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XI

Es wehte, wirre Stimmen und hohles Geschrei waren in der Luft. Das Meer warf sich unruhig hin und her und toste. Die Gischtsäulen stiegen senkrecht an den Klippen empor und der Wind schleuderte sie zischend gegen das Gestein.

Ich sah Rosseherre über die Heide kommen, aber plötzlich verschwand sie und erst nach einer Weile entdeckte ich ihre weiße Haube draußen zwischen den Klippen.

Sie saß untätig auf einem Stein und starrte ins Meer hinaus.

»Guten Tag, Rosseherre!«

Sie antwortete nicht.

»Willst du nicht zu mir kommen?«

Rosseherre zog die Stirn in tausend kleine Falten, dann sah sie mich an. Ihre Augen sahen matt und krank aus. Ich verstand, was sie sagen wollte, und ließ sie allein.

Einmal sah ich, daß Rosseherre den Kopf in die Hände nahm und ihn wiegte wie jemand, der weint. Der Wind flötete in den Felsen und peitschte das graue Meer. Sie saß im fegenden Regen.

Ich ging näher. Sie weinte nicht, sie sang mit einer hohen traurigen Stimme und wiegte den Kopf dazu.

Ich rief sie an. Sie wandte den Kopf. Ihre Wangen schienen eingefallen zu sein, sie sah gealtert aus. Ihre Augen waren ganz verändert und der Blick so fremd, als erkenne sie mich nicht.

»Weshalb sitzt du denn im Regen, Rosseherre?«

Sie bewegte die Lippen und lächelte, ein leises, krankes Lächeln. Sie sagte nichts.

Ich ging. Ich fing an zu verstehen, daß etwas nicht in Ordnung sein müsse mit ihr.

Sie saß da draußen im Regen bis es dunkelte. Später ging ich hinaus um nach ihr zu sehen. Sie war gegangen, einen andern Weg.


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