Kapitän Marryat
Der fliegende Holländer
Kapitän Marryat

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Neunzehntes Kapitel.

Es gewann den Anschein, als ob ihr Mißgeschick nach dem tragischen Tode der beiden Befehlshaber ein Ende nehmen sollte. Nach wenigen Tagen hatte der Dort die Straße von Magelhaen zurückgelegt und segelte mit blauem Himmel und ruhiger See in das stille Weltmeer hinaus. Die Schiffsmannschaft gewann ihre Gesundheit und ihren Lebensmuth wieder, und da es jetzt nicht an Händen fehlte, so versah Alles seinen Dienst mit Freudigkeit.

Nach ungefähr vierzehn Tagen waren sie weit an der spanischen Küste hinaufgekommen und hatten in dieser Zeit zwar viele Einwohner an der Küste gesehen, waren aber nie mit einem spanischen Schiffe zusammengetroffen. Philipp, welcher wohl wußte, daß ein Angriff zu erwarten stand, wenn sie einem derartigen Fahrzeuge von überlegener Kraft begegneten, hatte übrigens alle nöthigen Vorbereitungen getroffen, desgleichen auch seine Leute gut an dem Geschütze eingeübt. Der Dort, der jetzt die Matrosen zweier Schiffe an Bord führte, war ein gut bemanntes Schiff, und die Aussicht auf Prisengeld ließ die Leute nichts sehnlicher, als die Zusammenkunft mit einem Spanier wünschen, welchen, wie sie wohl wußten, Philipp wo möglich nehmen würde. Leichte Brisen und völlige Windstille hielten sie einen vollen Monat lang an der Küste auf, und nun beschloß Philipp auf die spanische Insel Santa Maria loszusteuern, wo sie hofften, entweder durch gute Worte, oder durch Gewalt frische Mundvorräthe erhalten zu können. Der Dort war ihrer Schätzung nach etwa dreißig Meilen von der Insel entfernt, und nachdem sie fortgesteuert hatten bis es dunkel war, legten sie bis zum andern Morgen bei. Krantz war auf dem Verdecke; er lehnte sich über die Seite, und als die Segel an die Masten klappten, suchte er die Linie des Horizontes zu unterscheiden. Es war sehr dunkel; aber nach einem aufmerksamen Spähen glaubte er für einen Augenblick, ein Licht zu bemerken, welches dann wieder verschwand. Die Stelle scharf in's Auge fassend, erkannte er bald, daß keine zwei Kabellängen entfernt ein Schiff beilegte. Er eilte hinunter, um Philipp davon Kunde zu geben und ein Glas heraufzuholen; und als unser Held auf dem Decke erschien, wurde das Fahrzeug deutlich als eine sehr tief im Wasser gehende dreimastige Schebecke erkannt. Nach kurzer Berathung kam man überein, daß die Schanzboote niedergelassen und ohne Geräusch bewaffnet werden sollten, um sich sodann sachte neben die Schebecke hinzustehlen und dieselbe durch Ueberraschung zu nehmen. Den damit beauftragten Matrosen wurde Stillschweigen eingeschärft, und in wenigen Minuten hatte die Bootsmannschaft das Schiff in Besitz genommen, indem sie an Bord stiegen und die Luken verschlossen, ehe noch die Wenigen, welche auf dem Decke waren, Lärm machen konnten. Krantz warf sodann noch mehr Mannschaft auf das Schiff und legte es unter dem Lee des Dorts bei, bis das Tageslicht anbrach. Nun wurden die Luken geöffnet und die Gefangenen nach dem Dort gebracht. Sie bestanden aus sechszig Mann – eine große Zahl für ein derartiges Schiff.

Auf die Erkundigung über den Namen und die Verhältnisse des Schiffes traten zwei gutgekleidete, anständig aussehende Personen vor und gaben an, dasselbe sei von Santa Maria ausgefahren, um mit einer Ladung von Mehl und Reisenden nach Lima zu gehen; die Bemannung bestehe mit Einschluß des Kapitäns aus fünfundzwanzig Köpfen, während die übrigen an Bord befindlichen die Gelegenheit benützt hätten, um nach Lima zu kommen. Sie selbst gehörten gleichfalls zu den Reisenden und hofften, daß Schiff und Ladung alsbald wieder freigegeben werde, da sich die beiden Nationen nicht im Kriege mit einander befänden.

»In Europa allerdings nicht,« versetzte Philipp, »aber in diesen Meeren zwingen mich die beharrlichen Angriffe Eurer bewaffneten Schiffe zur Vergeltung. Euer Schiff und Eure Ladung erkläre ich daher als Prise. Gleichwohl will ich, da ich Privatpersonen nicht zu belästigen wünsche, sämmtliche Passagiere und Matrosen in Santa Maria an's Land setzen, denn ich segle selbst nach dieser Insel, um Erfrischungen einzunehmen, die ihr mir wohl bereitwillig als Lösegeld verabfolgen werdet, um mich aller gewaltsamen Maßregeln zu entheben.«

Die Gefangenen legten zwar lauten Protest ein, aber ohne Erfolg. Sie baten sodann, auch das Schiff, und die Ladung auslösen zu dürfen, und boten eine weit größere Summe, als Beides werth zu sein schien; Philipp aber, dessen Mundvorräthe auf die Neige gingen, wollte sich nicht von dem Cargo trennen, und die Spanier schienen sich den unglücklichen Erfolg ihres Gesuchs sehr zu Herzen zu nehmen. Als sie fanden, daß nichts unsern Helden veranlassen könne, den Mundvorrath wieder herauszugeben, so baten sie angelegentlichst, wenigstens das Schiff wieder auslösen zu dürfen, wozu Philipp nach einer Berathung mit Krantz seine Zustimmung gab. Die beiden Schiffe fuhren nun weiter und steuerten nach der nur noch vier Stunden entfernten Insel. Obgleich Philipp zugesagt hatte, daß er die Schebecke wieder abtreten wolle, so fand er jetzt doch, daß sie vortrefflich segelte, und bereute fast, ihre Auslösung genehmigt zu haben.

Um Mittag ankerte der Dort außer Schußweite in der Rhede und ein Theil der Reisenden erhielt Erlaubnis an's Land zu gehen und die Vorbereitungen zu Auslösung der Uebrigen zu treffen, während die Prise an die Seite geholt und ihr Cargo in das Schiff gehißt wurde. Gegen Abend kamen drei große Boote mit lebendigem Vieh, einem Vorrath von Vegetabilien und der Summe an, welche als Lösegeld für die Schebecke bestimmt worden war. Sobald eines der Boote geleert war, wurde den Gefangenen gestattet, in denselben an's Land zu gehen, indem auf Krantz's Rath nur der spanische Pilot zurückgehalten wurde, welcher übrigens das Versprechen gleichfallsiger Befreiung erhielt, sobald der Dort außerhalb der spanischen See sei. Auf sein eigenes Gesuch durfte auch ein Neger an Bord bleiben, sehr zum Verdrusse der beiden oben erwähnten Passagiere, welche den Sklaven als ihr Eigenthum ansprachen, und in einer derartigen Maßregel einen Bruch des geschlossenen Vertrags sehen wollten.

»Ihr beweis't mein Recht durch Eure eigenen Worte,« versetzte Philipp, »denn ich versprach, alle Passagiere freizugeben, nicht aber das Eigenthum. Der Sklave wird an Bord bleiben.«

Als die Spanier fanden, daß alle ihre Bemühungen fruchtlos waren, nahmen sie mit einer stolzen Miene Abschied. Den Dort ließ man denselben Abend vor Anker liegen, um sein Takelwerk untersuchen zu können; am andern Morgen entdeckten jedoch die Matrosen, daß die Schebecke verschwunden und im Laufe der Nacht unbemerkt an ihnen vorbeigesegelt war.

Sobald die Anker gelichtet und die Segel gespannt waren, begab sich Philipp mit Krantz nach der Kajüte hinunter, um sich über den besten Kurs zu berathen. Der Negersklave folgte ihnen, blickte, nachdem er die Thüre geschlossen hatte, sorgfältig umher und sagte, daß er mit ihnen zu sprechen wünsche. Seine Mittheilung war sehr wichtig, kam aber ein wenig zu spät. Die freigegebene Schebecke war ein Postschiff der Regierung und der schnellste Segler, den die Spanier besaßen. Die angeblichen zwei Passagiere gehörten als Offiziere zur spanischen Marine und die andern waren die Mannschaft des Schiffes. Das Postschiff war mit dem Auftrage ausgesegelt, die Steuer an ungemünztem Golde zu sammeln und nach Lima zu bringen, zu gleicher Zeit aber der holländischen Flotte aufzulauern, von welcher man schon vor einiger Zeit auf dem Landwege Kunde erhalten hatte. Wenn Letztere eintreffen sollte, hatte die Schebecke Kunde nach Lima zu bringen, damit spanische Kriegsschiffe gegen dieselbe ausgeschickt werden könnten. Es stellte sich ferner heraus, daß einige der angeblichen Mehlfässer je zweitausend Golddublonen, andere aber Silberbarren enthielten – eine Vorsichtsmaßregel, die auf den Fall des Gekapertwerdens berechnet war. Daß das Schiff jetzt nach Lima abgegangen war, unterlag keinem Zweifel, und der Grund, warum die Spanier den Neger nicht auf dem Dorte lassen wollten, bestand einfach in dem Umstande, daß sie wußten, er werde die betreffenden Enthüllungen machen. Was den Piloten betraf, so kannten ihn die Spanier als einen zuverlässigen Mann, und der Neger warnte vor ihm, da er leicht den Dort in Schwierigkeiten bringen könnte.

Philipp bereute jetzt sehr, das Schiff freigegeben zu haben, da ihm nunmehr mit aller Wahrscheinlichkeit ein Kampf mit einer überlegenen Streitkraft bevorstand, noch ehe er diesen Theil des Meeres verlassen konnte; doch da war nicht zu helfen. Er berieth sich mit Krantz und wurde mit ihm einig, daß die Schiffsmannschaft versammelt werden und von der mitgetheilten Thatsache Kunde erhalten solle, weil sie annahmen, das Bewußtsein, einen so werthvollen Fang gethan zu haben, werde die Matrosen zu tapferem Widerstand spornen und die Hoffnung zu weiterem guten Erfolg anfachen. Die Leute vernahmen diese Nachricht mit Entzücken und betheuerten, sie wollten es mit einer doppelt so starken spanischen Macht aufnehmen. Dann ließ Philipp die Fässer auf das Halbdeck bringen und das Geld aufschütten. Das Ganze belief sich auf ungefähr eine halbe Million Dollars; unser Held ließ das gemünzte Geld gleich am andern Tag vor der Gangspill vertheilen, die Barren aber zurücklegen, bis sie verkauft und ihr Werth demgemäß angeschlagen werden konnte.

Weitere sechs Wochen arbeitete sich Philipp an der Küste hinauf, ohne mit einem Schiff unter Segel zusammenzutreffen. Die Postschebecke halte augenscheinlich bereits Kunde ertheilt und sämmtliche Fahrzeuge, groß oder klein, lagen unter den Batterien vor Anker. Der Dort war fast die ganze Küste hinauf gelaufen, und Philipp hatte sich vorgenommen, am nächsten Tage gegen Batavia umzuholen, als er in Küstennähe ein Schiff unter starkem Segeldruck Lima zueilen sah.

Die Jagd wurde alsbald begonnen; da jedoch das Wasser seicht ward, so fragte man den Piloten, ob man einwärts steuern könne. Er antwortete bejahend und gab an, sie seien jetzt im seichtesten Wasser, da es weiter innen wieder tiefer werde. Der Lothmatrose erhielt Auftrag, in die Puttingen zu gehen und zu sondiren, aber beim ersten Wurf riß die Lothlinie. Man schaffte eine andere bei, und der Dort verfolgte seine Fahrt noch immer unter schwerem Segeldruck. Jetzt kam der Negersklave zu Philipp herauf und berichtete, er habe den spanischen Piloten mit dem Messer in den Puttingen gesehen und glaube, derselbe müsse die Lothlinie so weit durchgeschnitten haben, daß sie beim Sondiren riß; man solle dem Menschen doch ja kein Vertrauen schenken. Das Steuer wurde augenblicklich niedergelassen; aber wie das Schiff rundete, berührte es mit dem Hinterkiele den Grund, obschon es nach einigem Schleppen wieder klar wurde.

»Schurke!« rief Philipp. »Du hast also die Lothlinie durchgeschnitten? Der Neger sah dich und hat uns gerettet.«

Der Spanier sprang von der Kanone herunter und stieß, ehe er verhindert werden konnte, dem Neger sein Messer in's Herz.

»Maldetto! Nimm dieß für deine Mühe!« rief er mit wüthendem Zähneknirschen, während er sein Messer schwang.

Der Neger stürzte todt zusammen. Der Pilot wurde von der Mannschaft des Dorts, welche dem Neger sehr zugethan war, da sie seiner Nachricht den Reichthum verdankte, ergriffen und entwaffnet.

»Erlaubt, daß die Matrosen nach Gutdünken mit ihm verfahren,« sagte Krantz zu Philipp.

»Es sei darum,« versetzte Philipp; »summarische Justiz!«

Die Matrosen beriethen sich einige Minuten, banden dann den Piloten mit dem Neger zusammen und warfen beide über den Hackebord. Ein schweres Klatschen in's Wasser, und der Gerichtete verschwand mit seinem Opfer unter den wirbelnden Wellen im Kielwasser des Schiffes.

Philipp beschloß nun, den Kurs nach Batavia aufzunehmen. Er war ein paar Tagereisen von Lima entfernt und hatte allen Grund für die Annahme, daß Schiffe ausgeschickt worden seien, um ihn aufzufangen. Mit günstigem Winde steuerte er nun von der Küste ab und legte im Laufe von drei Tagen eine schöne Strecke zurück. Am vierten Morgen ließen sich windwärts zwei Schiffe blicken, welche auf den Dort abhielten. Es waren augenscheinlich große bewaffnete Fahrzeuge, und die Entfaltung spanischer Flaggen und Wimpel, welche sichtbar wurden, als sie eine Meile windwärts rundeten, zeigte bald, daß man es hier mit Feinden zu thun habe. Das eine davon war eine Fregatte, größer, als der Dort, das andere eine Korvette von zweiundzwanzig Kanonen.

Die Mannschaft des Dorts zeigte keine Unruhe über diese Ungleichheit der Streitkräfte, sondern klimperte mit den Dublonen in der Tasche, gelobte, sie nicht an den ursprünglichen Eigenthümer zurückzugeben, wenn sie es ändern könnten, und flogen eifrig an ihr Geschütze. Herausfordernd wurde nun die holländische Flagge entfaltet, und die beiden spanischen Schiffe, die wieder ihre Schnäbel dem Dort zuwandten, um nichts von ihrer Entfernung zu verlieren, erhielten einige scharfe Lagen, durch die sie etwas aus der Fassung gebracht wurden; sie holten aber auf eine Kabelslänge um, und begannen das Gefecht mit großer Lebhaftigkeit – die Fregatte vor dem Schaft, die Korvette vor dem Bug von Philipps Schiff liegend. Nachdem eine halbe Stunde von beiden Seiten scharfe Lagen gewechselt worden waren, stürzte der Fockmast der spanischen Fregatte und riß die große Stenge mit sich. Dieser Unfall that ihrem Feuer Einhalt. Der Dort breitete alsbald seine Segel aus und steuerte auf die Korvette zu, welche er mit drei oder vier vollen Lagen zusammenschoß; dann lavirte er und machte sich neben die Fregatte, deren Leekanonen noch immer durch das Wrack des Fockmastes behindert waren. Die zwei Schiffe legten sich nun in zehn Fuß weiter Entfernung Schnabel an Stern, und der Kampf begann auf's Neue unter sehr ungünstigen Verhältnissen für die Spanier. In einer Viertelstunde fing das über Bord hängende Tuch durch den Blitz der Kanonen Feuer, das sich sehr bald dem Schiffe mittheilte, während der Dort seine zerstörenden Lagen fortsetzte, ohne daß sie von Seiten des Gegners wirksam erwidert werden konnten. Nach vielen vergeblichen Versuchen, die Flammen zu löschen, beschloß der Kapitän des spanischen Schiffes, daß beide Fahrzeuge das gleiche Loos theilen sollten. Er zog das Steuer auf, schoß auf den Dort zu und bot Allem auf, um die beiden Fahrzeuge an einander fest zu machen. Nun kam es zu einem wilden Handgemenge. Die Spanier versuchten ihre Enterketten so durchzuschlingen, daß der Feind nicht entkommen könne, während sich die Holländer alle Mühe gaben, dieses Vorhaben zu vereiteln. Die Puttingen und Seiten der beiden Schiffe füllten sich mit verzweifelt kämpfenden Männern und die Getödteten fielen zwischen den beiden Fahrzeugen nieder; welche das Wrack des Fockmastes noch immer hinderte, einem eigentlichen Handgemenge Raum zu geben.

Inzwischen blieben Philipp und Krantz nicht unthätig. Durch Brassen der Hinterraaen unter rechten Winkeln und Aufsetzen aller Segel im Vorderschiffe gelang es ihnen, den Dort vor den Wind zu bringen. Durch diese Schwenkung kamen sie aus dem Rauche, der sehr unbequem war, und da sie an den beiden Schiffen gute Fahrt hatten, so vierten sie, um auf einen andern Gang zu kommen und den Spanier in's Lee zu bringen. Dieß gewährte ihnen einen augenscheinlichen Vortheil und gab bald der Sache den Ausschlag. Der Rauch und die Flammen wurden auf das spanische Schiff zurückgeschlagen, diejenigen, welche sich bereits dem Dort mitgetheilt hatten, gelöscht, und die Spanier, welche nun nicht länger im Stande waren, ihre Versuche, die beiden Schiffe aneinander zu fesseln, fortzusetzen, zogen sich hinter die Bollwerke ihres eigenen Schiffes zurück. Nach einer gewaltigen Anstrengung gelang es dem Dort, sich loszumachen und seinem Gegner vorauszuschießen, der jetzt ganz in Flammen eingehüllt war. Die Korvette lag einige Kabellängen windwärts und feuerte hin und wieder eine Kanone ab. Philipp gab ihr eine volle Lage und sie holte ihre Flagge herunter. Der Kampf konnte nun als beendigt betrachtet werden, und es galt jetzt nur noch, die Mannschaft der brennenden Fregatte zu retten. Die Boote des Dorts wurden herausgehißt, aber nur zwei derselben konnten schwimmen. Eines davon wurde alsbald an die Korvette abgeschickt, um den Befehl zu überbringen, daß sie alle ihre Boote heraushisse und der Fregatte Beistand leiste. Dieß geschah und der größere Theil der überlebenden Mannschaft wurde gerettet. Noch zwei Stunden lang entluden sich die erhitzten Kanonen der Fregatte von selbst; und als endlich das Feuer die Pulverkammer erreichte, flog der obere Theil auf, während der Rest des Rumpfes langsam sank und verschwand.

Unter den Gefangenen, welche die Uniform der spanischen Marine trugen, bemerkte Philipp auch die beiden angeblichen Passagiere, was ihm die Richtigkeit der von dem Neger gemachten Angaben bewies. Die zwei Kriegsschiffe, welche von Lima ausgeschickt wurden, um ihn aufzufangen, mochten sich wohl mit ihrer überlegenen Streitkraft eines leichten Sieges versehen haben. Nach einer kurzen Berathung vereinigten sich Krantz und Philipp dahin, daß es räthlich sein dürfte, die verkrüppelte Korvette sammt den Gefangenen frei zu geben, da die beiden Nationen nicht in einem eigentlichen Kriege befangen waren. Nachdem dieß geschehen war, nahm der Dort seine Fahrt nach Batavia wieder auf und ankerte drei Wochen nach dem Gefechte in der Rhede dieses Platzes. Er fand daselbst den Rest der Flotte, welcher vorausgeschickt worden und schon vor einigen Wochen angelangt war; die Schiffe hatten bereits ihre Ladung eingenommen und waren bereit, nach Holland abzusegeln. Philipp schrieb seine Depeschen, in welchen er den Direktoren die Ereignisse der Fahrt mittheilte, und ging dann an's Land, um wieder in dem Hause des Kaufmanns, der ihn früher aufgenommen hatte, Wohnung zu nehmen, bis der Dort für die Heimfahrt befrachtet werden konnte.


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