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Achtunddreißigstes Capitel.
Die schwarzen Zeichen werden magisch.


Die Reise Tito's nach Rom, welche so manche Schwierigkeiten für Romola's Entfernung aus dem Wege geräumt hatte, war ganz urplötzlich am Abende vor derselben, bei einer Abendmahlzeit beschlossen worden.

Tito hatte sich mit den angenehmsten Erwartungen zu diesem Abendmahle begeben. Es war vorauszusehen, daß die Speisen delicat, die Weine ausgesucht, und die Gäste auserlesen sein würden; denn der Ort der Zusammenkunft war der Rucelai'sche Park, und der Wirth Bernardo Rucellai war der Prototyp eines florentinischen Großen. Sogar sein Familienname hatte eine symbolische Bedeutung; wörtlich genommen erinnert er uns an ein kleines Moos, gewöhnlich orcella oder roccella Das Felsenkraut oder der Alpenschwamm, Alpenpilz. – D. Uebers. genannt, das auf den Felsen der griechischen und der kanarischen Inseln wächst, und welches, wenn es eine bedeutende Quantität Licht in seine zarten Stängel und Knospen aufgenommen hat, dasselbe unter gewissen Umständen in einer purpurrothen, dem Auge sehr angenehmen Farbe wiedergibt. Ein Kaufmann, der etwa hundert Jahre vor den Lebzeiten unseres Bernardo das merkwürdige Geheimniß dieser, oricello genannten Farbe aus der Levante nach Florenz brachte, erwarb damit für sich und seine Nachkommen großen Reichthum und den scherzhaft bedeutungsvollen Beinamen: Oricellari oder Roccellari, der in toskanischem Munde sich bald in Rucellai, umwandelte. Und unser Bernardo, der vor allen Uebrigen auf diesem purpurnen Hintergrund hervortrat, hatte dem Familiennamen alle Arten von Auszeichnungen hinzugefügt; er hatte die Schwester Lorenzo's de' Medici geheirathet und die glänzendste Hochzeit gehabt, so lange die Florentiner Tapezierer denken konnten. Wegen dieser und anderer Verdienste war er als Gesandter nach Frankreich und Venedig geschickt und zum Gonfaloniere ernannt worden. Er hatte sich nicht nur einen schönen Palast gebaut, sondern auch die Façade von schwarzem und weißem Marmor an der Kirche Santa Maria Novella vollendet; er hatte einen Garten mit seltenen Bäumen bepflanzt, und denselben zu einem klassischen Boden gemacht, indem daselbst die Zusammenkünfte der platonischen Akademie, die durch den Tod Lorenzo's verwaist war, abgehalten wurden. Er hatte ein vortreffliches gelehrtes Werk neuer topographischer Art über das alte Rom verfaßt, Alterthümer gesammelt und schrieb das reinste Latein. Der einfachste Bericht über ihn liest sich, wie man sieht, gleichsam wie eine rühmende Grabschrift, an deren Schluß die griechischen und ausonischen Musen angefleht werden konnten: sich das Haar zu zerraufen, und die Natur: keinen zweiten Versuch anzustellen, so viele Tugenden in einem Einzelnen zusammenzuhäufen.

Seine Einladung wurde Tito durch Lorenzo Tornabuoni überbracht, und zwar mit einem Nachdruck, welcher der Vermuthung Raum gab, daß der Gegenstand der Versammlung ein politischer sei, selbst wenn die öffentlichen Fragen der Zeit weniger alle Geister in Anspruch genommen hätten. Wie die Sachen standen, war Tito überzeugt, daß irgendwelche Parteizwecke durch den vortrefflichen Wohlgeruch geschmorter Fische und alter griechischer Weine gefördert werden sollten; denn Bernardo Rucellai war nicht nur eine einflußreiche Persönlichkeit, sondern auch einer der auserwählten Zwanzig, die während dreier Wochen die Zügel der Regierung von Florenz in Händen gehalten hatten. Diese Ueberzeugung war es, die Tito in die heiterste Laune versetzte, während er den Weg nach der Via della Scala, wo der klassische Park sich befand, einschlug; denn sonst möchte er doch einige Besorgniß gehabt haben, daß die hohe Gesellschaft, die er die Ehre haben sollte dort anzutreffen, eben so langweilig als auserlesen sein könne. Er hatte nämlich mehren langweiligen Abendmahlzeiten sogar in Rucellai's Park beigewohnt, besonders einigen der sehr langweiligen philosophischen Gattung, bei denen er nicht nur aufgefordert wurde, einen ganzen Plan des Universums anzunehmen (was ihm sehr leicht geworden wäre), sondern auch eine Auseinandersetzung desselben mit anzuhören, vom Ursprung der Dinge an bis zu ihrer vollständigen Entwickelung in dem Tractat des über die Sache redenden Philosophen.

Es war ein dunkler Abend, und nur wenn Tito am Licht einer, hier und da vor einen Bilde der heiligen Jungfrau hängenden Lampe vorbeiging, traten die Umrisse seiner Figur so deutlich hervor, daß man sie erkennen konnte. In diesem Augenblicke würde Jemand, der sein Vorübergehen vor einem dieser Lichter beobachtet hätte, entdeckt haben, daß der schlanke und anmuthige, in seinen Mantel gehüllte Mann von einer Gestalt, die in ihrer plumpen und ältlichen Haltung sehr von ihm abstach, und mit einer Sergetunika und einem Filzhut bekleidet war, beständig verfolgt wurde. Dieses Zusammentreffen hätte auch zufällig sein können, da um diese Zeit viele Leute über die Straße gingen. Als aber Tito am Thore von Rucellai's Park stehen blieb, stand auch die ihn verfolgende Gestalt still. Der Sportello oder die kleine Thür im Thore wurde schon von einem Diener offen gehalten, der, indem er auf eine Anfrage antwortete, den Eingang noch nicht hinter dem zuletzt angekommenen Gaste geschlossen hatte, und Tito trat rasch ein, indem er dem Diener seinen Namen nannte, und zwischen dem immergrünen, wie Metall im Fackellicht glänzenden Gebüsche hindurchschritt. Sein Verfolger trat gleichfalls ein.

»Euer Name?« fragte der Diener.

»Baldassarre Calvo,« antwortete Jener ohne Zaudern.

»Ihr seid kein eingeladener Gast, denn diese sind alle schon herein.«

»Ich gehöre zu Tito Melema, der eben hineingegangen ist, und ich soll hier im Park auf ihn warten.«

Der Diener bedachte sich: »Aber ich habe Befehl, nur Gäste hereinzulassen. Seid Ihr ein Diener des Messer Tito?«

»Nein, mein Freund, ich bin kein Diener; ich bin ein Gelehrter.«

Es giebt Leute, denen Ihr nur in einem Tone ruhiger Zuversichtlichkeit zu sagen braucht: »ich bin ein Büffel,« und sie werden Euch ohne Weiteres durchlassen. Der Thürsteher machte sogleich Platz; Baldassarre trat ein und hörte die Thüre hinter sich zuschließen und zuriegeln, während er gleichfalls zwischen den hellschimmernden Gebüschen verschwand.

Diese raschen und entschlossenen Antworten zeugten von einem großen Wechsel in Baldassarre, seitdem er Tito zuletzt gegenüber stand, als der Dolch in seiner Hand zersplitterte. Der Wechsel hatte sich auf eine beunruhigende Art gezeigt.

In dem Augenblick, als Tito's Schatten vor dem Schuppen vorüberglitt, indem er nach Hause zurückkehrte, saß Baldassarre in jenem Zustande von Nachbeben da, den Jeder kennt, welcher heftigen Ausbrüchen von Leidenschaften unterworfen ist, einem Zustande, in dem körperliche Mattigkeit zuweilen von einer besondern Klarheit der Gedanken begleitet ist, als ob dieses Freiwerden von Aufregung einen Feuerbroden vertrieben und eine Klarheit hinterlassen hätte. Er fühlte sich noch unfähig, jetzt aufzustehen und sich zu entfernen; seine Glieder schienen erstarrt, er war kalt und seine Hände zitterten. In dieser körperlichen Hülflosigkeit umgaben ihn nicht etwa verschwindende Schatten und das gewöhnliche Dunkel, sondern die lichten Bilder der Vergangenheit; er durchlebte noch einmal das ununterbrochene Leben, welches eine lange Vorbereitung auf den bittern Nachgeschmack schien. Einige Minuten lang war er zu sehr in diese Bilder vertieft, als daß er über die Thatsache, daß er sie sah, nachgedacht, und diese Thatsache als eine Veränderung bemerkt hätte. Als diese plötzliche Klarheit aber in's Weite gezogen und endlich bei dem eben erlebten Auftritte angekommen war, fühlte er vollkommen deutlich, wo er sich befand, er besann sich auf Monna Lisa und Tessa. Also er war jener geheimnißvolle Ehemann, er der noch ein Weib in der Via de' Bardi hatte. Es war an der Zeit, den zerbrochenen Dolch aufzunehmen, zu gehen und keine Spur von sich zurückzulassen; denn seine Schwäche zu verbergen, schien ihm das Einzige zu sein, was er noch thun konnte, und was wie Kraft aussah. Er beugte sich, um die Bruchstücke des Dolches aufzuheben, und wandte sich dann nach dem Buche zu, welches offen neben ihm lag. Es war ein schönes großes Manuscript, ein einzelner Band des Pausanias. Das Mondlicht fiel gerade darauf und er konnte die großen Buchstaben an dem oberen Ende der Seite:

ME??HNIKA. KB'.

sehen.

In früheren Zeiten war er im Pausanias sehr bewandert gewesen, dennoch hatte er vor einigen Stunden diese Seite hoffnungslos angestarrt und sie hatte nicht mehr Sinn für ihn, als ob die Buchstaben schwarze Wetterzeichen an einer Mauer gewesen wären, aber in diesem Augenblicke waren sie wieder die magischen Zeichen, welche eine Welt herauf beschworen. Dieser auf die Buchstaben fallende Strahl des Mondes hatte ihm Messenia und dessen Kämpfe gegen das spartanische Joch in's Gedächtniß zurückgerufen. Er nahm das Buch vom Boden, aber die Beleuchtung war zu matt, als daß er dabei hätte weiterlesen können. Allein er kannte das Capitel, er las mit dem inneren Auge, er sah im Geiste vor sich, wie der Verräther Aristokrates vom gesammten Volke gesteinigt wurde, welches ihn über die Gränzen schaffte, damit er dort unbeerdigt liegen bleibe, und eine Säule mit Versen darauf errichtete, welche verkündete, wie endlich die Zeit Gerechtigkeit an dem Ungerechten geübt hatte. Die Worte stiegen vor seinem Geiste auf und erweckten unzählige Klänge der Erinnerung. Er vergaß sein Alter und hätte beinahe vor Freuden aufgejauchzt. Das Licht, diese Mutter des Wissens und der Freude, war wiedergekehrt. Bei dieser freudigen Empfindung bekamen seine Glieder ihre Kraft wieder, er sprang, seinen zerbrochenen Dolch und das Buch in der Hand haltend, empor und ging hinaus in das helle Mondenlicht. Es war draußen eine schneidend kalte Luft, aber Baldassarre empfand keine Kälte, sondern nur die Wärme der sich selbstbewußten Kraft. Er ging umher und stand auf jedem freien Platze still, er sah hinab auf die, im Dunkel unter ihren dunklen Hütern: den Bergen, schlafende Stadt mit ihren Dornen und Thürmen, er sah auf den fahlen Glanz des Flusses, auf das zwischen den schneeigen Bergspitzen sich verlierende Thal, und fühlte sich als Herrn aller dieser Gegenstände. Diese Empfindung der Geistesherrschaft, welche uns Allen in Augenblicken besonderer Hellsichtigkeit eigen ist, war in ihm durch die langen Tage und Nächte, in denen das Gedächtniß wenig mehr als das Bewußtsein der Vergangenheit gewesen war, noch bedeutend erhöht worden. Diese Stadt, welche ein wüstes Labyrinth gewesen war, wurde jetzt zu einem Stoffe, den er für seine Pläne gebrauchen konnte, sein Geist sah durch ihre Angelegenheiten nur hellaufleuchtende Muthmaßungen. Er war wieder der Mann, der Städte kannte, dessen inneres Sehvermögen mit großer Erfahrung begabt war, und der das lebendige Entzücken fühlte, alle diese Dinge wieder im Bereich der Sprache zu haben. Namen! Bilder! sein Geist durchflog seinen Reichthum ohne Rast, wie Jemand, dem eine große Erbschaft zufällt.

Hinter diesem ganzen stürmischen Eifer lag aber ein Endzweck in Baldassarre's Empfindung, wie eine dunkle Gottheit in ihrem innersten Heiligthum welche nur vergessen schien, während man noch ihre Hekatombe zum Opfern bereitete. Als der erste Triumph der Gewißheit wieder erlangter Kraft vorbei war, richtete er alle seine Gedanken auf Tito. Jetzt konnte ihm diese schöne, glatte Viper nicht entschlüpfen; das Herz, welches nie in Zärtlichkeit für Andere bebte, hatte seine empfindlichen, egoistischen Fibern, die der scharfen Spitze der Angst zugänglich waren; der Geist, welcher sich vor keinem Recht beugte, beugte sich vor dem großen Gebieter aller Sterblichen – vor der Pein.

Jetzt vermochte er es, in alle Geheimnisse von Tito's Leben einzudringen; einige derselben kannte er bereits, und der verfehlte Dolchstoß, welcher ein Mißlingen schien, war der Anfang des Vollendens gewesen. Zweifelsohne hatte dieser plötzliche Wuthausbruch das Hinderniß, welches seinen Geist zu ersticken drohte, beseitigt. Schon zu zweien Malen war sein Gedächtniß durch eine jähe Aufregung theilweise wiedergekehrt, das eine Mal, als er sich gegen einen tollen Hund wehren mußte, und dann als er, von den Wellen überspült, einen Felsen erklimmen mußte um sich zu retten.

Wie aber, wenn nun auch jetzt wie damals das Licht wieder verblich und die trübe, selbstgefühlte Leere zurückkehrte? Diesmal war das Licht heller und anhaltender, welche Sicherheit hatte er aber, daß nicht schon vor dem nächsten Morgen der düstere Nebel ihn wieder umhüllen würde? Tiefe Furcht schon schien ihm der Anfang von Geistesschwäche; er dachte mit Schrecken daran, daß dieses fieberhafte Nachtwachen auf der Anhöhe, welches seine Kräfte erschöpfte, die Ursache eines desto schnelleren Rückfalls sein könne, und nachdem er sich besorgt nach einem geschützten Plätzchen umsah, um auszuruhen, schlüpfte er endlich in einen Haufen warmen Gartenstrohs, und so entschlummerte er.

Als er seine Augen wieder öffnete, war es heller Tag. Die ersten Augenblicke seines Erwachens waren voll seltsamer Verwirrung. Er war ein Mann mit doppeltem Wesen, zu welchem war er erwacht? zu dem Wesen mit trüben Empfindungen, die einer traurigen Erbschaft gefallener Größe glichen? oder zu dem Wesen wieder erlangter Kraft? Sicherlich zu letzterem, denn die Begebenheiten der verwichenen Nacht kehrten ihm alle wieder in's Gedächtniß zurück: das Wiederkennen der Seite im Pausanias, das massenhafte Auftauchen von Sachen und Namen, der plötzliche weite Ueberblick, welcher ihm ein Moment gewährt hatte, gleich jenem der Mänade in dem herrlichen Staunen bei ihrem frühen Erwachen auf dem Gipfel des Berges. Er nahm das Buch wieder vor, las und erinnerte sich des Inhalts ohne zu lesen. Er sah einen Namen, und die Bilder der Thaten erhoben sich zugleich in seinem Geist; er sah die Erwähnung einer That, und verband damit den Namen. Es fanden sich Erzählungen von nicht zu sühnenden Verbrechen, aber auch von solchen, die mit Erfolg gekrönt erschienen, von Zufluchtsstätten für schnellfüßige Missethäter; die Gemeinheit erschien gewappnet und das Schwert der Gerechtigkeit zersplitterte an ihr. Also wie? wenn das Schlechte überall sonst triumphirte, wenn es alle Güter der Erde aufspeichern konnte und sich sogar der Schlüssel zur Hölle bemeistert hatte, so konnte er doch nie über den Haß, den es erregte, triumphiren; er konnte keine größere Folter ersinnen, als die, sein Lächeln ertragen zu müssen. Baldassarre fühlte die unzerstörbare unabhängige Gewalt einer mächtigen Bewegung, welche keine Schrecken kennt und nach keinen Gründen fragt, sondern selbst ein ewiglohender Grund ist, der jedes andere Begehren verzehrt. Und als jetzt im hellen Lichte des Morgens die Gewißheit erwachte, daß die seinen Fibern der Gedankenverbindungen noch thätig waren, und daß sein wiedererlangtes Ich noch gegenwärtig war, bestand seine ganze Freude in der Hoffnung auf Rache.

Von dieser Zeit an bis zu dem Abend, an welchem wir ihn den Park Rucellai's haben betreten sehen, hatte er sich unschlüssig aber vorsichtig nach Tito's Lage und allen seinen Verhältnissen erkundigt, und es verstrich fast kein Tag, an welchem er ihm nicht überallhin zu folgen suchte. Er wollte Tito aber nicht vor der Zeit beunruhigen, sondern den Augenblick abwarten, wenn der verhaßte Günstling des blinden Glücks auf dem Gipfel vertrauensvoller Behaglichkeit angekommen war, inmitten der angesehenen Männer, von deren Gunst sein Geschick abhing. Es war keine Wiederzahlung oder Wiederanerkennung, die er für sich selbst beanspruchte und wonach seine ganze Seele lechzte, er wollte nur die schärfste Spitze der Schmach und Schande finden, um einen lächelnden Egoisten zu durchbohren, er suchte die gewaltigste Angst, die Jenem in's innerste Mark dringen sollte. Er war mit einem harten Lager und ärmlich beschränkten Lebensunterhalt zufrieden; er hungerte und durstete nach nichts Ausgesuchtem, als nach einer ausgesuchten Rache. Er hatte es vermieden, sich an irgend Jemanden zu wenden, von dem er glaubte, daß er mit Tito befreundet sein könne, damit dieser nicht beunruhigt und entweder zur Flucht veranlaßt oder zu einem andern Gegenmittel, wie eine in die Enge getriebene Klugheit an die Hand geben mochte, getrieben würde. Deshalb hatte er niemals Nello's Laden besucht, weil, wie er merkte, Tito dort verkehrte, und hatte es stets vermieden, Piero di Cosimo zu begegnen.

Die Möglichkeit einer Vereitlung seiner Pläne stachelte seinen Wunsch, daß die große Gelegenheit, die er aufsuchte, nicht verzögert werde, noch mehr an. Dieser Eifer wurde auch noch dadurch erhöht, daß er fürchtete, sein Gedächtnis möge ihn wieder verlassen. War es nun wegen des aufregenden Vorhandenseins dieser Befürchtung, oder aus einer andern Ursache, – genug er hatte zweimal eine Art geistigen Schwindels empfunden, bei welchem sein innerer Sinn oder die Einbildungskraft die klare Gestalt der Dinge zu verlieren schien. Einmal hatte er den Versuch gemacht, in den alten Palast und in ein Sessionszimmer zu gelangen, wo Tito sich befand, aber dieser Versuch war ihm mißlungen. Aber heute Abend fühlte er, daß die Gelegenheit gekommen war.



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