, auch im Rath des lieben Herrn Gottes da droben beschlossen, daß das Tyrolerland wieder heimkehre zu seinem geliebten Kaiserhaus. Am neunten April soll das Werk beginnen und auf diesen Tag müssen wir uns rüsten und bereit halten. Am neunten April ziehen die Oesterreicher in Tyrol ein und am Abend zuvor geben sie uns durch drei aufsteigende Raketen das Zeichen, daß sie da sind. Dann lassen wir in Tyrol von allen dazu bestimmten Bergspitzen große Freudenfeuer als Signal aufflammen, in selbiger Nacht und am andern Morgen schütten wir Massen von Blut, Mehl oder Kohlen in unsere Bergströme hinein, damit sie mit ihren blutrothen, mehlweißen oder kohlschwarzen Wellen, landeinwärts oder landauswärts fließend, es aller Orten verkünden, daß die Zeit gekommen ist und daß jetzt Alles aufrecht stehen soll mit dem Stutzen in der Hand, bereit zu leben, zu kämpfen und zu sterben für das liebe Tyroler Vaterland und den lieben guten Kaiser Franz! von Hormayr: Geschichte Andreas Hofer's. Th. I S. 193
Und bereit für Tyrol und den Kaiser zu leben, zu kämpfen und zu sterben bin auch ich, ist mit mir das Armeecorps, dessen Anführer ich sein werde, rief Erzherzog Johann feurig. Mir will mein gütiger Herr und Kaiser das Heer anvertrauen, das mit und für Tyrol kämpft, das Euch den von Italien herannahenden Feind von Euren Grenzen abhält und das dazu bestimmt ist, den Aufstand in Tyrol zu fördern und zu kräftigen. Nun also, meine Freunde und Kampfesgenossen, lasset uns tapfer, klug und vorsichtig das große Werk vorbereiten. Sammelt Eure Streitkräfte, wie ich die meinen sammeln werde, macht Euch kampfbereit und siegesmuthig. Vor allen Dingen seid vorsichtig. hütet nicht blos Eure Zungen, sondern auch Eure Gesichter, besonders hier in Wien. Denn wenn die bairischen Späher hier auskundschaften, daß der Andreas Hofer, der Speckbacher und Wallner hier find, und daß ich sie gesprochen hab', so riechen sie mit ihren feinen Spürnasen gleich den Braten, und werden Euch, noch bevor wir da find, so viele bairische und französische Soldaten in's Land bringen, daß Ihr schier geknebelt seid und am neunten April nicht Eure Arme heben könnt, um den Stutzen zu fassen. Ich sag's also noch einmal, hütet Eure Gesichter und lasset Euch nimmer bei Tag' auf der Gasse und vor den neugierigen Wienern sehen. Dein Bart, Anderl, ist überdies ein gefährlich Merkzeichen, und der Barbone thäte eigentlich besser, sich die lange Trauerfahne da lieber abzurasiren!
Andreas Hofer faßte mit beiden Händen fast erschrocken nach seinem Bart und ließ ihn zärtlich liebkosend durch seine Finger gleiten.
Nein, sagte er, die Landsleut' und Freund' kennen mich an meinem Bart, und der Barbone ist ein willkommener Gast in Welschtyrol. Sie würden mich halt nimmer erkennen, wenn ich mit dem glatten Kinn daher käm', und zweifeln thäten's, ob es der Andreas Hofer wär', der ihnen da von Verschwörung und Aufstand spräch', wenn sie den schwarzen nit sähen.
Nein, Herr Erzherzog, sagte Speckbacher lächelnd und mit listigem Augenzwinkern, unsers Anderls Bart, den dürfen's uns nit nehmen, das ist die Fahne, um welche die Tyroler sich schaaren und mit dem das Tyrolerland sich schmückt am Tage des Aufstands, wie's am Tage des Festes seiner Muttergottes die schönsten Kleider anzieht. Zudem darf der Andreas Hofer nit undankbar sein, und undankbar thät' er handeln gegen seinen Bart, wenn er ihn abschneiden und von sich werfen wollt', denn sein Bart hat ihm eines Tages ein Paar tüchtige, fette Ochsen verdient.
Ist das wahr, Anderl? fragte Johann lachend.
Es ist wahr, sagte Andreas Hofer gewichtig. Zwei Ochsen hat mir mein Bart verdient und die Sach' ging so zu, Herr Erzherzog. Ich war dazumal noch ein gar junger Mann und seit einem Jahr erst war die Anna Gertrud Ladurnerin mein Weib worden. Ich liebte mein Weibel gar sehr und mocht nit recht, wie's sonst geschehen, im Wirthshaus sitzen, blieb auch öfterer daheim, statt dem Geschäft nachzugehen und hinunter zu steigen nach Italien oder in's deutsche Land, um Korn oder Wein zu verkaufen, oder auch Pferde und Ochsen, wie ich das sonst gethan und womit ich mir viel Geld verdient. Aber jetzt blieb ich mehr daheim in meinem Haus und in der Wirthschaft und die Freunde spotteten mich deshalb aus und sagten: der Anderl Hofer, der Sandwirth, ist ein Weibsknecht worden und sein Weiberl ist Herr im Haus. Das hat mich lang schon gewurmt, denn obwohl ich meine Anna Gertrud lieb habe von Herzensgrund, bin ich doch immer Herr und sie mir unterthänig gewesen, wie's in der Bibel steht, daß es sein soll zwischen Mann und Weib. So saß ich eines Tages mit ein paar Freunden in meinem Haus und trank mit ihnen in der Schenkstube. Da kommt ein alter Bettelsmann daher und in die Stub' mit mächtig langem Bart, der ihm bis auf den Gürtel niederfällt. Ich lach' über den Bart und freu' mich über seine Pracht. Fragt mich einer der Freunde, der Anton Waidlinger war's, der reiche Amselwirth, fragt er mich; gelt Anderl, möchtest Dir auch so einen Bart wachsen lassen? Warum denn nicht? fragte ich wohlgemuth. – Ach, ruft der Amselwirth lachend, thu nit so keck. So einen Bart darfst Dir doch nit wachsen lassen! Das leidet Dein Weib nit, Anderl! – Da werd' ich heftig und fahr auf und kenn mich selbst nit mehr. Was, ruf ich, mein Weib? Die hat mir gar nichts nit zu befehlen. Was gilt die Wett'? So laß ich meinen Bart stehen bis künftiges Jahr um diese Zeit! Zwei Stück Ochsen gilt die Wett', sagt der Amselwirth, aber ich warn' Dich, Anderl, Du wirst die Ochsen verlieren, denn es bleibt dabei, Dein' Frau wird's nimmermehr leiden, daß Du so zum Kindergespött mit 'ner Mähne, wie'n Löwe, auf der Straß' rum läufst. Bedenk Dich also, Anderl, noch ist's Zeit. Tritt zurück, denn es gilt zwei Ochsen. – Hab' Alles schon bedenkt, sag' ich, und die zwei Stück Ochsen, die kann ich gerad' gebrauchen. Heut' über's Jahr bringst sie mir, Anton Waidlinger. – Und so geschah's denn auch. Meinen Bart ließ ich stehen von Stund an und die Anna Gertrud Ladurnerin, mein Weib, die freut' sich halt über ihres Anderls Bart, statt sich zu ärgern und meint, es wär ein ächter Mannesschmuck. Wie das Jahr herum war, da trieb der Anton Waidlinger, der Amselwirth, mit gar saurem Gesicht seine beiden Ochsen in meinen Stall und sagt mürrisch: jetzt kannst Dein Pelzwerk Dir abschneiden und Deiner Frau ein Kopfkissen davon machen lassen. Der Bart brauch' deshalb nit abgeschnitten werden, antwort' ich ihm, kann auch meiner Frauen Kopfkissen bleiben, wenn er da über meine Brust hängt. Denn sie ist ein gut und gehorsam Weib und ich hab' sie herzlich lieb. – Das, Herr Erzherzog, ist die Geschicht' von meinem Bart, den ich seitdem immer behalten hab' und der oft genug's Kopfkissen gewesen ist, wenn mein Bübli und meine drei Mädels auf meinem Schooß eingeschlafen sind und unter dem sie oft ihr kleine Köpflein versteckt haben, wenn die Mutter sie suchen sollt. Nun werdet Ihr nit mehr wollen, daß ich mir meinen Bart abschneiden soll, der's Kopfkissen und's Spielzeug meiner Kinder gewesen ist.
Nein, Andreas, sagte der Erzherzog freundlich, nein gewiß, das will ich nicht. Trag' vielmehr Deinen schönen, stattlichen Bart Deiner Frau, Deinen Kindern und Deinem Land zu Ehr und Ruhm und mög' er, trotz seiner schwarzen Farbe, die Siegesfahne sein, um welche die treuen Tyroler sich schaaren, wenn sie aufstehen für ihren Herrn und ihren Kaiser. Und nun lebt wohl, meine Freunde, der Tag dämmert und es ist Zeit, daß auch wir ein wenig ruhen. Geht also heim und was sonst noch zu besprechen ist, das besprecht und berathet Ihr morgen mit dem Herrn von Hormayr, der Euch das Geld zur Rückreise und zum Vertheilen an die Wirthe überbringen wird. Uebermorgen aber tretet Ihr den Rückweg an nach Eurer Heimath und bringt allen treuen Tyrolern das Loosungswort: der Krieg geht los!
Ja, ja, der Krieg geht los, riefen die drei Tyroler mit lautem fröhlichen Jauchzen.
Still, um Gotteswillen still, sagte Johann lachend. Ruhig und unbemerkt sollt Ihr Euch verhalten und jodelt da los, als ständet Ihr auf dem Brenner droben und hättet eben einen Gemsbock aufgespürt. Laßt's Euch aber noch einmal gesagt sein, es ist nothwendig, daß Ihr nicht gar viel bemerkt werdet und nichts von Euch reden macht. Gebt mir also Euer Wort, daß Ihr Euch morgen bei Tage nicht wollt auf den Straßen und vor keinem Menschen sehen lassen.
Wir geben unser Wort, riefen die Tyroler einstimmig, wir wollen uns morgen nimmer bei Tag auf den Straßen sehen lassen und übermorgen da reisen wir ab.
Ja, da reisen wir ab, wiederholte Andreas Hofer noch einmal, und heim kehren wir zu unsern Bergen und zu unsern Freunden und warten in Standhaftigkeit, Treue und Geduld, bis der Tag gekommen ist, wo wir das Zeichen gen Himmel steigen sehen, daß der liebe Hannes uns seine Soldaten schickt, damit sie uns beistehen und helfen das Land vom Feind' zu befreien, und es wieder, sammt unsern Bergen, unserer Lieb' und unserer Treu' dem Kaiser Franzel darzubringen. Gott steh' uns bei, daß es also geschieht und die heilige Jungfrau bet' für uns Alle und gebe dem lieben Tyrolerland seinen Kaiser wieder!