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5. Die Haustafel.

56. Frauenlob.

Spr. Sal. 31.

Mel.: Wo Gott zum Haus nicht gibt sein' Gunst.

1. Ein Weib, das Gott den HErren liebt,
Und sich stets in der Tugend übt,
Ist vielmehr Lobs und Liebens wert,
Als alle Perlen auf der Erd.

2. Ihr Mann darf mit dem Herzen frei
Verlassen sich auf ihre Treu,
Sein Haus ist voller Freud und Licht,
An Nahrung wird's ihm mangeln nicht.

3. Sie tut ihm Liebes und kein Leid,
Durchsüßet seine Lebenszeit,
Sie nimmt sich seines Kummers an
Mit Trost und Rat, so gut sie kann.

4. Die Woll und Flachs sind ihre Lust,
Was hierzu dient, ist ihr bewußt,
Ihr Händlein greifet selbst mit zu,
Hat öfters Müh und selten Ruh.

5. Sie ist ein Schifflein auf dem Meer:
Wenn dieses kommt, so kommt's nicht leer,
So schafft sie auch an allem Ort
Und setzet ihre Nahrung fort.

6. Sie schläft mit Sorg, ist früh heraus,
Gibt Futter, wo sie soll, im Haus,
Und speist die Dirnen, deren Hand
Zu ihren Diensten ist gewandt.

7. Sie gürtet ihre Lenden fest
Und stärket ihre Arm aufs best,
Ist froh, wenn's wohl vonstatten geht,
Worauf ihr Sinn und Herze steht.

8. Wenn andre löschen Feu'r und Licht,
Verlöschet ihre Leuchte nicht:
Ihr Herze wachet Tag und Nacht
Zu Gott, der Tag und Nacht gemacht.

9. Sie nimmt den Rocken, setzt sich hin
Und schämt sich nicht, daß sie ihn spinn,
Ihr Finger faßt die Spindel wohl
Und macht sie schnell mit Garne voll.

10. Sie hört gar leicht der Armen Bitt,
Ist gütig, teilet gerne mit,
Ihr Haus und alles Hausgesind
Ist wohl verwahrt vor Schnee und Wind.

11. Sie näht, sie stickt, sie wirkt mit Fleiß,
Macht Decken nach der Künstler Weis',
Hält sich selbst sauber, weiße Seid
Und Purpur ist ihr schönes Kleid.

12. Ihr Mann ist in der Stadt berühmt,
Bestellt sein Amt, wie sich's geziemt;
Er geht, steht und sitzt oben an,
Und was er tut, ist wohlgetan.

13. Ihr Schmuck ist, daß sie reinlich ist,
Ihr' Ehr ist, daß sie ist gerüst't
Mit Fleiße, der gewiß zuletzt
Den, der ihn liebet, hoch ergötzt.

14. Sie öffnet ihren weisen Mund,
Tut Kindern und Gesinde kund
Des Höchsten Wort, und lehrt sie fein
Fromm, ehrbar und gehorsam sein.

15. Sie schauet, wie's im Hause geht
Und wie es hie und dorten steht,
Sie ißt ihr Brot und sagt dabei,
Wie so groß Unrecht Faulsein sei.

16. Die Söhne, die ihr Gott beschert,
Die halten sie hoch, lieb und wert;
Ihr Mann, der lobt sie spat und früh
Und preiset selig sich und sie.

17. Viel Töchter bringen Geld und Gut,
Sind zart an Leib und stolz an Mut;
Du aber, meine Kron und Zier,
Gehst wahrlich ihnen allen für.

18. Was hilft der äußerliche Schein?
Was ist's doch, schön und lieblich sein?
Ein Weib, das Gott liebt, ehrt und scheut,
Das soll man loben weit und breit.

19. Die Werke, die sie hier verricht't,
Sind wie ein schönes, helles Licht,
Sie dringen bis zur Himmelspfort
Und werden leuchten hie und dort.


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