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Siebenundsechszigstes Capitel.
Er lauert am Ufer.


Um die Zeit, als die beiden Compagnacci an ihr Geschäft gingen, ging noch ein anderer Mann, an der andern Seite des Arno, in das kalte graue Dämmerlicht hinaus. Sein Gewerbe konnte anscheinend mit dem ihrigen nichts gemein haben; er schritt dem Ufer des Flusses zu nach einem Ort, der, obgleich er innerhalb der Stadtmauern lag, gänzlich unbebaut war, und der durch die Magazine und Speicher, welche in geringer Entfernung ihre Rückseite dem Wasser zukehrten, nur um desto verborgener und vereinsamter erschien. Eine dort befindliche, abschüssige Fläche, von hohem Grase und Schilf besetzt, wurde noch dumpfiger durch breite Siele, welche sich hier und da in den Arno entleerten.

Die Siele und die Einsamkeit lockten diesen Mann an, sich in das Gras zu setzen und sich über das Wasser zu neigen, welches schnell in den, von Kanälen durchschnittenen Abhang neben ihm herniederschoß; denn eines dieser freundlichen Bächlein hatte ihm einst ein großes Stück Brot und mehr als einmal eine rohe Mohrrübe und Apfelschalen zugeführt. Es war der Mühe werth, auf solche glückliche Zufälle an einem Orte zu warten, wo Niemand zu sehen war, und oft kam er in seiner unruhigen Schlaflosigkeit vor Tagesanbruch hierher; es konnte ihn einen Tag lang vor der Nothwendigkeit retten, stumm bettelnd auf einer Kirchentreppe oder am Wege außerhalb der Porta San Frediano zu sitzen.

Denn Baldassarre haßte das Betteln so sehr, daß er vielleicht lieber gestorben wäre, als selbst zu diesem stummen Flehen seine Zuflucht zu nehmen, wenn nicht ein Grund vorhanden gewesen wäre, daß er zu leben wünschte. Es war nicht mehr eine Hoffnung, sondern nur die Möglichkeit, welche sich an jede Idee, die sich des Geistes vollkommen bemächtigt hat, anklammert – jene Möglichkeit, welche das Weib antreibt, an der Küste auf das Schiff zu warten, welches einen lieben Gegenstand an Bord hatte, obgleich alle Nachbarn wissen, daß das Schiff schon vor langen Jahren Schiffbruch gelitten hat. Nachdem er aus dem Klosterhospital gekommen war, wo die Mönche von San Miniato sich seiner, so lange er hülflos gewesen war, angenommen hatten, nachdem er vergeblich auf das Weib, die ihm helfen sollte, gewartet und angefangen hatte zu glauben, daß sie an der Pest gestorben sei, welche den ganzen Raum, seit dem Abend, als er sie verließ, erfüllte, war er unfähig gewesen, irgend ein Mittel zu erdenken, wie die geheiligte Rache durch seinen Arm vollstreckt werden könne. Sein Messer war fort, und er war zu schwach an Körper, um ein zweites mit seiner Hände Arbeit zu verdienen, zu schwach an Geist, um, selbst wenn er das Messer gehabt hätte, dazu zu thun, daß es seinen Zweck erfülle. Er war ein zerstörter, verwirrter, verlassener alter Mann, und dennoch wünschte er zu leben; er wartete auf etwas, von dem er kein klares Bewußtsein hatte; etwas Dunkles, Gestaltloses, das ihn erschreckte und seinen Puls zu höheren Schlägen antrieb, wie jenes unbekannte Etwas, nach dem wir uns umschauen, wenn wir vom Schlafe auffahren, obgleich weder eine Stimme, noch eine Berührung uns erweckt hat. Baldassarre wünschte zu leben, deshalb kroch er hinaus in das Morgengrauen, und setzte sich in das hohe Gras, und beobachtete die Gewässer, die ein unbestimmtes Versprechen in sich bargen.

Indessen waren die Compagnacci bei ihrem Werke thätig. Die furchtbaren bewaffneten Banden, ihrem eigenen Willen überlassen, hatten sich, ohne daß die verlegene, wo nicht gar mit ihnen einverstandene Signoria sie hinderte, in zwei Schaaren getheilt, die bald aus verschiedenen Wegen dem Arno zueilten, die kleinere Abtheilung nach der Rubaconte-Brücke, die größere nach dem Ponte vecchio; bei beiden aber waren dieselben Worte als Losung von Mund zu Mund gegangen, und fast jeder Mann von ihnen wußte, daß er nach der Via de' Bardi marschire, um dort ein Haus zu plündern. Wenn er keinen andern Grund wußte, konnte er da einen besseren verlangen?

Die bewaffneten Compagnacci wußten etwas mehr; denn ein kurzes Commandowort fliegt rasch, und die Führer der beiden Ströme des Pöbelhaufens waren vollkommen davon unterrichtet, daß sie sich vor einem bestimmten, gegen das östliche Ende der Via de' Bardi gelegenen Hause treffen sollten, dessen Herr wahrscheinlich im Bette sein und in seinem Morgenschlafe überfallen werden würde.

Der Herr dieses Hauses war aber weder im Bette, noch schlafend; er war die ganze Nacht nicht im Bett gewesen. Denn Tito's Unruhe, Florenz zu verlassen, war durch die Begebenheiten des vorhergehenden Tages erhöht worden. Untersuchungen mußten erfolgen, bei denen man sich wahrscheinlich an ihn wenden würde, so daß seine Abreise einen Aufschub zu erleiden hätte, und er hatte eine bange Ahnung, daß jeder Verschub ihm Gefahr bringen könne. Die Falschheit war glücklich und kräftig geworden, hatte aber das Zwillingsleben »Furcht« in ihrer Brust genährt. Er trug sein Panzerhemd nicht mehr, denn er fürchtete Baldassarre nicht länger, aber von der Leiche dieser todten Furcht hatte sich ein Geist erhoben – die nie sterbende Gewohnheit der Furcht. Er fühlte, daß er nicht sicher sein würde, bis er aus diesem wilden, unruhigen Florenz fort wäre, und jetzt war er bereit zu gehen. Maso sollte sein Haus dem neuen Einwohner überliefern, seine Pferde und Maulthiere erwarteten ihn in San Gallo.

Tessa und die Kinder waren für diese Nacht in dem Borgo außerhalb des Thores einquartirt und sollten sich bereit halten, die Maulthiere zu besteigen und ihn zu treffen. Er stieg die steinernen Stufen in den Hof hinab, ging durch den großen Thorweg, nicht derselbe Tito, aber doch eben so glänzend wie am Tage, da er zuerst dieses Haus betrat und den Fehler beging, sich in Romola zu verlieben. Dem Fehler war jetzt abgeholfen, das alte Leben war abgethan und sollte nun bald hinter ihm liegen.

Er wandte sich raschen Schrittes nach der Piazza dei Mozzi um, über die Rubacontebrücke zu gehen, aber unterweges schlugen gewisse Töne an sein Ohr, die Ursache waren, daß er umdrehte und noch eiliger in der entgegengesetzten Richtung fortschritt. Kam der Pöbel nach Oltrarno? Es war dies eine große Unannehmlichkeit, denn er hätte lieber den einsamen Weg gewählt. Er mußte jetzt über den Ponte vecchio gehen, und widerwärtige Empfindungen machten, daß er den Mantel dichter um sich zog und in der größten Eile vorwärts schritt. Es war Niemand da, der ihn in diesem fahlen Morgengrauen sehen konnte. Ehe er aber das Ende der Via de' Bardi erreichte, drangen ähnliche Töne und zwar dieses Mal lauter und näher als vorher, zu seinen Ohren. Hatte er sich vorher getäuscht? Der Volkshaufe mußte über den Ponte vecchio kommen. Auf's Neue kehrte er von Furcht, die stärker war als Ueberlegung, getrieben, um, aber nur um zu gewahren, daß der Haufe jetzt wirklich von dem andern Ende in die Straße einbog. Er zog es vor, nicht nach seinem Hause zurückzukehren, denn keinesfalls würden sie ihn persönlich angreifen. Freilich trug er einige Kostbarkeiten an sich, und bei einem Volkshaufen ist Alles möglich, nur nicht Vernunft und Ordnung. Aber die Nothwendigkeit schafft Muth. Er ging nach dem Ponte vecchio zu, während das Gestampfe und Tosen verworrener Stimmen vor ihm so laut ward, daß er das Lärmen hinter sich nicht mehr hörte.

Denn er hatte das Ende der Straße erreicht, und der von der Brücke herwogende Schwarm traf ihn an der Ecke und sperrte ihm den Weg. Er hatte keine Zeit, sich über einen plötzlichen gellen Schrei zu wundern, als er sich auch schon, und zwar zuerst nicht von einem unbewaffneten Pöbelhaufen, sondern von bewaffneten Compagnacci umringt sah. Seine nächste Empfindung war, daß seine Mütze herabfiel und daß er gewaltsam mitten zwischen die Volksschaar, längs des engen Wegs auf der Brücke, hineingestoßen wurde. Dann vernahm er die Rufe: »Ein Piagnone! Ein Medicäer! – werft ihn über die Brücke!«

Sein Mantel wurde mit so kräftigen Griffen gezerrt, daß er erwürgt wäre, hätte die Spange nicht nachgelassen. Dann griff man nach seiner Gürteltasche; inzwischen wurde er fortwährend gezerrt – gedrängt; der Griff nach seiner Tasche mißlang und dieselbe hing noch immer an seiner Seite. Schreien, Heulen und unsinniges Fluchen klang betäubend vor seinen Ohren und fand ein Echo selbst unter Denen, die ihn noch gar nicht sehen konnten, sondern nur wußten, daß es galt einen Menschen zu beschimpfen. Tito's größte Angst war, daß er zu Boden geschlagen und unter die Füße getreten werden möchte ehe er die offenen Bögen, welche den Mittelpunkt der Brücke überragen, erreicht hatte. Noch eine Hoffnung gab es für ihn, daß sie ihn über das Geländer werfen würden, ehe sie ihn verwundet oder durch Schlagen entkräftet hätten, und seine ganze Seele war von der einen Hoffnung und ihrem schreckensvollen Gegensatz eingenommen.

Ja, jetzt waren sie bei den Bögen angelangt. In diesem Augenblicke hatte Tito, mit blutleerem Antlitz und weitgeöffneten Augen, eine jener rettenden Eingebungen, wie sie dem Menschen in der höchsten Noth kommen. Mit einer plötzlichen verzweifelten Anstrengung sprengte er die Spange seines Gürtels, warf diesen nebst der daran hängenden Tasche in einen eine Elle weiten freien Raum nach der Brüstung zu von sich, indem er mit gellender Stimme schrie:

»Da sind Diamanten! Da ist Gold!«

Im nächsten Augenblick war er freigelassen und Alles warf sich auf die Gürteltasche. Mit einem verzweifelten Sprunge war er auf dem Brückengeländer; wie ein Blitz stürzte er sich hinunter, und die Wellen des dunklen Flusses tief unten schlugen rauschend über ihm zusammen.

Dies war der einzige Ausweg, der ihm zur Rettung geblieben war, und der Ausweg war gut. Schon einmal hatte er das Leben durch sein fertiges Schwimmen gerettet, und als er jetzt nach dem langen Untertauchen wieder über Wasser erschien, fühlte er sich gerettet. Er griff mit aller Kraft seiner jugendlichen Mannheit aus, und der Strom stand ihm darin bei. Wenn er nur noch unter der Brücke alla Carrara hindurchzuschwimmen vermochte, so konnte er in einem abgelegenen Stadttheile, vielleicht sogar bei San Gallo an's Land kommen. Noch lag die Lebenshoffnung vor ihm, und der dumme, dort oben auf der Brücke heulende und schreiende Pöbel glaubte gewiß, daß er ertrunken sei.

Und so dachten sie auch. Ueber die Brüstung weg den dunklen Strom entlang blickend konnten sie das fernab treibende schwarze Haar und die sammetnen Tunikaärmel nicht bemerken.

Nur von der andern Seite her konnte man ein bleiches olivenfarbiges Antlitz weiß über den schwarzen Wassern auftauchen sehen, ein Antlitz; welches selbst Gleichgültigen auffallen mußte mit seiner hohen, breiten Stirn, den langen, tief gewölbten Augenbrauen und den großen, glänzenden, achatähnlichen Augen. Das Antlitz glitt den schwarzen Strom entlang mit zitternden schwellenden Nasenflügeln, und die blauen Adern an den Schläfen hoch aufgelaufen. Eine Brücke war hinter ihm, die Brücke der Santa Trinita. Sollte er es wagen, jetzt an's Land zu schwimmen, statt sich auf seine Kraft zu verlassen? Nein! Er hörte oder glaubte zu hören das Geschrei und Geheul, das hinter ihm her erschallte. Die Angst vor seinen Mitmenschen überwog die vor dem unbestimmten Zufall, und er schwamm keuchend und kämpfend weiter. Er war nicht so kräftig, als wenn er die Nacht schlafend zugebracht hätte.

Noch schwamm er auch unter der nächsten Brücke – es war die letzte – fort. Er wußte es; aber bei diesem Aufruhr seines Blutes konnte er nur undeutlich fühlen, daß er gerettet war und an's Ufer schwimmen konnte, aber wo? Der Strom hatte ihn eine Strecke fortgetrieben, er wußte kaum wo er war, und die Erschöpfung brachte jenen träumerischen Zustand, welcher der Bewußtlosigkeit vorangeht.

Aber Augen, alte, in der Ferne starke Augen erspähten ihn. Baldassarre, der mit leerem Blick von seinem Suchen in dem kleinen Bache, der ihm nichts zuführte, aufsah, gewahrte einen weißen Gegenstand den breiteren Theil des Stromes herabtreiben. War das vielleicht ein Glückswurf für ihn? Er blickte immer angestrengter hin, bis der Gegenstand eine Gestalt gewann. Dann beugte er sich, plötzlich auffahrend, während er so dasaß zwischen den hohen Halmen, vornüber, und seine Augen schienen von einem neuen Lichte erfüllt. Und doch that er nichts, als daß er regungslos aufmerkte.Es sollte ihm gewiß etwas zugeführt werden.

Im nächsten Augenblick trieb der Körper eines Menschen, etwa zwei Ellen von ihm entfernt, heftig in das Gras; er sprang vorwärts wie ein Panther, die sammetne Tunika packend, indem er vorüber auf den Körper stürzte und mit seinen Augen das Gesicht des Mannes anstierte.

Todt – war er todt? Die Augen waren starr. Aber nein, es konnte nicht sein – die ewige Gerechtigkeit hatte ihn hierhergebracht. Schon manches Mal schienen Menschen todt zu sein, und das Leben kehrte dennoch zurück. Baldassarre war in diesem Augenblick nichts weniger als kraftlos. Er hatte mit seinen langen Fingern den Rücken der Tunika fest gefaßt, während er auf einem Knie neben dem Körper lag und dessen Züge beobachtete. Eine wilde Hoffnung lebte in seinem Herzen, aber sie war mit Furcht gemischt. Nur in seinen Augen loderte noch Wildheit, die langsam glimmenden Reste des Lebens in ihm schienen in Flammen aufzulohen.

Noch immer starr. Diese Augen mit den halb geschlossenen Augenlidern waren gegen die Rache versperrt. Konnte er denn todt sein? Und nichts, nur die Zeit zu messen; sie schien lang genug, daß Hoffnung zu Verzweiflung gerinnen konnte.

Endlich zuckten die Augenlider wirklich; die Augen blickten nicht mehr starr. Ein zitterndes Licht leuchtete in ihnen auf – sie öffneten sich weit.

»Ja, ja! Du siehst mich – Du erkennst mich!«

Tito erkannte ihn auch, nur wußte er nicht, ob es Leben oder Tod war, was ihn in die Nähe seines mißhandelten Vaters gebracht hatte. Vielleicht war es der Tod, und den Tod konnte dieses kalte Düster mit dem Antlitz der scheußlichen Vergangenheit bedeuten, die ihn stets anstierte.

Baldassarre's einzige Furcht war, daß die jugendlichen Glieder ihm entwischen konnten. Er preßte seine Knöchel gegen den runden Hals und kniete mit aller Kraft, die seinem alten Körper zu Gebote stand, auf Tito's Brust. Jetzt durfte der Tod kommen!

Wieder bewachte er das Antlitz, und als die Augen von neuem starr waren, wagte er es nicht, daran zu glauben. Er wollte seine Beute nicht eher fahren lassen, bis Jemand käme und sie fände. Die Gerechtigkeit mußte einen Zeugen schicken und dann wollte er, Baldassarre, erklären, daß er diesen Verräther, dem er einst ein Vater gewesen war, getödtet hatte. Vielleicht würde man ihm jetzt glauben, dann würde er mit dem Ringen der Gerechtigkeit auf Erden sich zufrieden geben, dann wünschte er zu sterben, diesen Körper fest haltend, und dem Verräther bis zur Hölle zu folgen, um ihn auch dort noch nicht loszugeben.

Und so kniete er und so drückte er seine Knöchel gegen den runden Hals, ohne dem Anscheine des Todes zu trauen, bis das Licht heller wurde und er nicht länger zu knieen vermochte. Dann setzte er sich auf die Leiche, noch immer den Rücken der Tunika festhaltend. Aber die Stunden verflogen und kein Zeuge kam. Kein Auge bemerkte aus der Ferne die beiden menschlichen Gestalten in dem hohen Grase am Ufer. Florenz war mit wichtigeren Dingen und den Vorbereitungen zu einem größeren Trauerspiele beschäftigt.

Nicht lange nachdem diese beiden Körper im Grase lagen, wurde Savonarola auf die Folter gespannt und schrie in seiner Todespein: »Ich will bekennen!«

Erst als die Sonne tief im Westen stand, kam ein von einem frommen grauen Ochsen gezogener Wagen an den grasbewachsenen Uferrand, und als der Mann, der den Wagen lenkte, sich bückte, um die runden, dort zum Wegfahren aufgehäuften Steine fortzunehmen, entdeckte er einen erschreckenden Gegenstand im Grase. Der Greis war vornüber gefallen, und seine todte Hand hielt das Gewand des Anderen fest. Es war nicht möglich, sie auseinander zu bringen; es war also rathsamer, sie in den Wagen zu legen und sie, wie sie waren, nach der großen Piazza zu fahren, damit dem Rathe der Acht die nöthige Anzeige gemacht werde.

Als der Wagen durch die belebten Straßen fuhr, bildete sich ein immer größer werdendes Geleit um diese seltsame Last. Eine Zeit lang erkannte Niemand die Leichen, denn das Gesicht des Alten lag vorwärts über dem auf diese Weise halbverdeckten jugendlichen Gesicht. Ehe sie aber weiter gefahren wurden, hatte man sie erkannt.

»Ich kenne den alten Mann,« bezeugte Piero di Cosimo, »ich malte einst seine Figur. Es ist der Gefangene, der Tito Melema auf den Stufen des Domes packte.«

»Es ist vielleicht derselbe alte Mann, der in meinem Park bei einer Abendmahlzeit erschien,« bemerkte Bernardo Rucellai, einer der Achte, »ich hatte seiner ganz vergessen, ich glaubte, er sei im Gefängniß gestorben. Jetzt ist es zu spät, die Wahrheit zu erfahren.«

Wer kann seinen Finger auf die That der Gerechtigkeit legen und sagen: ist sie hier? Die Gerechtigkeit ist wie das Reich Gottes; es ist nicht außer uns als eine Thatsache, sondern in uns als ein tiefes Sehnen.



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