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Sechzehntes Kapitel.

»Gib dich gefangen und bestimme den glücklichen Tag,« sagte Miß Sandus, als sie Susannas Geschichte gehört hatte. »Du kannst nun wirklich nichts mehr tun, als alles gestehen und den Hochzeitstag bestimmen.«

Sie befanden sich nach dem Gabelfrühstück im Billardzimmer, wo Miß Sandus ihren Kaffee schlürfte und Susanna, das Queue in der Hand, mehr oder weniger zerstreut die Bälle herumstieß, so daß ihre Bemerkungen von dem Tok-tok der Elfenbeinbälle sozusagen unterstrichen wurden.

»Ich fürchte, wenn ich mich gefangen gebe, wird der ›glückliche Tag‹ nie kommen,« erwiderte sie. »Er hat geschworen, daß nichts in der Welt ihn bestimmen könnte, mit meinem Zweig der Familie in irgend welche Beziehungen zu treten. Das waren seine eigenen Worte.«

Tok – sie machte den roten.

»Redensarten!« erklärte Miß Sandus. »Die wird er schnell genug widerrufen! Gib ihm nur Gelegenheit dazu! – Es ist erstaunlich, wie gut euch jungen Mädchen das Billardspielen steht, wie es die anmutigen Linien eurer köstlichen Gestalten zur Geltung bringt. – Sage: › Ich, ich selbst bin Ihre Cousine! Wollen Sie sich immer noch weigern, sie zu heiraten?‹ und dann sieh zu, was er sagt. – Nein, nein, du mußt ihn etwas niederer und mehr von rechts nehmen. So ist's recht!« (Tok-tok – Susanna machte eine Karambolage.) »Er wird auf dich losstürzen! Ich kenne den Mann – das unterliegt keinem Zweifel. Also muß ich mich jetzt besinnen, was für ein Kleid ich als Brautjungfer anziehen werde.«

Sie lachte und setzte ihre Tasse nieder.

Susanna versuchte eine zweite Karambolage und fuchste einen zweiten ins Loch.

»Nein,« sagte sie. »Das würde mir den halben Spaß verderben. Die Sache muß romantischer von statten gehen. Auch möchte ich, daß es in Sampaolo geschieht. Ich will, daß er nach Sampaolo reist. Ich will ihn auf die Probe stellen und in Versuchung führen. Er soll nach Sampaolo gehen und dort versucht werden. Mit eigenen Augen soll er das Erbe der Valdeschi sehen. Dann soll er mit den Freunden seiner Cousine in Berührung kommen – zum Beispiel mit dem widerstrebenden aber gehorsamen Commendatore Fregi – und schwer versucht werden. Ich habe schon einen feinen, kleinen Plan, den ich dir später erklären werde, denn jetzt kann er jeden Augenblick kommen. Er soll morgen früh nach Sampaolo abreisen, du und ich aber, wenn es dir recht ist, übermorgen. Natürlich darf er das nicht erfahren – er soll denken, wir blieben hier.«

Sie versuchte einen etwas schwierigen Stoß von der Bande, der gelang.

»Ein guter Stoß,« lobte Miß Sandus. »Aber du vergißt Mr. Willes. Mr. Willes wird es ihm sagen.«

»Nein, ich habe ihn nicht vergessen,« sagte Susanna. »Ich würde es nicht schwer nehmen, Mr. Willes ins Vertrauen zu ziehen, aber ich habe vor, meinen Vetter zu veranlassen, seinen Freund mitzunehmen.«

»Na, wenn du nicht despotisch bist, wer ist es dann?« fragte Miß Sandus lachend.

»Ich stamme von einer langen Reihe von Tyrannen ab,« sagte Susanna, »und was nützt es, Macht zu haben, wenn man keinen Gebrauch von ihr macht und sie nicht genießt?«

Die Uhr auf dem Kaminsims fing an drei zu schlagen.

»Mr. Craford!« meldete ein Diener.

Miß Sandus entwich durch eine Glastür in den Garten.

Susanna setzte das Queue in das Gestell zurück.


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