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Sechstes Kapitel.
Mrs. Matthewson und Trafford

Die Gattin des ehemaligen Gouverneurs Matthewson tat sich sowohl in kirchlichen wie überhaupt in allen wohltätigen Werken hervor, und bei dem diesjährigen Maifest der Kirche erwies sich die Verkaufsbude, der sie vorstand, als die anziehendste und rentabelste, wenn es auch manch andere gab, die mehr für jüngere Herren und größere Knaben den Mittelpunkt bildeten. Ermüdet von dem Treiben des Tages hatte sie sich in den kleinen hinter dem Hauptzelt liegenden Raum zurückgezogen und dort auf einem Lehnsessel Platz genommen. Sie war eine hochgewachsene Frau von gebieterischem Äußern. Das Bewußtsein ihrer Macht und ihre Fähigkeit, davon Gebrauch zu machen, verliehen ihrem Gesicht etwas Würdiges und Strenges; zudem hatte sie soeben ihr sechzigstes Lebensjahr vollendet.

Die Menge hielt sich hauptsächlich vor den Buden auf, nur hin und wieder schweifte einer nach den stilleren Winkeln ab, die von den Buden gebildet wurden. Zu diesen letzteren gehörten auch zwei Männer, ein kleiner von ziemlich unscheinbarem Äußern und ein großer von mehr imponierendem Aussehen, der sich indessen dem Kleinen gegenüber einer seltsamen Ehrerbietung befleißigte. Als die beiden wie zufällig einen Platz erreicht hatten, von dem aus sie die ruhende Frau beobachten konnten, ohne ihr selbst aufzufallen, sagte der Größere von ihnen: »Die öffentliche Meinung ist der Ansicht, daß das Dokument gefälscht sei.«

»So? Hat die öffentliche Meinung vielleicht auch ein Motiv herausgefunden?« Es klang fast wie Hohn.

»Nein, für das Verbrechen nicht; aber sie glaubt bestimmt, daß diese Frau niemals existiert hat.«

»Mich würde die öffentliche Meinung einfach für verrückt erklären oder für einen Lügner, wenn ich versicherte, daß diese Frau doch existiert hat und sogar noch existiert, ja, daß ich im Laufe eines Augenblicks meine Hand auf Theodor Wings Mutter legen könnte.«

Der andre lächelte.

»Man sollte fast meinen, Sie suchten sie hier in diesem Saal.«

»O, es hat sich schon Seltsameres ereignet als das,« erwiderte der andre, und dann schritten sie weiter.

Ob Mrs. Matthewson diese Unterhaltung gehört und verstanden hatte, war aus ihrem Benehmen nicht zu ersehen. Trafford, der sie scharf beobachtet hatte, fühlte sich etwas enttäuscht und bekam einen höheren Begriff von ihren Fähigkeiten. Erst als er sich langsam wieder der Menge zuwandte, glaubte er ein leises Hochziehen ihrer Augenbrauen und einen ihn prüfenden Blick der Mrs. Matthewson zu bemerken.

Als er gegangen war, wartete sie eine genügende Zeit ab, um nicht hastig zu erscheinen, erhob sich dann und schlenderte langsam in den vordern Teil der Halle, von wo ein beständiges Stimmengewirr herklang. Sie hatte im Laufe ihres Lebens zu viel Dinge erlebt, um vor etwas Furcht zu empfinden, aber anderseits war sie zu scharfsinnig, um eine erhaltene Warnung zu mißachten und ihrem Verhängnis entgegenzugehen. Sie wußte, daß sie eine Warnung erhalten hatte, daß jener Mann, der sie erteilt, bereit war, mit ihr zu kämpfen, sonst hätte er die Warnung nicht gegeben, und sie wußte, daß sich mit Kühnheit alles, auch das Schwerste, erreichen läßt. Nur müßiges Gerede, daran zweifelte sie nicht, konnte den Grund, auf dem ihr Gegner kämpfte, bilden.

Die öffentliche Meinung hatte allgemein die Urkunde als Fälschung aufgefaßt und lachte über die Plumpheit, mit der sie ausgeführt war. Aber es war klar, daß eine Zeit des Erwachens kommen mußte, wo man einsah, daß die Annahme der Fälschung die Lösung des Geheimnisses vereitelte, und dies würde dann der gefahrvolle Augenblick sein. Sie suchte unter der Menge ihren Sohn Charles heraus und ging, seinen Arm ergreifend, in den Erfrischungssaal.

»Du bist wohl recht müde, Mutter, nicht wahr?« sagte er. »Das glaube ich wohl. Selbst ein Mann von Eisen könnte das nicht aushalten!«

»Nein, allerdings nicht,« sagte sie, »mitunter ist ein feinerer Stoff vonnöten als Eisen. Dein Mann von Eisen bildet einen armseligen Vergleich für Kraft.«

»Beim heiligen Georg,« rief er, »ich wollte bloß, daß ich im Alter von sechzig noch so auf den Beinen sein könnte!«

»Aber, Charles, nennst du das Takt, in aller Öffentlichkeit von dem Alter einer Frau zu sprechen? Ich weiß, daß die Leute sehr wohl mein Alter kennen, aber …«

In diesem Augenblick schritt ein Mann an ihnen vorbei, um sich an einem Tisch außer Hörweite von ihnen niederzulassen. Er hatte beim Vorüberschreiten nicht nach ihnen hingesehen, und auch sie hatte ihn nicht betrachtet, aber dennoch fühlte sie seine Gegenwart. Zudem bemerkte sie, daß auch Charles ihn gesehen und erkannt hatte.

»Mir scheint, Charles,« fuhr sie in ihrer unterbrochenen Rede fort, »du hörst mir gar nicht recht zu. Du scheinst dich für jenen Mann dort drüben mehr zu interessieren.«

»So? Habe ich ihn wirklich beachtet?«

»Höchst eingehend sogar. Und ich begreife nicht, wo du deine Selbstkontrolle gelassen hast, daß du deine Aufmerksamkeit so offenkundig aller Welt zeigst.« – Sie fragte mit keinem Wort nach dem Manne selbst, sicher, daß er selbst alles, was er über diesen wußte, erzählen werde.

»Weißt du, wer jener Mann ist?« fragte ihr Sohn sie.

»Nein, in der Tat,« erwiderte sie, ihr Glas vor die Augen haltend, »ich hätte ihn nicht für einen Mann gehalten, von dem du deine Augen nicht lassen könntest. Ich vermag nichts Besonderes an ihm zu entdecken.«

»Es ist Trafford, der Detektiv. Er soll mit der Wingschen Mordsache betraut worden sein.«

»So?« sagte sie und hob ihr Glas wieder empor. »Dann ist man allerdings berechtigt, sich nach ihm umzusehen. Smart sieht er nicht gerade aus.«

»O, das ist eben sein Vorteil bei seinem Geschäft. Sähe er auch nur halb so smart aus, als er ist, dann sähe er für sein Amt schon zu smart aus, und wenn er in der Tat so dumm wäre, wie er aussieht, dann dürfte er wohl zu vernagelt sein, um den Spitzbuben auf die Spur zu kommen.«

»Und von dem hängt es ab, ob man den Mörder Wings ergreift?«

»Oh, der Mörder Wings,« mischte sich da ein Bekannter beim Vorübergehen in das Gespräch. »Ich begreife nicht, warum dieser verrückte Coroner nicht den Burschen da – den Oldman, oder wie er heißt, auf der Stelle verhaften ließ. Wenn der jetzt die Gelegenheit benutzt, sich auf und davon zu machen, dann wird sich der Coroner wohl interessieren für den Fall! Es ist ja ganz sonnenklar, daß er der Mörder ist. Denken Sie nicht auch, Mr. Matthewson?«

»Ich denke, es würde ein großes Unrecht sein, wenn solch ein Lustmörder straflos ausginge.«

»Ja,« fiel seine Mutter in gleichgültigem Tone ein, »aber das Motiv? Wurde er darum umgebracht, weil er ein illegitimer Sohn des Richters Parlin war?«

»Ach was, Mrs. Matthewson, an die Geschichte glaubt ja kein Mensch! Ich habe gehört, Richter Parlin sei der solideste und anständigste Mensch von der Welt gewesen. Der hätte sich mit solch einem Weibe, wie sie der Geschichte nach gewesen sein müßte, nicht eingelassen.«

Während dieser Reden hatte sich eine Menge um sie angesammelt, und trotz Charles Matthewsons Bemühungen, dem Gespräch eine andre Richtung zu geben, beharrte man bei der Erörterung des Mordes. Und zu seinem wachsenden Verdruß bemerkte Matthewson, daß Trafford sich einen näher gelegenen Tisch ausgesucht hatte, von wo er das Gespräch mit anhören konnte.

»Was für ein Mann müßte Richter Parlin gewesen sein, wenn die Geschichte wahr wäre?« fragte Mrs. Matthewson flüchtig hinwerfend.

»Nun ja, aber immerhin: ihm könnte man das noch nachsehen, er war damals noch ein junger Kerl, und ein berechnendes Weib vermag viel. Aber wie groß auch seine Schuld gewesen wäre, – sie – sie, das Weib, müßte ja geradezu abscheulich, ganz abscheulich gehandelt haben.«

»Sehr richtig. Aber wenn es solch ein Weib jemals wirklich gegeben hat, dann ist sie jedenfalls schon lange tot,« sagte Mrs. Matthewson, »und das Grab wollen wir ihr nicht mißgönnen.«

Charles wurde unruhig. Seine Mutter pflegte sonst nicht den Kopf zu verlieren, das wußte er, aber in diesem Augenblick war ihm ein Verdacht aufgestiegen, und er versuchte sie zur Seite zu ziehen. Indessen vergebens. Sie schien seine Bemühungen nicht zu bemerken und zeigte sich nicht abgeneigt, das Gespräch fortzusetzen.

»Wenn es nun aber gar nicht wahr ist,« mischte sich eine Dame in das Gespräch, die befürchtete, in Gegenwart der übermächtigen Mrs. Matthewson unbemerkt zu bleiben. »Mein Mann meinte, es ist eine Fälschung; aber was sollte den netten Mr. Wing veranlaßt haben, sich eine solche Geschichte auszudenken? Wissen Sie es, Mr. Matthewson?«

»Ich bitte sehr um Entschuldigung, daß ich mich jeder Meinungsäußerung enthalten muß,« sagte er. »Mordfälle und Fälschungen sind nicht mein Fach, und ich glaube nicht, daß meine Ansicht denselben Wert hätte, wie wenn ich Strafrichter oder Detektiv wäre.«

»Oh, Detektiv!« unterbrach ihn einer. »Was für eine garstige Sorte von Menschen müssen diese Detektivs sein! Ich bekomme eine Gänsehaut bei dem bloßen Gedanken, daß einer von ihnen jemals etwas mit mir zu tun haben könnte.«

»Na, dann dürfen Sie eben niemals als Mörder auftreten oder jemand erlauben, Sie zu ermorden. Das ist meines Wissens die einzige Art, sich die Bande vom Leibe zu halten.«

»Geh, Charles,« widersprach ihm seine Mutter, »da urteilst du zu hart. Solange wir Verbrecher haben, müssen wir auch Leute haben, die sie fangen. Sie sind nicht zu entbehren.«

»Aber wir brauchen sie nicht zu unsern Helden zu machen, wie es manche Leute tun,« erwiderte er, sich heimlich wundernd, daß seine Mutter derselben Meinung war wie er, »ich würde sie nicht in meine Gesellschaft hineinziehen, ebensowenig wie ich mich in die ihrige begeben würde.«

Mrs. Matthewson war sich nicht recht klar, warum sie an diesem Herabziehen des Detektivs eine grausame Freude empfand, aber sie fühlte sie und war zu stolz, die Tatsache zu leugnen.

Eine Stunde später hatte ihr Charles in den Wagen geholfen und sich auf ihre Bitte, die Familie während des übrigen Abends zu vertreten, wieder in den Saal begeben. Als sie im Wagen Platz genommen hatte, hörte sie neben sich in der Höhe ihres Ellbogens eine Stimme, die sagte: »Darf ich mir die Ehre geben, morgen bei Ihnen vorzusprechen?«

Sie wandte nicht den Kopf, als sie ihre Antwort zurückrief: »Wenn es durchaus sein muß.«

»Ich halte es für notwendig.«

»Gut, dann um halb elf.«

Sie brauchte sich nicht umzublicken, sie wußte, daß der Platz neben ihr jetzt leer war. Aber dennoch machte sie keine Bewegung, sondern trug eine aufrechte Haltung zur Schau, als habe sie sich bereits vor der Welt zu verteidigen.

Und ebenso war es am nächsten Morgen. Sie trat in ihr kleines Empfangszimmer mit einer Miene ein, als ob nur sie und nicht ihr Besuch Erklärungen zu verlangen habe, und er mit seiner Fähigkeit, sich Stimmungen und Bedingungen rasch anzupassen, willfahrte ihr nicht nur, sondern benahm sich auch voller Höflichkeit und Ehrerbietung.

»Ich glaube, ich brauche nicht zu erklären, wer ich bin und welcher Zweck mich herführt,« sagte er als Einleitung.

»Allerdings nicht,« erwiderte sie. »Sie sind Isaak Trafford, der Detektiv. Sie sind engagiert worden, den Mörder Theodor Wings ausfindig zu machen, und glauben nun, daß ich Ihnen irgendwelche Informationen erteilen könne, die Ihnen von Nutzen sein würden. Leider muß ich bekennen, daß dem nicht so ist. Ich beklage das begangene Verbrechen, wie ich ein jedes Verbrechen beklage, aber einen besonderen Stachel – der Person seines Opfers wegen – hat dieses Verbrechen nicht für mich.«

»Ich hatte es mir anders gedacht,« erwiderte Trafford einfach.

»Dann irrten Sie sich.«

»Aber den Inhalt des Dokuments, das Richter Parlin hinterlassen hat, haben Sie jedenfalls gelesen?«

»Den Inhalt des Dokuments, das er hinterlassen haben soll,« verbesserte sie ihn.

»Oh, das Dokument ist durchaus echt von Anfang bis zu Ende. Es besteht gar kein Zweifel, daß es von Richter Parlin herrührt, denn nur er und eine zweite Person haben damals die Wahrheit gekannt.«

»Welche zweite Person?« Die Frage klang ohne Erregung, und Trafford hätte aufstehen und ihr sein Kompliment machen mögen für ihre Selbstbeherrschung.

»Nun, Theodor Wings Mutter.«

»Ist die denn noch am Leben?«

»Sie ist am Leben,« erwiderte er, »und fühlt sich, wenn sie nicht etwa selbst an dieser kürzlichen Tragödie beteiligt ist, so sicher, als ob die Kenntnis der Wahrheit noch in ihrer Brust verschlossen wäre wie zu Lebzeiten des Richters. Sollte sie dagegen wirklich an dieser Tragödie beteiligt sein, dann dürfte allein dies und nicht der Umstand, daß noch ein andrer die Wahrheit kennen gelernt hat, sie aus ihrer Sicherheit reißen.«

Selbst in diesem ernsten Augenblick konnte sie nicht davon lassen, mit dem Gegenstand zu spielen.

»Meinen Sie, daß sie am Morde beteiligt sei?«

»Dessen bin ich nicht ganz sicher,« bekannte er offen. »Erst durch den Mord ist das Geheimnis an den Tag gekommen. Und ich kann keinen Beweggrund finden, aus dem sie sich an dieser Tragödie beteiligt haben sollte.«

»Ich bin der Ansicht, daß sie gar nichts damit zu tun hat,« sagte Mrs. Matthewson entschieden. »Wenn die ganze Geschichte auf Wahrheit beruht, dann kann sie ja natürlich keine Liebe für das Kind ihres Fehltritts übrig gehabt haben, aber deswegen können Sie unmöglich behaupten, daß sie des Mordes schuldig sein müsse – des grausamsten Mordes, den man sich vorstellen kann! Und wenn es wirklich in ihrem Vorteil gelegen haben sollte, den Mord zu versuchen, dann müßte das schon vor langer Zeit der Fall gewesen sein.«

»Daran habe ich auch gedacht,« erwiderte er. »Aber ist es nicht möglich, daß sich erst kürzlich etwas begeben hat, das sie beunruhigte und von der Notwendigkeit überzeugte, bis zum Äußersten vorzugehen?«

»Ich glaube nicht,« sagte sie, den Kopf mit einigem Stolz erhebend, »daß solch eine Frau sich leicht beunruhigen ließe. Sie würde das längst überwunden haben, ja, mehr noch, sie würde Verstand genug besitzen, um sich klar zu sein, daß durch nichts ihr Geheimnis so gefährdet werden könnte, als gerade durch ein Verbrechen dieser Art. Und diese Frau muß ja wohl Verstand besessen haben.«

»Das ohne Zweifel,« versicherte er, »ich bin sogar geneigt, sie für die fähigste Frau zu halten, die ich jemals getroffen habe.«

»So haben Sie sie also getroffen?« fragte sie.

»Ja,« sagte er, »ich habe sie getroffen.«

»Würden Sie mir gütigst den Eindruck beschreiben, den sie auf Sie machte? – ich meine mit Hinsicht auf ihre etwaige Beteiligung an dem Verbrechen. Meine Neugierde ist erwacht.«

»Mein Eindruck ist der, daß sie gegenwärtig eines solchen Verbrechens nicht fähig ist; doch ob sie dies auch früher nicht gewesen ist, dessen bin ich weniger sicher. Aber immerhin, jene Zeit ist vorbei. Ihr an Erfolgen reiches Leben hat ihren Verdruß von damals gemildert und das Gefühl der Sicherheit in ihr gestärkt. Dennoch glaube ich nicht, daß sie im Augenblick der Gefahr vor dem Äußersten zurückschrecken würde, wenngleich es schwer fallen dürfte, sie von der Gefahr zu überzeugen.«

»Ich halte Ihr Urteil für ganz zutreffend,« sagte sie. »Nun hörte ich aber auch gerne, was Sie über den Mann zu sagen wissen, der mit ihr die Kenntnis der Wahrheit teilt.«

»Soviel, daß er seine Kenntnis der Wahrheit nicht behaupten würde, wenn ihm nicht jede Einzelheit bekannt wäre und er nicht über jede Person, jedes Datum und jeden Ort, die mit der Affäre in Verbindung stehen, Bescheid wüßte. Sein einziger Zweck hierbei ist, das Geheimnis eines Verbrechens zu lösen. Wenn er nun dächte, daß die Offenbarung der Wahrheit die Lösung des Rätsels fördern könnte, dann würde er mit dieser Offenbarung durchaus nicht zögern. Nun aber ist er von der Nutzlosigkeit der Offenbarung überzeugt, und das Geheimnis ist bei ihm so sicher, als ob es gar nicht existierte.«

»Gut,« sagte sie. »Jene Frau würde natürlich bei weitem vorziehen, wenn das Geheimnis mit dem Manne, der es zuerst allein mit ihr teilte, gestorben wäre; da dem nun aber nicht so ist, kann sie es ja nicht besser treffen, als das Geheimnis in den Händen eines Mannes, wie Sie ihn beschreiben, zu wissen. Dennoch aber, glaube ich, könnte ihr eine weitere Zusicherung erwünscht sein.«

»Nun, wenn ein Versprechen hier möglich sein sollte, dann, glaube ich, wird der Mann, soweit ich ihn kenne, dazu nicht abgeneigt sein.«

»Ich meine, er sollte versprechen, daß er, wenn ihm in Zukunft einmal die Beteiligung jener Frau an dem Verbrechen wahrscheinlich vorkommen sollte oder wenn irgendwelche Umstände, die eine Erklärung verlangen, eintreten sollten, zuerst zu ihr kommen und ihr alles vorlegen werde. Ich glaube, daß er unter solchen Umständen durchaus darauf vertrauen kann, daß sie ihm die Wahrheit berichten oder doch zum mindesten keine Unwahrheit erzählen wird.«

»Ich kann natürlich bloß meiner Überzeugung nach sprechen,« erwiderte Trafford, »aber die lautet, daß jene Frau sich dann durchaus darauf verlassen kann, daß er diesen Kurs einschlagen wird.«

»Gut,« sagte sie, ohne in ihrer Würde nachzulassen, »ich glaube, daß wir damit unsre Unterredung beendigen können.«

*


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