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Fünftes Kapitel.
Die Waffe ist gefunden

Die nächste Verhandlung der Geschworenen zeigte eher ein Anwachsen als ein Abnehmen des öffentlichen Interesses. Dieses hatte seine Ursache teils in dem vor kurzem erfolgten Begräbnis, das durch seine für Millbank unerhörte Pracht natürlich die Aufmerksamkeit von neuem auf den Fall gelenkt, teils in der Aussetzung hoher Belohnungen durch Mrs. Parlin und die Honoratioren der Stadt für die Ergreifung des Mörders.

Dazu kam noch, daß das Grafschaftsgericht seinen eignen Anwalt beauftragt hatte, an den weiteren Verhandlungen teilzunehmen und dem Coroner zu assistieren, und die Stadt hatte daraufhin auch ihren Advokaten zu demselben Zweck zur Verfügung gestellt.

Mary Mullin wurde als erste Zeugin vernommen.

»Sie sind bei Mrs. Parlin im Dienst?« fragte der Coroner.

»Ja.«

»Wie lange sind Sie schon in Ihrer Stellung?«

»Nächsten Juli sind es fünfundzwanzig Jahre.«

»Befanden Sie sich am Abend und in der Nacht vom 10. Mai im Hause?«

»Ja.«

»Warteten Sie an jenem Abend an der Abendtafel auf?«

»Ich brachte die Speisen hinein, wenn Sie das unter aufwarten verstehen,« erwiderte sie mit herausfordernder Miene.

»Wer nahm an der Tafel teil?«

»Mrs. Parlin und Mr. Wing.«

»Kam Ihnen einer von beiden niedergeschlagen oder nachdenklich vor?«

»Nein.«

»War das Mahl so gut wie gewöhnlich, und schienen beide in guter Stimmung zu sein?«

»Ja.«

»Befanden Sie sich im Speisezimmer, als die beiden nach Beendigung der Tafel den Raum verließen?«

»Nein, ich ging vorher hinaus und kam erst wieder, als sie schon gegangen waren; dann räumte ich den Tisch ab.«

»Wann sahen Sie darauf Mr. Wing?«

»Als er und Mrs. Parlin aus dem Obstgarten zurückkamen.«

»Schien da noch volle Einigkeit zwischen beiden zu bestehen?«

»Warum denn nicht?«

»Ich fragte, ob es der Fall gewesen wäre.«

»Wenn ich nicht geschworen hätte, alles zu beantworten, was Sie fragen, dann würde ich mich hüten, auf eine solche Frage zu antworten. Nun aber meinetwegen: ja.«

»Wann sahen Sie Mr. Wing alsdann?«

»Am nächsten Morgen um zehn Minuten nach sechs als Leiche auf der Türschwelle.«

»Sind Sie ganz sicher, ihn in der Zwischenzeit nirgends gesehen zu haben?«

»Habe ich's nicht beschworen?«

»Ich fragte, ob Sie sicher wären.«

»Ja,« klang es unmutig.

»Aßen Sie Ihr Abendbrot ehe oder nachdem Ihre Herrin gespeist hatte?«

»Was meinen Sie mit ‹ Herrin›?«

»Ich meine, aßen Sie, bevor oder nachdem Mrs. Parlin gegessen hatte?«

»Nachdem.«

Im weiteren Verhör sagte sie aus, daß sie und Jonathan zusammen speisten; daß sie um neun Uhr abends, nachdem sie das Haus auf allen Seiten mit Ausnahme der Frontseite verschlossen hatte, auf ihr Zimmer gegangen sei und sich gleich darauf zur Ruhe begeben habe.

»Hörten Sie zu irgend einer Zeit während der Nacht einen Pistolen- oder Flintenschuß oder ein ähnliches Geräusch?«

»Nein, nichts.«

»Haben Sie einen tiefen Schlaf?«

»Wenn ich einmal zu Bett gegangen bin, kann man mich forttragen, ohne daß ich bis zum Morgen was davon merke.«

»Dann meinen Sie also, daß eine Pistole vor der Südtüre des Hauses abgefeuert werden konnte, ohne daß Sie etwas davon hörten, obgleich jene Türe offen stand?«

»Ich denke, das ist der Fall gewesen.«

»Glauben Sie, abgesehen von dem, was Sie sich über die Ereignisse jener Nacht denken, daß ein Pistolenschuß Sie nicht aus dem Schlaf wecken würde?«

»Nein, nicht mal eine Kanone, wenn sie nicht gar zu groß ist.«

Jonathan Oldbeg sagte, als er aufgerufen wurde, dasselbe aus, was er Trafford mitgeteilt hatte, nur mit ausführlicherer Schilderung der Einzelheiten. Auf die Frage, ob er den Schatten auf den Fenstervorhängen bestimmt als den Mr. Wings erkannt habe, geriet er in großen Eifer und versicherte, daß er ihn an den niedergedrückten Schultern und der Haltung des Kopfes erkannt habe. Der Grafschaftsanwalt und der Stadtadvokat behandelten diese Frage aufs schärfste und legten dem Zeugen Fragen vor, die diesen schließlich in Verwirrung brachten, wenn er auch bei seiner Behauptung festhielt.

Der Coroner schien bereits zum nächsten Zeugen übergehen zu wollen, als Trafford ihm ein Papier hinhielt, nach dessen Einsicht sich der Coroner wieder an den Zeugen wandte: »An welchem Fenster haben Sie den Schatten Mr. Wings gesehen?«

»An allen drei Fenstern.«

»An welchem Fenster war der Schatten am höchsten und größten?«

Der Zeuge stockte, als er mit seiner Antwort begann, und schien in tiefes Nachdenken versunken. Einmal erhob er den Kopf mit freier Miene, doch um ihn wieder sinken zu lassen. Endlich schaute er auf und sagte: »Auf dem Vorhang nächst der Tür.«

»Und den kleinsten?«

»Auf dem Vorhang nächst der Straße.«

»Zeuge, treten Sie einen Augenblick zurück. Mr. Isaak Trafford wird Ihren Platz einnehmen.«

Aller Augen waren auf den vielgenannten Detektiv gerichtet, und aller Ohren begierig, sein Zeugnis zu vernehmen.

»Haben Sie Versuche angestellt,« fragte der Coroner, »wie der Schatten in Mr. Wings Arbeitszimmer auf die Vorhänge fällt?«

»Das habe ich.«

»Mit welchem Resultat?«

»Wenn das Licht auf dem Schreibpult steht, dann wird der längste und größte Schatten auf den Vorhang nächst der Straße geworfen, und gar keiner auf den Vorhang nächst der Tür. Wenn das Licht auf dem Lesepult vor dem Kamin oder mitten auf dem Kaminsims steht, dann wird der größte und längste Schatten auf das Mittelfenster geworfen. Wenn das Licht auf dem Gesims neben dem Geldschrank steht, dann liegt der größte Schatten auf dem Vorhang nächst der Tür und der kleinste auf dem Vorhang nach der Straße zu. Wenn schließlich das Licht auf dem Geldschrank steht, dann wird gar kein Schatten auf den Vorhang nächst der Straße geworfen.«

»Haben Sie die Aussage des vorigen Zeugen bezüglich der Schatten, die er gesehen, gehört?«

»Freilich.«

»Und was folgern Sie aus der Zeugenaussage auf den Standpunkt des Lichtes zu der Zeit, da der Zeuge den Fahrweg entlang kam?«

»Daß das Licht auf dem Gesims über dem Geldschrank stand.«

»Haben Sie Versuche angestellt, auf welchen Platz man das Licht setzen würde, wenn man den Geldschrank offen stehen hat und seinen Inhalt zu beleuchten wünscht?«

»Ja.«

»Mit welchem Resultat?«

»Daß man das Licht auf das Gesims über dem Geldschrank stellen würde.«

»Dann führt Sie also die Aussage des Zeugen und das Ergebnis Ihrer Versuche zu dem Schluß, daß zur Zeit, da der Zeuge den Fahrweg heraufkam, der Bewohner des Zimmers den Geldschrank offen stehen und das Licht so gestellt hatte, daß er am besten hineinblicken konnte?«

»Ganz meine Ansicht.«

Trafford wurde entlassen und Oldbeg wieder vorgerufen. Im Saale flüsterte man. –

»Besitzen Sie eine Pistole?« fragte der Coroner, als Oldbeg seinen Platz wieder eingenommen hatte.

Aller Augen waren auf den Zeugen gerichtet, der sich, bevor er antwortete, unruhig hin und her bewegte, als wäre er über seine Antwort im Zweifel. Endlich, als die Spannung aufs höchste gestiegen war, fand er seine Sprache wieder. »Nein,« sagte er.

»Sie haben aber am 8. Mai einen zweiunddreißigkalibrigen Revolver gekauft.«

Es war bereits festgestellt worden, daß jener verhängnisvolle Schuß aus einem zweiunddreißigkalibrigen Revolver abgegeben worden war, und ein jeder war sich bewußt, daß der kritische Moment der Untersuchung nunmehr gekommen sei.

»Ja, aber ich habe ihn wieder fortgegeben.«

»Wann?«

»In der Nacht vom 10. Mai.«

»An wen?«

»An Jim Shepard. Gerade, als er auf den Zug sprang, nahm ich den Revolver hervor und steckte ihn in seine Tasche.«

»Das nennen Sie fortgeben?«

»Ja. Dazu allein hatte ich ihn gekauft. Ich brauche hier keine Waffe – so dachte ich wenigstens damals. Jim dagegen begab sich nach einem großen, lasterreichen Ort, und daher meinte ich, er müsse dort einen Revolver haben. Ich kaufte ihn, nahm ihn in jener Nacht zum Zuge mit und steckte ihn in seine Tasche.«

»Sagten Sie ihm nichts davon?«

»Es war nicht Zeit dazu. Ich wollte es schon vorher tun, aber wir mußten so laufen, daß ich es rein vergaß. Erst als er auf den Wagen springen wollte, fiel es mir ein, und alles, was ich noch tun konnte, war, ihm den Revolver einzustecken, als sein Rock nach hinten flatterte.«

»Sahen Sie, daß der Revolver in die Tasche glitt?«

»Nein, es war zu dunkel dazu.«

»War er geladen?«

»Alle Schußkammern außer einer. Ich hatte den Schuß an jenem Tage im Walde abgegeben und vergessen, wieder zu laden.«

»Gut. Jim Shepard trete vor.«

Oldbeg stutzte, und als sein Vetter wirklich aus einer Tür hinter dem Coroner eintrat, stand er wie gelähmt da. Es war schwierig zu sagen, welche Bewegung sein Gesicht verriet; Trafford, der ihn beobachtete, mußte sich seine eigene Ungewißheit eingestehen.

»Wünschen Sie an Ihrer zuletzt abgegebenen Aussage etwas zu ändern?« fragte der Coroner Oldbeg.

»Ich habe die reine Wahrheit gesagt,« erwiderte indes dieser, »und nichts an meiner Aussage zu ändern.«

Jim Shepard berichtete über seine Abreise von Millbank und beantwortete auch die an ihn gerichteten Fragen über den Fremden, der mit ihm gereist war, natürlich bloß soweit er ihn selbst beachtet hatte – bis zu seinem Verschwinden zwischen Augusta und Brunswick. Dann kam die Frage, auf welche alle gewartet hatten.

»Haben Sie in jener Nacht, als Sie abreisten, von Ihrem Vetter einen Revolver erhalten?«

»Nicht daß ich wüßte. Es ist heute das erste Mal, daß ich davon höre.«

»Besitzen Sie einen Revolver?«

»Nein, ich habe nie Verwendung dafür gehabt. Auch jetzt nicht.«

»Gut. William Buckworth trete vor.«

Ein wohlbeleibter, ältlicher Herr, Inhaber der Firma Buckworth & Thompson, trat auf den Zeugenstand. Nach den einleitenden Fragen nahm der Coroner aus einer Schublade einen Revolver hervor und reichte ihn dem Zeugen.

»Was ist dieses?« fragte er dabei.

»Ein zweiunddreißigkalibriger Woodruffrevolver.«

»Haben Sie denselben schon je zuvor gesehen?«

»Ja. Ich habe ihn am 8. Mai an Jonathan Oldbeg verkauft.«

»Sind Sie ganz sicher, daß dieses derselbe ist?«

Der Zeuge bejahte es auf das bestimmteste.

»Sind alle Patronenkammern geladen?«

»Nur vier. Eine ist leer und kürzlich abgeschossen worden.«

»Gut. Isaak Trafford trete vor.«

»Erkennen Sie diese Pistole, Mr. Trafford, als dieselbe wieder, die Sie schon früher gesehen haben?«

»Ja.«

»Bitte, erzählen Sie das Nähere.«

»Ich fand diese Pistole am Morgen des 12. Mai in der Buchsbaumhecke am Vorderhof des Parlinschen Hauses vor. Es war die Hecke neben dem Zaun, der den Vorderhof gegen den Fahrweg abschließt.«

»Befand sich die Pistole in demselben Zustand wie jetzt?«

»Sie war damals noch naß vom Tau und nicht so stark verrostet wie jetzt, im übrigen aber in demselben Zustand.«

»Gut. Margaret Flanders trete vor.«

Bei Nennung dieses Namens wurde Jim Shepard, der sich nach Beendigung seiner Zeugenaussage einen Platz im Hauptsaal ausgesucht hatte, zinnoberrot im Gesicht, und unter der Schar Burschen in seiner Nähe begann ein Kichern und Tuscheln.

Margaret Flanders, ein munteres, geschmeidiges Mädchen von etwa zwanzig Jahren kam vergnügt in den Saal getrippelt, als freue sie sich über das Aufsehen, das sie hervorrief. Ihre Aussage war folgende: Sie lebe zu Hause bei ihren Eltern in der Canaan Street. Jim Shepard habe sie mitunter besucht und auch den Abend vom 10. Mai bei ihr verbracht. Er sei nach Portland auf Arbeit gegangen und habe den letzten Zug um Mitternacht benutzen müssen. Er sei bei ihr geblieben, bis sein Vetter Jonathan Oldbeg ihn gerufen habe. Da sei es schon so spät gewesen, daß sie befürchtet habe, er werde den Zug versäumen, und es wären in der Tat nur fünf Minuten Zeit gewesen. Daher sei sie noch so lange aufgeblieben, bis sie den Zug habe abfahren hören, dann zu Bett gegangen und nach ungefähr einer Viertelstunde eingeschlafen. Nachdem sie einige Minuten geschlafen habe, sei sie plötzlich von einem scharfen Knall aufgeweckt worden. Entsetzt sei sie sofort aus dem Bett gesprungen und an das offene Fenster geeilt, doch wäre nichts weiteres zu vernehmen oder zu sehen gewesen. Im Parlinschen Hause habe sie Licht brennen sehen, wahrscheinlich in der Bibliothek, doch könne sie dieses letztere nicht genau sagen. Nachdem sie ein paar Minuten am Fenster gestanden, habe die Uhr einmal geschlagen, doch ob es da halb eins oder eins gewesen, wisse sie nicht. Sie sei in ihr Bett zurückgekehrt und habe in jener Nacht keine weitere Störung vernommen. –

Der Coroner kündigte an, daß die Reihe der Zeugen nunmehr erschöpft sei, aber auf das Ersuchen des Grafschaftsanwalts rief er Mrs. Parlin noch einmal vor die Schranke. Und nunmehr stellte der Anwalt durch Vermittlung des Coroners seine Fragen und begann:

»Haben Sie jemals an der Echtheit der Urkunde, die von der Hand Ihres Gatten geschrieben sein soll, Zweifel gehegt?«

»Nein – nie.«

»War es die Gewohnheit Ihres Gatten, wichtige Schriftstücke ohne Datum und Unterschrift zu lassen?«

»Dieses Schriftstück ist von der Hand Richter Parlins geschrieben.«

»Gut, ich will Ihnen einen Brief zeigen – das Stück mit der Unterschrift habe ich umgebogen – können Sie die Handschrift erkennen?«

»Ich denke, es ist Theodor Wings Handschrift.«

»Wissen Sie das genau?«

»Nein, aber ich glaube bestimmt.«

»Hier zeige ich Ihnen einen andern Brief. Wessen Handschrift ist das?«

»Richter Parlins.«

»Sind Sie sicher?«

»Unbedingt.«

»Sind Sie sicher, daß der erste Brief nicht von der Hand Ihres verstorbenen Gatten herrührt?«

»Es kann vielleicht sein, aber ich denke, es ist Mr. Wings Handschrift.«

»Bestand denn eine große Ähnlichkeit zwischen der Handschrift Ihres Gatten und der Mr. Wings?«

»Eine sehr große Ähnlichkeit. Theodor gab selbst zu, daß er sich stets bemüht hatte, ebenso wie der Richter zu schreiben, und in den letzten Jahren wurde die Ähnlichkeit sehr groß.«

»Und dennoch glauben Sie bezüglich der Handschrift des vorgefundenen Dokuments ganz sicher zu sein?«

»Absolut sicher.«

»Gut. Wenn Sie dieses Papier gegen das Licht halten, entdecken Sie dann irgend ein Wasserzeichen?«

»Ja, eine Figur, die so aussieht wie eine Weizenähre mit einem Kreis darum.«

»Ich gebe Ihnen hier einen unbeschriebenen Papierbogen. Hat der ein Wasserzeichen?«

»Ja, dasselbe.«

»Gut, das genügt. Mr. Trafford trete vor.«

»Ich reiche Ihnen hier dieses leere Blatt Papier, von dem Mrs. Parlin sagt, daß es dasselbe Wasserzeichen enthält wie jenes, auf das Richter Parlin seinen Bericht geschrieben haben soll. Haben Sie dieses Blatt schon irgendwo gesehen?«

»Ja, ich nahm es von Mr. Theodor Wings Pult am Morgen des 12. Mai, und zwar von einer Menge gleicher Bogen, die ich dort fand.«

»Gut. Mr. Marmaduke trete vor.«

»Sind Sie der Inhaber der hiesigen Firma Marmaduke & Co.?«

»Ja.«

»Haben Sie dem verstorbenen Mr. Wing Schreibpapier geliefert?«

»Ja.«

»Ist dies ein Bogen des Papiers, das Sie ihm geliefert haben?«

»Ja, dieses Papier habe ich ihm für seinen Privatgebrauch geliefert. Für seinen Geschäftsbedarf lieferte ich ihm ein anderes.«

»Wie lange verkaufen Sie schon Papier mit einem solchen Wasserzeichen?«

»Seit ungefähr vier Jahren.«

»Früher nicht?«

»Nein, ich glaube nicht, daß je vordem Papier mit diesem Wasserzeichen hergestellt wurde, wenigstens habe ich nie davon gehört.«

»Haben Sie auch dem verstorbenen Richter Parlin Papier geliefert, sei es für den Privatbedarf oder für geschäftliche Zwecke?«

»Ja, für beides.«

»Haben Sie ihm jemals Papier geliefert, das ein solches Wasserzeichen trug?«

»Nie. Ich habe dieses Papier erst etwa ein Jahr nach dem Tode des Richters in den Handel gebracht. Ich bezog es auf besonderen Wunsch Mr. Wings, und das geschah erst nach dem Tode des Richters.«

Nach kurzer Beratung wurde das Verhör nunmehr vertagt. Man erwartete allgemein, daß gegen Oldbeg ein Verhaftungsbefehl ausgesprochen werde, aber weder der Coroner noch der Grafschaftsanwalt fühlten sich zu diesem Vorgehen berechtigt. Trafford war nicht ganz zufrieden mit der Eile, in der der Coroner alle sicheren Tatsachen an die Öffentlichkeit gebracht hatte. Die Kraft seines Wirkens lag eher im Verkleinern als im Vergrößern der Wichtigkeit unerwiesener Tatsachen, die nur zu falschen Schlüssen führen konnten.

*


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