Paul de Kock
Der Mann mit drei Hosen
Paul de Kock

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Zweites Kapitel.

Eine holländische Familie

Eine halbe Stunde war seit dem Vorfall am Fenster verflossen; Frau Bertholin hatte wieder eine Arbeit zur Hand genommen; Euphrasia tanzte nicht mehr, rieb aber noch immer von Zeit zu Zeit ihre Wangen ab und brummte:

»Picotin kommt nicht aus der Sektion zurück ... ich hatte ihn hierher bestellt ... Dein Sohn bleibt auch hübsch lange aus ... und Roger, der zum Abschiednehmen kommen wollte ... Armer Roger! ... er sagte, er reise gerne ... Ei! er war recht verliebt in mich ... und es hat ihm vor zwei Jahren, als ich Picotin heirathete, sehr wehe gethan, obgleich er sich darein zu fügen schien. Mir hat er auch nicht übel gefallen; jedenfalls besser als Anacharsis Picotin ... denn vor allen Dingen ist er hübscher; nicht als ob mein Mann häßlich wäre, aber er hat ein dummes Gesicht! ... und diese Gesichter werden mit den Jahren immer dümmer! aber meine Tante wollte, daß ich Picotins Gattin werde, sie sprach zu mir: Er hat Vermögen und hat ein Geschäft, während Dein kleiner Roger ein armer Schlucker ist. Ich gehorchte meiner Tante. Denn ich dachte bei mir, wenn ich verheirathet bin, wird uns Roger besuchen ... und ich werde ihn oft zum Mittagessen einladen. Aber Herr Roger hat einen Groll gegen mich im Herzen behalten und achtzehn Monate lang mit mir getrotzt; kaum seit sechs Monaten kommt er wieder in unser Haus, und jetzt geht er zur Armee ab! Sehr ärgerlich; das wird eine Lücke bei mir lassen, und bei meinem Manne auch, der Roger sehr lieb hatte und alle Abend seine Partie Domino mit ihm spielte!«

Maximus' Mutter schenkte den Reden der jungen Frau äußerst wenig Aufmerksamkeit, sie schien ganz in ihre Betrachtungen versunken zu sein; zuweilen aber stieß sie einen tiefen Seufzer aus, flüsterte den Namen Franz Bremonts, und trocknete sich dann die aus ihren Augen fallenden Thränen ab.

Plötzlich hörte man das Gerassel einer Chaise; bald hielt sie vor dem Hause still, und man vernahm die Stimme des Kutschers, der bat, man möchte ihm die beiden Flügel des Hofthores aufmachen.

»Das ist der Wagen des Her ..., des Bürgers Derbrouck,« sagte Frau Bertholin; »er kommt ohne Zweifel mit seiner Frau von Passy zurück.«

»Wer ist denn der Bürger Derbrouck?« fragte Euphrasia, nachdem sie den hübschen bürgerlichen, vor dem Hause haltenden Wagen betrachtet hatte.

»Ein holländischer Bankier, der sich seit einigen Jahren in Frankreich niedergelassen hat; ach! ein sehr braver Mann, und eben so gutmüthig und gefällig, als rechtschaffen.«

»Wie mag er es wagen, in gegenwärtiger Zeit noch eine Equipage zu halten, wo sich Jedermann fürchtet, reich zu scheinen, aus Furcht, für einen Aristokraten zu gelten?«

»Es scheint, He ... der Bürger Derbrouck fürchtet sich nicht. Er ist ein Mann, der den freisinnigen Ideen ergeben ist, der das Volk liebt und die Unterdrückung haßt. Er steht mit mehreren Mitgliedern des Wohlfahrtsausschusses in genauer Verbindung; Hebert, General Ronsin und viele andere bedeutende Personen dieser Epoche gehen bei ihm aus und ein. Ich gestehe, daß das mich in Verwunderung setzt! Herr Derbrouck sieht so sanft, so liebenswürdig aus ... Wie mag er mit Männern von so exaltirten Ansichten umgehen! ... Allein, wie mein Sohn sich ausdrückt, ich verstehe nichts von der Politik.«

»Wie alt ist dieser Bankier?«

»Einige dreißig Jahre; er ist ein prächtiger Mann und hat ein so merkwürdig schönes Gesicht, daß ihn beinahe alle Frauen und viele Männer des Quartiers nur den schönen Holländer nennen.«

»Ach! ich bin neugierig, ihn zu sehen ... Ist er verheirathet?«

»Ja, seine Frau ist jung, hübsch und sehr mildthätig; nie hat sie die Bitte eines Unglücklichen zurückgewiesen, und in jetziger Zeit, wo das Brod so theuer und so rar ist, kenne ich mehr als einen, der es ohne ihre Unterstützung hätte entbehren müssen. Schrecklich und abscheulich ist nur, daß gerade Diejenigen, welche die Wohlthaten des wackern Herrn Derbrouck genießen, die ersten sind, die übel von ihm sprechen! ... Davon muß ich jedoch Prosper ausnehmen. O! der ist ein guter Junge und ginge, dafür kann ich stehen, trotz seines Leichtsinns und seiner gewöhnlichen Unbesonnenheit ... ich weiß nicht wohin, um der Familie Derbrouck von Nutzen zu sein.«

»Wer ist der Prosper?«

»Ein ganz junger, etwa achtzehnjähriger Mann. Prosper Bressange ist der Sohn eines Seidewaarenhändlers; unglücklicherweise wurde er frühe schon Waise, sein Vater hatte einiges Geld erspart, damit war aber der junge Prosper bald fertig! Mit sechzehn Jahren gab dieser junge Herr schon Gastmähler, regalirte seine Freunde bei den besten Restaurants, hatte den Teufel im Leib, warf Fensterscheiben ein, beschimpfte die Vorübergehenden und scheute sich sogar nicht, zuweilen in den Sektionsausschuß zu gehen, um dort die Redner, wenn ihnen irgend eine Dummheit entfuhr, was häufig genug vorkam, laut zu verhöhnen und auszulachen.«

»Ach! ja ... ja ... Prosper Bressange ... ich erinnere mich ... ich habe ihn hier gesehen ... Er ist ein Freund von Deinem Sohne; hat auch sehr hübsche Augen ... sieht zwar etwas leichtsinnig aus ... aber das gefällt mir bei einem Manne; man kann wenigstens etwas bei einem solchen voraussetzen. Was? dieser Junge ist erst achtzehn Jahre alt! ... er scheint schon vierundzwanzig! er ist bereits vollkommen ausgebildet ... Und was treibt er jetzt?«

»Nachdem er die ganze Hinterlassenschaft seines Vaters aufgezehrt hatte, durfte er es für ein Glück halten, Beschäftigung in der Druckerei zu finden, wo Maximus ist; aber auch hier arbeitet er nicht oft! Sobald er eine Assignate verdient hat, läuft er davon, um sie wieder zu verschwenden ... außerdem sucht er immer Abenteuer, Streitigkeiten, Zänkereien ... schlägt die Leute, wirft ihnen die Fenster ein, und ohne Herrn Derbrouck, der ihn oft aus Verlegenheiten riß, indem er für ihn bezahlte, wäre Prosper schon längst in Verhaft!«

»Wodurch ist der Junge dem holländischen Bankier bekannt geworden?« – Prosper wohnt im Hause ... ganz hoch oben, in einem Mansardenstübchen, und als Frau Derbrouck vor zehn Monaten niederkam, gerieth Prosper auf den Einfall, im Hofe ein Kunstfeuerwerk abzubrennen! An demselben Tage prügelte er sich mit Goulard, dem Portier, der behauptete, es sei ihm ein Schwärmer ins Auge gefahren ... ich weiß nicht, ob es wahr ist, aber ich gestehe, daß sein vorher schon falscher und schielender Blick seitdem noch abscheulicher geworden ist.«

»Hat Madame Derbrouck noch mehrere Kinder?« – Nein, sie hat nur das einzige kleine, zehn Monate alte Töchterlein, welches sie säugt. O! es ist schön wie ein Engel ... Aber so lange wir da mit einander sprechen, hat der Portier, wie es scheint, das Hofthor immer noch nicht aufgemacht ...«

»Nein, denn der Wagen steht immer noch auf der Straße.«

»Dann will ich aufmachen; Goulard ist vielleicht nicht zu Hause, er genirt sich gar nicht; statt seine Thüre zu bewachen, perorirt er in der Sektion. Der muß schönes Zeug schwatzen! ein so bösartiger Kerl!«

Beim Schlusse dieser Worte erhob sich die gute Dame und öffnete die Thüre ihres Zimmers, welche auf einen kleinen Vorplatz und dann in den Hof führte, dort hob sie, so schnell es ihr möglich war, die eiserne Stange aus, welche die beiden Flügel des Hofthores verschloß, und das Gefährt des Bankiers fuhr in den Hof herein.

Ein Mann von einigen dreißig Jahren stieg ab; Maximus' Mutter hatte dem Bilde, welches sie Euphrasien von ihm gemacht hatte, nicht geschmeichelt; man konnte nicht leicht ein schöneres Angesicht neben einer eleganteren, regelmäßigeren Gestalt antreffen; eine edle, sanfte, leutselige Miene erhöhte noch den über das ganze Wesen des holländischen Bankiers verbreiteten Reiz.

Herr Derbrouck war schwarz gekleidet und mit Puder frisirt: diese, obgleich einfache Kleidung war für die damalige Zeit doch zu geschmackvoll und bildete einen auffallenden Contrast mit all' den Carmagnolen, denen man begegnete.

Der Holländer reichte sogleich seine Hand einer sechs- bis siebenundzwanzigjährigen Frau, die nebst ihrer Kammerjungfer, welche ein kleines Kind auf den Armen trug, aus dem Wagen stieg. Madame Derbrouck trug eine geschmackvolle, aber höchst bescheidene Kleidung. Man bemerkte, daß sie nicht durch ihre Toilette auffallen wollte. Sie war eine mehr hübsche als schöne Frau, deren Züge eher angenehm als regelmäßig genannt werden konnten; klein, weiß und zärtlich: man mußte staunen, daß sie kräftig genug war, ihr Kind zu säugen. Aber kaum stand sie auf dem Boden, so nahm sie eilends wieder das Kind auf den Arm, welches die Kammerjungfer getragen hatte.

Euphrasia war an das auf den Hof gehende Fenster getreten und bemühte sich, obwohl es dunkel war, die aus dem Wagen steigenden Personen zu betrachten; bald wurde jedoch ihre Neugierde vollständig befriedigt; denn statt sogleich in ihre Wohnung im ersten Stock hinaufzugehen, lenkten Herr und Frau Derbrouck ihre Schritte nach dem von Frau Bertholin bewohnten Erdgeschoß, und traten in dem Augenblicke ein, wo diese ein eben angezündetes Licht auf den Kamin stellte.

»Ich statte Dir meinen Dank ab, Bürgerin Bertholin,« sagte der Bankier ins Zimmer tretend: »Du warst so gütig, uns das Hofthor aufzumachen. Denn wie es mir scheint, ist der Portier ausgegangen.« – Ja, Bürger; aber es war nicht der Mühe werth, Dich aufzuhalten und mir zu danken, und Mada ... die Bürgerin hier herein zu nöthigen, sie könnte vielleicht frieren ... und das ist gefährlich beim Stillen.«

»O! damit hat es keine Gefahr!« erwiderte lächelnd des Holländers Gattin. »Ich bin zu warm eingemacht, als daß ich mich erkälten könnte. Es freut mich, Bürgerin, diese Gelegenheit zu benützen, um Dir meine kleine Pauline zu zeigen. Nun, wie findest Du sie?«

»Allerliebst! o! das kleine Herzchen!« rief die Wittwe, das ihr dargebotene Kind betrachtend, aus. Jetzt näherte sich auch Euphrasia, stieß einen Schrei der Bewunderung aus und küßte die Kleine, während sie sprach: »O! ja ... das ist ein Engel! Du erlaubst es, Bürgerin? ... Ich liebe die Kinder sehr! so möchte ich gerade eines ... das sage ich unaufhörlich zu meinem Manne ... seit den zwei Jahren, die wir verheirathet sind ... Aber umsonst! Picotin ist so dumm ... man kann nichts bei ihm zu Stande bringen! doch, es kommt vielleicht noch ... mit der Zeit! ... Ich habe jedenfalls nichts dagegen.«

Madame Derdrouck lächelte über Euphrasia's Geplauder, die unter beständigem Bewundern des Kindes alle Augenblicke den Vater ansah.

»Und Dein Sohn, Bürgerin, arbeitet noch immer in seiner Druckerei?« fragte der Holländer, als Frau Picotin zu reden aufgehört hatte.

»Ja, Bürger, immer; o! Maximus ist kein Faullenzer; er ist sogar diesen Abend noch zum Geschäft gegangen.«

»Dein Sohn ist ein braver, tüchtiger Junge, Bürgerin, voll Kenntniß, Talent und Fähigkeit; wenn ihm daran läge, emporzukommen, so würde es, davon bin ich überzeugt, nicht lange anstehen, daß er ein ehrenvolles Amt erhielte ... was zum Wohl der Republik zu wünschen wäre; Männer wie Deinen Sohn sollte man auf der Rednerbühne und im Convente sehen ... Ah! dann ginge Alles weit besser!«

»Ich danke Dir, Bürger, im Namen des Maximus, allein mein Sohn ist nicht ehrgeizig ... vielleicht nur zu wenig ... Seit einiger Zeit, da er sieht, daß es nicht geht, wie er hoffte, ist er traurig, flieht die Menschen und kehrt nach beendigter Arbeit zu mir zurück, liest mir die römische und griechische Geschichte vor, und entflammt und begeistert sich, indem er sich an die Stelle der großen Männer des Alterthums denkt.«

»Nun! so ist er gerade wie mein Mann,« rief Euphrasia aus: »der hat eine wahre Leidenschaft, mir von Römern vorzulesen und zu sprechen; aber das unterhält mich, ich gestehe es, durchaus nicht: mir wären scherzhafte Erzählungen ... wie zum Beispiel Lafontaine's Mährchen ... weit lieber; und ich sage zu Picotin: Lies mir die Geschichte von dem Bauern, der seine Kuh sucht, vor! Das wird weit zweckmäßiger für Dich sein; aber er antwortet mir: Man muß die römische Geschichte kennen; weil wir jetzt römische Taufnamen führen; ich muß die Abenteuer meines Schutzpatrons Horatius Gokel ... Gokels ... kurz, es gokelt sich, kennen lernen! Da sagte ich zu ihm: Du hast da einen sonderbaren Pathen angenommen, denn, dachte ich bei mir: es fehlt Dir so Manches zu einem tüchtigen Gokelhahn; allein in Geschmacksachen läßt sich nicht streiten.«

»Das ist ganz richtig,« entgegnete Herr Derbrouck lächelnd; dann zog er eine Börse aus der Tasche, nahm mehrere Sechslivresthaler heraus und überreichte sie Maximus' Mutter mit den Worten: »Bürgerin Bertholin, Du warst schon so gütig, mich mit den bedürftigsten verschämten Armen dieses Quartiers bekannt zu machen; seit einigen Tagen jedoch war ich in Passy, und es wird ohne Zweifel während dessen manche neue Unglückliche um uns her gegeben haben; das Unglück naht sich in unserer Schreckenszeit oft so hastig. Die Republik will das Glück des Volkes, aber es gibt tausend geheime Leiden, die sie nicht kennen lernen oder worauf sie keine Rücksicht nehmen kann. Nun! willst Du wohl so gefällig sein, Bürgerin, und noch einmal die Mühe übernehmen, dieses in meinem Namen an Solche zu vertheilen, deren Noth am dringendsten ist?« – »Ach! Bürger Derbrouck, wie gut bist Du!« antwortete die arme Wittwe, indem sie das ihr überreichte Geld annahm; »ja gewiß werde ich Deinen Auftrag mit Stolz besorgen und mich glücklich schätzen, ihn treu und eifrig zu erfüllen. Ach! die ganze Welt sollte Dich segnen, und doch ...«

Die gute Frau hatte diese letzten Worte sehr leise ausgesprochen, aber Euphrasia war ihr schon in die Rede gefallen und rief aus: »Klingende Münze ... Potz Tausend! die trifft man selten. Picotin behauptet, die Assignaten hätten einen höhern Werth ... das ist wieder ein weiterer Sparren meines Gatten! er wollte unser ganzes Besitzthum: Juwelen, Silber, Möbeln, Alles in Assignaten verwandeln. Ich glaube, er hätte mich, wenn ich ihn hätte gewähren lassen, auf Assignaten gebettet, aber ich widersetzte mich, und sagte zu ihm: Horatius Gokel ... oder so ungefähr, der Namen thut nichts zur Sache; kurz, ich sagte zu ihm: Lieber Gemahl, gute Matratzen scheinen mir das erste Bedürfniß in einer recht einträchtigen Ehe! Deine Assignaten sind ganz prächtig, aber man gibt zu viel auf einmal davon aus ... wenn ich zu meinem Mittagessen für sechzig Franken Fleisch, oder für achtzig Franken eine Henne kaufe, so bemerke ich, daß man weit lieber ein Achtzigsousstück nehmen würde.«

Herr Derbrouck und seine Frau verabschiedeten sich von der Wittwe Bertholin und waren im Begriff, in ihre Wohnung hinaufzugehen, als plötzlich die Thüre aufgerissen wurde, und eine weitere Person ins Zimmer trat.

Es war ein kleiner, untersetzter Mann von etlichen dreißig Jahren, dessen krumme säbelförmige Beine einen beinahe eben so breiten als hohen Körper trugen. Das Angesicht dieses Menschen war von abstoßender Häßlichkeit, denn außer einer platten eingedrückten Nase, rothen Haaren und einem ungeheuren Munde drückte sich in seinen kleinen blaßgrünen Augen, die er immer herumrollen ließ, eine fürchterliche Wildheit aus, die sich zuweilen hinter einem falschen und teuflischen Lächeln verbarg.

Sein Kostüm war das nämliche, wie das jener Leute, die den kleinen Greis wegen Verdachts verdächtig zu sein, verfolgt hatten; es bestand aus kurzen, weiten Beinkleidern, einer aufgeknöpften Carmagnole und einem groben, vorn von einanderstehenden Hemde, das seine mit langen, rothen Haaren bedeckte Brust nackt erblicken ließ; auf dem Kopfe trug er eine ungeheure Mütze von Otternfell, mit einem langen, hinten über die Schultern herabhängenden Fuchsschwanze; eine breite Kokarde an der Kappe, eine Pfeife im Munde und die Aermel seiner Jacke bis zu den Ellbogen aufgestreift, vollendeten in diesem Augenblicke das Bildniß Goulards, genannt Leonidas, des Portiers im Hause.

»Wer hat sich erlaubt, mein Hofthor aufzumachen?« schrie der Portier mit einer Stentorstimme beim Eintritt in Frau Bertholins Zimmer, ohne Jemand zu grüßen oder nur mit der Hand an seine Mütze zu langen.

Beim Anblick Goulards konnte Madame Derbrouck eine Bewegung des Schreckens und Abscheus nicht unterdrücken, dann richtete sie ihre Blicke auf ihren Gatten, als ob sie ihn anflehen wollte, sich zu bemeistern und diesen Mann nicht zu behandeln, wie er es verdienen würde. Ein Blick ihres Mannes beruhigte seine Frau, während die Wittwe Bertholin mit ganz ruhigem Tone antwortete: »Ich habe die Thüre aufgemacht, es hat wohl sein müssen, weil Du nicht zu Hause warst.« – Nein, es hat nicht sein müssen! ... Meine Thüre ist mein Departement, ich leide nicht, daß man dieselbe anrührt! ... Ich bin auf mein Recht versessen, wie auf die Menschenrechte! – »Aber beim Teufel, Bürger Goulard, Du bist sehr despotisch für einen Republikaner,« versetzte Herr Derbrouck, der sich bemühte, die Sache ins Scherzhafte zu ziehen. – »Vor allen Dingen bin ich nicht mehr Goulard! ich heiße jetzt Leonidas! So muß man mich nennen, wenn man eine Antwort von mir erhalten will. – »Also Leonidas, gut! ... Nun, Leonidas, wenn Du Dich auf Deinem Posten befunden hättest, so wäre niemand Anderes genöthigt gewesen, sich die Mühe zu geben, mir Dein Hofthor aufzumachen ... Du konntest doch ohne Zweifel nicht verlangen, daß ich mit meinem Gefährt auf der Straße hätte bleiben sollen?« – Ist es eine Nothwendigkeit, Chaisen und Karossen zu haben! Haben unter der einzigen und untheilbaren Republik die guten Patrioten nicht Füße, um zu gehen? – »Ich glaube, daß die Menschen zu allen Zeiten Füße zum Gehen hatten; wenn man aber einen weiten Weg zu machen hat und sich nicht ermüden will, so sehe ich keinen Grund, warum man sich nicht einer Chaise bedienen sollte, wenn man eine hat ... Es besteht noch kein Gesetz, welches das verbietet. Uebrigens bin ich zu gut, Dir das Alles auseinander zu setzen, denn ich brauche Dir keine Rechenschaft zu geben. Du solltest Dich entschuldigen, daß Du nicht bei Deiner Thüre warst.«

Man hörte an Herrn von Derbroucks Stimme, daß ihm die Geduld auszugehen anfing, und er nur noch mit Mühe seinen Zorn zurückhielt. Allein seine Frau sah fortwährend mit flehendem Blicke zu ihm auf, und während die Wittwe Bertholin den Portier verachtend ansah, war die blasse und zitternde Euphrasia keines Wortes mehr mächtig.

»Mich entschuldigen, weil ich nicht bei meiner Thüre war!« entgegnete der Portier mit Achselzucken. »Wahrhaftig! ... da müßte ich mich oft entschuldigen! ... Muß ich nicht bei meinem Sektionsausschusse sein, wenn ich Berichte zu erstatten habe ... oder Motionen für die Brüderschaft und Gleichheit ... oder die Untheilbarkeit vorzuschlagen habe! Und abgesehen davon, kann ich die Gefährte nicht leiden und will mich der Aristokraten wegen nicht stören lassen ... – »Wer hat Euch berechtigt, mich so zu nennen?« rief Derbrouck aus.

Der Portier wollte antworten, als sich die Wittwe Bertholin zwischen ihn und den Holländer stellte und zu Goulard sagte: »In der That, Bürger Leo ... Leonidas, ich begreife Dein Benehmen nicht ... Was! Du scheinst den Bürger Derbrouck herausfordern zu wollen ... Du vergissest also, daß dieser wackere Mann auch Dein und der Deinigen Wohlthäter war? ... Wer schickte Dir vor drei Monaten, als Du krank warst, Kraftbrühe und Fleisch? ... diese gute Dame war es ... Und als Du Dich beklagtest, keine gehörig warme Kleidung zu besitzen, wer gab Dir Geld hiezu und auch zu Anschaffung von Holz und Wein? ... der Bürger Derbrouck ... Er unterstützte Dich jederzeit!« – Nun! was beweist das? ... Hat er mir gegeben, so geschah es, weil er Ueberfluß hat, das ist das Ganze! ... Und wer Ueberfluß hat, dem muß man nehmen.«

Der Portier brummte diese Worte zwischen den Zähnen, während Maximus' Mutter die Augen gen Himmel erhob und flüsterte: »Mein Gott! da thue man Gutes, um solchen Dank zu ernten!« – Es handelt sich nicht darum, was ich gethan habe!« fuhr der Bankier fort, »und ich verlange durchaus keinen Dank; den Bedürftigen Gutes zu thun, ist eine Pflicht, auf die man nicht stolz sein darf. Aber heute, wo ich Dir bemerklich machte, daß Du Unrecht hattest, zum Oeffnen der Thüre nicht da zu sein, solltest Du mir, denke ich, anständig antworten.« – Und ich denke, man brauche mir keine Lektionen zu ertheilen, noch auch meine bürgerliche Stellung und mein Menschenrecht als Gleicher unter Gleichen herabzusetzen! Verstehst Du mich, Du Bürger Derbrouck, und sprich nicht so laut und mach' kein solches Wesen, man könnte Dir sonst Dein Maul stopfen ... und das gehörig! – »Was soll das heißen, Elender, ich glaube, Du wagst es, mir zu drohen?« – Schon gut, schon gut! man weiß, was man weiß ... man kennt das Einverständniß der Aristokraten mit den Ausländern. Man wird der Nation die Augen öffnen über Diejenigen, die Chaisen haben. – »Ah! das geht zu weit, ich muß den Kerl züchtigen!«

Mit diesen Worten hob der Bankier seinen Arm gegen den Portier auf; aber Madame Derbrouck stößt einen Schrei aus und stürzt sich auf ihren Gatten, um ihn zurückzuhalten; Mutter Bertholin thut ein Gleiches, sogar Euphrasia vergißt ihren Schreck und eilt herbei, um mit beiden Armen den schönen Holländer zu umfassen und zurückzuziehen. Während dessen stellt Goulard eines seiner Beine zurück, breitet beide Arme aus und nimmt somit eine Stellung an, wie ein Mensch, der einen Faustkampf beginnen will.

Aber Jemand, der eben hastig ins Zimmer eintrat, gab dieser Scene eine andere Wendung.

Der Neuangekommene war ein junger, schlanker, hochgewachsener Mann; er hatte schlechte Beinkleider und eine ziemlich elegante Jagdjacke an, und trug eine Art aus Papier gemachter Mütze auf dem Kopfe, die recht kokett auf einem Ohre saß; seine Gesichtszüge waren fein und geistreich, seine großen, blauen Augen hatten einen kühnen, zuweilen höhnischen, aber stets heitern Ausdruck, und seine breite und hohe Stirne zeugte von einem Kopfe, der große Gedanken zu fassen und auszuführen im Stande war.

Als Prosper Bressange, dieser war der eben Eingetretene, Goulards Bewegung sah, die Herrn Derbrouck herauszufordern schien, stellte er sich vor den Portier, packte ihn derb bei den Armen und drehte ihn mehrmals im Zimmer herum, indem er ausrief: »Was soll das heißen? ... Leonidas will gymnastische Uebungen anstellen, seine schöne Taille ... und sein Dachsgestell bewundern lassen. Wohlan denn! wir wollen uns drehen, tanzen und der Gesellschaft zeigen, wie hübsch wir sind!«

Während dessen drehte er den Portier in einem fort im Kreise herum. Dieser wehrte sich und suchte sich loszumachen, indem er voller Zorn schrie: »Willst Du mich loslassen, kleiner Galgenstrick! es handelt sich nicht vom Tanzen und Spaßen ... verstehst Du? und ein Rotzbube darf sich nicht in Angelegenheiten mischen, die das Wohl der Republik betreffen!« – Ein Rotzbube!« entgegnete Prosper, den Portier fest an den Fäusten haltend, daß dieser sich nicht rühren konnte. »O! Du mußt in diesem Augenblicke spüren, daß dieser Rotzbube Meister über Dich ist, und Dich tüchtig durchwalken würde, wenn Du Dir in seiner Gegenwart noch die geringste Unverschämtheit gegen Leute erlaubtest, die Du achten, ehren und segnen solltest! Mich wie ein Kind zu behandeln! ... Du vergissest, Leonidas, daß es in unserer Zeit keine Kinder mehr gibt ... und wenn Du im Nationaltheater gewesen wärest, so hättest Du diese Verse behalten:

               » ... In Herzen rechter Art
Wächst Muth und Kraft, auch eh' noch keimt der Bart.«

»Das hat Voltaire gesagt, und Voltaire war nicht links ... Ach, denk Dir, Schelm, armer Leonidas, wenn er Dich jetzt in Deiner schönen Stellung gesehen hätte, so bin ich überzeugt, würde er Dich aufgefordert haben, Schauspieler zu werden ... Du hättest prächtig ausgesehen mit einem Helm und einer Tunika; nicht wahr, Bürger Derbrouck?«

Während dieses Gespräches zwischen dem Portier und dem jungen Manne hatte der Bankier Zeit gehabt, sich zu beruhigen und die Bitten seiner Frau anzuhören; mit seiner ihm gewöhnlichen freundlichen Miene klopfte er Prosper auf die Schulter und sagte: »Gute Nacht, Prosper, gute Nacht, mein Sohn; Du kamst sehr gelegen ... Du hast mich wieder zu mir selbst gebracht ... und ich fühle nun, wie unvernünftig ich war, mich so aufbringen zu lassen. Doch es ist Zeit, hinaufzugehen, Du mußt müde sein, meine Liebe ... Ich empfehle mich Bürgerin, gute Nacht!«

Herr Derbrouck hatte seiner Frau den Arm gereicht, während er sich freundlichst von Frau Bertholin verabschiedete. Die Gattin des Holländers, erfreut, eine Scene, deren Folgen sie schon gefürchtet hatte, so ausgehen zu sehen, eilte, sich mit ihrem Manne zu entfernen, beim Hinausgehen drückte sie jedoch die Hand der guten Wittwe und warf einen dankbaren Blick auf Prosper, während sie ihm zuflüsterte: »Ich danke Dir, mein Freund ... ich danke!«

Euphrasia machte dem schönen Holländer ein graziöses Compliment, indem sie ihm bis zur Thüre mit den Augen folgte; der Portier zog die Augenbrauen zusammen, wendete den Kopf ab und brummte: »Geh, Aristokrat, das sollst Du mir bezahlen. – Und nun,« fragte Prosper, sich ans Feuer setzend, als die holländische Familie weggegangen war, »nun sage mir doch, mein kleiner Goulard, was hattest Du so eben mit dem guten Bürger Derbrouck? ... Hat er Dich in der Sektion peroriren hören und Dir sein Compliment über Deine neu ausgesprochenen Ideen gemacht? Ach! ach! wie Schade, Mutter Bertholin, und Sie, schöne Bürgerin, daß Sie nicht zugegen waren, als Leonidas seine Rede hielt ... Sie hätten schöne Dinge gehört! – »Sie kommen also aus dem Ausschuß?« sagte Euphrasia, sich neben Prosper niederlassend. – »Allerdings ... es unterhält mich sehr, mich dort herumzutreiben, man hört oft komische Motionen ... wie heute zum Beispiel ... – »Das ist ihm lieber als arbeiten«, versetzte Mutter Bertholin mit unzufriedener Miene. – »Man muß doch wissen, was die Redner seines Quartiers sprechen. Stellen Sie sich vor, Bürgerin, daß Leonidas Goulard ... oder Goulard Leonidas, der hier mit Tigerkatzenaugen vor Ihnen auf und abgeht, zuerst den Vorschlag machte, den Hafen von Havre nach Gros-Caillou zu versetzen, damit man in Paris leichter Austern bekommen könne; sodann schlug er, wahrscheinlich um seine Stelle einträglicher zu machen, vor, man solle alle Bewohner eines Hauses zwingen, das Viertheil ihres Einkommens, und im Falle, daß nur zwei Miethleute darin wären, die Hälfte desselben an den Portier abzugeben; Sie sehen hieraus, daß sich dieser Schelm nicht vergißt und in seiner Vaterlandsliebe und seinem Gleichheitseifer die Portiers vor allen Dingen reicher machen will, als alle Uebrigen; und in seinem letzten Antrage stellte er die Behauptung auf, daß der Weiberwechsel durch die Scheidung noch nicht genug erleichtert sei, und man deßhalb ein Gesetz gründen solle, welches den Männern gestatte, sich nach Willkür auf einen Monat, vierzehn oder acht Tage zu verheirathen! Ich muß Ihnen mit Bedauern gestehen, daß diese drei Vorschläge des Bürgers Leonidas wenig Anklang fanden!«

»Auf acht Tage heirathen«, sagte Euphrasia lächelnd, »das wäre ein wenig türkisch ... vielleicht aber nicht allzu unangenehm!« – Nach meiner Ansicht,« sagte Prosper, »wäre es dann besser, gar nicht zu heirathen!« »Du verhöhnst meine Motionen!« versetzte Goulard, fortwährend im Hintergrund des Zimmers auf- und abspazierend, »aber ich wiederhole Dir, Du verstehst nichts von politischen Angelegenheiten ... Siehst Du, wir lassen uns jetzt nicht mehr wie Thiere zur Schlachtbank führen ... Heutzutage ist Jeder unterrichtet!« – Schreib mir doch einmal, was Du gerade gesagt hast? – »Man muß nicht nothwendig schreiben können, um Gedanken zu haben!« – Ganz richtig; aber man muß gute Gedanken haben, oder sich nicht in Dinge mischen, von denen man nichts versteht ... Du und Deinesgleichen schaden der Republik mehr, als sie ihr nützen ... während ihr öffentlich widersinniges Zeug schwatzt und alberne Vorschläge macht, bringet ihr uns um die Achtung des Auslandes! – »Sehet doch diesen Gelbschnabel, der den Gelehrten spielen will!« – Nimm Dich in Acht, Goulard, der Gelbschnabel hat Dir gezeigt, daß er starke Fäuste hat!«

»Der Holländer soll sich in Acht nehmen ... er ist ein Aristokrat. Außerdem war er ein Freund von Dumouriez ... ein intimer Freund sogar! ... da er mit dem General in Belgien gereist ist ... und bei der Einnahme von Gertruidenberg mit zugegen war; Dumouriez hatte den Holländer zu dem Rang eines Dragonerobersten seiner Armee erhoben ... Aus welchem Grunde macht man einen Bankier zum Obersten?«

»Wahrscheinlich, weil der Bankier dem General Geld geliehen hat,« erwiderte Maximus' Mutter. »Uebrigens, was soll das Alles beweisen? Man sagt, Dumouriez sei zu den Feinden übergegangen; das ist jedoch noch nicht erwiesen; Andere behaupten, er habe sich ganz einfach nach England zurückgezogen, weil er die Wendung nicht billige, welche die Revolution genommen hat, und der Partei des Berges nicht dienen wolle. Indeß ist der Bürger Derbrouck ihm nicht dahin gefolgt, sondern im Gegentheil nach Paris zurückgekehrt ... Wäre er, wenn er sich strafbar gefühlt hätte, zu einer Zeit nach Frankreich gekommen, wo schon der geringste Fehler die Todesstrafe nach sich ziehen kann?«

»Bah! bah! bah! ... man weiß, was man weiß!« entgegnete Goulard kopfschüttelnd, »und die Republik weiß auch, daß die Soupers, die der Bankier in seinem Hause zu Passy gibt, Aufwieglerversammlungen ... freiheittödtende Soupers sind!«

»Freiheittödtende!« rief Prosper aus; »o! der Teufel, Leonidas! das ist einmal ein Wort, welches Du sehr froh sein mußt, aufgefangen zu haben! Ich bin überzeugt, daß Du es in Deinen Gesprächen oft in Anwendung bringen wirst.«

»Man muß übrigens so bösartig sein, wie Du, Goulard,« versetzte die Wittwe, »um Gesellschaften zu verdächtigen, in welchen sich die wärmsten Patrioten, die eifrigsten Republikaner befinden ...«

»O! es gibt darunter, die nur dergleichen thun ... allein man läßt sich nicht davon verblüffen.« – Bravo, Leonidas! Du sprichst wie auf der Rednerbühne!« rief Prosper lachend aus.

»Mein Gott!« sagte Euphrasia ganz leise, »wird dieser garstige Portier nicht mehr fortgehen! ... Seit er eingetreten ist, konnte ich noch keine vier Worte anbringen! ... er ist unerträglich ... und so häßlich ... so schmutzig ... Er dürfte wohl wenigstens sein Hemd zumachen, wir brauchen nicht zu wissen, daß er ein Fell hat wie ein Bär.« – Ich halte ihn sicher nicht zurück,« entgegnete Prosper, »und wenn Sie es wünschen, so werfe ich ihn hinaus? – »O! nein ... nein! ...« flüsterte die alte Dame; »er ist so bösartig ... man muß sich hüten ...«

Goulard ging immer noch im Zimmer auf und ab, blickte seitwärts und lauschte, wenn man leise sprach. Nach einer Pause allgemeinen Schweigens fuhr er fort: »Es ist noch eine junge Aristokratin im Quartier, auf die ich ein offenes Auge habe ... Ihr Vater ist emigrirt, deßhalb sollte die Tochter eingekerkert sein; wenn das bis jetzt nicht geschehen ist, so hat man sie nur vergessen ... aber ich werde sie in Erinnerung bringen.«

»Von wem sprichst Du da?« rief Prosper aus, der seit einigen Augenblicken ernst und aufmerksam auf den Portier horchte.

»Von wem ich spreche? ... potz Donnerwetter! ... von der Tochter des Grafen Trevilliers ... von der kleinen Camilla.«

»Von dem jungen Mädchen, welches noch nicht einmal sechzehn Jahre alt ... so hübsch ... so schön gewachsen ist ... und so schöne schwarze Augen mit langen Wimpern und gewölbten Brauen ... so blendend weiße Zähne ... und einen so reizenden Mund hat? ...«

»Ei der Tausend! mein Schelm! Du scheinst Camillen genau betrachtet zu haben! aber all das hindert nicht, daß sie die Tochter eines Emigranten und demzufolge eine kleine Aristokratin ist, die man verhaften muß ...«

»Du willst die Tochter des Grafen von Trevilliers verhaften lassen! ...« schrie Prosper, sich erhebend; »doch ehe es so weit kommt ... haue ich Dich in Stücke zusammen!«

Und alsbald auf den Portier losstürzend, packt ihn der Jüngling an der Gurgel, wirft ihn nieder und stemmte bereits ein Knie auf Goulards Brust, ehe dieser Zeit fand, sich zu besinnen. Indessen baten die beiden Frauen Prosper inständig, den Portier, der laut zu schreien anfing, loszulassen, als mehrmals an die Thüre geklopft wurde und ganz bekannte Stimmen sich vernehmen ließen. Da entschloß sich der junge Mann, von Goulard abzulassen, der sich auch plötzlich erhob und auf die eintretenden Personen stoßend, entfloh.


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