Anastasius Grün
Volkslieder aus Krain
Anastasius Grün

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Ein verzauberter Prinz.

            Schöne Vida jätet Hirse
Frühe, früh im Tagesdämmern.

Jätet Hirs' am ersten Morgen,
Sieht den Tau schon abgeschüttelt:
»Gäbe Gott mir das zu eigen,
Was heut nacht hier mochte steigen.«

Jätet Hirs' am zweiten Morgen,
Sieht den Tau schon abgeschüttelt.
»Gäbe Gott mir das zu eigen,
Was heut nacht hier mochte steigen.«

Jätet Hirs' am dritten Morgen,
Große Schlang' ist drin verborgen.
Schlange hat der Schweife neune
Und an jedem Schlüssel neune.
»Nicht erschrecke, schöne Vida,
Was du wünschest, hast erhalten:
Bin ja keine böse Schlange,
Bin ein Königssohn, ein junger,
Ja ein Königssohn, ein junger,
Der im weißen Schlosse herrschet.
Wandle du auf glattem Wege,
Ich in dichtem Waldgehege,
Bis den Pfad entlang wir kommen
Auf das Feld zum weißen Schlosse.
Pflücke du drei feine Ruten,
Die gerade alt drei Jahre.«

Wie sie schlug mit erster Rute,
Ward die Schlange Mensch vom Haupte;
Wie sie schlug mit zweiter Rute,
Ward die Schlange Mensch zu Hüften;
Wie sie schlug mit dritter Rute,
Ward die Schlange Mensch zu Fersen.

»Holla, holla, schöne Vida,
Was du wünschest, hast erhalten!
Nimm von den neun Schlangenschweifen,
Von neun Schweifen je neun Schlüssel,
Öffne dir die weißen Burgen,
Nehme dir all' Gold und Silber.
War bis jetzt ich eine Schlange,
Bin ich jetzt ein Fürst, ein junger,
Der obherrschet neun der Burgen
Mit der schönen, mut'gen Vida.«


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