Emanuel Geibel
Vermischte Gedichte
Emanuel Geibel

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O fühl's an meines Herzens Schlage,
Wenn du mich schweigend an dich drückst,
Wie du mit jedem neuen Tage,
Geliebte, höher mich beglückst.

Ach, seit in holdem Selbstvergessen
Der Lippe Zagheit dir zerrann,
Nun lern' ich selig erst ermessen,
Welch Kleinod ich an dir gewann.

In deines Herzens lauterm Grunde
Erschließt sich mir die reichste Welt;
Hinunter lausch' ich Stund' um Stunde
Wie in ein wehend Lilienfeld.

Du willst nur lieben, glauben, ahnen;
Und doch, mit diesem stillen Sinn
Auf des Gedankens kühnsten Bahnen
Wie fest und sicher wallst du hin!

Oft staun' ich, wie dein klar Gemüte
Der Dinge tiefste Tiefen mißt –
Und bliebst doch ganz ein Kind voll Güte,
Und ahnst es nie, wie reich du bist.


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