Anastasius Grün
Volkslieder aus Krain
Anastasius Grün

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Drei Brüder.

        Das waren edler Helden drei:
Ha, Marko jung und Debelak,
Der dritte dann war Jankotitsch.
Jung Marko so zu ihnen sprach:
»Nun laßt euch sagen, Brüder mein,
Die Glieder bindet mir recht fest,
In Schellen Arm und Bein mir preßt,
Knüpft Knoten in die Schlingen auch,
Einschmiedet mich nach Türkenbrauch,
Und werft in dunklen Kerker mich.
Dann geht ins tiefe Türkenland
Und bietet dort mich zum Verkauf
Um eine Saumlast gelben Golds,
Und um ein weißes Talerstück
Und zwanzig weiße Gulden drein.«

Sie gehn ins tiefe Türkenland,
Sie gaben Marko dort zum Kauf
Um eine Saumlast gelben Golds,
Und um ein weißes Talerstück
Und zwanzig weiße Gulden drein.
Drauf also fragte Jankotitsch:
»Was sag' ich, gibst du, Türkenzar,
Wohl siebenhundert Krieger mit?«
»Noch drauf geb' ich dir siebenzehn
Und will auch selber mit euch gehn!«
Sie brechen auf und wallen fort
Wohl weit dahin in fernes Land,
Wo Markos dunkler Kerker stand.

So aber sprach der Türkenzar:
»Laß mich den jungen Marko sehn,
Doch nimmer frei und ungeschwächt,
Nach Türkenart geschmiedet recht.«
Den dunklen Turm sie öffnen frisch,
Wo Marko sitzt an seinem Tisch
Und mit den Zähnen knirscht ergrimmt,
Daß Feuer rings im Kerker flimmt.
Und also sprach der Türkenzar:
»Kein junger Marko ist's, fürwahr,
Das ist der Höllenteufel gar!«
Jung Marko führen sie mit sich,
Sie ziehn ins tiefe Türkenland,
Wohl weit dahin in fernes Land,
Bis an des Flusses Kulpa Strand.

So aber sprach Jung Marko jetzt:
»O Gnade, Gnade, Türkenzar!
Gefangne hatt' ich selber einst,
Doch jedem tat ich eine Gunst,
So tu auch du mir, Türkenzar!
Mach frei mir rechten Arm und Fuß,
Daß ich das Haupt mir wasch' im Fluß,
Im Haupte fühl' ich argen Schmerz,
Und auch nicht wohl ist's mir ums Herz.
O gebt mir doch mein Säblein her,
Mein Säblein, das zwei Zentner schwer,
Zwei Zentner und drei Pfunde mehr!«
Sie reichen ihm ein Becken dar
Und auch sein blankes Säblein dar.
Er hieb die Türken und zerhieb
Wohl siebenhundert und siebzehn.

Schnell zog Jung Marko heim und trat
Zuerst ins Schloß des Jankotitsch.
Die Brüder sitzen an dem Tisch
Und teilen sich die Gelder froh.
Jung Marko aber sagte so:
»Was teilt ihr unter euch das Gold,
Das ihr doch nicht verzehren sollt?«
Zog aus der Scheid' sein Säblein scharf,
Vom Rumpf die Köpf' er beiden warf.


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