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Tausend und eine Nacht. Band IX
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Bulûkijās Abenteuer.

»Wisse, o Hâsib, in der Stadt Kairo lebte einst ein gelehrter und frommer König der Kinder Israel, welcher eifrig über gelehrten Schriften saß. Dieser König hatte einen Sohn, Namens Bulûkijā; und als er krank ward und nahe dem Tode gekommen war, stiegen die Großen seines Reiches zu ihm hinauf ihn zu begrüßen, und als sie sich zu ihm gesetzt und ihn begrüßt hatten, sprach er zu ihnen: »Ihr Leute, wisset, daß nunmehr die Stunde meiner Abreise aus der Welt zum Jenseits genaht ist, und ich habe euch nichts ans Herz zu legen, es sei denn meinen Sohn Bulûkijā.« Da willigten sie ein, und nun sprach er: »Ich bezeuge, daß es keinen Gott außer Gott giebt;« alsdann stieß er den Sterbeseufzer aus und schied ab von der Welt, – Gottes Barmherzigkeit auf ihn! – Nachdem sie ihn hergerichtet und gewaschen hatten, führten sie ihn in prächtigem Zuge heraus 61 und bestatteten ihn, worauf sie seinen Sohn Bulûkijā zum Sultan machten; und Bulûkijā war gerecht gegen seine Unterthanen, und das Volk hatte Ruhe in seiner Zeit. Da traf es sich eines Tages, daß er die Schatzkammern seines Vaters öffnete, um sich an ihnen zu weiden; hierbei kam er auch in eine Kammer, in welcher er eine Thür erblickte; und, wie er sie öffnete und durch dieselbe schritt, siehe, da befand er sich in einer kleinen Zelle, in welcher eine Säule aus weißem Marmor stand, auf welcher sich ein Kasten aus Ebenholz befand. Da nahm er den Kasten herunter und öffnete ihn und fand in demselben einen goldenen Kasten; als er auch diesen öffnete, fand er in demselben ein Buch, und als er das Buch öffnete und dasselbe las, fand er in demselben eine Beschreibung von Mohammed, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – daß er am Ende der Zeit entsandt werden würde, und daß er der Herr der Ersten und Letzten sei. Als Bulûkijā die Beschreibung Mohammeds in diesem Buch gelesen hatte, ward sein Herz gänzlich von Liebe zu ihm erfüllt, so daß er alle Großen der Kinder Israel, die Priester, die Schriftgelehrten und Mönche versammelte und ihnen das Buch vorlas, worauf er zu ihnen sagte: »Ihr Leute, es geziemt sich, daß ich meinen Vater aus dem Grabe hervorhole und ihn verbrenne.« Da fragte ihn sein Volk: »Weshalb willst du ihn verbrennen?« Und Bulûkijā erwiderte ihnen: »Weil er dieses Buch vor mir verborgen und mir nicht gezeigt hat.« Der König hatte es aber aus der Thora und den Büchern Abrahams ausgezogen und es in eine seiner Schatzkammern gelegt, ohne irgend einem Menschen etwas davon zu sagen. Und die Großen erwiderten ihm: »O unser König, siehe, dein Vater ist tot; er ruht jetzt in der Erde, und seine Sache ist dem Willen seines Herrn anheim gestellt; hole ihn deshalb nicht aus seinem Grab heraus.« Als Bulûkijā diese Worte von den Großen der Kinder Israel vernahm und hieraus erkannte, daß sie ihm nicht erlauben würden mit seinem Vater in solcher Weise 62 zu verfahren, verließ er sie und suchte seine Mutter auf und sprach zu ihr: »O meine Mutter, siehe, ich sah in meines Vaters Schatzkammern ein Buch, in welchem eine Beschreibung Mohammeds – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – enthalten ist; er ist ein Prophet, der in den letzten Tagen entsandt werden wird, und mein Herz ist so sehr in Liebe zu ihm entbrannt, daß ich durch die Länder wandern will, bis ich mit ihm zusammentreffe, sonst muß ich aus Sehnsucht nach seiner Liebe des Todes sterben.« Hierauf zog er seine Kleider aus, legte einen groben Mantel und Sklavenschuhe an und sagte: »O meine Mutter, vergiß mich nicht im Gebet.« Da weinte seine Mutter über ihn und sagte zu ihm: »Wie wird es uns ergehen, wenn du fort bist?« Bulûkijā versetzte jedoch: »Ich kann es nicht mehr aushalten und stelle meine und deine Sache Gott, dem Erhabenen, anheim.« Alsdann zog er hinaus und pilgerte gen Syrien, ohne daß es jemand von seinem Volke wußte; und er wanderte und wanderte, bis er ans Meer gelangte, wo er ein Schiff gewahrte; da stieg er ein zu den Schiffern, und das Schiff zog mit ihnen dahin, bis sie zu einem Eiland gelangten, wo er mit dem Schiffsvolk an den Strand stieg. Hier auf der Insel aber sonderte er sich von ihnen ab und setzte sich unter einen Baum; und die Müdigkeit überwältigte ihn, so daß er entschlief. Beim Erwachen stand er auf und ging zum Schiff, um wieder aufzusteigen, sah aber, daß das Schiff bereits abgesegelt war; und nun gewahrte er auch auf der Insel Schlangen, die so groß wie Kamele und Palmbäume waren und Gottes, des Mächtigen und Herrlichen, Namen aussprachen und Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – segneten und laut Gottes Einheit verkündeten und ihn lobpreisten. Als Bulûkijā dieses sah, verwunderte er sich über die Maßen. 63

Vierhundertundsiebenundachtzigste Nacht.

Sobald aber die Schlangen Bulûkijā erblickten, versammelten sie sich um ihn, und eine derselben fragte ihn: »Wer bist du, von wannen kommst du, wie ist dein Name und wohin willst du?« Da antwortete er ihr: »Mein Name ist Bulûkijā; ich gehöre zu den Kindern Israel und bin, verstört aus Liebe zu Mohammed, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – ausgezogen ihn zu suchen. Wer aber seid ihr, o ihr edlen Geschöpfe?« Da erwiderten ihm die Schlangen: »Wir gehören zu Dschehannams Bewohnern, und Gott, der Erhabene, hat uns zur Strafe für die Ungläubigen erschaffen.« Nun fragte Bulûkijā wiederum: »Und was ist's, das euch an diesen Ort gebracht hat?« Und die Schlangen erwiderten: »Wisse, o Bulûkijā, Dschehannam atmet wegen ihrer großen Siedehitze zweimal im Jahre, einmal im Winter und einmal im Sommer; die große Sommershitze wird durch ihr Ausatmen verursacht, und zugleich damit wirft sie uns aus ihrem Bauch aus, worauf sie uns beim Einatmen im Winter wieder einzieht.« Da fragte sie Bulûkijā: »Giebt es in Dschehannam noch größere Schlangen als ihr seid?« Die Schlangen erwiderten: »Siehe, nur wegen unserer Kleinheit werden wir mit ihrem Atemstoß ausgeworfen; denn würde die größte Schlange von uns einer Schlange in Dschehannam auch nur über die Nase laufen, sie würde es nicht fühlen.« Weiter fragte Bulûkijā: »Ihr nennet Gottes Namen und segnet Mohammed; woher kennet ihr denn Mohammed? – Gott segne ihn und spende ihm Heil!« – Sie erwiderten: »O Bulûkijā, siehe, der Name Mohammeds steht auf der Pforte des Paradieses geschrieben, und ohne ihn hätte Gott weder die Geschöpfe noch das Paradies, das höllische Feuer, den Himmel und die Erde erschaffen, dieweil Gott alle Dinge nur um Mohammeds willen erschaffen und seinen Namen mit Seinem Namen allerorten verbunden hat; und deshalb lieben wir Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm 64 Heil!« – Als Bulûkijā diese Worte von den Schlangen vernahm, wuchs sein Sehnen nach der Liebe Mohammeds, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – und sein Verlangen nach ihm ward größer. Er nahm nun von den Schlangen Abschied und schritt zum Strand; und da er ein anderes Schiff am Gestade der Insel ankern sah, stieg er zu dem Schiffsvolk ein und zog mit ihnen übers Meer, bis er zu einer andern Insel gelangte. Hier stieg er wieder ans Land und wanderte eine Weile auf ihr umher, wobei er eine Menge großer und kleiner Schlangen erblickte, deren Anzahl Gott, der Erhabene, allein kannte. Unter diesen Schlangen befand sich auch eine weiße Schlange, weißer als Krystall, die auf einer goldenen Platte saß, und diese Platte ruhte auf dem Rücken einer Schlange von der Größe eines Elefanten; dies war die Schlangenkönigin, nämlich ich selber, o Hâsib.« Da fragte Hâsib die Schlangenkönigin: »Welche Antwort gabst du Bulûkijā?« Die Schlangenkönigin antwortete: »Wisse, o Hâsib, als ich Bulûkijā erblickte, grüßte ich ihn; und als er mir den Salâm erwidert hatte, fragte ich ihn: »Wer bist du, was treibst du, woher kommst du, wohin gehst du, und wie heißest du?« Und er erwiderte: »Ich gehöre zu den Kindern Israel, mein Name ist Bulûkijā, und meine Liebe zu Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – hat mich von der Heimat in die Welt hinausgetrieben ihn zu suchen, denn ich fand seine Beschreibung in den geoffenbarten Schriften.« Hierauf fragte mich Bulûkijā und sprach zu mir: »Was bist du, was treibst du, und wer sind diese Schlangen rings um dich?« Und ich erwiderte ihm: »O Bulûkijā, ich bin die Schlangenkönigin, und, so du mit Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – zusammentriffst, bestelle ihm den Salâm von mir.« Hierauf verabschiedete sich Bulûkijā von mir und stieg aufs Schiff, worauf er weiter übers Meer zog, bis er nach Jerusalem, der heiligen Stadt, gelangte. In Jerusalem aber lebte ein in allen Wissenschaften bewanderter 65 Mann, der besonders in der Geometrie, der Himmelskunde, der Rechenkunst, der natürlichen Magie und Kabbala tiefe Kenntnisse besaß, und überdies die Thora, das Evangelium, die Psalmen und die Bücher Abrahams studiert hatte. Dieser Gelehrte hieß Affân, und er hatte in einigen seiner Bücher gefunden, daß jedem, der den Siegelring unsers Herrn Salomo trüge, die Menschen, Dschinn, Vögel, Tiere und alle Kreaturen gehorchen würden. In einem andern Buch hatte er gefunden, daß unser Herr Salomo nach seinem Tode in einer Lade beigesetzt und über sieben Meere fortgetragen war; und es sollte sein Siegelring so fest an seinem Finger haften, daß niemand, sei es Mensch oder einer der Dschinn, imstande wäre, den Ring von seinem Finger zu ziehen, und kein Schiffer sollte mit seinem Schiff über die sieben Meere zu seinem Grab fahren können.

Vierhundertundachtundachtzigste Nacht.

Wieder in einem andern Buch hatte er gefunden, daß es unter den Kräutern ein Kraut gab, dessen Saft, so man es nahm und auspreßte und sich mit dem Saft die Füße einrieb, bewirkte, daß man über jegliches Meer, das Gott, der Erhabene, erschaffen hatte, trockenen Fußes schreiten konnte; doch konnte man das Kraut nur auffinden, wenn man die Schlangenkönigin bei sich hatte. Als nun Bulûkijā nach Jerusalem gekommen war, setzte er sich an einen Ort und diente Gott, dem Erhabenen; während er aber dasaß und seine Andacht verrichtete, kam mit einem Male Affân auf ihn zu und begrüßte ihn, worauf er ihm den Salâm zurückgab. Alsdann blickte Affân Bulûkijā an, und, da er sah, daß er in der Thora las und dasaß, um seine Andacht zu verrichten, trat er an ihn heran und fragte ihn: »O Mann, wie ist dein Name, woher kommst du und wohin gehst du?« Bulûkijā erwiderte ihm: »Mein Name ist Bulûkijā, ich komme aus der Stadt Kairo und fahre durchs Land, um Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – zu suchen.« Da 66 sagte Affân zu Bulûkijā: »Komm' zu mir in meine Wohnung und sei mein Gast;« und Bulûkijā erwiderte: »Ich höre und gehorche.« Hierauf faßte Affân Bulûkijā bei der Hand und ging mit ihm nach seiner Wohnung, wo er ihn aufs gastlichste bewirtete. Hernach aber sagte er zu ihm: »Erzähle mir, o mein Bruder, deine Geschichte und sag' mir, woher du Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – kennst, daß dein Herz in Liebe zu ihm entbrannte und du auszogst ihn zu suchen, und wer dich auf diesen Weg gewiesen hat?« Da erzählte ihm Bulûkijā seine Geschichte von Anfang bis zu Ende, wobei Affân vor Verwunderung fast seinen Verstand verlor.« Als Bulûkijā seine Erzählung beendet hatte, sagte er zu ihm: »Wenn du mich zur Schlangenkönigin führst, so führe ich dich zu Mohammed, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – wiewohl die Zeit seiner Entsendung noch fern ist. Haben wir uns nämlich der Schlangenkönigin bemächtigt, so wollen wir sie in einen Käfig sperren und sie mit uns zu den Kräutern in die Berge nehmen, die alle, so lange sie bei uns ist, sprechen werden, sobald wir an ihnen vorüberkommen, und ihre nutzbringenden Eigenschaften durch Gottes, des Erhabenen, Allmacht verkünden werden. Denn, siehe, ich fand in meinen Büchern, daß es unter den Kräutern auch ein Kraut giebt, dessen Saft, so man das Kraut nimmt, den Saft auspreßt und sich die Füße damit einreibt, bewirkt, daß man über jegliches Meer, das Gott, der Erhabene, erschaffen hat, wandeln kann, ohne sich die Füße naß zu machen. Nehmen wir nun die Schlangenkönigin mit uns, so wird sie uns zu jenem Kraut führen; und, wenn wir das Kraut gefunden haben, so wollen wir es nehmen und auspressen und seinen Saft nehmen und die Schlangenkönigin dann wieder ihres Weges ziehen lassen. Alsdann wollen wir uns die Füße mit jenem Saft einreiben, wollen über die sieben Meere zum Begräbnisplatz unsers Herrn Salomo wandern, wollen ihm den Siegelring vom Finger ziehen und regieren, wie unser Herr Salomo 67 einst regierte, und zu all unsern Wünschen gelangen. Hernach wollen wir ins Meer der Finsternisse eindringen und vom Wasser des Lebens trinken; Gott wird uns dann bis zum Ende der Tage leben lassen, und wir werden so mit Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – zusammentreffen.« Als Bulûkijā diesen Vorschlag von Affân vernahm, sagte er zu ihm: »O Affân, ich will dich zur Schlangenkönigin führen und dir ihren Aufenthaltsort zeigen.« Da erhob sich Affân, machte sich einen eisernen Käfig und nahm zwei Becher mit sich, von denen er den einen mit Wein und den andern mit Milch füllte. Hierauf reisten Affân und Bulûkijā Tage und Nächte lang, bis sie zur Insel gelangten, auf welcher die Schlangenkönigin hauste, woselbst beide an den Strand stiegen und ins Land hineinschritten. Dann setzte Affân den Käfig hin, stellte eine Schlinge in ihm auf und setzte die beiden Becher, die mit Wein und Milch angefüllt waren, in den Käfig hinein, worauf sie sich vom Käfig entfernten und versteckten. Nach einer Weile kam die Schlangenkönigin an und näherte sich den beiden Bechern im Käfig. Nachdem sie dieselben eine Weile beäugt hatte und hierbei die Milch roch, stieg sie von der Platte auf dem Rücken der Schlange, auf welcher sie saß, herunter, kroch in den Käfig und trank von dem Wein, bis ihr schwindlig im Kopf wurde und sie einschlief. Sobald Affân dies gewahrte, eilte er zum Käfig, schloß die Schlangenkönigin in ihm ein, und trug sie, von Bulûkijā begleitet, fort zum Schiff. Als die Schlangenkönigin wieder zu sich kam, sah sie, daß sie in einem eisernen Käfig auf dem Kopf eines Mannes gefangen saß; und als sie nun auch Bulûkijā an der Seite dieses Mannes erblickte, sprach sie zu ihm: »Ist das der Lohn für die, welche den Kindern Adams nichts zuleide thaten?« Bulûkijā antwortete ihr: »Fürchte dich nicht vor uns, o Königin der Schlangen; denn, siehe, wir wollen dir nicht das geringste Leid zufügen, sondern wünschen nur, daß du uns das Wunderkraut zeigst, dessen Saft, so man sich 68 die Füße mit ihm einreibt, bewirkt, daß man trockenen Fußes über jegliches Meer, das Gott, der Erhabene, erschaffen hat, wandeln kann. Wenn wir jenes Kraut gefunden und an uns genommen haben, wollen wir dich wieder an deinen Wohnort zurückbringen und dich deines Weges ziehen lassen.« Nach diesen Worten zogen Affân und Bulûkijā zu den Bergen, auf denen die Kräuter wuchsen, und machten mit ihr von Kraut zu Kraut die Runde, wobei alle Kräuter mit der Erlaubnis Gottes, des Erhabenen, mit menschlicher Sprache redeten und ihre nutzbringenden Eigenschaften verkündeten, bis mit einem Male, während alle Kräuter zur Rechten und Linken redeten, auch ein Kraut zu reden anhob und also sprach: »Ich bin das Kraut, so mich jemand nimmt und meinen Saft auspreßt und damit seine Füße einreibt, so vermag er über jegliches Meer, das Gott, der Erhabene, erschaffen hat, einherzuschreiten, ohne sich den Fuß zu netzen.« Als Affân diese Worte von dem Kraut vernahm, setzte er den Käfig von seinem Haupte auf die Erde nieder und nahm für beide genügend von ihm; dann zerstieß er es, preßte es aus, füllte zwei Flaschen mit dem Saft und nahm sie an sich, worauf er mit dem Rest seine und Bulûkijās Füße einrieb. Alsdann nahmen sie wieder die Schlangenkönigin und reisten Tage und Nächte lang, bis sie zu ihrer Insel gelangten, wo Affân die Thür des Käfigs öffnete und die Schlangenkönigin herausließ. Als sie nun wieder in Freiheit war, fragte sie Affân und Bulûkijā: »Was wollt ihr mit dem Saft machen?« Und sie erwiderten ihr: »Wir wollen uns damit unsere Füße einreiben, damit wir die sieben Meere zum Begräbnisort unsers Herrn Salomo überschreiten und uns den Siegelring von seinem Finger ziehen können.« Da entgegnete die Schlangenkönigin: »Weit gefehlt! Ihr werdet nimmermehr den Siegelring in eure Gewalt bekommen.« Nun fragten sie: »Weshalb nicht?« Und sie erwiderte ihnen: »Dieweil Gott, der Erhabene, allein Salomo mit diesem Ring begnadete und hierdurch von allen 69 andern Menschen auszeichnete, darum daß er zu ihm sprach: Herr, gieb mir ein Königreich, wie es keiner nach mir besitzen soll, denn, siehe, du bist der Geber alles Guten! – Deshalb ist der Ring nicht für euch.« Nach diesen Worten setzte sie noch hinzu: »Hättet ihr euch von dem Kraut genommen, dessen Speise jeden, der von ihm isset, bis zum ersten Posaunenstoß nicht sterben läßt, und das unter den andern Kräutern steht, so hätte euch dies mehr genutzt; denn ihr werdet nimmermehr durch jenes Kraut, das ihr euch nahmt, zu euerm Ziel gelangen.« Als sie ihre Worte vernahmen, empfanden sie bitterliche Reue, doch zogen sie ihres Weges.

Vierhundertundneunundachtzigste Nacht.

Soviel, was die beiden anlangt. Wie nun aber die Schlangenkönigin zu ihrem Heer kam, fand sie es in übelster Lage vor, indem die kräftigen Schlangen schwach geworden und die schwachen gestorben waren. Die Schlangen aber freuten sich, als sie ihre Königin wieder in ihrer Mitte sahen, und fragten sie, sich rings um sie scharend: »Was war mit dir vorgefallen, und wo bist du gewesen?« Da erzählte sie ihnen alles, was ihr von Affân und Bulûkijā widerfahren war, und versammelte hernach alle ihre Truppen und begab sich mit ihnen zum Berge Kâf, wo sie zu überwintern pflegte, während sie den Sommer an jenem Ort zubrachte, an welchem sie Hâsib Kerîm ed-Dîn angetroffen hatte. Hierauf schloß die Schlangenkönigin ihre Erzählung und sagte: »Dies, o Hâsib ist meine Geschichte und solches ist mein Abenteuer gewesen.«

Verwundert über ihre Geschichte, sagte Hâsib zu ihr: »Möchtest du nicht so gütig sein und einem deiner Trabanten Befehl erteilen, mich zur Oberfläche der Erde hinauszuführen, daß ich zu meinen Angehörigen heimkehren kann?« Die Schlangenkönigin erwiderte ihm jedoch: »O Hâsib, du darfst nicht vor dem Winter von uns fort und mußt auch mit uns 70 zum Berge Kâf ziehen, daß du dich dort an seinen Hügeln, seinem Sand, seinen Bäumen und Vögeln, welche den Einigen, den Allbezwinger lobpreisen, weidest; und daß du dort auch deine Lust an den Mâriden, den Ifrîten und Dschânn schaust, deren Anzahl Gott, der Erhabene, allein kennt.« Als Hâsib Kerîm ed-Dîn die Worte der Schlangenkönigin vernahm, ward er betrübt und bekümmert; dann aber sagte er zu ihr: »Erzähle mir, wie es Affân und Bulûkijā erging, als sie dich verlassen hatten und fortgegangen waren, ob sie über die sieben Meere schritten und zu Salomos Grab gelangten oder nicht; und, so sie zu Salomos Grab gelangten, ob sie dann den Ring in ihre Gewalt bekamen oder nicht.«

Sie erwiderte ihm: »Wisse, nachdem Affân und Bulûkijā mich verlassen hatten und fortgegangen waren, rieben sie ihre Füße mit jenem Saft ein und wanderten über das Angesicht des Meeres, wobei sie sich an den Wundern der Tiefe ergötzten, und sie schritten von Meer zu Meer, bis sie über alle sieben Meere gewandert waren und nun zu einem gewaltigen, himmelhohen Berg aus grünem Smaragd gelangten, dessen Erdreich Moschus war, und dem eine Quelle entströmte. Als sie hier angelangt waren, sagten sie erfreut: »Nun haben wir unser Ziel erreicht.« Alsdann zogen sie weiter ins Gebirge hinein, bis sie von fern eine Höhle erblickten, über welcher sich eine gewaltige hellleuchtende Kuppel wölbte. Sie gingen auf die Höhle zu, und als sie dieselbe erreicht hatten, traten sie ein und sahen nun einen goldenen mit allerlei Edelsteinen besetzten Thron in ihr stehen, um welchen eine Menge Stühle aufgestellt war, deren Anzahl Gott, der Erhabene, allein kannte; auf jenem Thron aber sahen sie unsern Herrn Salomo, angethan mit grünseidenem Gewande, das mit Gold gestickt und mit kostbaren Edelsteinen besetzt war; seine rechte Hand lag auf seiner Brust, und der Siegelring steckte an seinem Finger und funkelte so hell, daß alle andern Edelsteine in jenem Raum vor ihm erblaßten. Nun lehrte Affân Bulûkijā Beschwörungsformeln 71 und Zaubersprüche und sagte zu ihm: »Sprich diese Formeln und laß nicht eher nach als bis ich den Siegelring genommen habe.« Alsdann schritt Affân auf den Thron zu, bis er nahe an ihn herangekommen war, als mit einem Male eine riesige Schlange unter dem Thron hervorgeschossen kam und einen so fürchterlichen Schrei ausstieß, daß der ganze Ort von demselben erbebte, wobei die Funken aus ihrem Rachen sprühten. Und nun rief die Schlange Affân zu: »Wenn du nicht umkehrst, ist's um dich geschehen.« Affân ließ sich jedoch nicht von der Schlange erschrecken, sondern machte sich daran Beschwörungsformeln zu murmeln, worauf die Schlange ihn von neuem so gewaltig anschnaubte, daß beinahe die ganze Stätte in Flammen aufgegangen wäre, und ihm entgegenrief: »Wehe dir, kehrst du nicht um, so verbrenne ich dich.« Als Bulûkijā diese Worte von der Schlange vernahm, lief er aus der Höhle, während Affân, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen, an den Herrn Salomo herantrat und, seine Hand ausstreckend, den Ring berührte, um ihn vom Finger des Herrn Salomo zu ziehen. Da aber schnaubte ihn die Schlange so stark an, daß er in Flammen aufging und zu einem Aschenhaufen wurde, während Bulûkijā hierbei in Ohnmacht sank.

Vierhundertundneunzigste Nacht.

Da befahl der Herr, der Hochherrliche, Gabriel zur Erde niederzufahren, bevor die Schlange auch Bulûkijā anschnaubte. Und so fuhr Gabriel im Fluge zur Erde hernieder, und da er Affân von dem Hauch der Schlange verbrannt und Bulûkijā in Ohnmacht daliegen sah, trat er an Bulûkijā heran und erweckte ihn aus seiner Ohnmacht. Als er wieder zu sich kam, begrüßte ihn Gabriel und fragte ihn: »Woher seid ihr an diesen Ort gekommen?« Und nun erzählte ihm Bulûkijā seine ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende und sagte: »Wisse, ich bin nur um Mohammeds willen – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – hierhergekommen. 72 Affân sagte mir nämlich, er würde erst am Ende der Zeit entsandt werden, und nur, wer bis zu jenen Tagen lebte, könnte ihn schauen; nur der aber könnte so lange leben, der von dem Wasser des Lebens getrunken hätte, was nur durch den Ring Salomos – Frieden sei auf ihm! – geschehen könne. Da begleitete ich ihn zu dieser Stätte, wo ihm solches widerfahren ist; da liegt er verbrannt, während ich unversehrt geblieben bin, und nun möchte ich von dir erfahren, wo Mohammed weilt.« Da erwiderte ihm Gabriel: »O Bulûkijā, zieh' deines Weges, denn, siehe, die Zeit Mohammeds ist noch fern.« Mit diesen Worten fuhr Gabriel wieder gen Himmel, während Bulûkijā, bitterlich zu weinen anhob und sein Unterfangen bereute, indem er sich des Wortes der Schlangenkönigin erinnerte, als sie sprach: »Weit gefehlt! nimmermehr wirst du den Ring in deine Gewalt bekommen.« Niedergeschlagen und weinend stieg er den Berg hinunter und wanderte fort und fort, bis er wieder ans Meeresufer gelangte, wo er sich für eine Weile niederließ und in Verwunderung über die Berge, die Meere und die Inseln ringsum versank. Die Nacht verbrachte er daselbst, am nächsten Morgen aber rieb er seine Sohlen mit dem Saft, den sie aus dem Kraut gepreßt hatten, ein und wanderte nun immerfort Tage und Nächte lang, voll Staunen über die Schrecken, die Wunder und Merkwürdigkeiten der Tiefe, über das Angesicht des Meeres, bis er zu einer Insel gelangte, die dem Garten des Paradieses glich. Hier stieg er ans Land und wanderte, verwundert über ihre Schönheit, auf ihr umher, wobei er bemerkte, daß es ein großes Eiland war, mit Safran als Erdreich und Hyazinthen und kostbaren Mineralien als Kies; die Hecken bestanden aus Jasmin, die schönsten Bäume und die leuchtendsten und duftigsten Gewächse standen auf ihm, Quellen durchrieselten es, die Aloe von Sumatra und Komorin war so häufig wie Brennholz und Zuckerrohr wuchs wie gemeines Rohr. Überall blühten Rosen, Narzissen, Amaranthen, Kamillen, Lilien und Veilchen von allerlei Art 73 und Farbe, und die Vögel wetteiferten miteinander auf den Bäumen im Gesang so süß, daß sie der Liebe Leid vergessen ließen, die Bäche strömten lustig durchs Gefild, die Quellen flossen silberhell, die Gazellen sprangen über die Fluren, Wildkälber tummelten sich, die Bäume ragten hoch in den Himmel, kurz, es war ein hübsches, weites und reich gesegnetes Eiland, das mit jeglicher Schönheit geschmückt war. Verwundert betrachtete Bulûkijā, die schöne Insel und erkannte, daß er von dem Wege, den er zuvor mit Affân genommen hatte, abgeirrt war. Bis zum Abend wanderte er auf der Insel umher und weidete sich an ihren Schönheiten, als aber die Nacht über ihn hereinbrach, stieg er auf einen hohen Baum, um auf demselben zu schlafen. Wie er nun oben auf dem Baum saß und noch immer seinen Gedanken über diese Insel nachhing, kam das Meer plötzlich in Aufruhr, und ein gewaltiges Tier stieg aus ihm hervor und stieß einen so lauten Schrei aus, daß alle Tiere jener Insel sich vor dem Schrei entsetzten. Während Bulûkijā von dem Baume aus das Tier betrachtete und sich über dasselbe verwunderte, stiegen nach einer Weile unversehens noch andere Tiere der verschiedensten Art aus dem Meer, die alle in ihrer Vorderpfote einen Edelstein hielten, der so hell wie eine Lampe leuchtete, so daß die Insel von dem Licht der Edelsteine tageshell erleuchtet ward. Nach einer Weile kamen auch von der Insel eine Menge wilder Tiere an den Strand, deren Anzahl allein Gott, der Erhabene, kannte, Löwen, Panther, Luchse und andere Raubtiere, und unterhielten sich mit den Seetieren bis zum Morgen, worauf sie wieder auseinander gingen und jedes Tier seines Weges zog. Erschrocken von all diesem, stieg Bulûkijā vom Baum herunter und schritt zum Meeresstrand, wo er sich die Füße mit dem Saft einrieb; dann wanderte er Tage und Nächte lang über das zweite Meer, bis er zu einem hohen Gebirge gelangte, an dessen Fuß sich ein endloses Wadi ausbreitete, welches von Löwen, Hasen und Panthern bevölkert, und mit 74 Magneteisensteinen bedeckt war. Bulûkijā erstieg dieses Gebirge und wanderte auf ihm von Ort zu Ort, bis der Abend hereinbrach, worauf er sich am Fuße einer seiner Anhöhen ans Meeresgestade setzte und von den getrockneten Fischen, welche das Meer ausgeworfen hatte, aß. Während er aber dasaß und von den Fischen aß, kam mit einem Male ein gewaltiger Panther auf ihn los und wollte ihn zerreißen; da rieb er sich schnell die Füße mit seinem Saft ein und flüchtete vor dem Panther aufs dritte Meer, in der Finsternis über dasselbe schreitend in schwarzer sturmdurchtobter Nacht, bis er nach langer Wanderung zu einer dritten Insel kam. Hier stieg er wieder ans Land, und da er auf der Insel Bäume mit frischen und getrockneten Früchten fand, pflückte er sich von denselben und aß, Gott, den Erhabenen, lobpreisend. Alsdann schritt er auf der Insel umher und weidete sich an ihr bis zur Abendzeit, –

Vierhundertundeinundneunzigste Nacht.

worauf er sich schlafen legte. Am nächsten Morgen nahm er sie genau in Augenschein und spazierte zehn Tage lang auf ihr umher, bis er wieder an den Meeresstrand ging, sich die Füße salbte und auf das vierte Meer stieg. Nach einer langen Wanderung von vielen Tagen und Nächten gelangte er endlich wieder zu einer Insel, deren Boden aus feinem, weißen Sand bestand, auf dem weder ein Baum noch sonst etwas Grünes wuchs. Nachdem er eine Weile auf ihr umhergewandert war und als einzige Tiere auf der Insel allein Sakerfalken, die im Sande nisteten, gefunden hatte, rieb er wieder seine Füße ein, stieg aufs fünfte Meer und wanderte Tage und Nächte lang über dasselbe, bis er zu einem kleinen Eiland gelangte, dessen Boden und Berge wie Krystall leuchteten. Auf ihm befanden sich die Adern, aus denen Gold gewonnen wird, die Bäume, die er auf ihr erblickte, waren merkwürdiger als alle andern, die er bisher auf seiner Wanderung kennen gelernt hatte, und die Blumen 75 der Insel hatten goldene Blüten. Bulûkijā stieg hier ans Land und erging sich auf ihr bis zur Nacht, wo nun die Blumen auf der Insel wie Sterne funkelten, so daß er verwundert sagte: »Siehe, die Blumen dieser Insel sind sicherlich jene Blüten, welche von der Sonne verdörrt auf den Boden fallen, wo sie von den Winden unter die Felsen getrieben werden. um als Stein der Weisen zu dienen, aus dem man Gold macht.« Hierauf schlief Bulûkijā bis zum Morgen auf der Insel. Bei Sonnenaufgang aber rieb er die Füße wieder mit dem Saft ein, und stieg auf das sechste Meer hinab, über welches er Tage und Nächte lang wanderte, bis er wieder zu einer Insel kam und hier an den Strand stieg. Nachdem er eine Weile auf ihr umhergewandert war, gewahrte er zwei Berge, auf denen viele Bäume wuchsen, deren Früchte aussahen als wären es an den Haaren aufgehängte Menschenköpfe; andere Bäume wiederum trugen Früchte, die grünen, an den Füßen aufgehängten Vögeln glichen; eine dritte Art Bäume brannte wie Feuer, deren Früchte der Aloefrucht glichen, und jeder, auf den ein Tropfen von dem Saft jener Früchte fiel, wurde von ihm verbrannt; andere Früchte wiederum weinten und lachten, neben vielen anderen Wunderdingen, die Bulûkijā auf der Insel erschaute. Als er nun von seiner Wanderung wieder zum Strand zurückkehrte, sah er daselbst einen großen Baum und setzte sich unter denselben. Sobald jedoch die Finsternis hereinbrach, stieg er auf den Baum und versank in Gedanken über die Wunderwerke Gottes. als mit einem Male das Meer in Aufruhr geriet und die Meerestöchter aus ihm ans Land stiegen, von denen jede einen Edelstein in der Hand hielt, der wie der Morgen erstrahlte. Sie kamen gerade auf den Baum zu, auf welchem Bulûkijā saß, und, als sie unter ihm angelangt waren, setzten sie sich und spielten und tanzten und vergnügten sich bis zum Morgen, während Bulûkijā ihrem Spiel voll Lust zuschaute. Als sie dann bei Tagesanbruch wieder ins Meer getaucht waren, stieg Bulûkijā 76 verwundert vom Baum herunter, rieb sich die Füße mit seinem Saft ein und stieg aufs siebente Meer, über welches er zwei Monate lang wanderte, ohne irgendwie einen Berg, eine Insel, ein Land oder einen Strand zu schauen, so daß er sich, von Hunger gefoltert, die Fische aus dem Meere fing und sie roh verzehrte, bis er endlich an einem Vormittag zu einer dichtbewaldeten und wasserreichen Insel gelangte. Hier stieg er wieder ans Land und wanderte auf der Insel umher, sich nach rechts und links umschauend, bis er zu einem Apfelbaum gelangte, wo er seine Hand nach einer der Früchte ausstreckte, als ihn plötzlich jemand von dem Baume anschrie: »Wenn du dem Baume zu nahe trittst und etwas von ihm issest, so spalte ich dich mitten auseinander.« Erschrocken blickte Bulûkijā zu der Stimme empor und gewahrte nun einen Riesen von vierzig Ellen Länge, nach der Elle, wie sie unter dem Volke jener Zeit üblich war. Von Entsetzen gepackt, wich er von dem Baum zurück und fragte den Riesen zitternd: »Weshalb verwehrst du mir von diesem Baume zu essen?« Der Riese erwiderte: »Weil du ein Sohn Adams bist, und weil dein Vater Adam den Bund Gottes vergaß, so daß er sündigte und von dem Baume aß.« Da fragte Bulûkijā: »Was bist du, wem gehört diese Insel mit ihren Bäumen, und wie ist dein Name?« Der Riese antwortete: »Ich heiße Scharâhijā, die Bäume und die Insel gehören dem König Sachr, und ich bin einer seiner Diener, den er mit der Obhut der Insel betraut hat.« Hierauf fragte Scharâhijā Bulûkijā: »Wer bist du und woher bist du zu diesem Lande gekommen?« Und nun erzählte ihm Bulûkijā seine Geschichte von Anfang bis zu Ende, worauf Scharâhijā zu ihm sagte: »Fürchte dich nicht,« und ihm etwas zu essen brachte. Nachdem sich Bulûkijā satt gegessen hatte, nahm er von ihm Abschied und wanderte zehn Tage lang fort und fort über Berge und sandige Wüsten, bis er eine dichtgeballte Staubwolke in der Luft gewahrte. Auf dieselbe zuschreitend, hörte er nach einiger Zeit lautes Geschrei, 77 mächtiges Getümmel und das Klirren von Waffen; bald darauf gelangte er in ein Wadi, das sich eine Reise von zwei Monaten in die Länge erstreckte, und erblickte Reiterscharen zu Pferd in wildem Kampfgetümmel, zwischen denen das Blut in Strömen floß. Ihre Stimmen fuhren wie Donner einher, in den Händen führten sie Lanzen, Schwerter, eiserne Keulen, Bogen und Pfeile, und der Kampf tobte so grimm unter ihnen, daß sich Bulûkijā entsetzte.

Vierhundertundzweiundneunzigste Nacht.

Während er aber noch erschrocken und verwirrt dastand, gewahrten sie ihn mit einem Male und ließen, die Schlacht abbrechend, voneinander ab. Gleich darauf ritt ein Trupp auf ihn zu, und einer der Reiter fragte ihn, verwundert über seine Gestalt: »Was bist du, woher kommst du, wohin gehst du, und wer hat dich auf diesen Weg gewiesen, daß du in unser Land kamst?« Bulûkijā erwiderte ihm: »Ich gehöre zu den Kindern Adams und kam hierher, verstört von der Liebe zu Mohammed, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – doch irrte ich vom Wege ab.« Der Reiter versetzte darauf: »Nie zuvor noch sahen wir einen Sohn Adams und niemals kam einer von ihnen in dieses Land.« Während sie sich so über ihn und seine Worte verwunderten, fragte sie Bulûkijā und sprach zu ihnen: »Was seid ihr, o ihr Geschöpfe?« Und der Reiter erwiderte ihm: »Wir gehören zu den Dschânn.« Weiter fragte ihn Bulûkijā: »O Reitersmann, was ist dieses Kampfes Ursach, der hier zwischen euch tobt, wo ist eure Wohnung, und wie heißt dieses Wadi und dieses Land?« Der Reiter erwiderte ihm: »Unsere Wohnung ist das weiße Land, und alljährlich befiehlt uns Gott, der Erhabene, hierherzuziehen und wider die ungläubigen Dschânn zu streiten.« Da fragte Bulûkijā: »Und wo ist das weiße Land?« Und der Reitersmann erwiderte: »Einen Weg von fünfundsiebzig Jahren hinter dem Berge Kâf; dieses Land aber heißt das Land Schaddâds, des Sohnes Ads, zu dem 78 wir zum Streit gekommen sind; sonst ist unser einziges Geschäft Gottes Lobpreisung und Heiligung; unser König aber heißt König Sachr, und unumgänglich mußt du mit uns zu ihm ziehen, daß er dich schaut und sich an deinem Anblick ergötzt.« Nach diesen Worten zogen sie mit Bulûkijā zu ihren Wohnungen, wo Bulûkijā eine Menge prächtiger Zelte aus grüner Seide gewahrte, deren Anzahl allein Gott, der Erhabene, kannte. Inmitten dieser Zelte aber stand eines aus roter Seide, von tausend Ellen im Durchmesser, das blauseidene Stricke und goldene und silberne Pflöcke hatte. Bulûkijā staunte über dieses Zelt, seine Begleiter aber führten ihn zu demselben, und siehe, es war das Zelt des Königs Sachr. Nun schritten sie ins Zelt hinein und führten ihn vor den König Sachr, den Bulûkijā auf einem prächtigen Thron aus rotem, mit Perlen und Edelsteinen besetztem Gold sitzen sah, ihm zur Rechten die Könige der Dschânn und zur Linken die Weisen, die Emire, die Großen des Reiches und andere Vornehme. Als der König Sachr Bulûkijā erblickte, befahl er ihn hereinzuführen; und sie gehorchten seinem Befehle, und Bulûkijā trat auf ihn zu, bot ihm den Salâm und küßte die Erde vor ihm. Der König Sachr erwiderte ihm den Salâm und sagte dann zu ihm: »Tritt nahe an mich heran, o Mann;« worauf Bulûkijā nahe an ihn herantrat, bis er vor ihm stand. Hierauf befahl der König für ihn an seiner Seite einen Stuhl hinzustellen, und als sie den Stuhl an des Königs Seite niedergesetzt hatten, befahl ihm der König sich auf den Stuhl zu setzen und fragte ihn, als er sich niedergelassen hatte: »Was bist du?« Bulûkijā antwortete ihm: »Ich bin einer der Söhne Adams von den Kindern Israel.« Da sagte der König Sachr zu ihm: »Erzähle mir deine Geschichte und sag' mir, was sich mit dir zugetragen hat, und wie du in dieses unser Land gekommen bist.« Und nun erzählte ihm Bulûkijā alle seine Abenteuer während seiner Wanderfahrt von Anfang bis zu Ende, und der König Sachr verwunderte sich über seine Worte. 79

Vierhundertunddreiundneunzigste Nacht.

Hierauf befahl der König den Dienern ein Tischtuch zu bringen, und sie brachten es und breiteten es aus, worauf sie goldene, silberne und kupferne Platten auftrugen, von denen die einen fünfzig, die andern zwanzig gesottene Kamele enthielten, während sich in andern fünfzig Hammelköpfe befanden; die Anzahl aller Schüsseln aber belief sich auf eintausendfünfhundert. Als Bulûkijā dieses sah, erstaunte er gewaltig. Dann aßen sie, und Bulûkijā aß mit ihnen, bis er sich gesättigt hatte, worauf er Gott, den Erhabenen, lobte. Hernach deckten sie ab und brachten Obst, und, als sie auch dieses gegessen hatten, priesen sie Gott, den Erhabenen, und segneten seinen Propheten – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – Als Bulûkijā den Namen Mohammeds vernahm, verwunderte er sich und sagte zum König Sachr: »Ich möchte einige Fragen an dich stellen.« Der König Sachr erwiderte: »Frag', was du willst;« und nun fragte ihn Bulûkijā: »O König, was seid ihr, woher ist euer Ursprung, und wie bekamt ihr Kenntnis von Mohammed, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – daß ihr Segen auf ihn erfleht und ihn liebt?« Der König Sachr versetzte hierauf: »O Bulûkijā, siehe, Gott der Erhabene hat das Feuer in sieben übereinander liegenden Schichten erschaffen und hat zwischen jede Schicht einen Weg von tausend Jahren gelegt. Die unterste Schicht nannte er Dschehannam und bestimmte sie für die sündigen Gläubigen, die ohne Reue in ihren Sünden sterben. Der Name der zweiten Schicht ist Lasā die er für die Ungläubigen bestimmte; die dritte Schicht heißt El-Dschahîm, welches die für Gog und Magog bestimmte Hölle ist; die vierte Schicht heißt Es-Saîr, die Hölle für die Schar des Iblîs; der Name der fünften lautet Sakar, die für die, welche das Gebet unterlassen, bestimmt ist; die sechste Schicht heißt El-Hûtame, die Hölle der Juden und Nazarener, und die siebente Schicht heißt El-Hâwije und ward für die 80 Scheingläubigen bestimmt. Solches sind die sieben Schichten des höllischen Feuers.« Da fragte ihn Bulûkijā: »Vielleicht ist dann Dschehannams Pein die leichteste, da es die oberste Schicht ist?« Der König Sachr erwiderte: »Jawohl, Dschehannams Pein ist am geringsten, wiewohl sich tausend Feuergebirge in ihr befinden mit je siebzigtausend Feuerwadis, in deren jedem siebzigtausend Feuerstädte mit je siebzigtausend feurigen Burgen liegen; in jeder Burg stehen siebzigtausend Feuerhäuser, in deren jedem sich siebzigtausend feurige Polster mit je siebzigtausend verschiedenen Marterqualen befinden. Was aber die andern Höllen anlangt, o Bulûkijā, so kennt allein Gott, der Erhabene, die Anzahl der in ihnen enthaltenen Marterarten.« Als Bulûkijā diese Worte vom König Sachr vernahm, sank er in Ohnmacht; weinend erwachte er wieder aus seiner Ohnmacht und sprach: »O König, wie wird es uns ergehen?« Der König Sachr erwiderte ihm: »O Bulûkijā, fürchte dich nicht; wisse, jeder, der Mohammed liebt, bleibt vom Feuer verschont, denn er ist um seinetwillen dem Feuer entnommen; und vor jedem, der sich zu seinem Glauben bekennt, flieht das Feuer. Was uns nun anlangt, so erschuf uns Gott, der Erhabene, aus dem Feuer; denn die ersten Wesen, die Gott in Dschehannam erschuf, waren zwei Geschöpfe seiner Heerschar, Chalît und Malît geheißen. Den Chalît erschuf er in der Gestalt eines Löwen und Malît in der Gestalt eines Wolfs, und zwar so, daß Malîts Schweif scheckig gefärbt war und einer weiblichen Schildkröte glich, während Chalîts Schweif das Aussehen einer zwanzig Jahresreisen langen männlichen Schlange hatte. Hierauf befahl Gott der Erhabene ihren beiden Schwänzen sich zu begatten, und sie paarten sich, worauf von ihnen Schlangen und Skorpione erzeugt wurden, deren Aufenthalt das höllische Feuer ist, auf daß Gott mit ihnen alle, die ins Feuer eingehen, martern kann. Und die Schlangen und Skorpione mehrten sich und wurden ihrer viele. Hierauf befahl Gott der Erhabene den Schwänzen Chalîts und Malîts sich noch einmal 81 zu paaren, und sie begatteten sich, und Malîts Schweif ward von dem Schweife Chalîts schwanger und gebar sieben Söhne und sieben Töchter. Als diese aufgewachsen und groß geworden waren, heirateten sie einander, und alle waren ihrem Vater gehorsam, mit Ausnahme eines einzigen, welcher gegen ihn rebellierte und deshalb in einen Wurm verwandelt wurde; und dieser Wurm, das ist Iblîs – Gott, der Erhabene, verfluche ihn! – Nun aber war Iblîs einer der Cherubim gewesen, da er Gott, dem Erhabenen, zuvor fromm gedient hatte, so daß er zum Himmel aufgenommen und in des Erbarmers Nähe zum Oberhaupt des Cherubim eingesetzt worden war.

Vierhundertundvierundneunzigste Nacht.

Als aber Gott, der Erhabene, den Adam – Frieden sei auf ihm! – erschaffen hatte und Iblîs befahl, sich vor ihm niederzuwerfen und ihn anzubeten, weigerte er sich dies zu thun, weshalb ihn Gott verstieß und verfluchte. Die Nachkommen des Iblîs sind die Satane, seine sechs ältern Brüder aber sind die gläubigen Dschânn, deren Nachkommen wir sind; und solches ist unser Ursprung, o Bulûkijā.« Bulûkijā verwunderte sich über die Worte des Königs Sachr und sagte hernach zu ihm: »O König, ich bitte dich, befiehl einem deiner Leibgarden, daß er mich in mein Land bringt.« Der König Sachr erwiderte ihm jedoch: »Wir können nichts derart thun, es sei denn, daß es uns Gott, der Erhabene, befiehlt. Willst du aber, o Bulûkijā, von uns fort, so will ich dir eins meiner Pferde vorführen lassen und dich auf seinen Rücken setzen und ihm befehlen dich an das Ende meines Machtgebiets zu bringen, wo du das Heer eines Königs, Namens Barâchijā, antreffen wirst. Sobald die Truppen das Pferd erblicken, werden sie es erkennen und werden dich herunternehmen und das Pferd wieder zu uns zurückschicken. Das ist's, was wir vermögen, und nicht mehr.« Als Bulûkijā diese Worte vernahm, weinte er und sagte zu 82 dem König: »Thue, was du willst.« Da befahl der König das Pferd für ihn zu bringen, und da sie es gebracht hatten, setzten sie ihn darauf und sagten zu ihm: »Hüte dich von seinem Rücken abzusteigen oder es zu schlagen oder ihm ins Gesicht zu schreien, da es dich umbringt, so du solches thust. Sitz' vielmehr ruhig auf seinem Rücken, bis es stille steht; dann steig' ab und zieh' deines Weges.« Bulûkijā erwiderte ihnen: »Ich höre und gehorche;« alsdann setzte er sich auf das Pferd und ritt geraume Zeit durch die Zelte, bis er an der Küche des Königs Sachr vorüberkam, wo er eine Anzahl Kessel über hell loderndem Feuer hängen sah, in deren jedem fünfzig Kamele kochten. Mit wachsender Verwunderung betrachtete er die Kessel und ihren Blasebalg wieder und wieder, so daß der König Sachr, der ihn von fern beobachtete, glaubte, er sei hungrig und ihm zwei gebratene Kamele zu bringen befahl; und sie thaten es und brachten ihm zwei gebratene Kamele, die sie hinter ihm auf den Rücken des Pferdes banden. Hierauf nahm er von ihnen Abschied und ritt fort und fort, bis er zur Grenze von König Sachrs Reich gelangte, wo das Pferd anhielt. Wie nun Bulûkijā hier abstieg und den Staub der Reise von seinen Sachen abschüttelte, kamen mit einem Male Leute auf ihn zu und führten das Pferd, das sie sogleich erkannten, mitsamt Bulûkijā zum König Barâchijā. Als Bulûkijā bei dem König Barâchijā eintrat, begrüßte er ihn, und der König erwiderte ihm den Salâm. Hierauf schaute Bulûkijā auf den König und sah, daß er in einem herrlichen Prunkzelt saß, und rings um ihn Krieger und Kämpen und die Könige der Dschânn zur Rechten und Linken. Nun befahl der König Bulûkijā näher zu treten, und als Bulûkijā an ihn herantrat, hieß er ihn an seiner Seite Platz nehmen und erteilte Befehl Speisen aufzutragen, während Bulûkijā gewahrte, daß der König Barâchijā in seiner Herrlichkeit dem König Sachr nicht nachstand. Als nun die Speisen aufgetragen waren, aß Bulûkijā mit ihnen, bis er satt geworden war, worauf er Gott dankte. Dann 83 deckten sie wieder ab und brachten das Obst, und als sie auch hiervon gespeist hatten, sprach der König Barâchijā zu Bulûkijā und fragte ihn: »Wann hast du den König Sachr verlassen?« Bulûkijā erwiderte: »Vor zwei Tagen.« Da sagte der König Barâchijā zu Bulûkijā: »Weißt du auch wieviel Tagesreisen der Weg ist, den du in diesen beiden Tagen zurückgelegt hast?« Bulûkijā versetzte: »Nein;« und der König Barâchijā sagte: »Einen Weg von siebzig Monden.

Vierhundertundfünfundneunzigste Nacht.

Und siehe, als du das Pferd bestiegst, entsetzte es sich vor dir, da es wußte, daß du ein Sohn Adams warst, und wollte dich von seinem Rücken werfen, weshalb sie es mit diesen beiden Kamelen beschwerten.« Als Bulûkijā diese Worte von dem König Barâchijā vernahm, verwunderte er sich und lobte Gott für seine Rettung. Hierauf sagte der König Barâchijā zu Bulûkijā: »Sag' mir, was sich mit dir zugetragen hat, und wie du in dieses Land gelangtest.« Da erzählte ihm Bulûkijā alles, was ihm widerfahren war, und wie er in die Welt gewandert und in sein Land gekommen war, und der König Barâchijā verwunderte sich über seine Worte und behielt Bulûkijā zwei Monate lang bei sich.

Als Hâsib die Erzählung der Schlangenkönigin vernommen hatte, verwunderte er sich höchlichst über dieselbe; dann aber sagte er zu ihr: »Ich bitte dich in deiner Güte und Huld, befiehl einem aus deinem Gefolge mich auf die Erde hinauszuführen, daß ich zu meinen Angehörigen heimkehren kann.« Die Schlangenkönigin erwiderte ihm jedoch: »O Hâsib Kerîm ed-Dîn, wisse, wenn du zur Oberfläche der Erde emporgestiegen bist, wirst du deine Angehörigen aufsuchen und dann ins Bad gehen und dich baden; in demselben Augenblicke aber, in welchem du mit der Waschung fertig bist, werde ich sterben, da dies die Ursache meines Todes sein wird.« Hâsib erwiderte: »Ich schwöre dir, mein Lebenlang will ich nicht mehr ins Bad gehen, und so ich die 84 Waschung vollziehen muß, will ich es zu Hause thun.« Die Schlangenkönigin erwiderte jedoch: »Wolltest du mir auch hundert Eide schwören, so würde ich dir nimmermehr Glauben schenken; niemals wird dies geschehen, da du ein Sohn Adams bist und dir deshalb kein Bund heilig ist, dieweil dein Vater Adam den Bund brach, den er mit Gott machte. Vierzig Morgen lang knetete Gott, der Erhabene, den Lehm, aus dem er ihn erschuf, und zwang die Engel sich vor ihm niederzuwerfen und ihn anzubeten, und trotzdem übertrat er den Bund und vergaß ihn und widersetzte sich dem Befehl seines Herrn.« Als Hâsib diese Worte vernahm, schwieg er und weinte. Zehn Tage lang verharrte er weinend, worauf er zu ihr sagte: »Erzähle mir, wie es Bulûkijā erging, nachdem er die beiden Monate beim König Barâchijā verweilt hatte.«

Die Schlangenkönigin versetzte: »Wisse, o Hâsib, nachdem Bulûkijā diese Zeit beim König Barâchijā zugebracht hatte, nahm er Abschied von ihm und wanderte Tage und Nächte lang über die Wüsten und Steppen, bis er zu einem hohen Berg gelangte, den er bestieg. Auf seinem Gipfel gewahrte er einen riesengroßen Engel, der dort saß und den Namen Gottes, des Erhabenen, aussprach und auf Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – Segnungen erflehte. Vor dem Engel aber war eine Tafel, auf welcher etwas teils in weißer teils in schwarzer SchriftEs sind die Thaten der Menschen gemeint; die guten sind in weißer, die schlechten in schwarzer Schrift aufgezeichnet. geschrieben stand, und der Engel schaute auf die Tafel und hielt seine Schwingen gen Osten und Westen weit ausgebreitet. Bulûkijā trat an ihn heran und begrüßte ihn; und der Engel erwiderte ihm den Salâm und fragte ihn: »Wer bist du, woher kommst du, wohin gehst du, und wie ist dein Name?« Bulûkijā erwiderte: »Ich bin einer der Söhne Adams von dem Volk der Kinder Israel, und bin in der Liebe zu Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – in 85 die Lande ausgezogen; und ich heiße Bulûkijā.« Da fragte der Engel: »Was ist dir unterwegs auf deiner Wanderung nach diesem Land widerfahren?« Und nun erzählte ihm Bulûkijā alle die Abenteuer, die er unterwegs erlebt hatte, und der Engel verwunderte sich über seine Erzählung. Dann aber fragte Bulûkijā den Engel und sprach zu ihm: »Nun gieb du mir Auskunft über diese Tafel, sag' mir, was auf ihr geschrieben steht, wie du heißest und was du hier treibst.« Der Engel versetzte: »Ich heiße Michael und bin betraut mit dem Wechsel von Tag und Nacht; solches ist mein Geschäft bis zum jüngsten Tag.« Als Bulûkijā diese Worte vernahm, verwunderte er sich und staunte über des Engels Aussehen und Hoheit und über seine riesige Gestalt; alsdann nahm er von ihm Abschied und wanderte Tag und Nacht, bis er zu einer großen Wiese gelangte. Wie er nun über dieselbe schritt, gewahrte er sieben Ströme in ihr und erblickte auf ihr eine Menge Bäume. Verwundert über ihre Größe schritt er weiter, bis er zu einem hohen Baum kam, unter welchem er vier Engel sah. Da trat er auf sie zu und fand, wie er ihre Gestalt betrachtete, daß der eine die Gestalt eines Menschen, der zweite die Gestalt eines wilden Tieres, der dritte die Gestalt eines Vogels und der vierte die Gestalt eines Stiers hatte; alle aber riefen den Namen Gottes, des Erhabenen, an und sprachen die Worte: »Mein Gott, mein Herr und mein Meister, bei dir und bei der Würde deines Propheten Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – beschwöre ich dich, vergieb allen Geschöpfen, die du nach meinem Bilde erschaffen hast, und verzeihe ihnen ihre Sünden, denn du hast Macht über alle Dinge.« Bulûkijā hörte verwundert ihre Worte und wanderte dann wieder Nacht und Tag weiter, bis er zum Berge Kâf gelangte. Als er den Berg bestiegen hatte, sah er auf dem Gipfel einen riesigen Engel sitzen, welcher Gott pries und heiligte und auf Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – Segen erflehte, wobei der Engel 86 beständig die Hände schloß und öffnete und die Finger krümmte und streckte. Mitten in seiner Andacht trat Bulûkijā plötzlich an ihn heran und begrüßte ihn, worauf der Engel ihm den Salâm erwiderte und ihn fragte: »Was bist du, woher kommst du, wohin gehst du, und wie ist dein Name?« Bulûkijā erwiderte: »Ich bin einer der Söhne Adams von den Kindern Israel, mein Name ist Bulûkijā, und in der Liebe zu Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – bin ich ausgewandert, doch habe ich mich unterwegs verirrt,« und erzählte ihm alle seine Abenteuer. Als er aber seine Erzählung beendet hatte, fragte er den Engel und sprach zu ihm: »Wer bist du, was ist das für ein Berg, und was treibst du hier?« Der Engel versetzte: »Wisse, o Bulûkijā, dies ist der Berg Kâf, welcher die Welt umschließt; alle die Lande, die Gott in der Welt erschaffen hat, halte ich in meiner Hand, und so Gott, der Erhabene, irgend ein Land mit Erdbeben, Dürre, Fruchtbarkeit, Krieg oder Frieden heimsuchen will, so gebietet er mir es zu thun, und ich vollziehe seinen Befehl von dieser meiner Stätte aus; denn wisse, die Wurzeln der Erde halte ich in meiner Hand.«

Vierhundertundsechsundneunzigste Nacht.

Hierauf fragte Bulûkijā den Engel: »Hat Gott noch eine andere Welt als diese, in welcher du lebst, innerhalb des Berges Kâf erschaffen?« Der Engel erwiderte: »Jawohl; er erschuf eine Welt, weiß wie Silber, deren Ausdehnung niemand als Gott, der Erhabene, kennet, und gab ihr die Engel zu Bewohnern, deren Speise und Trank Gottes Lobpreisung und Heiligung ist und beständige Segnung Mohammeds, – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – In jeder Nacht zum Freitag kommen sie zu diesem Berg und beten allzumal zu Gott, dem Erhabenen, die ganze Nacht hindurch bis zur Morgenfrühe, damit der Lohn für ihre Lobpreisung, Heiligung und Andacht den Sündern von der Gemeinde Mohammeds – Gott segne ihn und sende ihm 87 Heil! – und allen denen, welche die Freitagswaschung verrichten, zu Gute kommt. Solches thun sie bis zum jüngsten Tag.« Hierauf fragte Bulûkijā den Engel und sprach zu ihm: »Hat Gott noch einen Berg hinter dem Berge Kâf erschaffen?« Der Engel erwiderte: »Jawohl, hinter dem Berge Kâf liegt ein Gebirge von fünfhundert Jahresreisen Länge, das ganz aus Schnee und Eis besteht und Dschehannams Hitze von der Welt abwehrt; denn ohne dieses Gebirge würde die Welt von Dschehannams Hitze verbrannt werden. Ferner liegen noch hinter dem Berge Kâf vierzig Welten, die einen von Gold, die andern von Silber und wieder andere von Hyazinth, von denen jede vierzigmal größer als die irdische Welt ist; jede dieser Welten hat eine besondere Farbe, und Gott gab alle diese Welten Engeln zur Wohnung, die weder Adam und Eva, noch Tag und Nacht kennen und kein anderes Geschäft haben, als daß sie Gott rühmen und heiligen und seine Einheit und Allmacht preisen und zu ihm für die Gemeinde Mohammeds – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – flehen. Und wisse, o Bulûkijā, daß die Erden in sieben Schichten übereinander erschaffen wurde, und daß Gott unter seinen Engeln einen erschuf, dessen Maß und Eigenschaften niemand kennt als allein Gott, der Mächtige und Herrliche; dieser ist's, der die sieben Erden auf seinem Nacken trägt. Unter diesem Engel schuf Gott, der Erhabene, einen Felsen, unter dem Felsen einen Stier, unter dem Stier einen Fisch und unter dem Fisch ein gewaltiges Meer. Einst sprach Gott, der Erhabene, zu Isā, welches ist Jesus, – Frieden sei auf ihm! – von diesem Fisch, worauf Isā zu ihm sagte: »O mein Herr, zeige mir den Fisch, damit ich ihn mir besehen kann.« Da befahl Gott, der Erhabene, einem seiner Engel, Isā zu nehmen und zum Fisch zu tragen, damit er ihn anschauen könnte, und der Engel begab sich zu Isā – Frieden sei auf ihm! – und führte ihn zu dem Meer, in welchem jener Fisch hauste und sprach zu ihm: »Schau, o Isā, den Fisch.« Da schaute Isā nach dem Fisch aus, 88 sah aber nichts; mit einem Male schoß der Fisch jedoch wie ein Blitz vorüber, so daß Isā angesichts dessen ohnmächtig zu Boden stürzte. Als er wieder zu sich kam, offenbarte sich Gott Isā und sprach zu ihm: »O Isā, hast du den Fisch gesehen und hast du seine Länge und Breite erschaut?« Isā antwortete: »Bei deiner Macht und Herrlichkeit, o Herr, ich schaute ihn nicht; doch sah ich einen gewaltigen Stier an mir vorüberschießen von der Dimension eines Weges von drei Tagen, und ich weiß nicht, was es mit diesem Stier auf sich hat.« Da erwiderte ihm Gott: »O Isā, das, was an dir vorüberfuhr, und dessen Länge einen Weg von drei Tagen hatte, war nur der Kopf des Fisches, und wisse, o Isā, an jedem Tage erschaffe ich vierzig Fische gleich diesem Fisch.« Als Bulûkijā diese Worte von dem Engel vernahm, verwunderte er sich über Gottes, des Erhabenen, Allmacht; alsdann fragte er den Engel und sprach zu ihm: »Was hat Gott unter dem Meere erschaffen, in welchem der Fisch haust?« Der Engel erwiderte ihm: »Unter dem Meere hat Gott einen gewaltigen Luftraum erschaffen, unter dem Luftraum Feuer und unter dem Feuer eine riesige Schlange, deren Name Falak lautet; und fürchtete diese Schlange nicht Gott, den Erhabenen, so hätte sie alles über ihr, die Luft, das Feuer, den Engel und seine Last verschlungen, ohne daß sie das geringste von jenem Engel verspürt hätte.

Vierhundertundsiebenundneunzigste Nacht.

Als Gott diese Schlange erschuf, offenbarte er sich ihr und sprach zu ihr: »Ich will dir ein Gut anvertrauen, und du hüte es mir.« Die Schlange erwiderte: »Thu', was du willst.« Da sprach Gott zu ihr: »Öffne deinen Mund;« und wie sie nun ihren Rachen aufsperrte, steckte Gott Dschehannam in ihren Bauch und sagte zu ihr: »Hüte Dschehannam bis zum jüngsten Tag. Wenn jener Tag kommt, wird Gott seinen Engeln befehlen mit Ketten auszuziehen und Dschehannam bis zur Versammlung festzubinden, und 89 dann wird er Dschehannam gebieten ihre Pforten aufzuthun, und sie wird ihre Pforten öffnen, und Funken werden ihr entsprühen größer als Berge.« Als Bulûkijā des Engels Rede vernahm, weinte er bitterlich; alsdann nahm er von dem Engel Abschied und wanderte gen Abend weiter, bis er zu zwei Gestalten kam, die vor einem gewaltigen verschlossenen Thor saßen, von denen die eine einem Löwen, die andere einem Stier glich. Als er nahe an sie herangekommen war, begrüßte er sie, worauf sie ihm den Salâm erwiderten. Alsdann fragten sie ihn und sprachen: »Was bist du, woher kommst du und wohin gehst du?« Bulûkijā versetzte: »Ich gehöre zu den Kindern Adams und fahre in der Liebe zu Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – durch die Lande, doch bin ich vom Wege abgeirrt.« Hierauf fragte sie Bulûkijā und sprach zu ihnen: »Was seid ihr, und was ist das für ein Thor, vor dem ihr sitzet?« Sie erwiderten ihm: »Wir sind die Wächter des Thors, das du hier siehst, und wir haben kein anderes Geschäft als daß wir Gott preisen und heiligen und auf Mohammed – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – Segen erflehen.« Als Bulûkijā diese Worte vernahm, verwunderte er sich und fragte sie: »Was befindet sich hinter diesem Thor?« Sie erwiderten: »Wir wissen es nicht.« Da sagte er zu ihnen: »Bei euerm Herrn, dem Herrlichen, öffnet mir dieses Thor, auf daß ich schaue, was hinter ihm ist.« Sie versetzten jedoch: »Wir sind nicht imstande dieses Thor zu öffnen, und keins der Geschöpfe vermag es als allein Gabriel der Getreue – Frieden sei auf ihm!« Als Bulûkijā dies vernahm, demütigte er sich vor Gott, dem Erhabenen und betete zu ihm: »O Herr, sende Gabriel den Getreuen, daß er mir dieses Thor öffnet und ich schauen kann, was dahinter ist.« Und Gott erhörte sein Gebet und befahl Gabriel dem Getreuen zur Erde hinabzufahren und das Thor des Zusammenflusses der beiden Meere zu öffnen, damit Bulûkijā es sähe; und Gabriel fuhr hinab zu Bulûkijā und begrüßte ihn, worauf 90 er an das Thor trat, es öffnete und dann zu Bulûkijā sprach: »Tritt ein durch dieses Thor, denn siehe, Gott befahl mir, es für dich zu öffnen.« Da trat Bulûkijā durchs Thor ein, worauf Gabriel es wieder verschloß und gen Himmel fuhr. Bulûkijā aber gewahrte nun hinter dem Thor ein gewaltiges Meer, das zur Hälfte salzig und zur Hälfte süß war und rings von zwei Bergen aus rotem Hyazinth umschlossen wurde. Er wanderte auf diese Berge zu, bis er nahe an sie herangekommen war und nun auf ihnen Engel erblickte, welche den Herrn lobpreisten und heiligten. Da begrüßte er sie und fragte sie, nachdem sie ihm den Salâm erwidert hatten, nach dem Meer und den beiden Bergen. Und die Engel gaben ihm zur Antwort: »Siehe diese Stätte liegt unter Gottes Thron, und dieses Meer strömt zu allen Meeren der Welt und läßt sie anschwellen; wir aber zerteilen dieses Wasser und treiben es zu den verschiedenen Teilen der Erde, das salzige Wasser zum salzigen Land und das süße zum süßen Land; diese Berge hat Gott erschaffen das Wasser zu hüten, und solches ist unser Geschäft bis zum jüngsten Tag.« Hierauf fragten sie Bulûkijā und sprachen zu ihm: »Woher kommst du und wohin gehst du?« Da erzählte er ihnen seine ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende, und als er seine Erzählung beendet hatte, fragte er sie nach dem Wege, worauf sie zu ihm sprachen: »Schreite über den Rücken dieses Meeres.« Da nahm Bulûkijā von dem Saft, den er bei sich hatte, und rieb sich damit seine Sohlen ein; alsdann nahm er Abschied von ihnen und wanderte Nacht und Tag über den Rücken des Meeres, als er mit einem Male einen hübschen Jüngling über das Meer auf sich zu schreiten sah; er begrüßte ihn, und der Jüngling erwiderte ihm den Salâm, doch schritt er weiter. Nach ihm sah er vier Engel übers Meer gleich dem blendenden Blitz dahergeschritten kommen; da trat er ihnen in den Weg, begrüßte sie, als sie nahe an ihn herangekommen waren, und sprach zu ihnen: »Bei dem Allmächtigen, dem Herrlichen, 91 sagt an, wie ihr heißet, von wannen ihr kommt und wohin ihr geht.« Und einer der Engel erwiderte ihm: »Mein Name ist Gabriel, der zweite heißt Isrāfîl, der dritte Michael und der vierte Asrael. Fern im Osten ist ein gewaltiger Drache erschienen, welcher tausend Städte verwüstet und ihre Bewohner verschlungen hat; und Gott, der Erhabene, hat uns befohlen wider ihn auszuziehen, ihn zu ergreifen und in Dschehannam zu werfen.« Verwundert über sie und ihre gewaltige Größe, wanderte Bulûkijā wie zuvor Nacht und Tag weiter, bis er zu einer Insel gelangte, wo er ans Land stieg und auf dem Lande eine Weile weiter wanderte, –

Vierhundertundachtundneunzigste Nacht.

bis er einen hübschen Jüngling mit hellleuchtendem Antlitz gewahrte. Als er nahe an ihn herangekommen war, sah er, daß er zwischen zwei gemauerten Gräbern saß und weinte und jammerte. Da trat er an ihn heran und bot ihm den Salâm; und als er ihm den Gruß erwidert hatte, fragte er den Jüngling und sprach zu ihm: »Was bist du, wie ist dein Name. was bedeuten diese beiden gemauerten Gräber, zwischen denen du sitzest, und weshalb weinst du so?« Da wendete sich der Jüngling zu Bulûkijā so bitterlich weinend, daß die Thränen seine Kleider durchnäßten, und sagte zu ihm: »Wisse, mein Bruder, meine Geschichte ist wunderbar und meine Erlebnisse sind seltsam; doch sähe ich es gern, du setztet dich neben mich und erzähltest mir deine Erlebnisse und den Grund, weshalb du hierher kamst, wie du heißest, woher du kommst, und wohin du gehst, worauf ich dir dann auch meine Geschichte erzählen will.« Infolgedessen setzte sich Bulûkijā neben den Jüngling und erzählte ihm alle die Abenteuer seiner Wanderfahrt von Anfang bis Ende; wie sein Vater gestorben war und ihn hinterlassen hatte, wie er die Kammer geöffnet und die Kasten in ihr gefunden hatte; wie er dann in dem Kasten das Buch mit der Beschreibung Mohammeds – Gott segne ihn und spende ihm Heil! – 92 gefunden hatte, so daß er, in Liebe zu ihm entbrannt, nach ihm in die Lande ausgefahren war, bis er ihn schließlich hier gefunden hatte. Alsdann schloß er seinen Bericht mit den Worten: »Solches ist meine ganze Lebensgeschichte, und Gott weiß allein, was mir nach diesem noch widerfahren wird.« Als der Jüngling seine Worte vernommen hatte, seufzte er und sagte zu ihm: »O du Armer, wie wenig hast du in deinem Leben gesehen! Wisse, o Bulûkijā, ich sah den Herrn Salomo noch zu seinen Lebzeiten und schaute zahllose und unberechenbare Dinge. Meine Geschichte ist wunderbar und meine Erlebnisse sind seltsam, weshalb ich dich bitte bei mir zu bleiben, bis ich dir meine Geschichte mitgeteilt und dir erzählt habe, weswegen ich hier sitze.«

Als Hâsib diese Worte von der Schlange vernahm, verwunderte er sich und sagte zu ihr: »O Königin der Schlangen, um Gott, ich beschwöre dich, laß mich los und gebiete einem deiner Diener mich an die Oberfläche der Erde hinauszuführen; ich will dir auch einen Eid schwören, daß ich mein Lebenlang nicht ins Bad gehen werde.« Die Schlangenkönigin erwiderte ihm jedoch: »Siehe, das ist ein Ding, das nicht geschehen wird, auch würde ich deinem Schwur nicht trauen.« Als Hâsib sie diese Worte sprechen hörte weinte er, und alle die Schlangen weinten um ihn und legten bei der Königin Fürbitte für ihn ein und sprachen zu ihr: »Wir bitten dich, daß du einem von uns befiehlst ihn wieder ans Tageslicht hinauszuführen, und er wird dir schwören sein ganzes Lebenlang nicht ins Bad zu gehen.« Der Name der Schlangenkönigin war aber Jamleichā; und als Jamleichā diese Worte von ihnen vernahm, wendete sie sich zu Hâsib und ließ ihn schwören; und da er ihr geschworen hatte, befahl sie einer Schlange ihn an die Erdoberfläche zu führen. Als aber die Schlange mit ihm fort wollte, sagte er zur Schlangenkönigin: »Ich sähe es gern, du erzähltest mir zuvor noch die Geschichte von dem Jüngling, den Bulûkijā zwischen den beiden Gräbern sitzend angetroffen und zu dem er 93 sich dann gesetzt hatte.« Da hob sie an und sprach: »Wisse, o Hâsib, nachdem sich Bulûkijā zu dem Jüngling gesetzt und ihm seine Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählt hatte, damit dieser ihm gleichfalls seine Geschichte erzählte und seine Erlebnisse berichtete und ihm mitteilte, weshalb er zwischen den beiden Gräbern saß, –

Vierhundertundneunundneunzigste Nacht.

da sagte der Jüngling zu ihm: »Wie wenig Wunder hast du erschaut, o du Armer! Ich habe den Herrn Salomo noch zu seinen Lebzeiten gesehen und nahm zahllose und unberechenbare Wunderdinge wahr.

 


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