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Siebzehntes Kapitel.
Die Geschichte der Papiere

Als Trafford nach Millbank zurückkehrte, war er von ernsterer Beunruhigung erfaßt als je zuvor in seinem Beruf. Und nachdem er noch schnell den Bericht seines Gehilfen, den er als Beobachter in Millbank zurückgelassen, angehört hatte, machte er sich sogleich auf den Weg nach dem Parlinschen Hause. Als er Mrs. Parlin erblickte, sah er, daß der Kummer der letzten wenigen Wochen tiefe Falten in ihr Gesicht gegraben hatte. Wohl war sie im Leben reich an Sorgen gewesen, doch Wings tragischer Tod hatte anscheinend den letzten Rest von Lebensfreude in ihr vernichtet.

Trafford ging mit fieberhafter Ungeduld zu Werke, und die Hast, mit der er sprach, ließ seinen Drang nach einem befriedigenden Resultat erkennen.

»Mrs. Parlin,« begann er, sobald er sie formell begrüßt hatte, »können Sie mir etwas über den sogenannten Skandal der Reihe 16 mitteilen und über die Papiere, die sich hierauf bezogen?«

Zu seiner Überraschung wurde Mrs. Parlin bei dieser Frage totenbleich und schien einer Ohnmacht nahe. Und wenn sie sich auch sofort mit ihrer gewöhnlichen Willensstärke ermannte, so kehrte die Farbe doch nicht in ihr Gesicht zurück.

»Nichts,« erwiderte sie. »Dies ist eine Sache, über die ich nicht reden kann. Sie können, Sie dürfen mich nicht dadurch martern, daß Sie es von mir verlangen.«

»Ich möchte Ihnen nur höchst ungern Pein bereiten,« sagte er etwas ruhiger, »aber es ist meine Pflicht, darauf zu bestehen, und wie ich glaube, Ihre Pflicht, meiner Bitte zu willfahren. Unsre ganze Nachforschung nach dem Mörder Wings hängt von Ihrer Antwort ab.«

»Oh, ist das noch einmal heraufgezogen zu unserm Fluch und Verderben? Ist das noch einmal über uns gekommen?« schrie sie, die Hände ringend. »Das ertrag' ich nicht! Das ist zu viel für mich.«

Trafford war erstaunt über ihre wachsende Erregung und halb geneigt, zu weiteren Fragen vorzugehen; doch dahinter rührte sich in ihm eine Scheu vor – er wußte selbst nicht, was – eine Scheu, die ihn veranlaßte, seine Ungeduld zu bezähmen.

»Es ist heraufgezogen, und wir können uns dessen nicht mehr erwehren. Jene Papiere bildeten den Anlaß zur Ermordung Wings.«

»Jene Papiere,« wiederholte sie mit offenem Munde, die Lippen kaum bewegend, »jene Papiere! Aber ich hatte sie doch so gut versteckt, niemand wußte, wo sie sich befanden. Auch Theodor wußte nichts von ihrem Vorhandensein.«

Trafford stand wie vom Donner gerührt da.

»Sie haben die Papiere versteckt?« rief er aus. »Sie – Sie? Und ich hörte, sie wären gestohlen worden? Aber wie – wie konnten Sie sie verstecken?«

»Ja,« sagte sie im Ton eines getadelten Kindes, das einen Fehler eingesteht, »sie waren auch gestohlen. Ich stahl sie!«

Als Trafford diese Eröffnung vernahm, glaubte er, die Gewalt über seinen Kopf zu verlieren. Sie hatte die Papiere gestohlen, an denen ihr Gatte lange Monate hindurch gearbeitet und auf die er die Hoffnung gesetzt hatte, daß sie ihm einen Ruf verschaffen würden, der über die Grenzen des Staates hinausgehen und sein Leben überdauern würde. Sie war der Dieb? Sie selbst hatte durch diese Tat seinen Tod beschleunigt und ihm sein Leben bis zum letzten Augenblick verbittert?! Das konnte nicht möglich sein!

»Hören Sie, Mrs. Parlin,« sagte er leise, »das können Sie nicht gemeint haben. Ich spreche von den Papieren, die etwa fünf Jahre vor dem Tode Ihres Mannes aus seinem Pult gestohlen wurden, und das waren Papiere, die sich auf die Staatliche Ländereiverwaltung und die Grundstücke der Reihe 16 bezogen. Papiere, welche einige Männer des Staates und einer Partei in hohem Maße belasteten. Die Namen zu nennen, erlassen Sie mir wohl.«

Sie nickte zu allen seinen Erklärungen, und als er endigte, sagte sie: »Ja, gerade diese Papiere meine ich. Ich stahl sie aus seinem Pult und versteckte sie. Zuerst wollte ich sie vernichten, aber dann fiel mir ein, daß sie vielleicht später einmal von Nutzen sein konnten, wenn sie nicht mehr so gefährlich waren, und so verbarg ich sie.«

»An welchem Orte denn?«

»Zuerst im Dachgeschoß, dann im Keller und schließlich zwischen den Steinen des Kamins im Wohnzimmer.«

»Dann müssen sie also noch dort sein, und es wäre eine Kleinigkeit, sie zu finden.«

Zehn Minuten genügten, um die Steine des Kamins zu entfernen und den Versteckplatz bloßzulegen – eine kleine Höhlung, die man in früheren Zeiten als Versteck angelegt hatte.

Mrs. Parlin blickte hinein – das Versteck war leer.

»Sie sind fort!« rief sie aus.

»Ja,« sagte Trafford, indem er ruhig die Steine wieder einsetzte und dann die Witwe in die Bibliothek führte, wo sie gegen Lauscher sicherer waren, »die Papiere sind fort. Mr. Wing hat sie gefunden und es, um Ihnen jede Unruhe zu ersparen, unterlassen, Sie davon in Kenntnis zu setzen. Und diese Papiere haben ihm den Tod gebracht.«

Als Mrs. Parlin ruhiger geworden war, machte sich Trafford an die Aufgabe, alle Einzelheiten über jene Affäre aus ihr herauszuziehen. Erst ließ er sie in ihrer eigenen Weise reden, später stellte er Fragen, um den Zusammenhang zu vervollständigen. Der Inhalt des Ganzen war etwa folgender:

Vor ungefähr zwanzig Jahren machte ihr Gatte bei der Prüfung einer Urkunde der Staatlichen Ländereiverwaltung die Entdeckung, daß bei einer wichtigen Eintragung ein Fehler gemacht worden war. Er stand bereits im Begriff, die Berichtigung des Fehlers zu veranlassen, als eine genauere Prüfung ihn davon überzeugte, daß hier nicht ein gewöhnlicher Fehler, sondern eine sehr sorgfältig ausgeführte Fälschung vorlag, durch die ein Anspruch auf die damals außerordentlich im Werte steigenden Landstücke eingeschmuggelt wurde. Er begann nun behutsam, aber entschieden vorzugehen, und bekam nach und nach eine Anzahl Dokumente zusammen, durch die eine ganze Reihe von Fälschungen an den Tag gelegt wurden, die sich auf gewaltige, dem Staat gehörende Landstücke bezogen.

Natürlich war es unmöglich, diese Untersuchungen geheim zu halten, besonders als sie so weit vorgeschritten waren, daß in jedem verdächtigen Fall den Vorteil der Fälschung entweder die Matthewsons oder die Hunters hatten. Mr. Matthewson war damals bereits Gouverneur, aber man erinnerte sich sehr wohl, daß er früher an der Spitze der Staatlichen Ländereiverwaltung gestanden hatte und sein finanzieller Wohlstand von jener Zeit her datierte.

Ein neugieriger Berichterstatter, der Wind davon bekommen hatte, daß etwas im Gange war, wandte sich an Henry Matthewson um nähere Auskunft und gab ihm die Winke, die er erhalten hatte, weiter. Da wurde ihm indessen schleunigst ein sehr einträglicher Posten in einer westlichen Stadt übertragen und auf diese Weise der Druck der Geschichte verhindert. Die Matthewsons aber waren von dieser Zeit an auf ihrer Hut. Ein paar Monate später brach im Archivzimmer der Staatlichen Ländereiverwaltung ein Feuer aus, durch das viele wertvolle Urkunden vernichtet wurden. Dieses Ereignis fand nicht weiter sonderliche Beachtung, denn die Presse hatte schon wiederholt auf die bestehende Gefahr hingewiesen und beschränkte sich nun darauf, auszurufen: Wir haben's ja gleich gesagt!

Was aber den Leuten – außer Richter Parlin und vielleicht einigen Bureaubeamten – nicht bekannt war, das war der Umstand, daß durch dieses Feuer nur gerade diejenigen Bücher vernichtet worden waren, von denen der Beweis für die begangenen Fälschungen abhing. Und als gewisse Bemerkungen, die Richter Parlin unvorsichtigerweise fallen ließ, Tatsachen enthüllten, aus denen sich jener Skandal ergab, da konnten die von den politischen Gegnern der Matthewsons offen gegen diese gerichteten Beschuldigungen nur auf Grund der Papiere, die Richter Parlin in den Händen hatte, bewiesen werden; die Bücher mit den Originaleintragungen waren bei dem Feuer vernichtet worden.

Dies war der Skandal der Reihe 16 in seiner ursprünglichen Form.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Richter Parlin seine Gattin nicht ins Vertrauen gezogen, aber als die Angelegenheit mehr und mehr in die Öffentlichkeit drang, hielt er es für angebracht, sie in seine Kenntnisse einzuweihen, zumal ihm der Verdacht aufgestiegen war, daß seine Gegner vor nichts, selbst vor einem Morde nicht, zurückschrecken würden, um die Wahrheit zu verbergen. Eine von ihm unvorsichtigerweise in dieser Richtung gemachte Äußerung machte sie zuerst ängstlich und ihre Beunruhigung steigerte sich zu Angst und Schrecken, wenn sie die Drohungen, die von Zeit zu Zeit gegen den Richter ausgesprochen wurden, vernahm.

»Er aber lachte über sie alle,« erzählte sie, als sie von den Drohungen sprach, »wie es so der Männer Art ist. Ein Weib dagegen sitzt währenddessen und grübelt und quält sich, weil sie nicht zu handeln vermag. In der Stille der Nacht hörte ich Fußschritte draußen auf dem Platz – oder ich glaubte vielmehr, von der Angst gepeinigt, sie zu vernehmen. Wenn er in Norridgewock Gerichtssitzung hatte und nach Eintritt der Dunkelheit heimkehren wollte, dann saß ich und zitterte, bis ich ihn glücklich in meinen Armen hielt und wußte, daß er wieder einmal dem Unheil entronnen war. Wenn spät des Abends noch die Glocke ertönte, dann wollte ich, daß er mich an seiner Stelle Rede und Antwort geben ließ, bis ich schließlich in einen solchen Zustand nervöser Erregung geraten war, daß ich nur mit Schaudern daran zu denken vermag. Und daß er sich so mutig zeigte und keinen Augenblick lang Furcht empfand, machte es noch schlimmer. Es fuhr mir kalt durch das Herz, wenn er über die Drohungen lachte, und meine Angst um ihn sagte mir, daß die Gefahr, über die er spottete, so wirklich lebte und lauerte, daß sie eines Tages über ihn hereinbrechen und ihn zerschmettern müßte. Die Liebe eines Weibes vermag manche Dinge zu erkennen, die das Gehirn eines Mannes nicht erfassen kann!«

In einer Hinsicht aber schien der Richter diesen Drohungen doch Bedeutung beizulegen; sie veranlaßten ihn, über die Papiere sorgfältig zu wachen und sie an einem Ort zu verwahren, wo sie niemand zu erreichen vermochte. Bevor er diesen Entschluß ausführte, war Mrs. Parlin so unruhig geworden, daß sie ihren Gatten anflehte, die ganze Sache fallen zu lassen, die Papiere zu vernichten und ihre Vernichtung den Interessenten bekannt zu geben, damit diese keinen Grund zu weiteren Nachstellungen hätten. Aber hier fand sie ihn unbeugsam, und ihre Angst erreichte schließlich eine solche Höhe, daß sie sich entschloß, selbst die Papiere zu entwenden und zu vernichten.

Es dauerte einige Zeit, bis sie fähig war, diesen Entschluß in die Tat umzusetzen, und während dieser Wartefrist grenzte ihre Angst bereits an Wahnsinn. Schließlich tat sie unter dem Eindruck einer neuen, besonders scharfen Drohung den verzweifelten Schritt und – wie es bei Schritten der Verzweiflung immer ist – hatte Erfolg. Sie nahm die Papiere aus dem Pult ihres Gatten fast unter dessen Augen. Das Bewußtsein freilich, sein Vertrauen zu ihr getäuscht zu haben, bereitete ihr um so größere Pein, als sie sah, daß ihm niemals ein Argwohn gegen sie in den Sinn kam. Aber nun hatte sie die Papiere! Sie zu vernichten, dazu fehlte ihr wohl der Mut, auch sah sie ein, daß sie vielleicht später ihrem Gatten zum Schutz gereichen konnten. Aber sie verbarg sie an sicherer Stelle und hatte damit ihren Zweck erreicht.

Der Richter war wie gebrochen über den Verlust der Dokumente. Die Tatsachen, für die sie zeugten, waren bis in die Öffentlichkeit gedrungen; eine Zeitlang hielt sich der Skandal auf seiner Höhe, aber alle Beschuldigungen, die gegen die Matthewsons gerichtet wurden, ermangelten des Beweises, und das machte die Angegriffenen noch kühner im Leugnen. Dann wandte sich das öffentliche Interesse andern Ereignissen zu, bis es erst nach ein paar Jahren wieder auf dieselbe Sache gelenkt wurde, als Richter Parlin sich um die Stelle des obersten Staatsrichters bewarb und hier eine Niederlage erlitt, die er nicht lange überlebte.

»Wann aber,« fragte sie, »kann Theodor bloß die Papiere gefunden haben?«

»Oh, vor etwa zwei Jahren sollte ich meinen, vielleicht etwas früher. Wenigstens war es zu jener Zeit bekannt geworden, daß er sie gefunden hatte, denn sonst läßt sich das Aufbrechen und Durchsuchen seines Pultes nicht erklären. Von jener Zeit an trug er die Papiere immer bei sich, und die Beschuldigten, die seit dem Verlust Ihres Gatten und besonders seit seinem Tode Ruhe gehabt hatten, begannen wieder unruhig zu werden und zu Taten überzugehen.«

»Dann müssen es Matthewsons oder Hunters gewesen sein, die ihn ermordet haben,« rief sie unter dem Eindruck eines ihr plötzlich kommenden Gedankens aus.

»Der Schluß ist scheinbar nicht falsch,« erwiderte Trafford, »aber dennoch habe ich die Überzeugung gewinnen müssen, daß diese ihn nicht ermordeten und auch nicht wissen, wer es tat. Ich will damit nicht sagen, daß sie es zu guter Letzt nicht selbst getan haben würden, aber diesmal haben sie es wirklich nicht getan, und sie sind nicht bloß erstaunt, sondern sogar höchst beunruhigt über den geheimnisvollen Mord. Denn sie wissen gut, daß derjenige, der den Mord beging, auch die Papiere an sich nahm, und warten nun voller Unruhe, an welcher Stelle jetzt die Papiere wieder auftauchen werden.«

Mrs. Parlin hatte, während sie die Geschichte erzählte, ihre Selbstbeherrschung und Denkkraft wiedergewonnen, und sah ebenso klar wie Trafford ein, was eine solche Ungewißheit bedeutete.

»Aber wer kann es denn getan haben,« rief sie aus, »wenn sie nicht die Täter sind?«

»Irgend jemand, der davon Kenntnis besaß, daß die Papiere sich in seinen Händen befanden. Jemand, der den Wert dieser Dokumente kannte und Nervenstärke genug besaß, eine Affäre zu Ende zu führen, die sehr leicht an einer Stelle Schiffbruch erleiden konnte. Ich weiß schon seit langem, daß Mr. Wing an jenem Abend, nachdem Sie ihn verlassen, noch einen Besucher hatte, und daß dieser bis in die späte Nacht bei ihm blieb. Ich weiß ferner, im Gegensatz zu der allgemeinen Annahme, daß das Zimmer noch nach dem Morde betreten worden ist. Irgend jemand ist über die Leiche gestiegen, in das Zimmer eingetreten und hat die Papiere an sich genommen. Die Frage ist nun die: wer besitzt so viel Mut, um unter solchen Umständen einen Diebstahl zu begehen?«

Das Bild, das Trafford von dem Mörder und Diebe zeichnete, versetzte Mrs. Parlin, die durch ihr Bekenntnis schon genug gemartert war, in einen Zustand nervöser Erregung, der Trafford beängstigte. Zu spät erkannte der Detektiv, daß sie in solchem Zustande kaum einen sichern Hüter des Geheimnisses, das er ihr anvertraut hatte, bildete. Mit gerungenen Händen lief sie im Zimmer umher und peinigte sich immer wieder mit denselben Fragen: »Oh, warum habe ich die Papiere nicht verbrannt? Warum habe ich sie nicht vernichtet? Dann wäre wenigstens Theodor verschont geblieben; nun bin ich seine Mörderin!«

Es dauerte lange, bis Trafford sie so weit beruhigt hatte, daß er es wagen konnte, sie allein zu lassen. Doch zuvor warnte er sie noch und empfahl ihr, sich nur ja Selbstbeherrschung aufzulegen.

»Wir sind jetzt dabei, den letzten Streich zu führen,« sagte er. »Was noch zu tun ist, muß schnell und in aller Stille getan werden. Können Sie über diesen Gegenstand zwei Tage lang Stillschweigen bewahren?«

»Ich habe volle acht Jahre darüber geschwiegen,« sagte sie vorwurfsvoll, »seit ich meinen Mann vernichtet sah.«

Er zögerte noch, obwohl er fühlte, daß er kostbare Zeit verschwendete. Es war ihm, als stände er hier an sicherem Ort, während eine seltsame Furcht, die seinem Charakter und seinem Beruf gänzlich fremd war, ihn befiel. Er hatte dergleichen noch nie empfunden und hielt es für ein Vorzeichen kommenden Unheils. Auch sie schien einen ähnlichen Gedanken zu haben, denn als er sich schließlich zum Gehen wandte, rief sie ihm nach: »Bleiben Sie fortan nicht ohne Begleitung eines andern. Am besten ist es, Sie ziehen Mr. McManus zu Rate. Richter Parlin hatte volles Vertrauen zu ihm, und Theodor, glaube ich, auch. Sie werden sicherer sein, wenn jemand weiß, was Sie vorhaben. Sagen Sie ihm alles und halten Sie sich jemand zur Begleitung. Nehmen Sie Theodors Mörder gefangen und verbrennen Sie die Papiere, – damit nicht noch mehr Blut vergossen wird!«

»Ich werde mich an Mr. McManus wenden,« versicherte Trafford. »Er hat einen klaren Kopf und weiß immer Rat. Ich werde den Mörder Wings fassen und dem Unheil, das diese Papiere anrichten können, ein Ende setzen.«

Nichtsdestoweniger blieb das niederdrückende Gefühl einer drohenden Gefahr auf ihm lasten. Er zweifelte an sich selbst – hatte an sich gezweifelt von dem Augenblick an, da Matthewson versichert hatte, daß er hunderttausend Dollars für die Papiere geben wolle. Wenn er die Papiere fand, würde er dann die Festigkeit haben, ihn beim Wort zu nehmen? – Als er sich diese Frage vorlegte, wurde ihm bewußt, daß das Unbehagen, das ihn quälte, mehr aus dem Gefühl moralischer Selbsterniedrigung herrührte als aus einer Furcht vor körperlichem Unheil. Er wußte mit Bestimmtheit, daß, wenn er einmal in den Besitz der Papiere gelangt war, er diese an Matthewson verkaufen würde, und er haßte sich gleichzeitig darum, daß er dazu imstande war.

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