Friedrich von Hagedorn
Versuch in poetischen Fabeln und Erzehlungen
Friedrich von Hagedorn

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Der großmüthige Herr und seine Sclaven.

        Auf dem Aegeer-Meer wird einst ein Handelsmann
Von einem schnellen Sturm ergriffen.
Er wendet sich, so gut er kann,
Und darf nur langsam seitwerts schiffen.
Allein es mehret sich die Noth,
Er und die meisten Sclaven klagen;
Die alten hoffen auf den Tod,
Die jungen melden sich, die Rettung noch zu wagen;
Nur halten sie dafür um ihre Freiheit an,
Doch die wird allen abgeschlagen.
(Verliert ein Wuchrer gern was er so schwer gewann?)

    Bald aber reisst der Sturm Mast, Stang' und Segel nieder.
Da ruft er: Freunde, fasset Muth!
Wir sinken; doch ich bin euch gut;
Ich geb' euch itzt die Freiheit wieder.Scholasticus transfretaturus Codicillos poscebat, quibus Testamentum conderet. Videns autem seruos periculo suo angi, sic eos affatus est: Nolite tristari; nam Vos manumittam. v. Hieroclis, Philosophi, Facetiae, de priscorum Studiosorum dictis & factis ridiculis. (Londini 1654.) p. 405. n. 23.

*
    Wie kriechend äussert sich gemeiner Selen Güte!
Wer karg ist, bleibts bis in den Tod,
In iedem Stand', in Glück, in Noth,
Und nichts erhöhet sein Gemüthe.

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