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XXIII.
Fortsetzung. – Die Brüder der christlichen Liebe. – Die Hospitaliter. – Theatiner, Lazaristen, die Reuerinnen etc.

Alle diese, meist für Kranke, Liederliche, Arme und Pilger gestifteten Orden enthalten für unsern Stoff wenig Abwechslung. In dem einen wurde stärker, in dem andern sanfter flagellirt. Strenge waren die Strafen der erstaufgezählten und mit den seltsamsten Beschimpfungen verbunden. An Blöcken, Schellen und Ketten fehlte es in den Gefängnissen nicht. Apostaten mußten ganz nackend im Konvent erscheinen und eine Hand voll Ruthen selbst darreichen, womit sie gepeitscht wurden; gewöhnliche Vergehen wurden durch Disciplin auf den entblößten Rücken geahndet. Bei den Theatinern und Theatinerinnen geisselte man fast gar nicht; dagegen bezeugte der von Cäsar de Bus gegründete großen Eifer darin; de Bus selbst in solchem Grade, daß das Blut in seinem Zimmer rann.

Der berühmte Vincenz von Paula ward, nachdem er als Bedienter im Hause des Generalinspektors der Galeeren die Zuneigung der Frau von Gondy und die Leitung ihrer Seele sich erworben, jedoch plötzlich dasselbe verlassen hatte, Urheber der Lazaristen. Auch er führte eine Reihe der strengsten Pönitenzen in seinem Institute ein.

Zwei Orden, die den Franziskanern unterworfen waren, von der unbefleckten Empfängniß und von der Verkündigung Mariä, hatten interessante Damen zu Stifterinnen; jene die Gräfin Beatrix von Portalegre, diese die Königin Johanna, Ludwigs XI. Tochter. Erstere, ein Fräulein von hoher Schönheit, war auf Befehl der eifersüchtigen Königin Elisabeth, Gemahlin Johannes II. von Kastilien, eingesperrt und geistig und körperlich einige Zeit mißhandelt worden. Nach ihrer Befreiung widmete sie sich dem Klosterleben. Der Kardinal Ximenes nahm sich ihrer an und verschaffte ihr eine tüchtige Regel. Johanna von Valois, von Ludwig XII. verschmäht, übte sich mit zehen jungen Frauenzimmern, die sie zu ähnlichem Zwecke gewonnen, in der Ascetik. Obgleich sie denselben eine Superiorin gegeben, so führte sie doch die oberste Leitung fort, betete, wachte, fastete mit ihnen und züchtigte sie wie eine fromme Mutter jeden Abend, nachdem sie ihre Sünden bekannt, mit Geisselungen. Johanna pflegte mehr als einmal zu sagen: in den Zellen ihrer Jungfrauen wünschte sie vier Heilige vereint: den heil. Benedikt, die heil. Radegunde, den heil. Franziskus und St. Petrus; unter ersterem verstand sie das härene Hemd, unter der zweiten die dreifache Geissel mit den fünf spitzigen silbernen Nägeln, unter dem dritten die Freitags-Geissel, unter dem vierten die Einsamkeit und die Bußthränen.

Der Maria-Magdalenen-Orden, der Reuerinnen zur Bekehrung von Unzüchtigen hatte einen humanen Zweck; man kann leicht denken, mit welcher Strenge hier die Bußübungen vorgenommen, mit welcher die gröberen Vergehen erst bestraft wurden. Die Flagellationen bildeten das tägliche Brod; die Superiorinnen waren nicht ausgenommen. Etwas heiterer sah es in den Regeln der Hospitaliterinnen bei dem Hôtel de Dieu zu Paris aus; aber Ruthe und Geissel fehlten auch hier nicht.


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