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Joh. 1, 29. Jes. 53, 4-7.
Mel.: An Wasserflüssen Babylon.
1. Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
      
 Der Welt und ihrer Kinder,
      
 Es geht und traget in Geduld
      
 Die Sünden aller Sünder, 
      
 Es geht dahin, wird matt und krank,
      
 Ergibt sich auf die Würgebank,
      
 Verzeiht sich aller Freuden,
      
 Es nimmet an Schmach, Hohn und Spott,
      
 Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod,
      
 Und spricht: Ich will's gern leiden.
2. Das Lämmlein ist der große Freund
      
 Und Heiland meiner Seelen,
      
 Den, den hat Gott zum Sündenfeind
      
 Und Sühner wollen wählen.
      
 Geh hin, mein Kind, und nimm dich an
      
 Der Kinder, die ich ausgetan
      
 Zur Straf und Zornes Ruten:
      
 Die Straf ist schwer, der Zorn ist groß;
      
 Du kannst und sollst sie machen los
      
 Durch Sterben und durch Bluten.
3. Ja, Vater, ja, von Herzensgrund,
      
 Leg auf, ich will dir's tragen.
      
 Mein Wollen hängt an deinem Mund,
      
 Mein Wirken ist dein Sagen.
      
 O Wunderlieb! O Liebesmacht!
      
 Du kannst, was nie kein Mensch gedacht,
      
 Gott seinen Sohn abzwingen.
      
 O Liebe! Liebe! du bist stark,
      
 Du streckest den ins Grab und Sarg,
      
 Vor dem die Felsen springen.
4. Du marterst ihn am Kreuzesstamm
      
 Mit Nägeln und mit Spießen,
      
 Du schlachtest ihn als wie ein Lamm,
      
 Machst Herz und Adern fließen,
      
 Das Herze mit der Seufzer Kraft,
      
 Die Adern mit dem edlen Saft
      
 Des purpurroten Blutes.
      
 O süßes Lamm! was soll ich dir
      
 Erweisen dafür, daß du mir
      
 Erzeigest so viel Gutes! 
      
5. Mein Lebetage will ich dich
      
 Aus meinem Sinn nicht lassen,
      
 Dich will ich stets, gleichwie du mich,
      
 Mit Liebesarmen fassen.
      
 Du sollst sein meines Herzens Licht,
      
 Und wann mein Herz in Stücke bricht,
      
 Sollst du mein Herze bleiben.
      
 Ich will mich dir, mein höchster Ruhm,
      
 Hiermit zu deinem Eigentum
      
 Beständiglich verschreiben.
6. Ich will von deiner Lieblichkeit
      
 Bei Nacht und Tage singen,
      
 Mich selbst auch dir zu aller Zeit
      
 Zum Freudenopfer bringen.
      
 Mein Bach des Lebens soll sich dir
      
 Und deinem Namen für und für
      
 In Dankbarkeit ergießen;
      
 Und was du mir zugut getan,
      
 Das will ich stets, so tief ich kann,
      
 In mein Gedächtnis schließen.
7. Erweitre dich, mein Herzensschrein,
      
 Du sollst ein Schatzhaus werden
      
 Der Schätze, die viel größer sein
      
 Als Himmel, Meer und Erden.
      
 Weg mit dem Gold Arabia,
      
 Weg Kalmus, Myrrhen, Kassia,
      
 Ich hab ein Bessers funden:
      
 Mein großer Schatz, HErr JEsu Christ,
      
 Ist dieses, was geflossen ist
      
 Aus deines Leibes Wunden.
8. Das soll und will ich mir zu nutz
      
 Zu allen Zeiten machen,
      
 Im Streite soll es sein mein Schutz,
      
 In Traurigkeit mein Lachen,
      
 In Fröhlichkeit mein Saitenspiel,
      
 Und wann mir nichts mehr schmecken will, 
      
 Soll mich dies Manna speisen;
      
 Im Durst soll's sein mein Wasserquell,
      
 In Einsamkeit mein Sprachgesell
      
 Zu Haus und auch auf Reisen.
9. Was schadet nur des Todes Gift?
      
 Dein Blut, das ist mein Leben;
      
 Wann mich der Sonnen Hitze trifft,
      
 So kann mir's Schatten geben.
      
 Setzt mir des Wehmuts Schmerzen zu,
      
 So find ich bei dir meine Ruh,
      
 Als auf dem Bett ein Kranker.
      
 Und wann des Kreuzes Ungestüm
      
 Mein Schifflein treibet um und um,
      
 So bist du dann mein Anker.
10. Wann endlich ich soll treten ein
      
 In deines Reiches Freuden,
      
 So soll dies Blut mein Purpur sein,
      
 Ich will mich darein kleiden;
      
 Es soll sein meines Hauptes Kron,
      
 In welcher ich will vor den Thron
      
 Des höchsten Vaters gehen,
      
 Und dir, dem Er mich anvertraut,
      
 Als eine wohlgeschmückte Braut
      
 An deiner Seite stehen.