Henry Fielding
Die Geschichte des Tom Jones / Theil VI
Henry Fielding

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Erstes Kapitel.

Abschied von dem Leser.

Wir sind nun, lieber Leser, an der letzten Station unserer langen Reise angekommen. Da wir eine so lange Zeit mit einander gewandert sind, so wollen wir handeln wie Reisegefährten in einem Postwagen, die mehrere Tage bei einander waren und trotz kleinen Animositäten, die unterwegs vorgekommen sein mögen, doch zuletzt meist sich aussöhnen und zum letzten Male heiter und gut gelaunt in den Wagen steigen, da, nach dieser letzten Station, wie es bei jenen Reisenden meist der Fall ist, wir einander vielleicht nie wieder sehen. Da ich einmal diesen Vergleich gebraucht habe, so erlaube man mir, ihn noch ein wenig auszudehnen. Ich habe also die Absicht, in diesem letzten Buche die erwähnte gute Gesellschaft auf ihrer letzten Fahrt nachzuahmen. Bekanntlich werden zu dieser Zeit alle Späße und alle Neckereien bei Seite gelegt; welche Rolle auch einer der Reisenden des Scherzes wegen unterwegs gespielt haben mag, jeder fällt aus der seinigen und die Unterhaltung ist meist ernst.

In gleicher Weise will ich den Scherz einstellen, wenn 54 ich mir einen solchen im Verlaufe dieses Werkes bisweilen zur Unterhaltung erlaubt habe. Die große Stoffmenge, welche ich in diesem Buche werde zusammendrängen müssen, wird keinen Raum für jene spaßhaften Bemerkungen übrig lassen, die ich sonst wohl gemacht habe und die Dir, lieber Leser, vielleicht bisweilen den Schlaf verscheuchten, der Dich zu beschleichen begann. In diesem letzten Buche wirst Du nichts oder doch sehr wenig dieser Art finden; alles wird einfache Erzählung sein und wenn Du die vielen Ereignisse erfahren, welche dieses Buch bringen wird, glaubst Du vielleicht, die Seitenzahl desselben reiche kaum hin, die Geschichte zu erzählen.

Und nun, lieber Freund, benutze ich diese Gelegenheit (da sich mir keine andere darbieten wird), Dir von Herzen alles Glück zu wünschen. Bin ich Dir ein unterhaltender Gesellschafter gewesen, so kann ich versichern, daß ich dies zu sein wünschte. Manches, was gesagt wurde, hat vielleicht Dich oder Deine Freunde verletzt, aber ich erkläre feierlich, daß ich weder auf Dich noch auf sie zielte. Ich zweifle nicht, daß man Dir unter andern von mir auch gesagt haben wird, Du hättest mit einem sehr leichtfertigen Menschen zu reisen; aber wer dies auch sagte, er that mir Unrecht. Niemand verachtet und verabscheut die Leichtfertigkeit mehr als ich und Niemand aus bessern Gründen, denn Niemand ist leichtfertiger behandelt worden.


 << zurück weiter >>