Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dritter Exkurs.
Die Zeitfolge der Ereignisse unter Valerian und Gallienus

Die Hauptquellen für die Jahre 254–268 sind, nächst den, so weit sie sicher, stets vorzugsweise zu berücksichtigenden Münzen, Trebellius Pollio und Flavius Vopiscus, Zosimus, des Syncellus Chronographie, des Zonaras Annalen, Beh. XII und die Epitomatoren.

Im Westen befehligte am Rhein in den Jahren 264 bis 257 Gallienus persönlich, unter ihm Postumus gegen die Alemannen am Oberrhein, Aurelian am Niederrhein gegen die Franken.

Mit Sicherheit ist aus dieser Zeit nur bekannt, daß sich Gallienus, von guten Feldherren unterstützt, durchaus tüchtig bewies (s. Aur. Vict. 33, Eutrop IX, 8 und Zosimus I, 30) und mehrfache Siege erfocht, wie dies dessen zahlreiche, auch noch über spätere Jahre sich erstreckenden Siegesmünzen beweisen Der von Aurelian nach Fl. Vopiscus Aur. c. 7 bei Mainz über die Franken erfochtene Sieg muß der Zeit vor Gallienus angehören, da er damals nur Tribun der sechsten Legion war, bei jenes Erhebung aber schon viel höher in Dienst gestanden haben muß, weil es in Frage kam, Gallien seiner besonderen Leitung anzuvertrauen (Vopiscus a. a. O. c. 8). Daß er aber auch unter Valerian und Gallienus sich gegen die Germanen auszeichnete, beweisen Valerians Worte (ebenda c. 9), der ihn Galliarum restitutor nennt. (s. Eckhel, p. 385, 390, 391 und 401), auf denen zum Teil Rhein und Main dargestellt sind. Schon vom Jahre 256 erscheint auch auf diesen der Beiname Germ. Max., der mit angehängter Zahl (anstatt des frühern Imp. mit der Zahl) die Wiederholung der Siege angibt und sich bis zu V. steigert, was, wenn auch deren Bedeutung wahrscheinlich übertrieben ward, doch erlangte Vorteile außer Zweifel setzt.

Unter den Quellen gewährt für diese Zeit nur Zosimus einige Auskunft. Nachdem derselbe bereits (I, 29) der Markomannen, die durch Einfälle das benachbarte römische Gebiet verheerten, gedacht hat, berichtet er (c. 30) Folgendes:

Gallienus, den gefährlichsten Feind in denjenigen Germanen erkennend, welche die keltischen Völker des rechten Rheinufers so heftig bedrängten, übernahm den Krieg wider sie in Person, während er die Italien, Illyricum und Griechenland durch Raubfahrten heimsuchenden Feinde durch seine Generale bekämpfen ließ. Er selbst die Rheingrenze verteidigend wehrte teils den Übergang ab, teils stellte er sich den Übergesetzten in geordneter Schlacht entgegen. Da er aber mit geringeren Streitkräften gegen eine sehr große Übermacht kriegte, geriet er doch in Verlegenheit, in welcher es ihm mindere Gefahr erschien, mit einem der germanischen Volksführer Frieden zu schließen, worauf es ihm gelang, die übrigen Barbaren abzuwehren oder die dennoch Übergesetzten zu bekämpfen.

Alle übrigen auf den Westen des Reichs bezüglichen Nachrichten sind der Zeit nach völlig unsicher. So sagt Eutrop:

a) IX, 7 (anscheinend von dieser Zeit): Germani Ravennam usque venerunt.

b) c. 8. Alemanni vastatis Galliis in Italiam penetraverant. Germani usque ad Hispanias penetraverunt, et civitatem nobilem Tarraconem expugnaverunt.

c) Aur. Vict. 33. Alemannorum vis tunc aeque Italiam; Francorum gentes, direpta Gallia, Hispaniam possiderent, vastato ac paene direpto Tarraconensium oppido, nactisque in tempore navigiis, pars in usque Africam permearet.

d) Orosius VII, 22. Germani Alpibus, totaque Italia penetrata, Ravennam usque perveniunt. Alamanni Gallias pervagantes etiam in Italiam transeunt. Germani ulteriores potiuntur Hispania.

e) Zonaras XII, 24, p. 696 in d. Übersetzung: Gallienus cum non amplius decem millia haberet, trecenta millia Alemannorum apud Mediolanum vicit.

f) Greg. Turon. (Hist. Franc. I, 30) und die Acta SS. Boll. Aug. T. IV, S. 439 berichten von einem furchtbaren Einfalle der Alemannen unter ihrem Könige Chrocus zu Valerians und des Gallienus Zeit, welche ganz Gallien durchraubt und große Städte zerstört hätten.

Von diesen Nachrichten verdienen aber gerade die wichtigsten, die beiden letzten, keinen Glauben. Zonaras hat hier offenbar dem Gallienus, und zwar mit größter Übertreibung, einen der spätern Siege des Claudius, Aurelianus oder Probus zugeschrieben, von denen sich bei ihm nichts findet, wie es denn auch fast undenkbar ist, daß sich bei den Epitomatoren und Zosimus über einen so glänzenden Sieg nichts erhalten haben sollte.

Jener Alemannenkönig Chrocus aber wird von Fredigar als ein König der Vandalen, der zu Anfang des fünften Jahrhunderts in Gallien einfiel, dargestellt, was ungleich wahrscheinlicher ist und auch mit andern Nachrichten übereinstimmt. (S. Patrolog. Curs. Comp. T. LXXI. Paris 1849, p. 704 und 705 oder 711 und 712 d. alt. Seitenzahlen. Vergl. auch darüber Stälin, G. v. W., 3. Abschn., S. 118.)

Die unter a) bis d) aufgeführten Stellen dürften sich ebenfalls nicht auf die Jahre 254–257, sondern auf die spätere Zeit tiefsten Verfalls der äußern und inneren Zustände Roms nach dem Jahre 260 beziehen.

Die wichtigste Frage dieser Zeit ist daher unstreitig, ob die von Treb. Pollio Salon. Gall. c. 3, Aur. Vict. 33, 6 und der Epitom. Aur. Vict. einstimmig bezeugte Verbindung des Gallienus mit der Pipa oder Pipara Es wird gestritten, ob diese dessen Gemahlin neben der Kaiserin Salonina oder nur Konkubine gewesen. Da er sie nach dem Cod. pal. perdite diligit (s. Treb. Poll. Salon. Gall. c. 3. Leid. Ausg. II, S. 260), so mag er sie ganz als Gemahlin behandelt haben. Daß er sie aber nicht förmlich zu seiner kaiserlichen Gemahlin erhoben habe, ergibt sich, abgesehen davon, daß Bigamie gegen das Gesetz gewesen wäre, schon daher, daß sich keine Münze derselben findet, wie sonst bei allen Kaiserinnen der Fall ist., Tochter eines Königs (nach Trebellius Pollio der Barbaren, nach Aurelius Victor der Germanen, nach der Epitome der Markomannen), bei Gelegenheit jenes von Zosimus berichteten Friedensvertrags erfolgt ist. Da die Epitome, welche wenig, aber oft recht gute Nachrichten enthält, ausdrücklich hinzufügt, daß jenem Könige (nach Aurelius Victor de Caes. »Namens Attalus«) dafür ein Teil des obern Pannoniens (welches an das Markomannenland grenzte) abgetreten worden sei, so dürfte die Identität beider Verträge wohl anzunehmen sein. Wahrscheinlich waren es nun die Markomannen, welche vielleicht in Verbindung mit Alemannenführern, Scharen bis Italien aussandten, zu deren Abwehr es dem, fortwährend durch die westlichen Alemannen beschäftigten Gallienus an Truppen gefehlt haben mag, wogegen er sich durch jenen Friedensschluß sicherte.

Daß auch, vielleicht infolge dieses Friedens, das mittlere Rätien wenigstens zeitweilig wieder in römischem Besitz war, ergibt eine im Donautale etwas östlich Ulms gefundene Inschrift: Imp. Gallienus Germ, invict. Aug. S. Stälin, S. 49.

Wenn Postumus ferner nach Treb. Pollio 30 Tyr. c. V. nonnulla etiam castra in barbarico solo aedificavit, so dürfte er dies vielleicht mehr in der günstigen Zeit bis mit 257, denn in der späteren als Tyrann ausgeführt haben, wo er meist mit dem Kaiser zu streiten gehabt haben wird.

Wahrscheinlich waren es einige der für die Rheinwehr so wichtigen Neckar-Türme, die er wieder herstellte.

Im Allgemeinen aber muß, nach obigem, namentlich nach Zosimus, angenommen werden, daß das Zehntland auch schon in der fraglichen Periode größtenteils im Besitze der Alemannen war.

An der Donau, in Illyricum befehligte in dieser Zeit Ulpius Crinitus, der von Trajan abzustammen versicherte. Da er wegen Krankheit eines Gehilfen und Stellvertreters bedurfte, wurde ihm durch Valerian der aus Germanien zurückberufene Aurelian beigegeben, der sich hier nun gegen die Goten auszeichnete, die Grenzwehr wieder in Stand setzte und das vielfach geplünderte Thrakien mit Rindern, Pferden, Sklaven und Gefangenen versah, deren Menge sich daher abnehmen läßt, daß er einer Privatherrschaft Valerians allein 2000 Kühe, 1000 Stuten, 10 000 Schafe und 15 000 Ziegen zuteilte, welche er doch nur den gotischen Scharen abgenommen haben kann, die er wahrscheinlich aber noch über die Donau hinaus verfolgte. (Treb. Poll. Aur. c. 10.) Nach dessen ebenda in c. 11 abgedruckter Bestallung sollte er den Krieg bei Nikopolis beginnen. Beigegeben waren ihm unter andern Harimund, Haldegast, Hildemund und Chariovis, also germanische Führer in römischem Solde. Im übrigen hat aber sein Heer hiernach nur aus der dritten Legion »felix«, 1600 asiatischen Bogenschützen und 800 Panzerreitern bestanden. Zugleich ließ Valerian ihn für den Monat Juni des nächsten Jahres in Gemeinschaft mit Ulpius Crinitus die Ernennung zum consul suffectus an seiner, Valerians und des Gallienus Stelle, und zwar auf Staatskosten hoffen. Hieraus ergibt sich, daß seine Anstellung in das Jahr 256, dessen Konsulat aber (das er nach dem von demselben Schriftsteller c. 12 mitgeteilten Reskript an den Aerarpräfekt auf Übertragung der Festspielkosten für solchen auch wirklich angetreten haben dürfte) in das Jahr 257 gefallen ist, weil dies das letzte Konsulat der beiden Kaiser war, die überhaupt nur in den Jahren 254, 255 und 257, nicht aber 256 gemeinschaftlich das Konsulat bekleideten. Bei der schon oben erwähnten Heerversammlung unfern von Byzanz im Jahre 258 brachte ihm nun Valerian den Dank der Republik dar, quod eam Gothorum potestate liberasti. Am Schluß dieser Rede heißt es nun freilich auch c. 13: Nam te consulem hodie designo, scripturus ad Senatum ut tibi deputet scipionem (Elfenbeinstab), deputet etiam fasces. Nach der Bestimmtheit der Nachrichten in c. 11 und 12 und der Gewißheit des Jahres 258 für obige Versammlung kann indes hierin nur eine neue anderweite Designation für das Jahr 259 erkannt werden, die sich jedoch, da Aurelian vor seiner Thronbesteigung nie ordentlicher Konsul war, wiederum auf bloße Suffektion beschränkt haben muß. Möglich freilich auch, daß Aurelian im Jahre 257, als alles schon vorbereitet war, doch noch durch den Krieg am wirklichen Antritte des Konsulats behindert ward.

Für die Jahre 258 bis 260 ergibt sich aus Treb. Poll. 30 Tyr. c. 9, daß im Jahre 258 (Tusco et Basso Coss.) der Legat von Pannonien, Ingenuus, von den musischen Legionen (vielleicht denen des obern, da Niedermösien unter Crinitus gestanden haben dürfte) zum Kaiser ausgerufen ward. Gallienus sofort aus Germanien in Person herbeieilend schlug ihn aber und gab sich hierauf der blutdürstigsten Rachgier hin. Ein Teil von dem Heer des Ingenuus floh zu dem in der Nähe kommandierenden Regalianus, einem Daken, der sich von Dekebalus abzustammen rühmte (Treb. Poll. 30 Tyr. c. 10), und rief diesen zum Kaiser aus, der aber aus Furcht vor des Gallienus Grausamkeit bald von den Seinigen getötet ward, und zwar, nach 30 Tyr. c. 10, autoribus Roxalanis, consentientibusque militibus. Diese Worte sind nicht ganz deutlich, doch sind unter Roxalanen hier wohl Soldaten dieses Volkes in römischem Dienste zu verstehen.

Als Gallienus den Rhein verließ, vertraute er seinen, einige Zeit vorher zum Cäsar ernannten, etwa sechzehnjährigen Sohn, Cornelius Licinius Nach der gründlichen, auf neu aufgefundene Inschriften gestützten Erörterung von Mommsen war dieser der ältere Sohn des Gallienus, dessen zweiter Saloninus hieß und an des erstern Stelle zum Cäsar ernannt ward. S. Aur. Vict. Epit. 33 und über das Ganze Polemi Sylvii laterculus ed. Mommsen und d. Abhandl. d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch. zu Leipzig II, S. 243. 1857., nicht dem Postumus, sondern dem Silvanus, nach Zosimus c. 38 (oder ’Αλβανός nach Zonaras XII, 24, S. 597) an.

Dies und des letztern, mit Vertretung des Cäsars sich brüstende Anmaßung Zonaras erzählt, Postumus habe die von ihm den Germanen abgenommene Beute unter die Truppen verteilt, Albanus aber deren Rückgabe zu des Cäsars Verfügung gefordert, was den Aufstand und des Postumus Erhebung veranlaßt habe.

Die Ausgaben des Trebellius Pollio schreiben übrigens Posthumius, was jedoch nach den Handschriften und den Münzen falsch ist, welche Postumus haben.

mag den verdienten Postumus und auch dessen Heer erbittert haben, worauf dieses ihn im Jahre 258 zum Kaiser ausrief. Dieser Zeitpunkt und die bis in das Jahr 267 hinein anerkannte Herrschaft des Postumus in Gallien und Spanien steht durch dessen zahlreiche, von Eckhel p. 437–445 umständlich beschriebene Münzen auf das zweifelloseste fest. Merkwürdig nun, daß Trebellius Pollio (2 Gall. c. 4) und Zosimus (I, 38) des Postumus Aufstand in viel spätere Zeit nach Valerians Gefangennehmung, etwa in das Jahr 261 setzen, was bei letzterm jedoch, der für genauere Chronologie weniger Mittel, aber gewiß auch weniger Sinn gehabt haben mag, nicht so auffällig ist, als bei ersterem.

Trebellius Pollio scheint indes zwar die in seinen Quellen gefundenen Zeitangaben getreu wiedergegeben, den Mangel derselben aber durch eigene Erörterung und Kritik niemals ergänzt zu haben, was gerade ihm, der nur wenig über dreißig Jahre nach Postumus lebte, so leicht gewesen sein müßte, wie er denn überhaupt als Geschichtsschreiber kaum über seinen Vorgängern steht.

So ist es z. B. absurde Affektation klassischer Gelehrsamkeit, wenn er die achtzehn bis neunzehn Provinzialstatthalter, welche zu ganz verschiedenen Zeiten unter Valerian und Gallienus vorübergehender, oft nur wenige Tage dauernder Herrschaft sich anmaßten, unter dem Namen der »dreißig Tyrannen«, nach dem Vorbilde jener von Sparta zu gleichzeitiger Regierung Athens berufenen dreißig Tyrannen, darstellt und diese Zahl – was ihm aber doch nicht gelingt – durch Einrechnung von Söhnen und Verwandten, sowie des nicht aufständischen, sondern Gallienus so treuen Odenats von Palmyra, ja durch Rebellen früherer und späterer Zeit zu erfüllen strebt.

Postumus rückte sogleich gegen Mainz, wo der Cäsar Licinius seinen Sitz hatte, und zwang es durch Belagerung zur Übergabe, worauf er diesen nebst Silvanus töten ließ. Nach Eckhel, p. 438 soll dies im Jahre 259 geschehen sein, wofür derselbe einen Beweis aber nicht beibringt. Jedenfalls muß es früher gewesen sein, als Gallienus, der sofort gegen Postumus aufbrach, seinem Sohne zu Hilfe kommen konnte.

Die Geschichte dieses Krieges, der sich weit in die nächste Periode hineinzog, wird von Treb. Pollio (2 Gall. c. 4 u. 7), so wie von Zonaras (24) nur kurz, unvollständig und ohne alle Zeitangabe erwähnt. Derselbe zerfällt in zwei Abschnitte. Im ersten ward (nach Kap. 4) Postumus, der hiernach im freien Felde sich gegen den Kaiser nicht halten konnte, belagert (vermutlich in Mainz), dabei aber Gallienus durch einen Pfeilschuß von der Mauer herab, wie es scheint, gefährlich verwundet, worauf derselbe die Belagerung aufhob, was, da wahrscheinlich noch längere Kämpfe vorausgegangen sind, etwa im Jahre 260, geschehen zu sein scheint. Postumus mag sich durch geworbene Hilfstruppen Die Worte Treb. Poll. (c. 7): cum multis auxiliis Post, juvaretur celticis ac francicis beweisen dessen ganz unkritische Schreibart. Die keltischen, d. i. gallischen Auxilien waren solche im engern Sinne, die Postumus als dem von ganz Gallien anerkannten Kaiser folgen mußten, die Franken aber können wohl nur freie Söldner gewesen sein., namentlich Franken, wesentlich verstärkt haben.

Zum zweiten Male kann nun Gallienus, weil er dabei von Aureolus unterstützt ward, erst nach Makrians Besiegung, daher kaum vor Ende 261 oder Anfang 262, wiederum gegen Postumus gezogen sein, wovon Trebellius Pollio (in demselben c. 4) sagt:

»Dieser Krieg ward, durch verschiedene Belagerungen und Schlachten sich lange hinziehend, bald glücklich bald unglücklich geführt«, während er c. 7, wiewohl offenbar von denselben Ereignissen redend, bemerkt: victrix pars Gallieni fuit, pluribus praeliis eventuum ratione decursis.

So unklar diese Darstellung daher ist, so berichtet doch Zonaras noch viel verworrener, indem er, beide Kriegsabschnitte vermischend, zuerst den Postumus siegen, dann geschlagen und von Aureolus verfolgt werden, dabei aber denselben in jene Festung fliehen und nun erst die Belagerung eintreten läßt, bei welcher Gallienus verwundet wurde.

Die Hauptsache war wohl, daß die große Bedrängnis des Reichs in andern Gegenden Gallienus hinderte, diesen Krieg teils in eigener Person, teils mit ausreichender Streitkraft fortzuführen, weshalb Postumus sich bis zu seinem Ende im Jahre 267 behaupten konnte.

Die Zeit der Alleinherrschaft des Gallienus von 261 bis 268 sah viele Empörungen.

1. Jahr 261. Gall. Aug. IV. et L. Petr. Tauro Volusiano Coss.

Valerian hatte allgemeine hohe Achtung genossen, Gallienus aber fast nur allgemeine Verachtung.

Unzweifelhaft in das Jahr 261 sind die in Kapitel 6 bereits erwähnten gemeinsamen Einbrüche germanischer, auch wohl anderer Scharen in das römische Gebiet zu setzen, da sie von Zosimus (I, 37) als unmittelbare Folge von Valerians Gefangennehmung berichtet werden.

Der Hauptangriff erfolgte in Italien und war gegen Rom selbst gerichtet, obwohl die Germanen, da der durch die Gefahr aufgeschreckte Senat ein stärkeres Heer gegen sie gesammelt hatte (Zosimus c. 37), diesen Plan wieder aufgaben und sich auf Ausraubung von beinahe ganz Italien – unstreitig nur Ober- und einem Teil von Mittelitalien – beschränkten. Hierauf scheint sich nun die Stelle in Orosius (VII, 22): »Germani Alpibus, Retia totaque Italia penetrata, Ravennam usque perveniunt« zu beziehen, da Ravenna auf der flaminischen Straße lag, die von Padua, der ersten großen Stadt von den carnisch-julischen Alpenpässen und Aquileja her, nach Rom führte. Der Zwischensatz: Retia bis penetrata ist freilich ein Einschiebsel geographischer Unwissenheit, da diese Germanen kaum aus Rätien, sondern wohl nur aus Noricum gekommen sein können und bis Ravenna nur einen Teil Italiens berührten, so daß die Worte: totaque Italia penetrata durch spätere Züge erklärt werden müssen.

Gallienus war damals (nach Zosimus a. a. O.) jenseits der Alpen mit dem germanischen Kriege – hauptsächlich gegen Postumus – beschäftigt, muß aber bald darauf, wahrscheinlich gegen Ende 261 Diese Zeitangabe scheint mit demjenigen, was oben über des Gallienus persönliche Teilnahme am zweiten Feldzuge gegen Postumus gesagt ward, nicht ganz übereinzustimmen. Bei der geringen Entfernung zwischen Gallien und Oberitalien könnte jedoch der Kaiser bald bei diesem, bald bei jenem Heere gewesen sein., von Gallien oder Germanien nach Italien aufgebrochen sein (Zosimus c. 38).

Mutmaßlich eilte dieser, durch die Kunde von Makrian, des Empörers, Anmarsch aufgeschreckt und über des Aureolus Gesinnung mindestens besorgt, zunächst nach Illyricum. Erst nach der inzwischen erfolgten vor seiner Ankunft daselbst vernommenen Niederlage des erstern und seiner freundlichen Verständigung mit letzterem dürfte er daher Ende 261 oder Anfang 262 nach Italien gezogen sein und die im Lande zerstreuten Germanen vernichtet oder vertrieben haben.

Daß er nach Makrians Sturz eine Zeitlang in Rom verweilte, dürfte auch aus den von Trebellius Pollio c. 3 a. Schl. erwähnten Festspielen folgen, die nur in Rom gegeben worden sein können.

Ob die von den Epitomatoren und sonst erwähnten Einbrüche der Alemannen in Italien, wohin dieselben unstreitig aus Rätien auf der Militärstraße über Chur (Curia) nach dem Comer See Allerdings konnten diese auch über den Brenner von Rätien in Italien einfallen (Füssen, Innsbruck, Trient, Verona), es ist jedoch wahrscheinlich, daß die Alemannen in der Regel die weit kürzere Straße über Chur wählten, welche, obgleich an sich schwieriger als erstere, von den Römern ihrer Wichtigkeit halber gewiß in passierbaren Stand gesetzt war. vordrangen, auch in das Jahr 261 fallen, wissen wir nicht, es ist dies jedoch, weil der Moment dazu höchst günstig war und Verabredung mit ihren östlichen Nachbarn, den Markomannen, welche gleichzeitig durch Noricum einfielen, nahe lag, wahrscheinlich, wie denn auch Orosius unmittelbar nach der oben angeführten Stelle hinzusetzt: Alamanni Gallias pervagantes etiam in Italiam transeunt. Soll hierbei der Zwischensatz: Gallien durchstreifend, als dem Hauptsatze verbunden betrachtet werden, so würde hier unter Gallias die maxima Sequanorum südlich des Bodensees zu verstehen sein. Dieser Schriftsteller ist indes zu unkritisch, um auf dessen Ausdruck, selbst wenn er Tatsachen aus guter Quelle wiedergibt, besondern Wert zu legen.

Der Einbruch der Nordvölker durch Illyricum (s. Zosimus I, 37 zu Anf.) nach Griechenland wird unten beschrieben werden. Der Umstand, daß Aureolus nicht in Person wider Makrian zog, sondern diesem nur seinen Unterfeldherrn Domitian entgegensandte, macht es wahrscheinlich, daß die Verfolgung ersterer oder die Abwehr von Nachzüglern ihn damals noch weiter westlich festhielt.

2. Jahr 262. Gallieno Aug. V. et Faustino Coss.

In Gallien ward, wie schon oben bemerkt ward, der Krieg gegen Postumus, teils wohl durch den Kaiser in Person, teils durch dessen Feldherren Aureolus und Claudius (den nachherigen Kaiser), fortgesetzt. (Treb. Pollio a. a. O. c. 5 und 7.) Der erstere mag, nachdem er den Winter in Rom verbracht hatte, im Frühjahr dahin zurückgekehrt sein.

3. Jahr 263. Albino II. et Max. Dextero Coss.

Die Ereignisse dieses Jahres fließen mit denen des vorhergehenden in Treb. Pollio (2 Gall. c. 6 und 7) – fast der einzigen für Chronologie brauchbaren Quelle – ungesondert zusammen, so daß nur aus der am Schluß von Kap. 7 erwähnten Feier der Decennalien zu Rom der Eintritt dieses Jahres mit Sicherheit abzunehmen ist.

In Gallien dauerte, und zwar nach Kap. 7 unter des Gallienus persönlicher Führung, der Krieg gegen Postumus fort.

Ein trauriges Ereignis dieses Jahres war die Zerstörung von Byzanz durch Gallienus selbst, das, infolge seiner einzigen Lage, bald wieder mächtig aus dem Schutte sich erhoben haben muß, in den es Septimius Severus gestürzt hatte. Wodurch die Stadt des Kaisers Ungnade verwirkt hatte, wissen wir nicht.

Mit deren Einnahme durch die Heruler kann dies wenigstens nicht in Beziehung gestanden haben, da diese drei bis vier Jahre später erfolgte. Treb. Pollio, dessen Darstellung der Sache an zwei Stellen (c. 6 u. 7) wiederum ein Meisterstück von Unklarheit ist, sagt nur: Gallienus sei zur Bestrafung der Stadt aus dem Kriege gegen Postumus dahin gezogen, habe zuerst geglaubt, er werde nicht in die Mauern aufgenommen werden, als dies aber doch geschehen, habe er, den geschlossenen Vertrag brechend, alle unbewehrten Soldaten durch Bewaffnete umzingeln und niederhauen lassen. Nach der vorhergehenden Stelle Kap. 6 muß aber das Blutbad noch ein viel größeres gewesen sein, da sämtliche alte Familien der Stadt dabei ausgerottet worden sein sollen. Von da eilte (cursu rapido convolavit) Gallienus zur Feier der Decennalien nach Rom, Treb. Pollio (c. 8).

4. Jahr 264. Gallieno Aug. VI. et Saturnino Coss.

Von diesem Jahre wissen wir, außer dem Fortgange des, wie es scheint, nur lässig noch betriebenen Krieges gegen Postumus nichts weiter, als daß Gallienus den fortwährend siegreichen Odenat von Palmyra nach Treb. Pollio (c. 10 und 12) zum Augustus und Mitregenten für den Orient ernannte.

5. Jahr 265. P. Licin. Valeriano II. L. Caesonio Macro etc. Coss.

Von diesem wissen wir weiter nichts, als daß Postumus im Westen, wozu außer Gallien auch Hispanien noch gehörte (s. Eckhel, p. 449), in diesem Jahre Victorinus zum Mitregenten annahm, wie mit Grund daher zu folgern scheint, daß dessen Regierung im Jahre 267 endigte, von ihm aber Münzen mit der Aufschrift Trib. pot. III. erhalten sind (s. Eckhel, p. 452). Dies ist am einfachsten dadurch zu erklären, daß Postumus Versuche, diesen seinen tüchtigen Unterfeldherrn für Gallienus zu gewinnen, entdeckte oder befürchtete, denselben daher durch Ernennung zum Mitregenten an sich zu fesseln suchte. Treb. Pollio (30 Tyr. c. 6) motiviert dies zwar durch die Kriegsbedrängnis, in der Postumus sich befunden, für deren Abwehr aber durch jene Erhebung des Victorinus, wenn er dessen Treue sonst sicher war, nichts gewonnen werden konnte.

Dafür aber, daß Victorinus vorher nicht auf des Postumus, sondern auf des Gallienus Seite gewesen sei, spricht weder die Wahrscheinlichkeit, noch irgendeine Andeutung in den Quellen.

Aur. Vict. (de Caes. 23, 12) läßt Victorinus zwar erst im Jahre 267 zum Kaiser ausrufen: dies ist aber sowohl nach Trebellius Pollio (30 Tyr. c. 6) als nach den Münzen entschieden irrig.

Als ein gedankenloser Zusatz von Treb. Poll. ist es ebenfalls wieder nur zu betrachten, wenn derselbe a. a. O. hinzufügt, daß Postumus und Victorinus, nachdem sie den Krieg wider Gallienus lange hingezogen, endlich doch besiegt worden seien. Einzelne Schlachten können sie verloren haben: daß deren Herrschaft über den Westen im Wesentlichen aber unverändert fortdauerte, ja noch auf drei andere Tyrannen überging, wird später unter den Ereignissen des Jahres 267 nachgewiesen werden. Auch der spätere Standort von Aureolus, dem Hauptfeldherrn des Gallienus gegen Postumus, bei Mailand beweist zur Genüge, daß die Unterdrückung dieser Empörer bis zum Jahre 268 niemals gelungen war. (S. weiter unten 7.)

6. Im Jahre 266 (Gallien. Aug. VII. et Sabinillo Coss.) dauerte im Westen der Krieg gegen Postumus und Victorinus fort, während im Osten Odenat sein ruhmreiches Leben durch Mörderhand verlor.

Die »Skythen« fielen in Thrakien ein und flohen in der unten beschriebenen Weise aus Makedonien nach Asien, schifften von hier später wieder nach Achaia über, verwüsteten ganz Griechenland bis in den Peloponnes hinein, wurden endlich aber zuerst daselbst und dann wieder am Rhodope von Gallienus selbst geschlagen. Jetzt brach dieser erst gegen Aureolus nach Mailand auf und fand schon im März 268 den Tod.

7. Das Jahr 267 bis zum März 268, Paterno et Arcesilao Coss.

In diesem Jahre endete Postumus seinen tatenreichen Lauf. Die Hauptquelle hierüber ist Aur. Vict. (de Caes. 33, 7 und 8), da Treb. Poll. über Postumus nur dürftig berichtet, die Griechen aber uns ganz verlassen. Wider ihn erhob sich Lollianus, nach Münzen Lälianus (s. Eckhel, p. 449). Dieser ward geschlagen, Postumus aber von seinen eigenen Truppen, weil er ihnen die Plünderung von Mainz, das sich für ersteren erklärte, versagte, in einem Auflaufe nebst seinem Sohne und Mitregenten gleichen Namens getötet, was nach den Münzen unzweifelhaft in diesem Jahre, wahrscheinlich aber in dessen frühern Monaten geschah (s. Eckhel, p. 440 u. 446). Interessant ist aus dessen Münzen die (von Eckhel, p. 443 beschriebene) mit der Inschrift Herculi Deusoniensi, welchen letztern Namen man mit Deutz am Rhein oder auch mit Duisburg (was jedoch minder wahrscheinlich ist) in Verbindung gebracht hat.

Lälianus muß mehrere Monate mindestens regiert haben, da er nach Treb. Poll. (30 Tyr. c. 5) die Germanen, welche nach des Postumus Tod sogleich in den von letzterem wieder besetzten Teil des Zehntlandes, ja selbst in Gallien eingefallen waren, nicht nur wieder herausschlug, sondern auch die zerstörten Städte in ersterem wieder herstellte. Darauf aber ward er von seinen Leuten wegen Überanstrengung derselben getötet Nach Treb. Poll. (c. 5), der jedoch denselben wenige Zeilen vorher von Victorinus töten läßt, welcher daher vielleicht, wenn man hier nicht den größten Widerspruch annehmen will, als Anstifter dabei mitwirkte. und Victorinus, des Postumus früherer Mitregent, als Alleinherrscher des Westens anerkannt, auch dieser aber nicht lange nachher ermordet, was gegen Ende 267 geschehen sein muß. Ihm folgte (nach Treb. Poll. 30 Tyr. c. 5), durch den Einfluß der Victorina, Victorins Mutter, die wahrscheinlich ein gefügiges Werkzeug für sich suchte, Marius, ein Schmied seines Handwerks, der durch ungemeine Körperkraft und Bravour zu höhern Stellen avanziert war, sehr bald aber von seinem frühern Gesellen, den er höhnend behandelte, niedergestoßen ward. Daß dies aber, wie die Quellen sagen, schon nach zwei oder drei Tagen geschehen sei, läßt sich mit den zahlreichen und verschiedenartigen Münzen, die von ihm erhalten sind, nicht vereinigen. Nach ihm brachte die bei den Soldaten sehr beliebte, daher mater Castrorum genannte Victorina, gewiß eine sehr tüchtige, aber auch intrigante Frau, das Heer zu Ausrufung des Tetricus, der in Aquitanien kommandierte, zum Kaiser, dessen Herrschaft die des Gallienus und selbst die dessen Nachfolgers Claudius überlebte.

Während eines verunglückten Feldzuges des Gallienus in Kleinasien, dessen Beginn spätestens in das Frühjahr 267 zu setzen ist, brachen nun auch die Skythen oder Heruler in Thrakien, Makedonien, Asien und Griechenland ein, woraus sie jedoch schließlich mit großem Verluste wieder vertrieben wurden.

Ob vor des Gallienus Tode, welcher bei seinem Abmarsche gegen den Empörer Aureolus in Italien die Führung des Krieges wider die Goten dem erfahrenen und tüchtigen Martian übertrug, in Thrakien und Mösien noch Erhebliches vorfiel, wissen wir nicht, ersehen aber aus Treb. Pollio (Claud. c. 6), daß derselbe sie nachdrücklich verfolgte.

Nur dessen Worte: quosque (Gothos) Claudius emitti non siverat, dürften noch auf die Zeit von des Kaisers Anwesenheit zu beziehen sein, da Claudius diesem nach Italien gefolgt sein muß.

Die Einfälle der Goten und anderer Nordvölker in das römische Gebiet in den Jahren 261 bis 288 betreffend

Treb. Pollio (Duo Gall. c. 4) anscheinend im Jahre 261, in Wirklichkeit aber, wie am Schluß nachgewiesen werden wird, auf die früheren Einfälle von 256–258 bezüglich:

»Zu diesen Unfällen (nach Valerians Tode) kam, daß die Skythen in Bithynien eingefallen waren und die Städte zerstört hatten. Darauf verwüsteten sie das in Brand gesteckte Astacum, welches später Nikomedien genannt ward.«

(c. 5, 6 u. 7.) In den Jahren 261–263:

»Nach Einnahme Thrakiens (occupatis Thraciis) verwüsteten die Goten Makedonien und belagerten Thessalonich (c. 5). Die Lesart der Stelle Gothi et Clodius de quo dictum est superius, occupatis Thraciis Macedoniam vastabant in den gewöhnlichen Ausgaben ist sinnlos, Im Cod. pal. finden sich aber mit Lücken die Worte: »Gothori a quo dictum est superius Gothis inditum est.« H. v. Gutschmid stellte mündlich die ansprechende Konjektur auf, daß der letzte Teil derselben gelautet haben werde: a quo, ut dictum est superius, nomen Gothis inditum est, in der vorhergehenden aber ein Name, etwa duce filio Ostrogothae a quo etc. enthalten gewesen sei. Ostrogotha selbst nämlich kann nach Jordanis c. 18 damals nicht mehr gelebt haben. Der Irrtum, daß der Name Goten von einem Könige herrühre, kann bei diesem Schriftsteller wenigstens nicht auffallen. In Achaja wird unter Marians (nach dem Cod. palat., wahrscheinlich aber ist Marcian gemeint) Anführung gegen dieselben Goten gekämpft. Von da zogen sich diese, durch die Achaier besiegt, zurück. Die Skythen aber, d. i. ein Teil der Goten, verwüsteten Asien. Damals ward auch der berühmte Tempel der Diana zu Ephesus geplündert und in Brand gesteckt (c. 6). Um dieselbe Zeit (im Jahre 263) zogen sich auch die Skythen in Asien, durch die Tapferkeit und Führung der römischen Feldherren besiegt, in ihre Heimat zurück.« (c. 7.)

(c. 11.) Anscheinend im Jahre 264 oder 265:

»Während dies gegen die Perser geschah, drangen die Skythen in Kappadokien ein und begaben sich, nachdem sie dort Städte erobert und mit wechselndem Glücke Krieg geführt, nach Bithynien« (d. i. sie zogen sich durch Bithynien in ihre Heimat zurück).

(c. 12.) Anscheinend 265 oder Anfang 266:

»Die Skythen kamen zu Schiff nach Heraklea und kehrten von da mit Beute in ihre Heimat zurück, obwohl sie, zur See geschlagen, viel Volk durch Schiffbruch verloren.«

(c. 13.) Im Jahre 266 oder 267, jedenfalls bis in das Jahr 267:

»Währenddessen drangen die Skythen, durch den Pontus schiffend, in den Ister ein und fügten dem römischen Gebiete vielen schweren Schaden zu.

Nachdem Gallienus dies vernommen, beauftragt er die Byzantiner Kleodamus und Athenäus mit Instandsetzung und Befestigung der Städte. Am Pontus ward gekämpft und die Barbaren wurden von den byzantinischen Heerführern geschlagen. Zugleich besiegte Venerianus die Goten in einer Seeschlacht, worin er selbst fiel. Von da verwüsteten sie Kyzikus und Asien und darauf (deinceps) ganz Achaja, wurden aber von Dexippus, dem Geschichtsschreiber dieser Zeiten, besiegt. Von da vertrieben, schweiften sie durch Epirus, Akarnanien und Böotien. Gallienus, kaum durch das öffentliche Unglück aufgeregt, tritt indes den schweifenden Goten in Illyricum entgegen und haut, bei zufälligem Zusammentreffen, sehr viele (plurimos) nieder. Nachdem die Skythen dies erfahren, verschanzen sie sich hinter eine Wagenburg und sind über den Berg Gessax (per montem Gessacem) zu fliehen genötigt.«

Wenn Treb. Pollio am Schluß seines Berichts Goten und Skythen unterscheidet, erstere geschlagen werden, letztere entfliehen läßt, so ist dies bei diesem Schriftsteller, der ja (c. 6) die Skythen ausdrücklich einen Teil der Goten nennt, nur als ein völlig bedeutungsloser Wechsel des Namens aufzufassen. Die von Gallienus Geschlagenen müssen ein Seitenkorps gewesen sein, nach dessen Niederlage sich das Hauptkorps zuerst durch Verschanzung gegen die leichten Truppen der Sieger sicherte, bald aber über den Berg zurückging.

Daß der Seesieg des Venerianus in das Jahr 267 fällt, wird durch die (von Eckhel, p. 394 beschriebene) Münze des Gallienus, mit der Bezeichnung trib. pot. XV, welche Verluste der Feinde zur See andeutet, außer Zweifel gesetzt. Wenn Eckhel sich in der Anm. auf Treb. Pollio (c. 12) beruft, so scheint dies Druckfehler oder Irrtum zu sein. Offenbar nämlich handelt c. 13 von einer späteren Zeit als c. 12 (vergl. jedoch hierüber die Bemerkung am Schluß) und es ist kaum denkbar, daß auch jener frühere Seesieg schon in das Jahr 267 gefallen sei, zumal der des Venerianus notwendig in den ersten Monaten dieses Jahres erfochten worden sein muß, da sonst für die lange Reihe späterer Ereignisse kaum Zeit bliebe, indem Gallienus gewiß noch vor Eintritt des Winters 267 aus dem skythischen Kriege ab- und wider den aufständischen Aureolus in die Gegend von Mailand marschierte.

Aus Zosimus gehören hierher die schon oben erörterten Nachrichten in I, c. 26, 27 u. 28, die jedoch noch der Zeit des Kaisers Gallus angehören und in chronologischer Hinsicht durchaus verworren sind. Das wichtigste darin ist die Verwüstung Kleinasiens bis Kappadokien, Pessinus und Ephesus (c. 29).

(c. 29.) Im ersten Jahre von Valerians Regierung, also 254:

»Die Skythen erheben sich aus ihren Sitzen. Auch die Markomannen brechen verheerend in die römischen Grenzprovinzen ein. Thessalonich wird in die äußerste Gefahr gebracht, und nachdem dessen Belagerer, in Folge des tapfern Widerstandes der Bewohner, mit großer Anstrengung zum Abzuge gebracht worden, wird ganz Griechenland durch Schreck und Zerrüttung heimgesucht.

Die Athener sorgen für Herstellung ihrer Mauern, für die seit deren Zerstörung durch Sulla nichts geschehen war. Die Bewohner des Peloponnes sperren den Isthmus durch eine Mauer ab und in ganz Griechenland werden zum Landesschutz öffentliche Wachen aufgestellt.«

c. 31:

Die Boranen, Goten, Carpen und Urugunden (deren Einfall in die europäischen Provinzen schon oben berichtet wurde) fallen nun in Asien ein, wobei die Art und Weise ihres Übergangs dahin vom Bosporus (der Krim) aus umständlich berichtet, von deren Taten in Asien aber nichts erwähnt wird.

Es ist nicht zu ermitteln, ob dies nur die nähere Beschreibung des frühern, schon zu des Gallus Zeit erfolgten, c. 28 erwähnten Einbruchs sei, oder den spätern, in c. 32 bis mit 35 erzählten in den Jahren 256 bis 258 nur zur Einleitung dienen soll.

c. 32, 33, 34 und 35 in den Jahren 256 bis 258:

Zosimus muß für diesen klaren, zusammenhängenden und anziehenden Bericht über die skythischen Fahrten nach Kleinasien in den gedachten Jahren eine sehr gute Spezialquelle, eine einheimische, gehabt haben. Er beweist hierin, was er mit gutem Material zu leisten vermochte.

(c. 37.) Im Winter 260 bis 261:

Valerians Gefangennehmung bewog auch die Nordvölker, mit gesamter Kraft über das gedemütigte Rom herzufallen. Sie vereinigten sich mit den westlichen Germanen zu gemeinsamen Einbrüchen, wie dies bereits oben ebenso näher angegeben ward als der c. 38 zu Ende des Jahres 261 berichtete Zug des Gallienus wider die in Italien eingefallenen Markomannen.

(c. 38.) Wahrscheinlich im Jahre 267:

»Da die Skythen auf das schlimmste in Griechenland hausten und sogar Athen erobert hatten, eilte Gallienus selbst zur Schlacht wider sie herbei, nachdem er Thrakien vorher besetzt hatte.«

Man würde nicht zweifeln, daß hier die nach Vorstehendem von Treb. Pollio berichteten Ereignisse des Jahres 267 gemeint seien, wenn nicht Zosimus durch die unmittelbar darauf folgenden Worte: »Er befahl dem Odenat, den verzweifelten Angelegenheiten des Orients Hilfe zu bringen«, alles wieder verwirrte.

Da derselbe indes in dem folgenden die ganze Geschichte des Orients von Odenats Erhebung wider Sapor bis zu Zenobias Herrschaft, die gegen acht Jahre umfaßt, berichtet und unmittelbar hernach in (c. 40) auf des Gallienus Ende übergeht, so ist hier offenbar nur eine ungeschickte Zusammenstellung oder ein Mangel an chronologischer Sonderung, an der es ihm überhaupt fehlt, nicht aber die Meinung vorauszusetzen, daß er des Gallienus Kampf gegen die rückweichenden Goten für gleichzeitig mit dem Beginn von Odenats Krieg wider Sapor gehalten habe.

Syncellus

P. 715 der Bonn. Ausg. Z. 8–15:

»Unter Valerian und Gallienus belagerten die Skythen, nachdem sie über den Ister gesetzt und Thrakien wieder ausgeraubt hatten, Thessalonich, eine Stadt der Illyrer (τὴν ’Ιλλυρίδα πόλιν, ein Zusatz von Syncellus' Unwissenheit). Sie verrichteten aber bei der Tapferkeit der Verteidiger nichts Vorzügliches. Die dadurch in Schrecken gesetzten Hellenen sperrten die Thermopylen durch Festungswerke. Damals stellten auch die Athener ihre, seit Sullas Zeit zerstörten Mauern wieder her. Die Peloponnesier zogen von Meer zu Meer eine Mauer über den Isthmus. Die Skythen aber kehrten mit vieler Beute in die Heimat zurück.«

Dies ist offenbar mit wenig Abänderungen aus Zosimus I, 28 entnommen. So sagt dieser z. B.: Πελοποννησίου δὲ τὸν ’Ίσθμον διετείκισαν. Syncellus aber: Πέλοπον δὲ απὸ θαλάσσης εις θάλασσαν τὸν ’Ίσθμ. διετείχ., so daß bei letzterem nur die ganz überflüssigen Worte: »von Meer zu Meer« zugesetzt sind.

p. 716, Z. 16–22; p. 717, Z. 5 vom Jahre 261, nachdem er unmittelbar vorher von Odenats Erhebung gehandelt und daß dieser in Phönikien einige wider ihn aufgestandene Römer (Ballista und Quintus) vernichtet habe, bemerkt hat. Er fährt hierauf so fort:

» Damals (τότε), also im Jahre 261, fielen die, in ihrer Heimatsprache auch Goten genannten Skythen οι Σκύθαι καὶ Γότθοι λεγόμενοι επιχωρίως durch das pontische Heer in Bithynien ein, und ganz Asien und Lydien einnehmend, bemächtigten sie sich auch der großen bithynischen Stadt Nikomedia und zerstörten die jonischen Städte, die teils gar nicht, teils nur zum Teil befestigten einnehmend. Nichtsdestoweniger berührten sie auch Phrygien, Troja zerstörend, sowie Kappadokien und Galatien.«

Unstreitig sind hier die von Zosimus (c. 32 bis 36) berichteten, oben ausführlich wiedergegebenen Raubfahrten der Goten in den Jahren 256 bis 258 gemeint, nur aber unrichtig chronologisch eingereiht, wie dessen Unkunde der Zeitrechnung sich aus dem folgenden ergibt:

Derselbe fährt nämlich a. a. O. also fort:

»Aber Odenat, durch seine Siege gegen die Perser nach Ktesiphons Eroberung berühmt, nachdem er das Unglück Asiens vernommen, marschiert in Eile durch Kappadokien nach dem pontischen Heraklea, wird aber, als er schon einen Teil der skythischen Streitkräfte erreicht hat, durch die Hinterlist jemandes, der auch Odenat heißt, ermordet. Die Skythen aber ziehen sich vor dessen Ankunft über den Pontus in ihre Heimat zurück.«

Die chronologische Verwirrung dieses Berichts ergibt sich am sichersten daher, daß er diese Ereignisse, die doch unmöglich über sechs Jahre sich erstreckt haben können, nach obigem τότε mit Odenats Anfang im Jahre 261 beginnen und mit dessen unbezweifelt in das Jahr 266 fallendem Tode schließen läßt.

Die allen sonstigen Nachrichten widersprechende Nachricht von Odenats Ermordung in dem Feldzuge gegen die Skythen bei Heraklea ist bereits oben erörtert worden.

p. 717, Z. 9–24. In den Jahren 266 bis 267:

Damals (dies schließt sich an das obige an) nahmen auch die Heruler (Αίρουλοι), auf fünfhundert Schiffen aus der Mäotis über den Pontus kommend, Byzanz und Chrysopolis (das frühere Amphipolis in Makedonien) ein.

Hier eine Schlacht liefernd zogen sie sich ein wenig nach der die heilige genannten, Mündung des Pontus Euxinus zurück Geschah dies nach der Schlacht zu Lande, so müßte hier die Ausmündung des Hellesponts in die Propontis gemeint sein, die aber von Amphipolis gegen vierzig Meilen entfernt ist, was freilich dem μικρὸν υποτρέψαντες nicht entsprechen würde.

Der kurze Rückzug kann aber auch zu Land nach der Flotte geschehen sein auf welcher sie dann zur heiligen Mündung (solchesfalls der Eingang des Hellesponts vom ägäischen Meere her) gelangten. Im Ptolemäus findet sich unter ιερὸν στόμα nur eine Donaumündung in Mösien aufgeführt. S. III, c. 10, 92.

und schifften hierauf mit günstigem Winde nach der Reede von Kyzikus herüber, wo sie bei dieser größten Stadt Bithyniens landeten und darauf die Inseln Lemnos und Skyros verwüsteten. (Sie müssen sich also wieder eingeschifft und den Hellespont aufs neue passiert haben. Der Rückzug zur See nach Kyzikus läßt beinahe vermuten, daß auch eine römische Flotte ihnen folgte, nach deren Abzug sie wieder zur See in jene Inseln und von da in Griechenland einfielen.)

Hierauf zuerst in Attika einfallend verbrannten sie Athen, Korinth und Sparta, auch Argos, und durchstreiften verheerend ganz Achaia, bis die Athener in unwegsamem Terrain ihnen auflauerten, die meisten derselben niederhieben, zugleich aber der Kaiser Gallienus herbeieilte und am Nessus (der Grenzfluß, der sich zwischen Thrakien und Makedonien in das ägäische Meer ergießt) noch 3000 derselben tötete. Damals wurde Naulobat, der Heerführer der Heruler, indem er zum Kaiser Gallienus überging, durch konsularische Ehren von ihm ausgezeichnet.«

Offenbar berichtet diese wichtige, besonders durch Erwähnung der Heruler interessante Stelle, die wahrscheinlich dem Dexippus entlehnt ist. dieselben Ereignisse, deren Treb. Pollio (c. 13) ausführlich, Zosimus (c. 38) aber nur kurz gedenkt. Beide lassen den Feldzug durch Landung in Thrakien eröffnen und dann eine Schlacht folgen, nach Treb. Pollio am Pontus, nach Syncellus aber, anscheinend wenigstens, in der Gegend von Amphipolis, das am ägäischen Meere lag. Nach ersterem werden sie hierauf auch zur See durch Venenanus geschlagen. Davon weiß Syncellus nichts, der Rückzug nach Kyzikus macht es aber wahrscheinlich, daß sie auch zur See im Nachteile waren. Dort mögen sie vorher auf der Fahrt von Byzanz bis Amphipolis vielleicht eine Schiffsreserve zurückgelassen, jedenfalls der Führer der römischen Flotte nach Venenans Tode nicht Entschlossenheit oder Kraft genug gehabt haben, sie auch dort anzugreifen.

Darin, daß dieselben von Asien nach Achaia herüber schifften, auf welchem Wege die Inseln Lemnos und Skyros lagen, stimmen beide Quellen wieder überein, ebenso im Wesentlichen bis auf einen noch zu erwähnenden Punkt über den nächsten Verlauf des Feldzuges daselbst.

Nur über das Ende desselben ist Treb. Pollio ausführlicher als Syncellus, bei welchem der Zuzug des Gallienus infolge ungeschickter Abkürzung offenbar mangelhaft wiedergegeben ist, da derselbe dessen Sieg unmittelbar an den sicherlich durch Raum und Zeit merklich davon getrennten der Athener anschließt. Dagegen gibt Syncellus als Ort der Schlacht gegen Gallienus ausdrücklich den Nessus an, worüber Treb. Poll. nichts sagt. Nach dessen Lage und weil Letzterer die Skythen ausdrücklich zuerst durch Epirus, dann durch Akarnanien und Böotien zurückweichen läßt, müßte man annehmen, dieselben seien beutebeladen bereits auf dem Rückzuge in ihre Heimat gewesen, als es Dexippus gelang, sich auf deren, wahrscheinlich auf das Tal des Margus (gr. Marawa) gerichteten, Rückzugslinie aufstellend, sie in günstigem Terrain zu schlagen.

Sie mußten dann, von ihrer Marschlinie abgeschnitten, südlich, d. i. rückwärts entweichen Dem steht freilich entgegen, daß es eine mehr als kühne Operation gewesen wäre, diese Verwüster durch Versperrung des Rückzugs in die Heimat wiederum nach Griechenland zurückzutreiben. Die Grundlage der ganzen Vermutung – die Ordnung, in welcher Treb. Pollio obige Provinzen aufführt – ist freilich auch bei dessen sonstiger Unzuverlässigkeit keine ganz sichere. Will man aber, wozu man doch eigentlich berechtigt und verpflichtet ist, an der Quelle festhalten, so dürfte sich jene strategische Operation wohl durch die Absicht den Herulern ihre Beute wieder abzunehmen und Gefangene zu befreien, erklären lassen, die dann auch gelungen sein wird., und konnten erst von Böotien aus durch Thessalien wieder ihrer Heimat sich nähern, auf welchem Wege Gallienus einen Teil derselben am Nessus schlug.

Der Berg Gessax, über welchen deren Rest entfloh, muß dann in Rhodope, der südlichen Abzweigung des Hämus, gesucht werden.

Eine Verschiedenheit beider Berichte scheint noch darin zu liegen, daß Treb. Pollio der Zerstörung Athens und der übrigen griechischen Städte, die Syncellus anführt, nicht gedenkt.

Da jedoch ersterer sagt: Achilam omnem vastaverunt, so steht die genauere Angabe des Syncellus mit der allgemeineren des Treb. Pollio nicht in Widerspruch.

Zonaras LXII.

c. 23, p. 593 der Bonner Ausgabe, Z. 4–10. Im Jahre 254:

»Die über den Ister gegangenen Skythen verheerten das thrakische Land aufs neue und belagerten die berühmte Stadt Thessalonich, nahmen sie aber nicht ein. Sie setzten alle in solche Furcht, daß die Athener die seit Sullas Zeit zerstörte Mauer ihrer Stadt wiederherstellten, die Peloponnesier aber den Isthmus von Meer zu Meer durch eine Mauer sperrten.«

Dies stimmt wieder mit Zosimus (c. 29) sowie Syncellus (p. 716) fast wörtlich überein, so daß Zonaras und Syncellus entweder aus Zosimus oder alle drei aus einer gemeinschaftlichen Quelle, etwa dem Fortsetzer des Dio, geschöpft haben müssen. Da dieser jedoch, nach den uns davon erhaltenen Fragmenten, viel ausführlicher schreibt und ein unmittelbarer Auszug aus solchem durch drei verschiedene Schriftsteller gewiß nicht so gleichlautend ausgefallen wäre, so erscheint es ungleich wahrscheinlicher, daß Syncellus dem Zosimus und Zonaras wieder dem letztern, nur einige Zusätze weglassend, nachgeschrieben habe.

c. 24, p. 596, Z. 15–21:

»Nach Valerians Tode gelangte dessen Sohn Gallienus zur Herrschaft über die Römer. Der Vater, als er zum Kriege gegen die Perser zog, hatte diesem überlassen, im Westen diejenigen abzuwehren, welche in Italien einzufallen lauerten und Thrakien verwüsteten.

Dieser besiegte bei Mailand 30 000 Alemannen mit nur 10 000 Mann. (Dies ist, wie schon oben erwähnt ward, unrichtig.)

Darauf schlug er auch die Heruler von skythischem und gotischem Stamme (Σκυθικω̃ γένει καὶ Γοτθικω̃). Auch mit den Franken führte er Krieg.«

Offenbar ist die hier erwähnte Besiegung der Heruler dieselbe, deren Syncellus nach obigem c. 3, p. 717 ausführlich gedenkt, fällt also in das Jahr 267.

Jordanis c. 20.

Dies lediglich von den Zügen der Goten unter Gallienus handelnde Kapitel sagt nichts neues und ist übrigens so dürftig, daß es sich zur weiteren Erwähnung hier nicht eignet.

Der Schriftsteller charakterisiert sich durch seine Zusätze, indem er sagt:

»wobei sie Troja und Ilium zerstörten, welche kaum von jenem Kriege Agamemnons (vor 1400 Jahren!) sich etwas erholend, wiederum durch die feindlichen Waffen zerstört wurden.«

Ferner, wo er von Anchialus (am Pontus, zehn bis zwölf Meilen südlich von Varna) und dessen Bädern spricht, was beinahe die Hälfte des Kapitels füllt:

»die Stadt, welche früher Sardanapal, der König der Parther, zwischen der Seeküste und dem Fuß des Hämus angelegt hatte.«

Von den Epitomatoren erwähnen nur Aur. Vict. de Caes. c. 33, 3 und Eutrop IX, 8, ganz kurz: daß Thrakien, Makedonien, Griechenland und das benachbarte Asien durch die Goten verwüstet worden seien.

Vergleichen wir nun vorstehende Quellenzeugnisse genauer, so finden wir, wenn auch nicht volle, doch mehr Übereinstimmung derselben, als auf den ersten Anblick der Fall zu sein scheint.

Läßt man die noch zu erörternde Nationalitätsfrage hier beiseite, so ergeben sich im Wesentlichen folgende Haupteinbrüche der Nordvölker in das römische Gebiet:

1) Die von Zosimus c. 32 bis 35 so ausführlich berichteten und in Kap. 12 vollständig wiedergegebenen Raubzüge in den Jahren 256 bis 258, über deren Zeitbestimmung nach obigem kein Zweifel stattfindet. Auch ist es wohl nur scheinbar, daß Treb. Pollio diese in das Jahr 261 versetzt. Die entsetzliche Zerrüttung des Reichs nach Valerians Tode schildernd, sagt er nämlich nur: Accesserat praeterea his malis, quod Scythae Bithyniam inva serant, civitatesque dele verant. Da aber die Folgen jener Zerstörung sicherlich auch in den nächsten Jahren noch fühlbar waren, so folgt daraus nicht, daß er diesen Einfall in das Jahr 261 selbst gesetzt habe. Die folgenden Worte: Denique Nicomediam incensam graviter vasta verunt scheinen allerdings Gleichzeitigkeit zu beweisen, erwägt man aber, daß die Schreibart jedenfalls grammatisch unrichtig sein würde, da er, weil Nikomedia eine jener zerstörten Städte war, in beiden Sätzen entweder das Plusquamperfectum oder das Perfectum brauchen mußte, nicht aber verschiedener Zeitformen sich bedienen durfte, so erklärt sich das vastaver unt ganz einfach durch einen so leicht möglichen Fehler des Abschreibers, der das a des vastaver ant mit u verwechselte.

2) Die gemeinsamen Einfälle der Nordvölker in das römische Gebiet nach Valerians Tode in den Jahren 261 bis 263.

Daß diesen Verabredung zugrunde lag, sagt nur Zosimus c. 37: es ist aber an sich wahrscheinlich, daß der die ganze römische Welt, wie deren Feinde aufregende Schlag der Gefangennehmung Valerians einen solchen Gesamtanfall hervorgerufen habe.

Die Geschichte dieser Einbrüche im Osten des Reichs und zwar zuerst in Thrakien, dann in Makedonien, wo sie Thessalonich belagerten, endlich in Asien, woraus sie im Jahre 263 vertrieben wurden, findet sich nur in Treb. Pollio (c. 5, 6 und 7), wo sie, zwar kurz und nicht im Zusammenhange, aber doch anscheinend im Wesentlichen vollständig und folgerichtig erzählt wird.

Merkwürdigerweise aber scheinen dies dieselben Ereignisse zu sein, welche Zosimus c. 29 und nach ihm Syncellus p. 715, sowie Zonaras Kap. 23, p. 593 in das Jahr 254 versetzen, wie dies namentlich aus der, auch von diesen allen angeführten Belagerung von Thessalonich hervorgeht. Nun fehlt uns zwar für diese frühere Zeit Treb. Pollio, dessen Leben Valerians fast ganz verlorengegangen ist, immer aber bleibt eine zweimalige Belagerung Thessalonichs um so unwahrscheinlicher, da keine der Quellen einer solchen Wiederholung gedenkt.

Man hat sich daher hier zwischen Treb. Pollio und Zosimus zu entscheiden, welches letztern Glaubhaftigkeit übrigens durch Syncellus und Zonaras nicht erhöht wird, weil diese offenbar ihm selbst oder dessen Quelle nur nachgeschrieben haben.

Nach demjenigen, was oben über die relative Glaubwürdigkeit des frühern römischen Schriftstellers in chronologischer Hinsicht, dem so viel späteren griechischen gegenüber, gesagt worden, wird man sich für erstern zu entscheiden haben. Dies wird aber auch noch dadurch unterstützt, daß die Goten ein so kühnes Wagstück, wie der Marsch durch Thrakien nach Makedonien und Griechenland und von da nach Asien, kaum sofort nach Valerians, des allgemein Geachteten, Thronbesteigung unternommen haben dürften, während im Jahre 263 des Reiches allgemeiner Verfall eher dazu aufforderte.

Daß auf diesem Raubzuge übrigens auch der Dianentempel zu Ephesus zerstört wurde, sagt zwar nur Treb. Pollio (c. 6), kann aber um so weniger bezweifelt werden, da gerade diese Tatsache auch von Jordanis (c. 20) hervorgehoben wird.

3) Der von Treb. Pollio (c. 13) und von Syncellus (p. 717) ausführlich, von Zosimus und Zonaras aber nur kurz erwähnte Einbruch durch Thrakien über Asien in Griechenland im Jahre 267. Hierüber findet, wie oben näher ausgeführt worden, zwischen beiden Hauptquellen im Wesentlichen Übereinstimmung statt. Daß derselbe, wie Syncellus sagt, von den Herulern ausging, während Treb. Pollio nur von Skythen und Goten spricht, wird auch durch Zonaras bestätigt, sowie die Eroberung Athens, die auch nur ersterer ausdrücklich anführt, durch Zosimus.

In vorstehender Zusammenstellung sind von sämtlichen, unzweifelhaft in Valerians und Gallienus Regierungszeit fallenden Quellenzeugnissen nur zwei derselben, die im 11. und 12. Kapitel des Treb. Pollio, unerwähnt geblieben.

Möglich, daß in Kapitel 11 einer besonderen unerheblichem und kürzeren Raubfahrt gedacht wird, wie deren gewiß noch mehrere stattgefunden, ohne in den Quellen irgendeine Erwähnung zu finden.

Vergleicht man dagegen die Stelle c. 12 mit c. 13 desselben Schriftstellers und dem Parallelberichte des Syncellus (3. c.), so ergibt sich eine auffällige Ähnlichkeit des Hergangs mit dem ersten Teile des an gedachten Orten beschriebenen Feldzuges von 267. In der Tat ist es fast nur der Name der von Treb Pollio (c. 12) erwähnten Stadt Heraklea, der sich weder bei diesem (c. 13), noch bei Syncellus wiederfindet.

Auch diese Verschiedenheit aber ist, da die Flotte der Heruler auf der Fahrt von Byzanz bis Amphipolis bei dem thrakischen Heraklea vorbeikommen mußte, dasselbe daher leicht auch geplündert haben kann, keine wesentliche.

Dies begründet die Vermutung, daß Treb. Pollio die Nachricht c. 12 vielleicht einer andern dürftigeren Quelle als die in c. 13 entlehnt haben könne, beide aber, was ihm entgangen, sich auf dasselbe Ereignis bezogen haben. Zur Gewißheit hierüber ist freilich nicht zu gelangen.

 


 << zurück