Oskar Loerke
Atem der Erde
Oskar Loerke

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Du

Das Schiff

            Du solltest gütig sein!
    Du sagst: ich halte dich in Armen –
    Und ich: du solltest mein
    Dich – sinne nach – noch mehr erbarmen.

Du meinst, hier sei der alte vertraute Raum
Und unsrer süßen Jahre Gerät und Licht.
Mich friert: ein Meer, ein Schiff! Ein Hafen
Wartet, mein Fuß hat ihn schon betreten.

    Du solltest gütig sein.
    Du lächelst: Rosen der Tapetenborte,
    Wie frische Rosen schließen sie uns ein,
    Das Bronzefüllen springt nach unsrem Worte.

Es springt nicht, aber starrt es nicht auf die See,
Die lautlos aus dem Nichts wie das Nichts sich wellt?
Den Mondstrand säumend, starren einsam
Schatten der Distel und unverändert.

    Du solltest gütig sein.
    Kann sich dein Auge nicht erbarmen,
    Nicht wie mein Bild mich selbst hinein
    Verschließen, mehr als Arm und Arm umarmen?

Sie winden meine Truhen zum Schiffbord hoch,
Am Maste hängt die Leuchte, grinst ins Dunkel,
Läßt ungerührt geliebte Geister,
Deinen, auch deinen, ins Feuer gleiten.

    Ich will nun gütig sein.
    Ja, Rosen der Tapetenborte,
    Wie frische Rosen schließen sie uns ein,
    Das Bronzefüllen springt nach unsrem Worte.

Es fährt das Schiff, wenn keiner Abschied mir winkt,
Nur träger langgeschnäbelter Vögel Schar
In ächzend hingewälzter Wolke
Flattert aus stürzenden Turmverliesen.

 


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