Egon Erwin Kisch
Landung in Australien
Egon Erwin Kisch

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Sträflingsinsel außer Dienst

Andererseits muß zugegeben werden, daß das erste, was dem aus Europa Einfahrenden im Hafen von Sydney gezeigt wurde, die Felseninsel Pinchgut war.

Nun sollte freilich einmal, in grauer Vorzeit, die Insel Pinchgut jedem Neuankömmling vor allem anderen auffallen und ihn warnen, heutzutage aber würde es ein richtiger Sydneyer übelnehmen, daß man einem Fremden im Hafen zuerst Pinchgut zeigt. Nur Bill Sumner, der Kustos der Insel, würde in allen Vokalen darüber lachen. Bill Sumner jedoch lacht über alles in dieser komischen Welt, und sein Lachen ist also nicht maßgebend.

Um die Freunde des Einfahrenden nicht dem Vorwurf eines mangelnden Lokalpatriotismus auszusetzen, sei erläuternd hinzugefügt, wieso sie ihm die vermaledeite Insel Pinchgut wiesen, statt der gebenedeiten Hafenbrücke.

Tief unten im Schiffsrumpf lag er unbeweglich zu Bett, als sein Schiff in Sydney landete, seine Besucher ankamen. Australia harrte seiner, wie eine Odaliske ihres verbotenen Geliebten harrt, und der, nicht achtend der körperlichen Leiden, die er sich auf dem unerlaubten Wege zu ihr zugezogen, zitterte ihr entgegen in ungeduldiger, sinnlicher Gegenliebe. Doch auch heute standen Haremswächter vor 223 der Pforte und kreischten: »Eintritt verboten! Zurück, woher du gekommen!«

Von Sehnsucht verzehrt, seufzte der Abgewiesene: »Nur einen Blick laßt mich auf sie werfen, auf Australia, nur einen einzigen Blick, bevor ich scheiden muß.«

Einen Blick – selbst das war nicht leicht. »Kann man die Hafenbrücke durchs Bullauge sehen, o Freunde?« fragte er.

»Leider nicht,« wurde ihm erwidert, »leider läßt sich nur Pinchgut erkennen, eine kleine Insel, die . . .«

»Pinchgut Island?« unterbrach er, »das muß ich sehen.« Freundeshände hoben ihn aus dem Bett. Die auf dem Kajütengang postierten Polizeimänner gerieten in Bewegung, sie argwöhnten, hier werde eine Entführung in den Serail versucht, und rollten ihr Auge, das Auge der Bullen, obwohl es sich nur um einen Blick aus dem Bullauge handelte.

Der Fremde schaut auf das Meer hinaus, wochenlang hatte er es geschaut und nichts als es, aber nach einigen aussichtslosen Tagen in der Koje ist es wieder eine Abwechslung, umsomehr wenn es sich als ein Garten vor Häusern und Villen darbietet; Windhauch bewegt den blauen Rasen, die Sonnenstrahlen sind betaute Blumen, die Brandung sieht aus wie eine Fliederhecke.

»Die Insel da rechts, siehst du sie?, das ist Pinchgut.«

Rechts, mitten im flüssigen Garten, steht ein steinerner Altan mit einem Turm. Getröstet läßt sich der Fremde ins Bett zurücktragen, etwas vom Sydneyer Hafen ist ihm also doch zu Gesicht gekommen, er hat die kriminalhistorische Insel mit seinen Augen geknipst.

Später, als er sich auf dem Festland frei bewegen durfte, 224 ruderte er nach Pinchgut hinüber, und wurde an Ort und Stelle von Bill Sumner in Empfang genommen, der als Herr über die sonst unbewohnte Insel eingesetzt ist. Er ist froh, von ihr erzählen zu können, und lacht dabei, daß Felsen und Rundturm dröhnen, lacht in allen Vokalen, manchmal sogar in Umlauten.

»Wenn einer in der Sträflingskolonie ein Verbrechen beging, so wurde er hiehergebracht, was sollte denn ein Verbrecher sonst begehen, als Verbrechen, hahaha,« erklärt Bill Sumner. »Meist ging es um Rum, hehehe, um Rum rauften sie sich, bestahlen und ermordeten und verrieten sie einander, hihihi. Dann kamen sie nach Pinchgut, und hier gab's keinen Rum, hohoho.«

Bill Sumners Angaben decken sich mit der Strafstatistik, Rum war das einzige Genußmittel in der beginnenden Kolonie, Rum war das hauptsächliche Motiv der dort verübten Delikte, und dem Rum galt das Lied der Convicts:

Cut yer name across my backbone
Stretch me skin across yer drum
Iron me up on Pinchgut Island
From now to Kingdom Come
I'll eat yer Norfolk Dumpling
Like a juicy Spanish plum
Even dance the Newgate Hornpipe
If ye'll only gimme rum!

In freier deutscher Nachdichtung:

Peitsch' deinen Namen auf mein Steißbein,
Nütz' mein Fell zum Trommelschlag,
Mach' in Pinchgut aus mir Eisbein,
Laß mich dort zum Jüngsten Tag; 225
Will mich deines Mehlpapps freuen,
Als ob's Pfirsichkuchen wär',
Will des Seilers Tochter freien,
Gibst du Rum nur, Rum mir her.

Rum war die Valuta; Arbeit, Ehefrauen, Wettgewinne wurden in Rum gerechnet. Für Mitteilungen über unaufgeklärte Verbrechen schrieb die Polizei Prämien in Rum aus, und den Kopflohn auf entflohene Sträflinge ebenso. Um die versprochenen fünf Gallonen Rum zu verdienen, die auf die Einbringung des entsprungenen amerikanischen Negersträflings Cesar ausgesetzt waren, hetzten ihm seine besten Freunde aus dem Sträflingsstand wochenlang nach (zu diesem Behufe waren sie ihrer Ketten entledigt und mit Gewehren versehen worden), und brachten ihn schließlich zur Strecke. Als sie den Ehrensold exzedierend versoffen, wurden sie mit Kerker und Peitsche gestraft.

Die Justiz verstand keinen Spaß mit Alkoholikern, am allerwenigsten Seine Ehren, Oberster Richter Atkins, obwohl er für sich selbst kein Antialkoholiker war. Gouverneur Bligh charakterisierte ihn in einem Bericht so: »Atkins kann ebensowenig als Richter wie als nüchtern angesprochen werden, er fällt Todesurteile im Zustand von Volltrunkenheit.«

Todesstrafe oder Freiheitsstrafe wurden auf Pinchgut Island vollstreckt. Am 11. Februar 1788, also vierzehn Tage nach Ankunft des ersten Gefangenen-Schubs in Botany Bay, wurden die beiden ersten Gerichtsurteile gefällt: ein Sträfling erhielt wegen Gewalttätigkeit 150 Peitschenhiebe, und der zweite – er stand im Verdacht, Schiffszwieback gestohlen zu haben – eine Woche Haft, »auf der kleinen Felseninsel gegenüber dem Lagerplatz, bei Wasser 226 und Brot abzubüßen«. Daher der Name »Pinchgut«, »Magenknurren«.

»Hier oben wurde die Fahne gehißt,« Bill Sumner deutet auf irgendeine Ecke des Felsenrands, »die Menschenfahne, huhuhu.«

Er ist prägnant, der Ausdruck Bill Sumners, »die Menschenfahne, huhuhu«. Ein Mensch, geknüpft an einen Pflock, wehte als Hoheitszeichen über der Kolonie. Die Hand- und Fußschellen und die sie verbindende Kette wurden dem Delinquenten bei seiner Hinrichtung nicht abgenommen, auch dann nicht, als er schon blau und tot war, keine Fluchtgefahr mehr bestand. Und wenn das Fleisch verweste und Wogen und Gestade verstank, wurden die Ketten mit Stricken an dem Gerippe festgebunden, auf daß es, bewegt vom Wind, seine Warnung weiterklirre. So lange hing der Armesünder, sich selbst sein Armesünderglöckchen läutend, bis man einen anderen an seine Stelle zog.

Auf die Dauer büßte der permanente Galgenbehang an Wirksamkeit ein. Nur das erste der abschreckenden Beispiele, ein Küfer namens Jeffries Morgan, hier gehißt, weil er wegen einer Pinte Rum jemanden erschlagen hatte, konnte seinen hohen Platz elf Monate lang behaupten, seine Nachfolger wechselten eine Zeit lang so rasch, daß zum Anbinden der Fußschellen an das trockene Gebein keine Notwendigkeit vorlag. Fast jede Woche wurde auf Pinchguts Flaggenstock eine neue Fahne hochgezogen, einmal sogar sechs irische Gefangene gleichzeitig. Dafür wurde einer, ein sicherer Joseph B. Samuels, an drei verschiedenen Septembertagen des Jahres 1803 gehängt, denn jedesmal riß der Strick, und man mußte vom Festland einen neuen holen. 227

Die vom Galgen Delogierten wurden in das blaue, flüssige Rasenbeet geworfen, darauf die Sonnenstrahlen, heute und damals wie betaute Blumen funkelten. In diesem Garten warteten Haifische auf die Fütterung. Gab es kein Menschenfleisch, so fütterte man sie mit Pferdefleisch, um ihnen beizubringen, daß es für sie rings um das Magenknurr-Eiland niemals Magenknurren gäbe; sie sollten immer hier sein.

»Die Haifische waren gute Wächter,« erklärt Bill Sumner, »die haben jeden Flüchtling erwischt, und zwar ziemlich unsanft, hohoho.«

Das war einmal. Pinchgut Island heißt jetzt offiziell Fort Denison, und hat Form und Inhalt verändert. In den Sechzigerjahren wurde es dazu ausersehen, eine von den fünf Hafenschutzbatterien aufzunehmen, und man machte es um einen Kopf kürzer, damit es den Schiffsgeschützen des Feindes nicht so leicht als Zielscheibe dienen könne. Kaum aber waren die Felsen bis zum Hafenniveau abgesprengt, offenbarte sich, daß man Auslug und Ausschuß und einen die Bucht dominierenden Platz für die Kanonen brauche. Deshalb baute man einen Rundturm, siebzehn Meter hoch, höher als die Riffe gewesen waren und womöglich ebenso massiv wie sie.

Geschütze lauem mit aufgesperrtem Rachen in diesem Turm auf ihr Opfer. Die Pinchguter Haie hatten mehr Glück als die Pinchguter Kanonen, denen hat noch niemals ein Opfer gewinkt, kein Feind geriet je nach Sydney.

Das stört die dreizehn Zweiunddreißigpfünder und zwei Vierzigpfünder vom Woolwich Arsenal, England, nicht in ihrer Wachsamkeit. Haarscharf richten sie sich gegen das 228 Felsentor der Hafenbucht, ladebereit hält sich das Geschoßmaterial an ihrer Seite, geduldig warten Waffenfett, Maschinenöl und Ladestöcke auf ihre Stunde. Nur die Festungsartilleristen fehlen, die Zitadelle ist – um Gottes willen, wir verraten doch damit kein Kriegsgeheimnis? – ohne Besatzung.

Der einzige Mann auf der Insel, der in allen Vokalen lachende Bill Sumner, hält das Fort mitsamt der Bestückung in Stand, und er ist es, der schießt. »Jawohl, ich schieße jeden Tag, hühühü.«

Zwar schießt er nicht aus den großen Feuerschlünden, aber immerhin aus einem Mörser. Er schießt die Mittagsstunde, wozu ihm das Observatorium von Millers Point durch Abwerfen eines Balles das optische Signal gibt.

»Das Mikrophon da hat noch weniger Sinn als die Vierzigpfünder und Zweiunddreißigpfünder im Turm, höhöhö,« sagt Bill Sumner, »das ist hier vergessen worden.«

Vor ein paar Jahren versuchte der Sydneyer Sender, seinen Hörern den Mittagsschuß von Pinchgut zu übertragen, – mußte der nicht eindringlich, donnernd, schlagkräftig wirken? Fehlgeschossen. Er hörte sich wie ein wackliger Prall an, manche witzelten, er klinge wie Magenknurren, manche wiederum bezweifelten, daß es der Schuß von Pinchgut sei, und behaupteten, es sei ein einfacher Trommelschlag aus dem Senderaum. Seit diesem Mißerfolg bedient sich der Rundfunk eines im Senderaum abgegebenen einfachen Trommelschlags, und der dröhnt viel kanonenschußhafter, als der Kanonenschuß von Pinchgut.

Für Bill Sumner ist das sehr angenehm, denn anstatt die Mittagsstundensekunde per Radio zu senden, kann er 229 sie jetzt per Radio empfangen. Wenn es neblig ist und er befürchten muß, den Ball vom Observatorium nicht fallen zu sehen, schnallt sich seine Frau in der Wohnung den Kopfhörer um; beim Trommelschlag des Radios haut sie mit dem Schöpflöffel auf eine zinnerne Teekanne, und der Gatte an der Festungsmauer feuert. »Das ist zwar um eine Sekunde zu spät, dafür aber kam ich neulich um zwei ganze Minuten zu früh. Meine Frau ist mit dem Teekessel hingefallen, hahaha, ich schoß ab, und ganz Sydney stellte die Uhr danach, hehehe.«

Ob es bemerkt wurde, weiß Bill Sumner nicht, aber er lacht sich tot bei dem Gedanken, es könnte sich jemand beschwert haben, daß die Rundfunkstation ihren »Schuß« um zwei Minuten zu spät lieferte, nämlich zwei Minuten nach dem von Pinchgut.

Bill Sumner möchte uns noch seine Seismographen und seine Gezeitenmesser zeigen, sicherlich weiß er auch darüber Heiteres zu erzählen, vielleicht wie er wegen seiner Frau ein Erdbeben in Chile gemeldet habe, wir wollen aber lieber die Andenken an die kriminalistische Vergangenheit seines Inselreiches sehen.

Gewiß, auch damit kann er dienen. »Hier, die Zisterne, haben die Convicts in den Felsen gehackt, hier, an den Wänden der Munitionslager sehen Sie Monogramme der Convicts, dort oben stand der Galgen, hahaha, hier ist die Stelle, wohin man die Convicts aus der ganzen Kolonie schleppte, um sie mit der neunschwänzigen Katze auf den nackten Leib zu schlagen, bis die Haut platzte, hehehe, von dieser Klippe da warf man den Gehenkten ins Meer, wenn man die Schlinge für einen neuen Hals brauchte, hihihi, und deshalb gibt's hier noch heute mehr Haifische 230 als sonstwo im Hafen, hohoho, aber sie kriegen kein Futter mehr, jetzt knurrt ihnen der Magen, huhuhu.«

Damit sei's genug. Abschied von der Insel und ihrem Hüter. Bill Sumner steht schmunzelnd am Ufer: »Kommen Sie bald wieder her aus Europa. Pinchgut ist doch ein komisches Plätzchen, nicht wahr, hahaha?«

Ein komisches Plätzchen, wahrhaftig, Bill Sumner, hahaha.

Die Ruder setzen ein, das Boot ist schon in freiem Wasser, ein »Auf Wiedersehen« ist noch hörbar, das darauffolgende Lachen verklingt.

Kaum, denkt der Davonfahrende, kaum sehen wir uns wieder. Es ist nichts mehr los auf Pinchgut Island, die Erinnerung an die grause Zeit ist nicht einmal imstande, dem Kustos die gute Laune zu trüben, die Andenken, die er zeigt, sind keine echten. Als das Eiland militarisiert und kanonisiert wurde, gab es keine Verschickungen aus England mehr, und wenn Sträflinge den Keller in den Basaltgrund und ihre Initialen in die Steinwände hackten, so waren es einheimische, normale Sträflinge, und nicht verschleppte Objekte der Willkür und Ausbeutung. Der Felsen, von dessen Gipfel der Galgen den einfahrenden Schiffen winkte, ist längst gesprengt, und die Haie haben im Laufe der letzten achtzig Jahre wohl schon gemerkt, daß bei Pinchgut Island kein Abendbrot mehr serviert wird.

Auch was das Auspeitschen betrifft, ist Bill Sumners Erzählung vom genius loci getrübt, die Prügelstrafe wurde nicht bloß auf Pinchgut praktiziert, sondern auf dem ganzen Festland ringsumher.

Bei der Urbarmachung der Terrains von Toongabble 231 und am Verfassungshügel wurden die Convicts mit Peitschenhieben so angetrieben, daß binnen drei Monaten ihrer dreihundert (nach einer anderen Angabe achthundert) starben. Allabendlich sammelte man die Toten, Schwerverwundete schmiß man lebend mit in die Grube. Auf jeden, der schlapp machte, sauste erbarmungslos die Knute nieder, Schläge gegen Wehrlose, und wieder Schläge, Exzesse der Roheit und des Sadismus, – achtzehntes und neunzehntes Jahrhundert kennen keine schlimmeren Greuel, erst im zwanzigsten Jahrhundert brachen die Nazis diesen Rekord.

In der Zeit des Frühkapitalismus sprach man den Sinn dieser Zwangsarbeit und Marterungen offen aus. Als die australischen Demokraten, Arbeiter und Emanzipists, d. h. freigewordene Sträflinge, den Verschickungen nach Australien ein Ende machen wollten, und die Anti-Transportation-League ins Leben riefen, protestierten die Unternehmer ohne jede nationale oder soziale Phrase gegen solche Versuche, den Import unentgeltlicher und willenloser Arbeitskräfte einzustellen: »Wir verwahren uns entschieden dagegen, daß man aus Gründen der Humanität unser Einkommen beschränken will.«

Zutodeprügeln, Hängen, Hungernlassen waren die substantivisch gebrauchten Zeitwörter, mit denen die Sklavenhalter die Rationalisierung der Arbeit durchführten. Kein Wunder, daß der Sträfling nur an ein einziges substantivisch gebrauchtes Verbum dachte: Flüchten. Für die in Pinchgut Inhaftierten war der sie umzingelnde Haifischschwarm nicht das Schlimmste, mit einem Messer in der Hand hofften sie, sich der Raubfische erwehren, bis zu Millers Point schwimmen und von dort den Busch erreichen zu können. 232

Der Busch, in dem man sich verirren, in dem man verhungern und verdursten oder von wilden Hunden zerfleischt werden konnte, – von Pinchgut aus gesehen erschien er als Garten Eden. Wiederholt brachen Gruppen von Sträflingen gemeinsam aus und irrten so lange nahrungslos durch den Urwald, bis sie einen der ihren töteten, um ihn aufzufressen. Dann kam der nächste dran und wieder der nächste. Jeder belauerte angstbebend die Gefährten, ob nicht er es sei, der heute Nacht geschlachtet werden solle, keiner wagte zu schlafen. Ein Sträfling aus Tasmanien, sein Name Gabbet ist überliefert, fand bei einer solchen Massenflucht Geschmack an Menschenfleisch, freiwillig kehrte er in die Haft zurück und bewog weitere Mitgefangene zu einem Ausbruch, um auch sie unterwegs zu verzehren.

Nur wenn ein Flüchtling zu den Eingeborenen stieß, konnte er den Toden des Dschungels entgehen. Die ersten weißen Siedler von Port Phillip, dem heutigen Melbourne, trafen bei ihrer Landung im Jahre 1834 einen weißen Mann, den Ex-Sträfling Buckley, der seit dem Ende des vorhergegangenen Jahrhunderts zufrieden unter den Buschnegern lebte. Auch im Nordosten Australiens fanden die neuankommenden Sträflinge schon einen alten vor. Der, Thomas Pamphlet mit Namen, hatte Queensland allerdings nicht auf der Flucht entdeckt, sondern war als Freigewordener bei einem Zedernholz-Transport hier gestrandet, und die Schwarzen hatten ihn als Gleichen unter Gleichen aufgenommen, eine Naivität, die Bill Sumner sicherlich ein lautes Hehehe entlocken würde. 233

 


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