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Das Thier in der romantischen Weltanschauung.

Ein moderner Schriftsteller spricht einmal von der Anziehungskraft, die Menschen mit Thierblick im Auge ausübten; wer überhaupt dafür empfänglich ist, wird das am stärksten dem Thiere selbst gegenüber empfinden. Alles, was unsere Seele in Sprache und Kunst nach außen gestrahlt hat, liegt noch ungelöst im Auge des Thieres; sein Blick berührt die Seele unmittelbar wie Musik. Es konnte kaum anders sein, als daß die Romantiker, die Liebhaber des Unbewußten, ganz besonders für den Zauber der Thierwelt empfänglich waren, wo die unbewußte Idee am auffälligsten in ihrer bewundernswerthen und räthselhaften Kraft wirkt.

Von den antiromantischen Richtungen hat namentlich diejenige, welche den Menschen als Geist, an einen gleichgültigen oder verächtlichen Körper gebunden, faßt, kein warmes Gefühl und Verständniß für die Thiere. Während das naive Alterthum Thiere göttlich verehrte oder Thiere den Göttern zugesellte oder dann sie in freundliche Gemeinschaft mit den Menschen setzte, während romantische Heilige des Mittelalters, wie Antonius v. Padua und Franciscus v. Assisi, den Thieren predigten und sie Geschwister nannten, grub die neuere Philosophie eine unermeßliche Kluft zwischen Mensch und Thier, indem Descartes es als Maschine angesehen wissen wollte. Auch Kant und Fichte, nur die moralische Welt vor Augen, gingen an dem Räthsel des Thierreichs vorüber. Lavater und Herder, die man wohl Vorläufer der Romantik nennen kann, zeigten liebevollen Sinn für die Thiere; aber erst Schelling, dessen Naturphilosophie nach einem Ausdruck des Thierfreundes Scheitlin »die von Fichte begrabene äußere Welt wieder aus dem Grabe in's blühende Leben beschwor«, füllte den Riß aus, und die Menschen eilten entzückt der wiedergefundenen Natur entgegen. Die entwicklungsgeschichtliche Auffassung der Natur brachte das Thier mit dem Menschen in innigsten Zusammenhang; beide stellten sich dar als Kinder der mütterlichen Erde: die Thiere die früheren, unvollkommenen, die Menschen die späteren, vollkommeneren. Die älteren Brüder des Menschen hatte auch Herder die Thiere genannt.

Wie E. T. A. Hoffmann Thier und Mensch zu einander in Beziehung stellte, daraus könnte man eine Art Identitätsphilosophie construiren. Ihm erschienen die Gestalten des gewöhnlichen Lebens, wie er selbst sagt, in seinem »inneren, romantischen Geisterreiche«, und dort ist ihm das holde Mädchen ein grüngoldenes Schlänglein mit herrlichen dunkelblauen Augen, der Magister Tinte eine abscheuliche, sumsende Fliege. Dem Phantasten und Humoristen ist die auf der Grenze des Bewußtseins stehende Thierwelt, die sich so leicht als unbewußte Ironisirung der Menschenwelt ansehen läßt, aus künstlerischer Rücksicht erfreulich; aber als Romantiker zieht ihn auch sein Gefühl auf magische Weise zu den traumwandelnden, geheimnißvollen Geschöpfen, die man damals gern mit den Somnambulen verglich.

Hoffmann schilderte die Thiere, obwohl er sie im Einzelnen gut beobachtet hatte, nicht wie sie sind, sondern vermenschlichte, carricirte sie; denn es kam ihm hauptsächlich darauf an, sie mit den Menschen in Beziehung zu setzen, gewissermaaßen ihre vermummten Triebe, ihre Vergangenheit, versteckte Geheimnisse ihrer Natur in ihnen zu personificiren. Es gilt in dieser Beziehung von ihm selbst, was er über den von ihm verehrten Maler Jacques Callot sagt: »Die Ironie, welche, indem sie das Menschliche mit dem Thier in Conflict setzt, dem Menschen mit seinem ärmlichen Thun und Treiben verhöhnt, wohnt nur in einem tiefen Geiste, und so enthüllen Callot's aus Thier und Mensch geschaffene groteske Gestalten dem ernsten, tiefer eindringenden Beschauer all die geheimen Andeutungen, die unter dem Schleier der Skurrilität verborgen liegen.«

Es versteht sich, daß diese Art nichts zu thun hat, mit den lehrreichen Vergleichungen zwischen Mensch und Thier, wie sie auch in der Aufklärungszeit beliebt waren. Hier handelt es sich nicht um Vergleichung, sondern es ist ein Durcheinanderfluthenlassen verwandter Lebenskreise, wodurch die Harmonie reicher, das Gleichniß des ganzen Lebens deutlicher wird.

Oken definirte das Thierreich als den auseinandergelegten Menschen; auf die Thiere zurückblickend sieht der Mensch gewissermaaßen die Stufenjahre seiner Seele, die inzwischen gewachsen ist, ohne aber ihre angeborene Art ganz abgethan zu haben. Die Einsicht, daß die Thiere auch Seelen seien, zeigt sich in der wissenschaftlichen Schilderung der Thiere, zunächst eben bei Oken, dem Ersten, der die Umrisse einer eigentlichen Thierseelenkunde zog. Sowohl er wie Carus, der sich ihm anschloß, sahen den Unterschied zwischen der Thier- und der Menschenseele darin, daß die Thierseele sich nicht bis zur Höhe des Bewußtseins entwickele und daher sich selber nicht gegenständlich würde, so daß, wie Carus sagt, man sie wohl Individuen, aber nicht Personen nennen könne. Gerade deshalb aber erscheint uns die Seele der Thiere so unverstellt und ausgeprägt in ihrer Richtung. In flüchtig hingeworfenem Bilde läßt Oken die Thierheit sich so entrollen: die Keimthiere, im Wasser lebend, haben statt der Sinne den Gefühlssinn, dessen Organ die Eingeweidmasse ist. Ihr geistiges Leben nennt er einen »mesmerischen Zustand«, mittels dessen sie ihre Nahrung finden, ohne zu sehen. Auf der folgenden Stufe, bei den Geschlechtsthieren, finden sich drei Systeme: die Geschlechts-, Verdauungs- und Schmeckorgane, denen ein gewisses geistiges Leben entspricht, nämlich Bedächtigkeit, Gefräßigkeit und Wollust. Die mesmerische Wahrnehmung übernimmt vorzüglich die Leber, der Sitz des Ahnungsvermögens. »Sieht man eine Schnecke an, so glaubt man die vorahnende Göttin auf dem Dreifuß sitzend zu finden. Welche Majestät in einer kriechenden Schnecke, welche Ueberlegung, welcher Ernst, welche Scheu und zugleich welches Vertrauen! Gewiß, eine Schnecke ist ein erhabenes Symbol des tief im Innern schlummernden Geistes.« In den Kerfen erscheinen nun zum ersten Male Thiere, die ihre Idee in Kunsttrieb äußern. Die ersten Gliederthiere haben auch geschickte Glieder, und »Kunsttrieb und Geschick in den Gliedern geht sich parallel.« Die Luft- und Bewegungsorgane sind die wesentlichen der Kerfe, sie sind Lungenthiere; in der Brust aber wohnen »Gesundheit, Lebensfülle, Edelsinn, Großmuth, Heldenmuth.« Oken nennt das Insekt das tapferste und stärkste Thier der Erde, aber auch eins der schlauesten und falschesten. Schlauheit sei nämlich gewissermaaßen die geistige Seite des Geruchssinnes, der der Brust entsprechend entwickelt sei. Der Kunsttrieb verschwindet bei den nun folgenden Fischen und Lurchen, die ohne Gliedergeschick sind. Doch zeigt sich bei ihnen zuerst ein Gegensatz zwischen Kopf und Rumpf, wodurch Bewußtsein (wenn auch nicht Selbstbewußtsein) und Gedächtniß entstehen kann. Der Fischkopf ist der niederste und der Fisch wesentlich Bauchthier: ernst, ahnungsvoll, gefräßig. Nach und nach stellen sich nun alle Sinne ein; nannte Oken die Fische Zungenthiere, so führt er die Lurche als Nasenthiere ein. Sie sind Brustthiere wie die Kerfe: aber ihre Schlauheit steigert sich zum Lauern, Ueberfallen und Vergiften, ihr Muth ist Unverschämtheit. »Sie sind nur hungrige Helden.« Bei den Vögeln, die eine Wiederholung der Kerfe auf höherer Stufe sind, tritt, da der »Lungen- und Gliedergeist« herrscht, der Kunsttrieb wieder hervor. Daneben ist der Vogel Ohrenthier, er hört und spricht, das heißt, es giebt für ihn Zeichen, die etwas bedeuten, nicht sind, im Gesange drückt er die verschiedensten Empfindungen aus. Dementsprechend haben die Vögel Vorstellungen, und man will beobachtet haben, daß sie träumen. Das Säugethier bringt zu einer so weitgediehenen Differenzirung noch »die Seele des Auges« und damit ein gewisses Erkennen und Verstehen hinzu. Aber erst im Menschen kommen alle Verrichtungen der Thiere zur Einheit und zum Selbstbewußtsein.

So wird das Bild des Thieres nicht mehr mosaikartig aus Einzelzügen zusammengesetzt, sondern wir lernen es als ein Lebendiges und Ganzes begreifen, als eine entwickelungsfähige Seele. Wie weit die Entwickelung gehen könne, darüber gab es verschiedene Meinungen; Oken und Carus hielten, wie ich schon sagte, das Thier aus dem Reiche des Selbstbewußtseins oder des Geistes auf immer für ausgeschlossen.

Als Carus i. J. 1866 seine »Vergleichende Psychologie oder Geschichte der Seele in der Reihenfolge der Thierwelt« veröffentlichte, hatten sich die Verhältnisse im deutschen Geistesleben sehr zu Ungunsten der Romantik und der Naturphilosophie geändert, indem der sogenannte Darwinismus herrschend wurde, wodurch eben die Stellungnahme zu den Thieren in einem vorher ungeahnten Sinne bedeutend wurde. Denn die lautesten Schreier unter den Darwinisten und Materialisten wollten doch, indem sie den Menschen von einer Thierart abstammen ließen, ihn dadurch auf thierische Stufe herabziehen und ihm ein geistig-göttliches, d. i. ewiges Leben, absprechen. Als Verfechter der älteren romantisch-naturphilosophischen Anschauungsweise, daß die Arten, namentlich der höheren Thiere, unveränderlich seien, und daß der Entwickelungsgedanke keineswegs so aufzufassen sei, als gehe thatsächlich durch den Kampf um's Dasein oder wie immer eine Art aus der anderen hervor, nahm Carus in seiner Thierpsychologie eine polemische Haltung an und betonte stets, wie zwar die Thierseele von demselben Punkt ausgehe, wie die menschliche Seele, so daß die niedere Thierseele der unbewußten menschlichen Embryoseele, die der höheren Thiere der unbewußten Säuglingsseele und schließlich der Kindesseele mit dämmerndem Selbstbewußtsein zu Vergleichen sei, daß nie aber die Thierseele die Stufe der »geflügelten Psyche« erreiche und insofern trotz jener Analogie doch als wesentlich verschieden von der Menschenseele betrachtet werden müsse.

Bei allem warmen Sinn für das Thier und bei aller Ehrfurcht vor dem Unbewußten, das in ihm wirkt, weist er vornehm auf den Abstand zwischen Menschen und Thieren hin, die nur als Gattung der Unsterblichkeit theilhaftig sind, gleichsam als sei die Gattung ein großes Thier, das in immer neuen Gestalten, Verwandlungen von Theilen seiner selbst, fortwüchse, während in der Menschheit der Einzelne an der Einigkeit der Gattung theilnehmen kann.

Der behutsame, schrittweise vorgehende Denker Passavant kam, wie Carus, dahin, den Thieren die Unsterblichkeit abzusprechen; doch ist es bezeichnend, daß das Räthsel der Thierwelt und ihrer Leiden ihn sehr beschäftigte und daß er sich durchaus nicht vermaß, es dadurch gelöst zu haben, daß er sie für eine Vorbereitungsstufe der Menschheit erklärte. Indessen beharrten andere Romantiker vielfach bei ihrem inneren Gefühl, daß eine innigste Verwandtschaft mit den Thieren voraussetzte und wesentliche Unterschiede nicht gelten lassen wollte. Je weniger der bewußte Geist in Einem entwickelt war und je mehr der Zusammenhang mit dem bewußtlosen All gefühlt und ersehnt wurde, desto mehr schwand auch für den betreffenden die Verschiedenheit von den nachtwandlerischen, durch dunkle Triebe geführten Geschöpfen. Christian Brentano war der Meinung, daß wir die Thiere, »verführt durch ihre gegenwärtige Erscheinungsweise« bei Weitem zu tief herabsetzten; was denn in der That der Fall sein müßte, wenn die Thiere in Rom, wie er beobachtet haben wollte und was er dem Einfluß des Papstes zuschrieb, wirklich so viel verständiger wären als anderswo. Ihre Nähe zur Natur erfüllt Bettinens Briefe und Tagebücher mit poetischem Zauber und mystischer Weisheit. Man denke an ihre Begegnungen mit der Nachtigall und dem Reh im Bretterverschlag, das sie ansieht mit Augen, aus denen eine tiefe Seele blickt, das sie ansieht, anschreit, als ob es um Erlösung bäte. Auch die Nachtigall, die ihr immer näher hüpft, sieht ihr in's Auge, als hätte sie ein Gefühl, einen Gedanken mit ihr auszutauschen, wobei Bettine die Bemerkung macht, Gefühl sei der Keim des Gedankens. »Und wenn es so ist, welchen tiefen, gewaltigen Blick läßt uns hier die Natur in ihre Werkstatt thun, wie bereitet sie ihre Steigerungen vor, wie tief legt sie ihre Keime, wie weit ist es noch von der Nachtigall bis zu dem Bewußtsein zwischen zwei Liebenden, die ihre Inbrunst so deutlich im Lied der Nachtigall gesteigert empfinden, daß sie glauben müssen, ihre Melodieen seien der wahre Ausdruck ihrer Empfindungen. – O, nichts umsonst, alles braucht die Natur zu ihrem rastlosen Wirken, es will und muß weitergehen in ihren Erlösungen.«

Einmal, als sie Nachts am Rheine stand und die Schaumwellen wie Kinder lallend an's Ufer patschten, fragte sie sich träumerisch: sollen vielleicht die Menschen die Natur erlösen? und erinnerte sich, wie oft sie die Empfindung gehabt habe, als ob die Natur sie jammernd um etwas bäte, daß es ihr das Herz durchschnitt, nicht zu verstehen, was sie verlangte. Diesen religiös-romantischen Standpunkt, daß der Mensch die Aufgabe habe, die Natur zu erlösen, vertrat ins Besondere Baader, und mit ihm deuteten viele Andere das bekannte Wort des Apostel Paulus von der Kreatur, die nach Erlösung seufzt, auf die Thiere.

Bald ein schlicht brüderliches Gefühl für die Thiere, bald etwas, was man Heilandserbarmen nennen dürfte, treffen wir bei den beiden der Natur angeschmiegten Kinderseelen Justinus Kerner und Gotthilf Schubert. Schubert schreibt dem Thiere eine unsterbliche Seele ausdrücklich zu: »Oefters scheint eine dem Auge verborgene geheime Welt aus dem Auge des Thieres hervor, wie durch geöffnete, beide Welten verbindende Pforten, den Menschen, wenigstens auf Augenblicke, fragend und antwortend zu betrachten. Und es scheint öfters aus dem Auge des umsonst gemarterten oder unter den Händen des Menschen sterbenden Thieres der Strahl eines vorübergehenden, tieferen Selbstbewußtseins hervorzublicken, welches dein gedenkender Zeuge sein wird, aus dem Diesseits in's Jenseits.« Kerner's Seherin erblickte im rechten Auge der Thiere ein blaues Flämmchen, welches sie für das Unsterbliche derselben hielt, und in demselben Sinne läßt Kerner im rührenden Gedicht den Glanzblick aus dem Auge des Kalbes, das zum ersten Mal von der Mutter weg in's Freie geschleppt wird, um gewaltsamen Tod zu erleiden, so sprechen: in mir auch wohnet eine Seele, für mich auch hält ein Gott Gericht. Ringseis that sogar in einem wissenschaftlichen Werke den Ausspruch, die Unmöglichkeit der Unsterblichkeit der Thiere sei nicht zu erweisen.

Der wärmste, eigentlich leidenschaftliche Freund der Thiere unter den Romantikern, dessen Propaganda die Gründung von Thierschutzvereinen bewirkte, war Daumer, der zarte und glühende, einsame Denker, der unentwegt bis in die neueste Zeit die Rechte des Geistes gegenüber dem anschwellenden Materialismus verfocht.

Auch er glaubte sich, so wie derartige Fragen in den 60er Jahren behandelt wurden, entschuldigen zu müssen, daß er, indem er Mensch und Thier auf eine Stufe stelle, den Widersachern in die Hände zu arbeiten scheine; nur scheine; denn anstatt den Menschen zum Thier herabzuziehen, wolle er vielmehr das Thier zum Menschen emporheben. Den vorsichtigen Standpunkt Carus' verlassend, hielt er sich an das große, allliebende Herz der Heiligen, die Fische und Vögel anriefen, mit ihnen Gott zu loben. Um seinen Beweis zu führen, neigte er wohl dazu, ungenügend beglaubigten Mittheilungen Glauben zu schenken, wie zum Beispiel der Sage von dem Selbstmord der Skorpione. Auf Grund einer Art »Lichtsucht« der Thiere – die nicht minder den Pflanzen innewohnt – namentlich einer Begrüßung der aufgehenden Sonne durch die Elefanten, von der Reisende berichteten, glaubte er ein vielleicht weiterer Entwickelung fähiges Religionsgefühl annehmen zu können. In einem »Buch der Thiere« und einer »katholischen Naturwissenschaft« die ihm vorschwebten, die aber beide nicht geschrieben wurden, hätte Daumer jedenfalls seine diesbezüglichen Gedanken ausführlicher dargestellt. Sein Ausspruch, daß die katholische Kirche, um mit Recht die allgemeine zu heißen, auch die Thiere, ja die ganze Natur umfassen müsse, mag überschwänglich scheinen; doch liegt im Grunde nichts darin, was nicht in des Apostels Worten von der nach Erlösung seufzenden Kreatur ausgedrückt wäre.

Die Poesie, und alle ächte Poesie ist romantisch, hat von jeher eine einheitliche und durch und durch lebendige Welt vorausgesetzt und die Thiere, vernünftig redend und handelnd, ja nicht selten überlegener, geheimnißvoller Kräfte mächtig, gesellig mitten unter Menschen und Götter gestellt Doch ist ein specifisch romantischer Ton deutlich zu erkennen, daß nämlich die kindlich naive Gleichsetzung von Mensch und Thier durchaus nicht vorliegt, vielmehr das Bewußtsein des Unterschiedes immer da ist –

ihn scheu'n
Die Thiere, denn ein anderer ist, wie sie,
Der Mensch;

singt Hölderlin, – daß aber über die bestehende Trennung hinweg die Möglichkeit einer Wiederberührung geahnt und ersehnt wird.

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