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Hasenlist

Woloffen in Mittelafrika

Einst nahte sich der Hase, der das allerboshafteste Geschöpf auf Erden ist, dem Throne des Schöpfers und bat, der Herr möge ihn noch ein wenig geriebener machen. »Geh, geh!« rief der Schöpfer, um sich des zudringlichen Bettlers zu entledigen; »erst fülle deine Kalabasse einmal mit lebendigen Sperlingen.«

Der Hase ging und setzte sich sinnend am Ufer einer Quelle nieder. Der Tag neigte sich seinem Ende zu, die Sonne ging unter; siehe, da kamen alle die Vögel herbei, um sich nach der großen Hitze, die am Tage geherrscht, und während der sie sich verborgen gehalten hatten, zu erfrischen. Die Sperlinge waren lustig und munter, sangen und sprangen und löschten ihren Durst mit dem frischen Quellwasser. Der Hase denkt bei sich: »Nun ists Zeit!« springt auf und murmelt halblaut vor sich hin: »Ja – nein – nein – und doch – o nein, verzeiht – nie und nimmer – es geht nicht – es ist unmöglich – und doch? – o!«

Verwundert fragen ihn die Sperlinge, was er denn meine? Er gibt zur Antwort, er wolle gar zu gern wissen, ob alle Sperlinge in seiner Kalabasse Platz hätten. »Gewiß,« war die Antwort der Vögel, »wir sind ja so klein!« Damit schlüpfte eins nach dem andern in die Kalabasse des Hasen. Schnell setzt dieser den Deckel auf und eilt mit seiner Beute zum Thron des Schöpfers. Der aber sagte: »Wollte ich deinen Verstand noch vermehren, so würdest du ja die Welt umkehren. Geh!«


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