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Kotofetsy und Mahaka und die Frau des Andriambahoaka

Aus Madagaskar

Andriambahoaka hatte auf seinen Reisfeldern zu arbeiten. Kotofetsy und Mahaka, die vorübergingen, baten ihn um Arbeit.

»Geht und laßt euch von meiner Frau Spaten geben,« sagte ihnen der Pächter.

Sie begaben sich in das bezeichnete Haus und sagten zur Frau:

»Madame, Andriambahoaka schickt uns, Ihr sollt uns hundert Piaster geben.«

»Geht zum Teufel,« erwiderte die Frau, »ihr lügt.«

»Wie,« entgegneten die andern, »ihr zweifelt an unserer Wahrhaftigkeit; so kommt mit uns, Andriambahoaka wird euch unsere Worte bestätigen.«

Sie gingen zusammen, und auf der Türschwelle angekommen riefen Kotofetsy und Mahaka dem Pächter zu:

»Sie will sie uns nicht geben; sie will sie uns nicht geben.«

»Gib sie ihnen,« rief Andriambahoaka zu seiner Frau.

»Seht Ihr, Madame,« sagten die beiden Gauner, »wir haben nicht gelogen.«

Sie gingen wieder ins Haus. Die Frau gab ihnen die hundert Piaster.

Als die Arbeiter auf den Hof zurückkehrten, um zu frühstücken, sagte die Frau voller Wut zu ihrem Mann:

»Warum hast du mir aufgetragen diesen beiden Männern hundert Piaster zu geben?«

»Ich?« entgegnete Andriambahoaka. »Das habe ich dir doch niemals gesagt. Meinst du, ich sei toll? Diese wilden Hunde haben dich hereingelegt.«

Voller Wut ließ der Mann Kotofetsy und Mahaka einfangen und in eine Matte einnähen. Man wollte sie in einem Sumpf ertränken.

»Laßt sie nur hier am Ufer liegen,« sagten die Arbeiter zum Pächter; »nach dem Frühstück werden wir sie ersäufen.«

Während der Mahlzeit kam ein altes Weib, das ein verirrtes Lämmchen suchte, bei der Matte vorbei und jammerte: »Wo ist mein kleines Lämmchen, wo ist mein kleines Lämmchen?«

Kotofetsy und Mahaka, die das hörten, riefen: »Bäh! Bäh!«

»Mein armes Lämmchen,« sagte die Alte, »hat man dich in eine Matte eingenäht?«

Sie öffnete den Sack. Kotofetsy und Mahaka stiegen heraus, ergriffen die Alte und setzen sie an ihre Stelle.

Als ihr Mahl beendet, ließen Andriambahoaka und seine Leute den Sack ins Wasser rollen. Da ertönt eine Stimme aus der Matte:

»Ich bin es ja gar nicht, ich bin es ja gar nicht!«

»Hört nicht auf sie, sagte Andriambahoaka. Sie ahmen die Stimme eines alten Weibes nach, um zu versuchen, frei zu kommen.«

Und die arme Alte in der Matte wurde in den Sumpf geworfen und ertrank.


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