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Die fünfte Vision: Von den drei Ständen.

1. Darauf sah ich, daß die weibliche Gestalt wie ein weißer Glanz gleich Schnee war, wie ein durch und durch leuchtender Kristall, der sie vom Scheitel bis zum Halse umgab. Vom Halse bis zur Mitte umfloß sie ein anderer rötlicher Schimmer, welcher sie vom Halse bis zu ihrer Brust rötlich wie die Morgenröte umfloß. Von der Brust aber bis zur Mitte leuchtete sie wie Purpur. Wo sie wie die Morgenröte glänzte, breitete sie ihre Helligkeit aufwärts zu den Geheimnissen des Himmels aus, und die schöne, mädchenhafte Gestalt erschien nackten Hauptes mit schwarzen Haaren und rotem Gewand bekleidet zu sein, welches um ihre Füße floß. Eine Stimme sprach vom Himmel zu mir: »Diese ist die Blüte im himmlischen Sion, die Mutter und Rosenblüte und Lilie der Täler. Blüte, die du dem höchsten Königssohn verlobt sein wirst, dem du ein rühmliches Geschlecht zeugst.« Um dieses Mädchen sah ich eine ganz große Schar von Menschen stehen, die leuchtender als die Sonne waren; sie waren alle wunderbar mit Gold und Edelsteinen geschmückt. Einige von ihnen trugen das Haupt verhüllt mit weißen Tüchern und goldenen Gürteln. Über ihren Häuptern zeigte sich das Abbild der unaussprechlichen Dreifaltigkeit, wie ich sie schon figürlich früher gesehen hatte. Die hl. Dreifaltigkeit schien wie in einer ausgemeißelten Sphäre in Schleiern und auf ihrer Stirn das Lamm Gottes, auf dessen Hals das Bild eines Menschen ist, auf dem rechten Ohr ein Cherubim, auf dem linken ein anderer Engel. Unter ihnen erschienen auch andere, welche eine Binde auf ihren Häuptern und einen bischöflichen Mantel um ihre Schultern trugen. Aber unter diesem Glanz, durch welchen sie wie die Morgenröte leuchteten, sah ich zwischen Himmel und Erde tiefstes Dunkel, das so schrecklich war, daß die menschliche Zunge es nicht aussprechen kann. Die Stimme sprach vom Himmel: »Wenn Gottes Sohn nicht am Kreuze gelitten hätte, würde diese Finsternis es keinem Menschen gestatten, zum Himmelreich zu gelangen.« Wo aber der Mensch wie purpurn schien, brannte die weibliche Gestalt heftig. Ein anderer Glanz aber umgab sie wie eine weiße Wolke von der Mitte aufwärts, umspielte sie aber noch nicht weiter. Diese drei Schimmer ergossen sich ausbreitend um die Gestalt und zeigten mehrere Stufungen in ihr gut und geziemend. Als ich dies sah, erfaßte mich allzu großer Schrecken, und die Kräfte verließen mich, so daß ich zu Boden stürzte und keine weitere Antwort geben konnte. Und siehe! Eine große Helligkeit berührte mich wie mit einer Hand, und ich erhielt meine Kräfte und Stimme zurück. Und wieder hörte ich eine Stimme zu mir sprechen: »Dies sind die großen Geheimnisse. Ich bildete die Sonne, um am Tage zu leuchten; Mond und Sterne als Leuchten für die Nacht. Die Sonne aber bezeichnet meinen Sohn, der aus meinem Herzen hervorging und die Welt erleuchtete, als er geboren wurde aus der Jungfrau zur Fülle der Zeiten, so wie die aufgehende Sonne die Welt erhellt, wenn sie sich gegen Ende der Nacht erhebt. Der Mond bedeutet die Kirche, welche meinem Sohne in wahrer und überirdischer Vermählung angetraut wurde. Und wie der Mond immer Wachstum und Abnehmen in sich trägt, aber nicht aus sich selbst brennt, wenn er nicht von der Sonne entzündet wird, so ist es auch mit der Kirche in ihrer Bewegung; denn ihre Kinder schreiten oft im Erstarken der Tugenden voran und fehlen häufig in ihren Sitten und im Bösestun«.

2. Du siehst auch, daß die weibliche Gestalt ein weißer Glanz wie Schnee und leuchtendster Kristall vom Scheitel bis zum Halse umgibt, weil die apostolische Lehre die Kirche der Gläubigen unversehrt und als Braut des Sohnes Gottes umwallt; diese Lehre, welche seine reinste Menschwerdung vorherverkündet hat. Er stieg vom Himmel in den Leib der Jungfräulichkeit und ist der stärkste und leuchtendste Spiegel aller gläubigen Menschen. Die apostolische Lehre umfloß die Kirche im Haupte, als die Apostel zuerst durch ihre Predigt sie zu erbauen begannen. Nämlich als sie durch verschiedene Stätten eilten, um Mitarbeiter zu sammeln, die die Kirche im katholischen Glauben stärkten. Sie sollen sich so in ihrem Lebenswandel bezeigen, daß meine Schafe keinen Anstoß an ihren Werken nehmen, sondern ihnen recht nachfolgen können. Sie haben dieses Amt inne, um offenkundig die Lebensspeise dem Volke darzureichen und jedem einzelnen den getreuen Dienst geziemend spenden, sich selbst aber so bezähmen, daß sie nach keiner fleischlichen Bindung streben. Denn sie sollen eine geistige Speise den Gläubigen gewähren und ein unbeflecktes Opfer Gott darbringen, wie es im unschuldigen Abel vorgebildet ist.

3. Was bedeutet das? Im Beginn der Zeit leuchtete königlich die Heiligkeit in dem auf, der ohne Schuld in seinem Leben war. Diese Gabe des allmächtigen Gottes berührte mehr den Himmel als die Erde. Wieso? Abel brachte in seiner Reinheit Gott die Absicht seines Willens und den vollen Dienst desselben dar, als er darüber nachsann in seinem Herzen, ihm die Erstlingsgabe zu schenken und dies im vollkommenen Werk auszuführen. So ehrte der Getreue seinen, himmlischen Vater und erwies ihm die schuldige Ehre. Wie Abel für seine Herde sorgte, sie weidete, bewachte und darauf bedacht war, Gott von dem Besten zu opfern.

4. Du siehst noch einen anderen Glanz wie rötliche Farbe vom Halse bis zur Mitte die Gestalt umgeben, das ist so, weil nach der Lehre der Apostel die Kirche so befestigt ist, daß sie es wahrlich vermochte, die Heilsspeise zu unterscheiden und sie für ihre innere Stärke umzuwandeln. Sie leuchtet von der Brust bis zur Mitte purpurn, weil sie sich durch vornehmste Erziehung zur Beherrschung innerer Keuschheit durch das Leben meines Sohnes befestigt, ihn nachahmend wegen seiner Liebe, die er für sie im Herzen trug.

5. Die schöne Mädchengestalt erscheint unbedeckten Hauptes und mit schwarzen Haaren. Das ist die ganz heitere und frei von jedem Schmutz menschlicher Begierden unschuldige Jungfräulichkeit, deren Geist bloß ist von verdorbener Fessel. Sie ist mit einem roten Gewand, welches ihre Füße umfließt, bekleidet, weil sie im Schweiße mühevoller Tugenden bis zum Ende der Vollendung ausharrt, jenen somit nachahmend, der voll Heiligkeit ist. Was dir im verborgenen himmlischen Lichte gezeigt wird, ist der edelste Keim im himmlischen Jerusalem: nämlich die Herrlichkeit und Zier jener, welche aus Liebe zur Jungfräulichkeit ihr Blut vergossen haben und im Glanz der Demut ihre Jungfräulichkeit für Christus bewahrten und nun in süßem Frieden ausruhen. Denn sie ist dem Sohn des allmächtigen Gottes, des Allkönigs, verlobt und brachte eine hochedle Schar hervor, den vornehmsten Chor der Jungfrauen.

6. Um das Mädchen siehst du sehr viele Menschen stehen, die heller leuchten als die Sonne und alle wunderbar mit Gold und Juwelen geschmückt sind. Dem ist so, weil besonders der Chor der Jungfrauen die edle Jungfräulichkeit mit heißesten Umarmungen ergreift. Sie haben sich mißachtet und den Tod mannhaft besiegt. Deshalb sind einige von ihnen verhüllten Hauptes und mit Schleiern, deren Rand aus Gold ist, bekleidet. Leuchtend in der Glorie der Jungfräulichkeit, zeigen sie, die die Zier der Jungfräulichkeit erstreben, daß sie ihren Geist von aller schädlichen Hitze hüten und die blendende Unschuld getreulich ergreifen müssen. Über ihren Tugenden erscheint das Abbild der unaussprechlichen Dreifaltigkeit; sie erscheint in einer Sphäre mit Schleiern, denn die Gedanken der Menschen müssen die Ehre der himmlischen Dreifaltigkeit (wie es dir im Mysterium wahrheitsgetreu vorhergezeigt wurde) im Ergreifen der Liebe und beständiger Keuschheit fest und tapfer halten. Auf ihren Stirnen das Lamm Gottes, auf ihrem Halse das Bild eines Menschen, auf ihrem rechten Ohr ein Cherubim und auf dem linken ein anderer Engel bedeutet, daß sie aus Ehrfurcht vor ihrer Keuschheit die Sanftmut von Gottes Sohn nachahmen sollen, ablegend die Leichtfertigkeit und sich als gebrechliche Menschen betrachten, und auch wenn es gut um ihren Ruf steht, wahres und festes Wissen umfassen; denn auch von dem Abbild der Herrlichkeit der himmlischen Dreieinigkeit dehnt sich zu ihnen ein goldener Strahl aus, weil die unaussprechliche Dreifaltigkeit die gläubigen Menschen, welche die Tugenden suchen und teuflische Verführung fliehen, nicht verläßt, um die Wundertaten der Geheimnisse ihrer tiefen Weisheit zu wirken. Unter diesen erscheinen welche mit Bändern auf ihren Häuptern und dem Bischofsmantel um ihre Schultern, denn unter jenen, welche in der Ehre der Jungfräulichkeit blühen und auch in der himmlischen Stadt sind, befinden sich solche, welche die Würde der alten Väter und die Herrlichkeit höheren Dienstes in der Welt starkmütig trugen, dennoch die Zier der Jungfräulichkeit nicht verloren haben. Daher sind auch alle jene, welche unter Seufzen für die himmlische Liebe sich unversehrt bewahrten, im himmlischen Sion.

7. Was bedeutet das? In den Gläubigen, welche mit Gottes Absicht die Keuschheit umfingen und ihre Jungfräulichkeit aus Liebe zu Gott unversehrt hielten, bricht der gute Wille zum Lobe ihres Schöpfers wunderbar hervor. Denn in der Morgenröte der Jungfräulichkeit, welche dem Sohn Gottes immer nahe ist, bleibt das stärkste Lob verborgen, welchem kein Dienst auf Erden noch irgendein Gesetzesbund zu widerstehen vermag. Aber dann hörte man staunend neue Weisen. Das neue Geheimnis hallte im Himmel zur Ehre der Jungfräulichkeit wieder und wurde erkannt vor der Majestät Gottes.

8. Unter diesem Glanze, wo er selbst wie die Morgenröte leuchtet, siehst du zwischen Himmel und Erde dichteste Finsternis erscheinen, welche schrecklicher ist als die menschliche Zunge es auszusprechen vermag. Dies ist so, weil bei der jungfräulichen Herrlichkeit von geistiger und fleischlicher Einsicht der Fall der ersten Eltern, welcher ganz tief im Aufleuchten von Treulosigkeit war, offenkundig erkannt wurde, so daß jene Schrecken kein Mensch erläutern kann. Wieso? In der Menschwerdung von Gottes Sohn, aus der Jungfrau geboren, stieg himmlisches Begehren auf, und die irdische Begierlichkeit wurde ausgeschlossen; weil die Übertretung Adams durch das Blut eben dieses Sohnes Gottes wunderbar in Heil umgewandelt worden ist.

9. Wo du aber einen purpurnen Glanz aufblitzen siehst, der die weibliche Gestalt verbrennt, bedeutet es die Vollendung jener, die das Leiden meines Sohnes in Liebesglut nachahmend, kräftig die Kirche in ihrem Bau schmücken.

10. Und ich sage: weder das jungfräuliche Geschlecht noch welche sie nachahmen, stehen unter dem Gebot des Gesetzes, wie auch die Propheten nicht von den Menschen unter fleischliches Gesetz gestellt wurden. Die apostolische Lehre wurde im Evangelium durch meinen Sohn niedergelegt, als seine Jünger in die ganze Welt ausgesandt wurden, um die Wahrheit auszubreiten. Durch die Verkündigung des Heilsweges durch die Apostel an das Volk erhob sich die leuchtende Morgenröte der Töchter Sions in der Liebe zu meinem Sohn, nämlich jener, welche ihr Fleisch tapfer bezähmten und hartnäckig die böse Begierlichkeit in sich ertöteten. Es bildete sich der sehr liebliche Stand besonderer Hingabe, die den Eingeborenen nachahmte, welche meine gerechten Tempel sind, weil sie mich wie Engelchöre verehren und aus Liebe den Tod und das Begräbnis meines Sohnes an ihrem Körper tragen.

11. Daher gleicht auch ihre Kleidung nicht der anderer Völker, weil sie züchtig die unversehrte Menschwerdung meines Sohnes, die ganz anders ist als die Geburt anderer Menschen, zeigt. Denn die Gesetzesvorschrift des Mannes und der Frau berührte nicht diese Menschwerdung, wie auch dieses Volk durch kein Gesetz zu dieser Beherrschung gezwungen werden kann, sondern wer aus Gottesliebe mit seinem Willen es gelobend wandelt, wird in ihr verweilen, um nicht rückwärts zu stürzen wie Luzifer, der das Licht verließ und von der Finsternis aufgenommen wurde. Dieser Art nämlich umwallt das Gewand gemäß dem Leuchten der himmlischen Geister mit feinen Flügeln und bezeichnet die Menschwerdung und das Begräbnis meines Sohnes. Dehn das Zeichen der Menschwerdung trägt der an seinem Gewand, der sich zum strengsten Gehorsam hingibt, und er trägt auch das Zeichen des Begräbnisses auf seinem Gewand, wer in gerechten Werken Zeitlichem absagt. Wer es durch Anrufung des hl. Geistes unter Segenssprüchen empfängt, soll es nicht abwerfen, denn wer es abwerfen wollte, durch Verweilen im Bösen, mit dem wird geschehen wie einem, der den englischen Stand verschmähte und tot zusammenbricht. Wie nach dem ersten Tageslicht die Morgenröte der Sonne erschaut wird, so ist dieser Stand nach den Stimmen der Apostel entstanden.

12. Das erste Tageslicht bedeutet die getreuen Worte der apostolischen Lehre, die Morgenröte den Beginn des Wandels, welcher zuerst in der Einöde und in den Höhlen aufblühte; die Sonne aber bezeichnet den gemäßigten und wohl geregelten Weg, den mein Diener Benediktus wies, den ich selbst durch glühendes Feuer führte, ihn belehrend durch das Gewand seines Wandels, die Menschwerdung meines Sohnes zu verehren und im Verwerfen des Eigenwillens sein Leiden nachzuahmen; denn Benediktus ist ein zweiter Moses, der in einer steinernen Höhle lag und seinen Körper rauh aus Liebe zum Leben kreuzigte und bezwang, wie auch der erste Moses auf steinernen Tafeln nach meinem Willen ein rauhes und hartes Gesetz den Juden gab. Wie aber mein Sohn dieses Gesetz durch die Süße des Evangeliums durchbohrte, so hat auch mein Diener Benediktus die Lebensweise dieses Ordens, weil es vorher keine einheitliche gab, durch die süße Eingebung des hl. Geistes zu einem gemäßigten und geraden Weg gestaltet und dadurch eine überaus zahlreiche Schar seines Ordens gesammelt, wie auch mein Sohn durch die Milde seines Duftes sich das christliche Volk verband. Daher beeinflußte der hl. Geist die Herzen seiner Auserwählten, die seufzten nach dem Leben, daß sie, wie im Taufbrunnen die Verbrechen des Körpers abgewaschen werden, in der Bezeichnung meines Sohnes an ihrem Leibe die irdischen Güter forttaten. Wieso? Wie der Mensch von der teuflischen Macht in der heiligen Taufe gewandelt wird und die alten Befleckungen von sich tut, so verleugnen auch diese das Irdische in ihrem Gewand, in welchem sie auch ein englisches Zeichen an sich tragen. Diese will ich als Beschützer meines Volkes bestellt wissen.

13. Du siehst noch einen anderen Glanz wie eine weiße Wolke die weibliche Gestalt ehrbar umgeben, welcher von der Mitte abwärts dennoch sich noch nicht ausbreitet. Um die Mitte herum ist das Zentrum der Geister, von wo das Menschengeschlecht geschaffen wird. Wenn die Weltmenschen das Gesetz Gottes, das ihnen gegeben wurde, treu beobachten, so wird die Kirche am meisten ausgezeichnet, und sie umfangen Gott mit vielen Umarmungen, wenn sie in aufrichtiger Demut und Hingabe ihren Lehrern gehorchen und durch Almosen, Nachtwachen und Enthaltsamkeit, auch durch Witwenstand und andere gute Werke ihren Leib aus Liebe zu Gott züchtigen.

14. Weder der Gatte soll seine Gemahlin noch diese ihren Gemahl verlassen, außer wenn beide es wollen. Entweder sollen beide in der Welt bleiben oder beide sich von ihr trennen; denn wird dies unklug und unüberlegt getan, dann muß es nicht Opfer sondern Raub genannt werden. Daher sollen diejenigen, die in fleischlicher Bindung sich durch eine Rechtsbindung aneinander geschlossen haben, einmütig zusammen leben und sich nicht ohne Zustimmung des anderen, noch ohne kirchliche Einwilligung unklug trennen.

15. Gott hat im Geheimnis seiner Weisheit die Verbindung des Mannes und der Frau zur Ausbreitung der Menschen gnädig eingesetzt.

16. Wie du siehst, fließen die drei Schimmer um die Gestalt weit auseinander. Weil die drei genannten kirchlichen Stände überall die glückliche Kirche in der Ausbreitung ihrer hervorbrechenden Keime und wie selige Tugenden wunderbar umarmend befestigen, daher zeigen sie auch sehr viele Abstufungen in ihr, gut und geziemend geordnet.

17. Wie aber in drei Personen ein Gott ist, so ist auch nur eine Kirche in diesen drei Ständen, deren Gründer jener ist, der alles Gute pflanzte, alles was er nicht pflanzte, kann nicht bestehen. Das ist dort, wo geringerer Stand über den höheren sich erheben zu bestrebt ist, entgegen meinem Willen, gleich als ob die Engel sich über die Erzengel erheben wollten.

18. Wer auf geringerer Stufe steht, kann zur höheren aufsteigen; wer aber höher steht, darf sich nicht abwärts neigen. Was bedeutet das? Denn die Vorsteher können zu Führern werden, die Führer aber Könige werden. Nicht aber geziemt es sich für Könige, zum Führerstand herunterzusteigen, noch den Führern, wieder Vorsteher zu werden. Unterwerfen sich nämlich die Könige den Führern oder die Führer den Vorstehern, so würde dieses Volk aufrührerisch genannt und verlacht werden. Wenn der höhere Stand unter den niederen fällt, so gehen beide zugrunde. So geht es auch mit jenem, der seinen geraden Weg verläßt und rückwärts bleibt.

19. Aber auch die kirchlichen Stände gehen auf zwei Wegen, dem geistlichen und weltlichen. Die geistlich Wandelnden sind wie der Tag, die Weltlichen wie die Nacht, sie, die ihr Leben zeitlich eingestellt haben. Der Tag genießt das Sonnenlicht und hat helle Luft. Die Nacht aber hat das Licht des Mondes mit den Sternen und das schattenhafte Dunkel für sich. Wer aber die Nacht der Welt verließ und sich zum Tag geistlichen Wandels aus Liebe zum Leben kehrte, sei beständig in seiner Tat, damit er nicht bei einem Rückfall wie Adam, der das Lebensgesetz überschritt, in weltlichen Kummer hinausgestoßen werde. Daher soll niemand übereilt die Welt verlassen und mein Bündnis verwegen schließen, wenn er nicht dazu nach längerer Prüfung angetrieben wurde. Ich will nicht, daß der meinen Sohn verläßt, der meinen Sohn zuerst durch ein besonderes Gewand anzog. Wer seine Menschwerdung sich anzog, nehme auch das Kreuz in seine Hände.


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