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Wie Kotofetsy und Mahaka einen reichen Mann betrogen

Aus Madagaskar

Kotofetsy und Mahaka bekleideten eines Tages eine Wildkatze mit Hahnenfedern und setzten sie in einen Korb. Darauf begaben sie sich zu einem Mann, von dem sie wußten, daß er sehr reich sei. Sie kamen abends bei ihm an. Man beeilte sich, sie ins Haus zu lassen; dann begrüßte sie der Hausherr:

»Was habt ihr denn in eurem Korb?«

»Einen Hahn des Königs,« erwiderten sie, »wir sind beauftragt, ihn Euch zuzuführen. Das ist der Grund unserer Reise.«

Der reiche Hausherr, von Ehrfurcht vor den Gesandten des Königs erfaßt, ließ ihnen ein Abendessen auftragen und wies ihnen dann ein Nachtlager an. Ehe sie sich schlafen legten, fragten die beiden Schelme den Hausherrn, ob er auch nicht etwa irgendein Tier im Hause habe, das den Hahn des Königs fressen könnte. Er erwiderte, es sei nichts zu fürchten, und alle Welt schlief ein. Um Mitternacht ließen Kotofetsy und Mahaka die Wildkatze aus dem Korb. Das in Freiheit gesetzte Tier begann sofort das ganze Haus zu durchlaufen und kletterte zum Dachfirst hinauf, um eine Öffnung zu suchen, durch die es entfliehen könnte. Sein Hin und Her machten viel Lärm.

»Herr,« sagten Kotofetsy und Mahaka, »hört Ihr das Geräusch? Sicherlich frißt einer den Hahn des Königs. Macht Licht, damit wir sehen, was vorgeht.«

Kaum leuchtete die Flamme, so erblickte man die große Wildkatze und verstreut auf dem Fußboden die Hahnenfedern.

»Seht,« sagten Kotofetsy und Mahaka, »Eure Wildkatze hat den Hahn gefressen, den der König so geliebt hat. Wir werden Euch vor den König führen, damit er Euch eine gehörige Strafe erteilt. Eure böse Absicht in der ganzen Sache ist offenbar, und Ihr habt gelogen, als Ihr sagtet, der königliche Hahn sei hier in Sicherheit. Vorwärts, Ihr müßt mit vor den König.«

»Ich weiß wirklich nicht,« sagt der Mann zitternd, »wie die Wildkatze zu mir hereingekommen ist, und ebenso wenig, wie diese Federn zu mir herein kommen.«

»Ihr versteift Euch darauf, Euer Verbrechen zu leugnen,« entgegneten Kotofetsy und Mahaka, »aber böse Absicht läßt sich durchaus nicht leugnen. Wir werden Euch also fesseln und Euch vor den König führen, der ganz verzweifelt sein wird, seinen Hahn verloren zu haben.«

Der Mann bekam immer mehr Angst.

»Liebe Herren,« sagt er, »nehmt diese zehn Piaster und sagt dem König nichts.«

»Nein, nein,« erwiderten die andern, »wir wagen nicht unser Leben für zehn Piaster.«

Da bot er ihnen zwanzig Piaster; aber durch Weigerung und Drohung erreichten die beiden Schelme, daß er bis auf hundert Piaster hinauf ging, die sie annahmen und freudig davontrugen.


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