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Vorwort zur zweiten Auflage

Die erste Auflage dieses Werkes ist vergriffen. Der Herr Verleger, mit dem verewigten Verfasser sehr nahe befreundet, hegte den Wunsch der Pietät, den Namen von Wietersheim nicht in der Reihe seiner Autoren erlöschen zu lassen und das in so vielen Stücken wertvolle Werk lebendig zu erhalten.

Dabei konnte nicht verkannt werden, daß eine neue Ausgabe in zahlreichen Partien eine Neugestaltung werden müsse: sind doch seit dem Erscheinen des I. Bandes mehr als zwanzig Jahre verstrichen, welche außerordentlich reich waren an Arbeiten und Fortschritten gerade auf diesem Gebiet der Forschung.

Gern übernahm ich die ehrenvolle Aufforderung, diese Neugestaltung zu besorgen.

Ich glaubte dabei die Verbreitung des Werkes durch erhebliche Verringerung seines Umfangs unbeschadet seines Wertes fördern zu können. Beträchtliche Kürzung schien erreicht werden zu können durch Weglassung der achtzehn Bogen betragenden Darstellung der älteren römischen Geschichte und Verfassungsentwicklung von der Gründung der Stadt und von Servius Tullius an, welche die erste Ausgabe enthielt, aber eine »Geschichte der Völkerwanderung« entbehren kann; ferner durch Verweisung von Exkursen in den Anhang kleineren Druckes, durch Streichung von Lokaluntersuchungen über Schlachtfelder, von Polemik gegen einzelne Schriften und durch ähnliche Ausscheidungen mehr: zumal der orientalischen Kriege Roms, welche mit der »Völkerwanderung« keinerlei Zusammenhang haben.

Der ebenso liebenswürdige als verehrungswürdige greise Verfasser des Werkes, dessen persönlicher Bekanntschaft ich mich erfreute, hat die Bedenken, welche ich gegen die allzu lockere Anordnung des Werkes vor mehr als zwanzig Jahren aussprach (s. jetzt Bausteine II, Berlin 1880, zur Geschichte der Völkerwanderung), wiederholt selbst mündlich und in der Vorrede zu seinem II. Bande (p. III, IV) als begründet anerkannt: in seinem eignen Sinn also habe ich vielfach ein festeres Gefüge des Buches vorgenommen.

Der so gewonnene Raum konnte zum Teil dazu verwertet werden, ein systematisch geordnetes Verzeichnis der Quellen und Literatur dem Schluß anzufügen.

Nur von diesen quantitativen Veränderungen der ersten Auflage soll hier gesprochen werden: die Hervorhebung der qualitativen würde eine Kritik erheischen, welche an dieser Stelle die Pietät verbietet.

Der Vergleich beider Bücher mag dem Leser zeigen, welches Maß von Mühe (in großen und in kleinen Dingen) die Umarbeitung aufgewendet hat: nicht eine Seite blieb unverändert: die germanischen Verfassungszustände mußten fast ganz neu dargestellt werden. An die römischen Dinge habe ich viel weniger gerührt: – aus guten Gründen –, die teils in der Sache, teils in den Schranken meiner Kenntnisse lagen.

Nur selten habe ich die vorgenommenen Änderungen (oder meine entgegenstehende Ansicht) angedeutet.

Königsberg, Oktober 1880

Felix Dahn


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