Friedrich von Hagedorn
Versuch in poetischen Fabeln und Erzehlungen
Friedrich von Hagedorn

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Myron und Lais.

        Der graue Myron hielt um eine Nacht voll Küsse
Bey der geliebten Lais an;
Doch weil sein Seufzen nichts gewann,
Errieth er, daß sein Haar den Abscheu würken müsse.

    Er schwärzet sein bereiftes Haupt:
Ein neuer Myron, nach den Haaren,
Nicht nach der Stirne, noch den Jahren,
Sucht was er schon gesucht; doch wird ihm nichts erlaubt.

    Wie schwer sind Weiber zu betrügen!
So sehr er Lieb' und List vereint,
So gleich, so ungleich auch er jenem Myron scheint,
Merkt Lais zweifelnd doch das Alter an den Zügen.
Allein, im Zweifel selbst sich schalkhaft zu vergnügen,
Spricht sie. Mein junger Herr! es bleibt bey dem Entschluß,
Dergleichen Bitten zu versagen.
Ich habe was ich ihm anitzt verwegern muß
Schon seinem Vater abgeschlagen.Dec. Magni Avsonii Viri Consularis Epigramma de Myrone & Laide.

Canus rogabat Laidis noctem Myron,
  Tulit repulsam protinus
Causamque sensit, & caput fuligine
  Fucauit atra candidum.
Idemque vultu, crine noc idem Myron
  Orabat oratum prius.
Sed illa formam cum capillo comparans,
  Similemque, non ipsum rata
Fortasse & ipsum, sed volens ludo frui
  Sic est adorta callidum:
Inepte, quid me quod recusaui rogas?
  Patri negaui iam tuo.


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