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Siebentes Kapitel.
Claudius und Aurelian

Vom Jahre 268 bis 275

Schlag auf Schlag war Rom seit der Deciusschlacht gesunken, in einen Abgrund von Leiden bei dem Tode des Gallienus gestürzt.

Losgerissen vom Reiche – unter Tyrannen – der Westen und Osten, bei dreißig bis vierzig Millionen Menschen, ja letzterer unter einem Weibe. Tetricus hatte nur Gallien und Hispanien inne (Treb. Poll. Claud. c. 7), nicht also auch Britannien, das jedoch, bei dem Abbruche der gewöhnlichen Verbindung durch Gallien, für Rom kaum noch eine merkliche Hilfsquelle gewesen sein kann.

Zenobia besaß unzweifelhaft Syrien mit Palästina und das ganze Mesopotamien, wahrscheinlich aber auch schon seit Heraklians Besiegung einen großen Teil des östlichen und südlichen Kleinasiens, in dessen Besitz wir sie noch bei Aurelians Feldzug finden.

Natur, Erdbeben, Pest, Hunger, Bürgerkrieg und Feindesschwert schienen im Bunde gegen die unglücklichen Lande.

Furchtbar bedrängten germanische Völker die östlichen Donaulande, Makedonien, Griechenland und Kleinasien.

Nicht nur Geld und Gut, unermeßliche Reichtümer, auch die Menschen selbst wurden fortgeschleppt in Knechtschaft, die Ernten verheert und herrliche Städte des Reichs in Schutt und Asche gelegt. Reißend mußte da die Bevölkerung abnehmen, wie denn die Alexandriens nach den Getreideverteilungslisten bis auf 38 Proc. der früheren herabgesunken war. (Eusebius K. Gesch. VII, 21.) Nach Dionys, Bischof von Alexandrien (Euseb. K.-G. VII, 21), betrug später die Zahl der Getreideempfänger von vierzehn bis achtzig Jahren ebensoviel, als vorher der von vierzig bis siebzig. Nach des Dupercieux Tabelle im Almanac du bureau des longitudes vom Jahre 1858 kommen nun normal auf eine Million Menschen 704 348 der ersteren, aber nur 267 654 der letzteren Altersklassen. Dies ergibt eine Abnahme der Bevölkerung um 62 Proz., also beinahe ⅔, Gibbon irrt aber, wenn er (c. X am Schluß) des Gallienus Tod als Zeitpunkt dieser Berechnung angibt, da Dionys bereits während des Konzils zu Nikäa, also etwa 264 starb. Derselbe ist vielmehr nach dem Ende des Bürgerkriegs in Alexandrien im Jahre 263 anzunehmen.

Wie schwer muß da der Steuerdruck auf den Rest des Volks gefallen sein, da Rom, um so viel innern und äußeren Feinden zu widerstehen, keine eigenen Krieger mehr, nur noch erpreßtes Geld hatte, Barbaren zu kaufen.

Da rettete eine Reihe großer Kaiser und Helden das Reich, erhob es für mehr als ein Jahrhundert wieder zu dem wenn auch trügerischen Scheine alten Glanzes.

Claudius NAME="voe1207_Anm3">Die Quellen über Claudius sind besser als die über dessen Vorgänger und Nachfolger. In den wichtigsten derselben (Zosimus und Treb. Pollio) ist sogar mehr Übereinstimmung als auf den ersten Anblick der Fall zu sein scheint. Aur. Vict. de Caes. ist sehr dürftig. Die von diesem (aber auch von der Epitome) angeführte Sage, Claudius habe sich dem Tode für die Republik geweiht, bedarf keiner eingehenden Widerlegung.

Die auf die letzte Zeit des Gallienus bezügliche Stelle des Treb. Poll. Claud. c. 6: illi Gothi, qui evaserant eo tempore quo illos Macrianus est persecutus, quosque Claudius emitti non siverat, dürfte sich ganz einfach auf den letzten Kampf des Gallienus mit den Goten (Treb. P. Gall. c. 13 und oben S. 206 f.) beziehen und so zu verstehen sein: Claudius befehligte in dem Heeresteil, welcher die Goten vom Rückzug abschnitt und schlug sie, Martian aber wider diejenigen, welchen es gelang, über den Berg Gessar zu entweichen.

Natürlich hatte letzterer, wie Zosimus (c. 40) ausdrücklich anführt, den Verfolgungskrieg fortzusetzen. Treb. Poll. sagt daher auch in der oben angezogenen Stelle Gall. 13: Omnes inde Scythas valia bellorum fortuna agitavit, quae omnes Scythas ad rebellionem excitarunt. Auf diese letzteren Worte dürfte jedoch bei einem Schriftsteller, dessen Urteile so oft gedankenlos sind, kein Wert zu legen sein, weshalb wir uns auf dasjenige beziehen, was im Texte S. 231 über die Motive des Einbruchs unter Claudius gesagt ist.

Die Epit. Aur. Vict. c. 34 spricht nur von einem Alemannen-Heere überhaupt, von welchem Claudius »tantam multitudinem fudit, ut aegre pars dimidia superfuerit«.

Zonaras aber sagt: Gallienus habe 300 000 Alemannen bei Mailand besiegt.

Dies ist ein Irrtum im Namen des Kaisers, kann sich daher, weil die Feinde unstreitig schon in des Gallienus letzten Tagen in Italien eingebrochen waren, nur auf Claudius beziehen.

Luden, dieser treffliche Geschichtsschreiber des deutschen Volkes, den nur sein Panegyrismus hindert unbefangen zu sein, nimmt I, S. 105 an, Gallienus habe vor seinem Abzuge Frieden mit den Goten geschlossen, und S. 106: Martian scheine diesen gebrochen und durch irgend eine Treulosigkeit den Zorn der gotischen Völker gereizt zu haben.

Dem steht aber nicht allein das gänzliche Schweigen der Quellen entgegen, sondern es ist auch geradezu undenkbar, daß Martian unmittelbar nach solchem Frieden einen und zwar längern Krieg (varia bellorum fortuna) wider die Goten fortgeführt habe. Der Übertritt des Naulobat in römischen Dienst, auf den sich Luden für seine Meinung beruft, beweist bei der Unabhängigkeit solcher Gefolgsführer nicht das geringste für einen allgemeinen Frieden, wie dies, abgesehen von der Natur der Sache, schon die vielfachen Spezialverträge im markomannischen Krieg außer Zweifel setzen.

Um unser Urteil über diesen sonst so verdienten Mann, worüber aber keinem Geschichtskundigen ein Zweifel beigehen wird, hier mit einem Mal abzutun, erwähnen wir als Beleg nur noch, daß sein durch die mit so beispiellosem Rauben, Sengen und Brennen verknüpften Fahrten der germanischen Völker doch etwas verletztes Gefühl sich S. 99 und 101 durch den Gedanken zu beruhigen sucht, es habe dies nicht bloß dem Raube, sondern der Macht des verhaßten gemeinsamen Feindes gegolten, sie hätten sich nicht in abenteuerliche Irrfahrten verloren, sondern mit Besonnenheit planmäßige Kämpfe geführt. Hat denn, ohne uns hierbei auf eingehende Widerlegung einzulassen, der würdige Luden vergessen, daß der Raubkrieg bei den Germanen für erlaubt, ja ehrenvoll galt, wie dies heute noch bei den Arabern der Fall ist? (Luden und von Wietersheim haben nicht erkannt, daß, abgesehen von den »Raubfahrten« kleinerer Scharen, das Bedürfnis nach Ausbreitung, nach Gewinnung genügender und sicherer Sitze (quieta patria) der große, unablässig treibende Grund der Bewegungen der Germanen über Rhein, Donau und Alpen war. D.)

Schließlich erwähnen wir hier noch, daß es ein offenbarer Irrtum des Treb. Poll. ist, wenn er den nach c. 13, so wie nach Zosimus (c. 40) gegen die Skythen kriegenden Martian nach c. 14 bei des Gallienus Ermordung gegenwärtig sein läßt. Vermutlich hat er in seinen Quellen von dessen intellektueller Teilnahme an der Verschwörung gelesen und daraus persönliche Mitwirkung gemacht.

Des Claudius Namen sind mit Sicherheit nicht zu ermitteln. Auf zwei Münzen findet sich Aurelius und die Vornamen C. M., aber auch nur C. und selbst dies nicht auf allen. Von dem Namen Flavius, den Treb. Poll. Claud. c. 3 in einer zweifelhaften Stelle, wozu Salmasius Anm. zu vergleichen ist, Flav. Vopiscus aber (Aurel. c. 17) in einem eignen Briefe desselben bestimmt anführt, ist auf den Münzen keine Spur.

Diese auf Vespasian und Titus zurückführende Benennung war eine der bei Kaisern unbekannter Herkunft so gewöhnlichen wohl späteren Erfindungen, ersonnen, um dem Cäsar Constantius Chlorus und dessen Sohne zu schmeicheln.

Auch über des Claudius Alter waltet große Unsicherheit. Nach Tillemont, S. 1009, wäre er, zufolge der griechischen Chronik von Eusebius, die bekanntlich aber nur auf Rückübersetzung aus der lateinischen Übersetzung des Hieronymus beruht, und nach der von Alexandrien bei seinem Tode sechsundfünfzig Jahre alt, also 214/5 geboren gewesen. Wenn derselbe aber nach Treb. Poll. Claud. (c. 13) unter dem Kaiser Decius, der 249 den Thron bestieg, als adolescens in militia am Ringkampf in den Soldatenspielen sich beteiligte, kann er doch gewiß noch nicht Centurio, sondern nur erst Gemeiner gewesen, dies aber, zumal bei solchem Verdienst, auch nicht bis zum fünfunddreißigsten Jahre geblieben sein. Wahrscheinlich beruht daher die Angabe der Chroniken auf der so leicht möglichen Verwechselung von LVI und XLVI, wonach Claudius 224/5 geboren gewesen wäre. Mit obiger Stelle ist freilich die spätere (c. 16), nach welcher derselbe Decius, der doch schon 251 fiel, dem Präses von Achaja schreibt, er habe Claudius als Tribun das Kommando eines Korps anvertraut, schwer zu vereinigen: indes könnte sich letzteres entweder auf eine andere Person gleichen Namens beziehen oder erstere Nachricht, wie bei diesem Schriftsteller so oft der Fall ist, irrig sein.

Das Schreiben Valerians über Claudius an den Procurator Syriens, das wahrscheinlich schon der Zeit vor Syriens Eroberung durch Sapor angehört, c. 14, worin er sagt: Claudium tribunum quintae legioni dedimus, entscheidet darüber nichts, weil es sich auch auf eine bloße Versetzung beziehen könnte.

Ist endlich die Nachricht der Epitome (c. 34) gegründet, daß Claudius bei des Gallienus Ermordung zu Tiänum (Pavia) kommandierte, so muß jene entweder doch erst bei Mailands Belagerung erfolgt oder Claudius vor des Kaisers Ankunft, zu des Aureolus Umgehung, dahin detachiert worden sein. (Siehe aber über Claudius und Aurelian, zumal die Kämpfe in Italien, die Schriften von Duncker im Anhang des II. Bandes. D.)

war der erste derselben.

Ob der sterbende Gallienus (Epitom. Aur. Vict. c. 34) oder nur das über seine Tötung anfänglich erbitterte, von den Führern aber durch Geschenke und Zuspruch (Treb. Poll. Gall. 15 und Zosimus I, 41) wieder besänftigte Heer und die allgemeine Stimme ihn berufen, bleibt ungewiß. Nur zwischen ihm und Aurelian konnte eine gute Wahl, deren Notwendigkeit jeder fühlte, überhaupt schwanken. Der Geliebtere mag dem Gefürchtetern vorgezogen worden sein.

Claudius war unbekannter niederer Herkunft aus den illyrischen Provinzen, unstreitig aus Dalmatien (Treb. Poll. c. 11 und 14). Decius schon und Valerian hatten ihn ausgezeichnet, Gallienus aus Furcht ihn zu gewinnen gesucht. (Treb. Poll. Claud. c. 14–17.)

Mit Aureolus, dem Empörer, ein Ende zu machen, war sein erstes Werk. Als dieser unterhandeln wollte, erwiderte der Kaiser: »Das habe er unter Gallienus versuchen können.« Jener ward von seinen eignen Soldaten niedergestoßen, ob vor oder nach einem Kampfe bleibt ungewiß.

Das nächste war ein großer Sieg über die vielleicht von Aureolus zu Hilfe gerufenen Alemannen, unweit des Garda-Sees, der, wenn auch nur in der Epit. Aur. Victors c. 34 bezeugt, in den Hauptquellen (Treb. Poll. und Zosimus) aber, so wie auch von Gibbon übergangen, nach den von Eckhel VII, p. 474 beschriebenen Münzen dennoch unzweifelhaft ist. Kaum die Hälfte der Feinde soll sich dabei gerettet haben.

Hierauf Beratung, ob man zuerst gegen Tetricus, den Tyrannen des Westens, oder gegen die aufs neue und zwar furchtbarer als je eingebrochenen Goten ziehen solle; Claudius entschied für letzteres, weil sie Feinde des Staats, der Tyrann nur der seiner Person sei. (Zonaras, p. 607, Z. 6.)

Die Einbrüche der Goten und der ihnen zugewandten Völker wurden oben ausführlich dargestellt.

Wir nahmen bei ihnen fortwährende Steigerung wahr, sowohl an Zahl der Truppen als an Ausdehnung der verheerten Landstriche. Die Erfolge waren aber nicht gleich: die gelungensten die auf engern Raum beschränkten früheren der Jahre 257 und 258/59, der mißlungenste der letzte des Jahres 267. Die ungeheuere Zahl der Einfallenden – von beiden Hauptquellen, Treb. Poll. und Zosimus, wenn auch nach der Übertreibung des römischen Bulletinstils, zu 320 000 Menschen und 2000 Schiffen angegeben Zosimus c. 42 spricht nur von 320 000 Eingeschifften. Treb. Poll. (c. 6 und 8) von so viel Bewaffneten, was für Übertreibung zu halten ist. Aurelian gibt die Zahl, von der Schlacht bei Naissus redend, in seiner Antwort an die Juthungischen Gesandten zu 300 000 an, was, da die Goten um diese Zeit bereits bedeutende Verluste erlitten, obigem nicht widerspricht. (S. Dexippus, edit. Bonn., p. 17.) Dagegen beruht des Zosimus Angabe von 6000 Schiffen wahrscheinlich auf einem Schreibfehler und ist jedenfalls irrig, da hiernach nur etwa vierundfünfzig Mann auf ein Schiff kämen, was bei einer Transportflotte undenkbar. Eine Trireme zählte hundertsechzig bis zweihundert Ruderer und ein alexandrinisches Handelsschiff, wahrscheinlich mit Getreide befrachtet, enthielt zweihundertsiebenundsechzig Personen. (Apostel-Gesch. 27, 6 und 37.) Schon die Zahl von 2000 Schiffen ist beispiellos und gewährt einen merkwürdigen Beleg für die Hilfsquellen und Kriegsmittel der Germanen jener Zeit. – und die Menge der dabei befindlichen Frauen (daher unzweifelhaft auch Kinder) und Greise (Treb. Poll. c. 8) gestattet nicht, nur Raub und Abenteuer suchende Gefolgschaften hier anzunehmen. Es war Auswanderung eines großen Volkshaufens, ein Stück Völkerwanderung im Spiele.

Die östlichen Goten, die Greuthungen, in deren Gebiet die Einschiffung auf dem Dnjestr erfolgte, mag die Kunde der herrlichen Südländer, im Vergleich zu ihren unwirtbaren Steppen, dazu verlockt, ihnen aber eine Masse raubdurstiger Scharen aus den westlichen Tervingen, Gepiden, Peukinen und Herulern Treb. Poll. c. 6 nennt Peucini, Trutungi, Austrogothi, Virtingui, Sigipedes, Celtae etiam. Es unterliegt keinem Zweifel, daß drei dieser Namen verderbt sind und statt Trutungi Greuthungi, statt Virtingui Tervingi und für Sigipedes Gepides zu lesen ist. Greuthungi und Austrogothi sind dasselbe Volk, indem er aus verschiedenen Namen desselben, die er in den Quellen fand, irrtümlich verschiedene Völker gemacht hat. (Siehe Zeuß S. 407 Anm. und die Noten von Salmasius zu dieser Stelle S. 363 und 364 der Leidener Ausg. v. J. 1671) Die Kelten, die Salmasius durch Keleten, ein thrakisches Volk im Rhodope und Hämus (also römische Untertanen) erklären will, können sich nur auf die Urbewohner des Landes, auf die keltischen Triballer, Dardaner und Skordisker, beziehen, die ursprünglich freilich mehr südlich seßhaft waren. sich angeschlossen haben.

Von der Führung wissen wir nichts, bezweifeln aber, daß ein gotischer König an der Spitze gestanden und ersehen vielleicht auch aus dem Erfolge, daß ein Unternehmen, welches nach der Größe und Unförmlichkeit seiner Masse schon wegen Proviantmangel zu scheitern drohte, auch der so wichtigen Einheit und Kriegskunde des Kommandos entbehrte.

Die unermeßliche Flotte landete zuerst in Mösien, das Heer versuchte vergeblich die Festungen Tomi und Marcianopel am Meere einzunehmen, welches Mißlingen der Unmöglichkeit längerer Ernährung solcher Menge in dem verwüsteten Lande zuzuschreiben sein dürfte.

Die Goten schifften sich wieder ein und gelangten mit günstigem Winde an den Bosporus, in dessen Enge aber die große Masse der Schiffe, von der Gewalt der Wogen (und des Windes) getrieben Des Zosimus Ausdruck I, 42: του̃ ρου̃ ταχύτητα, die Schnelligkeit der Strömung kann selbst bei dieser plötzlichen Verengung des Meeres schwerlich richtig sein. Unstreitig war der Wind im Spiele., in die gefährlichste Unordnung geriet, so daß sie aneinanderstießen, und viele derselben mit großem Menschenverluste teils untergingen, teils strandeten.

Der Rest wandte sich nach Kyzikus in Asien, mußte aber auch von da unverrichteter Sache abziehen und schiffte darauf durch den Hellespont nach dem Berge Athos in Makedonien, wo die Flotte wieder hergestellt ward. Von hier aus abermals landend belagerten sie das nahe Kassandria und Thessalonich, welches letztere sie, die Mauer bereits mit Maschinen angreifend, zu nehmen im Begriff waren, als sie den Anzug des kaiserlichen Heeres erfuhren. Zonaras S. 605 erwähnt hier der Eroberung Athens mit dem Zusatze, daß die Goten durch einen ihrer Führer von Verbrennung sämtlicher Bücher um deswillen abgehalten worden seien, weil die Griechen durch Studien am sichersten von den Waffen abgezogen würden. Dem widerspricht aber Zosimus, der (c. 43) ausdrücklich anführt, daß sich die Goten damals keiner Stadt bemächtigt hätten: es ist daher wohl eine Verwechselung mit der Eroberung Athens im Jahre 267. So hat es auch Gibbon mit Recht betrachtet, der aber doch (I, S. 243 der Londoner Ausg. von 1840) darin fehlt, daß er diese Abweichung von der einzigen Quelle jener Nachricht nicht bemerkt und motiviert hat. Claudius mag den Rest des Jahres 268 und einen Teil von 269 mit Ergänzung des Heeres und aller Kriegserfordernisse verbracht haben, indem es (nach Treb. Poll. c. 7) namentlich ganz an Waffen fehlte. Der Kriegsplan war, die Feinde auf dem Landwege von ihrer Heimat abzuschneiden, weshalb er im Tale des Margus (Morava), dem Hauptpaß von der Donau nach Makedonien, ihnen entgegenrückte, während die Goten durch das nördliche Makedonien, alles verwüstend, heranzogen.

Schon hier stießen sie auf eine Vorhut dalmatischer Reiterei, welche deren gegen 3000, wohl von der Hauptarmee getrennte, niederhieb. Bei Naissus, dem heutigen Nissa in türkisch Serbien, etwa fünfundzwanzig Meilen südlich der Donau (Zosim. c. 45) trafen sich im Jahre 269 die Heere.

Nachdem von beiden Seiten viel Volks gefallen war, wichen die Römer zurück, griffen aber auf unbetretenen Bergpfaden unerwartet mit solchem Erfolge wieder an, daß die Goten 50 000 Mann verloren.

Vollkommen war der strategische Plan gelungen: die Goten mußten, ihren Rückzug durch eine Wagenburg deckend, von der Heimat ab nach Makedonien entweichen, wo sie jedoch wegen Mangel an Lebensmitteln viel Menschen und Vieh verloren.

Von der römischen Reiterei verfolgt, die viele niederhieb, warf sich der Rest nach Thrakien in die Berge des Hämus, wo sie wiederum, von dem römischen Heere eingeholt und teilweise umringt, nicht geringen Verlust erlitten.

Aber auch die römischen Waffen traf nun ein Unfall, den Zosimus (c. 45) einem Zerwürfnis zwischen Fußvolk und Reiterei, Treb. Poll. (c. 11) der rücksichtslosen Beutegier der Römer zuschreibt: er läßt beinahe 2000 in unachtsamer Zerstreuung durch wenige Barbaren niederhauen, darauf aber durch den zu Hilfe eilenden Claudius letztere alle gefangen nehmen, während Zosimus bemerkt, der Verlust bei jener Schlappe sei, infolge der Ankunft der Reiterei, nur ein mäßiger gewesen. Zugleich brach die Pest bei den Goten aus, an welcher viele in Makedonien und Thrakien starben. Die wenigen, welche der Seuche entgingen, wurden, wie Zosimus (c. 46) und Treb. Poll. (c. 9) versichern, teils als Söldner unter die Legionen gesteckt, teils, was ältere Männer waren, im Reiche kolonisiert.

Daß indes auch einzelne Abteilungen derselben sich retteten, ja noch gefährlich wurden, ergibt die nach Treb. Poll. (c. 12) noch im Jahre 270 nach des Claudius Tod erfolgte Zerstörung von Anchialus und die Belagerung von Nikopolis durch eine solche Schar, vor welcher Festung sie jedoch durch den Mut der Provinzialen größtenteils aufgerieben worden sein sollen. (Treb. Poll. c. 12.)

So die Geschichte des Hauptfeldzuges, dem sich zwei Nebenakte zur See anschließen, indem ein Teil der Flotte, vom Berg Athos nach Süden herabschiffend, Thessalien und Griechenland ausraubte, von den sorgfältig befestigten Städten jedoch abgewiesen, auf Fortschleppung von Landvolk beschränkt ward. (Zosim. c. 43 a. Schl.)

Ein anderer Teil schiffte auf gleiche Raubfahrt nach Kreta und Rhodus, mußte jedoch auch von da ohne sonderlichen Erfolg wieder heimkehren. (Zosim. c. 46.)

Die Siegesberichte klingen fast abenteuerlich. 320 000 Menschen, schreibt der Kaiser (Treb. Poll. c. 8), und 2000 Schiffe haben wir vernichtet. Eine ungeheuere Wagenburg ward verlassen. Der Frauen haben wir so viel gefangen genommen, daß sich der Soldat deren zwei bis drei beilegen kann. Treb. Poll. spricht noch von der Menge der Sklaven, Rinder, Schafe und Stuten, wodurch der Staat bereichert worden sei.

Hiernach und sicherer noch nach der Geschichte der Folgezeit ist kein Zweifel, daß die Niederlage der Goten diesmal eine entschiedene und gründliche war.

Die Pest ergriff auch das römische Heer und raffte zu Anfang des Jahres 270 den Kaiser hinweg.

Kurz und tapfer war sein Wirken. Näheres über dessen Charakter ergeben die Lobhudeleien Treb. Pollios, der um Constantius Chlorus, Claudius' Großenkels, Gunst buhlt, so wenig wie die übrigen Quellen. Nur Zonaras erwähnt p. 607, er habe einer Frau auf die Klage: Gallienus habe ihr Gut genommen und dasselbe einem seiner Generale geschenkt – in dem beschämenden Gefühl, dieser General selbst gewesen zu sein, das Geraubte sofort zurückerstattet.

Als nächster Thronfolger erschien sein Bruder Quintillus: er ward anscheinend vom italienischen Heer mit Zustimmung des Senats zur Herrschaft berufen.

Die Hauptarmee bei Sirmium erklärte sich indes für Aurelian, den, nach Zonaras, Claudius selbst als den würdigsten bezeichnet haben soll, worauf Quintillus nach höchstens einigen Monaten entweder freiwillig oder durch die Hand seiner Soldaten endete. Die Angabe des Zosimus (c. 47), daß Quintillus einige Monate regiert habe, verdient, nach der Menge und Verschiedenheit seiner Münzen (Eckhel VII, p. 478), den Vorzug vor der des Flav. Vop. (Claud. c. 12) und anderer, die ihm nur siebzehn Tage gönnen. Über dessen Todesart schwanken die Quellen.

Wiederum bestieg ein Illyrier Das Geburtsjahr Aurelians beruht auf einer zweifelhaften, aber nicht unwahrscheinlichen Annahme Tillemonts (III, S. 1033 der Brüsseler Ausg. v. J. 1712.)

Über Anfang (des Claudius Tod) und Ende seiner Regierung verbreiten sich Eckhel (VII, p. 484–487) und Tillemont (a. a. O. S. 1190–1193). Wäre die Unterschrift des Reser. v. Claudius im Just. Cod. (I, 23, 2) vom 23. Okt. 270 sicher, wobei aber in so viel späteren Jahren leicht ein Irrtum möglich ist, so würde dies die gewöhnliche Annahme umstoßen. Die Wahrheit ist, da sich die Nachrichten widersprechen, nicht zu ermitteln: uns dünkt aber Eckhels Meinung (p. 485), wonach Claudius gleich im Anfange des Jahres 270, Aurelian aber etwa im März 275 starb, den sonstigen geschichtlichen Tatsachen die entsprechendste zu sein.

den Thron, wahrscheinlich aus einem Dorfe bei Sirmium (Flav. Vop. c. 3 u. 4). Groß und stark wie sein Körper war seine Seele, vor allem in Kriegsmut, aber auch in Wildheit. Er führte im Heere zur Unterscheidung von einem zweiten Tribun gleichen Namens den Beinamen: Hand am Schwert. Er war Gegenstand der Gesänge und Fabeln der Soldaten: man fabelte von ihm, er habe achtundvierzig Sarmaten an einem Tage, an mehreren folgenden aber deren neunhundertundfünfzig mit eigener Hand niedergestoßen.

Seiner Taten und Auszeichnungen, als Tribun und Heerführer, namentlich unter Valerian, ward bereits oben gedacht; wir kommen nun auf die des Kaisers und zwar zunächst auf die der Jahre 270 und 271, für unsern Zweck gerade die wichtigsten.

Wir besitzen dafür nichts als eine verworrene Masse von Skizzen, unter denen nur eine (Zosimus) fertig, aber höchst unvollkommen, die andern eitel Bruchstücke sind, und daneben zwei treffliche Miniaturgemälde von einzelnen Partien (Dexippus), von denen man aber nicht weiß, wohin sie gehören. Unter den Quellenschrifstellern über Aurelian ist Zosimus der einzige, der als Geschichtsschreiber gelten kann. Nur ist er leider über die Ereignisse im Westen stets weniger gut unterrichtet als über die des Ostens und erschwert uns der ersteren Verständnis durch Mangel an geographischer und ethnographischer Kenntnis.

Flavius Vopiscus, auf den wir in Aurelians Leben zuerst stoßen, ist merklich besser als seine Vorgänger, schreibt aber, wie diese und schon Sueton, nur Biographie, nicht Reichsgeschichte, verliert sich über Hauptstädtisches, namentlich Senatsverhandlungen, in nebensächliche Details und läßt darüber oft wichtigeres außer den Augen.

So unlösbar aber auch die Wirren der Quellen über die beiden ersten Jahre von Aurelians Regierungsgeschichte scheinen, so dürfte doch der Schlüssel in der Frage zu suchen sein:

Welches war das erste Volk, gegen das Aurelian kriegte?

Darüber Folgendes. Quintillus starb nach Hieronymus (Chronik) in Aquileja, wohin er, da ihn Claudius, ohne ihm jedoch anscheinend großes Vertrauen zu schenken (Flav. Vop. Aurel. c. 7), als Heerführer brauchte, unzweifelhaft kommandiert war. Aquileja war Italiens Schutzwehr gegen feindliche Anfälle auf der südlichen Hauptstraße von der Donau her durch Noricum, dieselbe, welcher jetzt die Triester Eisenbahn folgt.

Aurelian befand sich unstreitig unfern Sirmium, wo Claudius starb, bei der Hauptarmee. Von da eilte er nach Rom und unmittelbar darauf nach Aquileja zu Hilfe der pannonischen Völker (έθνη), weil er vernommen, daß diese von den Skythen angegriffen würden. (Zosimus c. 49.) Wer waren nun diese Skythen? Tillemont versteht darunter Goten, Gibbon (a. a. O. S. 266) Goten und Vandalen, Luden (S. 110) ist ganz unsicher, neigt sich aber doch auch zu Tillemonts Meinung. Diese fußt aber offenbar auf nichts anderem, als darauf, daß Zosimus unter dem Namen Skythen häufig die Goten versteht.

Gibt man sich indes die Mühe, dessen verschiedene Stellen (namentlich c. 27. 31, 37 und 42) denkend zu betrachten, so ist es unmöglich, zu zweifeln, daß ihm der Ausdruck: Skythen nur der Gesamtname für die Barbaren im Norden der Donau war.

Wenn derselbe (c. 27 und 31) Carpen (ein thratisch-getisches Volk), Boranen. Urugunden und Goten Skythen nennt, wenn derselbe (c. 37) von einem Kongreß aller skythischen Völker und Gefolgschaften spricht, und hierauf jenen Angriff auf Italien folgen läßt, der nach S. 206 nur von den von ihm (I, 38) ausdrücklich genannten Markomannen, wahrscheinlich mit Alemannen verbunden, ausgegangen sein kann, wenn er vollends (c. 52) sagt, die Skythen hätten zu jener großen Unternehmung unter Claudius auch Heruler, Peukiner und Goten an sich gezogen (παραλαβόντες), so liegt es doch auf der Hand, daß er durch Skythen kein Spezialvolk, namentlich nicht das gotische, bezeichnen wollte.

Woher sollten denn ferner die Goten auf einmal den Teil des Reiches bedrohen, für dessen Schutz Aquileja das Bollwerk war?

Waren nicht die Goten auf das Haupt geschlagen, nicht zu derselben Zeit unter Quintillus (Treb. Poll. Claud. c. 12) Reste derselben bei Nikopolis aufgerieben worden?

Gibbon läßt sie (a. a. O.) ohne weiteres aus der Ukraine herabziehen. Ganz abgesehen von der Entfernung (wenigstens hundertundsechzig bis hundertundachtzig Meilen), überzeugt uns doch ein Blick auf die Karte, daß der gerade Weg sie solchesfalls unweit Sirmium, wo die Hauptarmee stand, vorbei geführt hätte. War es da nicht natürlicher, sie auf dem Wege anzugreifen, als ihnen von Aquileja aus entgegenzuziehen?

Nicht die Goten also waren das betreffende Volk, sondern (nach Dexippus Fragment unter 1) die Juthungen-Skythen (p. 11). Darin also, daß es Skythen (Nordvölker) waren, stimmen Zosimus und Dexippus überein, nur daß ersterer lediglich den Gattungsnamen, letzterer zugleich den Spezialnamen des in diesem Falle darunter begriffenen Volkes der Juthungen nennt.

Daß aber auch Zosimus von letzteren handle, ergibt sich noch unzweifelhafter daher, daß die in dessen Berichte (c. 48) erwähnten Kriegsereignisse offenbar dieselben sind, deren Dexippus a. a. O. gedenkt.

Nach beiden war der Feind schon tief in das innere Land eingedrungen, denn Aurelian befiehlt (nach Zosimus) Lebensmittel und Vieh zu Aushungerung des Feindes in die Städte zu schaffen und aus Dexippus (p. 13, Z. 2 und p. 16, Z. 10) erhellt, daß sie wirklich schon in Italien eingedrungen waren, was sich, beiläufig bemerkt, doch immer nur auf den zwischen Aquileja und den carnisch-julischen Alpen gelegenen Teil des alten Italiens (Friaul und Istrien) beziehen könnte, weil Aurelian sonst nicht nach Aquileja gehen konnte.

Beide ferner verlegen die Hauptschlacht an die Donau (Dexippus p. 11), erwähnen dann den Rückzug der Feinde über diese und lassen die Gesandten wieder herüberkommen.

Ist es nun wohl denkbar, daß dieselben Ereignisse in verschiedenen Feldzügen gegen verschiedene Volker vorgekommen seien?

Wohl ließen sich aus dem Buchstaben von Zosimus (48. Kap.) auch Zweifel gegen diese Ansicht herleiten, unter welchen »die pannonischen Völker, gegen die der Angriff gerichtet gewesen«, der gewichtigste sein würde.

Ist aber bei dessen (aus vielen Stellen notorischer) geographischer Unkunde des Westens mit Sicherheit anzunehmen, daß ihm die Grenze zwischen Noricum und Pannonien genau bekannt gewesen sei, zumal letzteres bis über die heutige Eisenbahn hinaus, zwischen Cilly und Laibach (Celeja und Aemona) tief in ersteres einschnitt? Auch beweist übrigens schon obiger, jedenfalls ungenaue Ausdruck, weil es in Pannonien damals keine Völker mehr, sondern nur noch Untertanen gab, die Unsicherheit des Autors.

Wir können daher in der Tat nicht zweifeln, daß Aurelians erster Krieg gegen die Juthungen des Dexippus, welche Zosimus hier unter seinem Gesamtnamen Skythen begriff, geführt ward. Ersterer aber, ein Geschichtsschreiber ersten Ranges für jene Zeit, muß, wie dessen merkwürdiger Bericht beweist, eine vortreffliche Spezialquelle gehabt haben, würde also auch selbst da, wo er mit Zosimus, der mindestens hundertundsechzig bis hundertundsiebzig Jahre später schrieb, nicht ganz übereinstimmen sollte, höheren Glauben verdienen.

Unmittelbar auf diesen Feldzug nun muß der in des Dexippus zweitem Bruchstück (p. 19–21) erwähnte gegen die von der östlichen Seite her eingebrochenen Vandalen gefolgt sein, welcher mit dem daselbst umständlich erzählten Friedensschluß endigte, weil dasselbe mit den Worten schließt: »worauf Aurelian eiligst nach Italien marschierte, indem die Juthungen wieder in dasselbe eingebrochen waren.«

Jenes » wieder« kann sich wesentlich nur darauf beziehen, daß die Juthungen auch schon in obigem ersten Feldzuge Italien, sei es in Friaul oder durch ein kleineres Separatkorps von Rätien her wirklich erreicht hatten, in welchem letztern Falle dieselben, als deren Hauptmacht an die Donau zurückwich, sich ebenfalls, um nicht abgeschnitten zu werden, zurückgezogen haben müßten.

Bei Aurelians Triumphe (c. 33) wurden sowohl gefangene Vandalen als Sarmaten (d. i. Jazygen) aufgeführt.

Die Alemannen hatte Claudius siegreich aus Italien zurückgeschlagen. In engster Verbindung mit diesen stand ein anderes Volk, dessen Namen wir hier zuerst vernehmen, die Juthungen, das aber damals schon mächtig gewesen sein muß, da es in einem Friedens- und Subsidienvertrage mit Rom stand (s. Dexippus, p. 15 und über die Juthungen w. u.).

Noch unter Claudius unstreitig brachen diese den Bund, griffen die Donauplätze an und drangen durch Noricum nach Italien vor, zu dessen Hut Quintillus noch durch Claudius bei Aquileja aufgestellt worden war. Aurelians erste Maßregel (Zosim. c. 48) noch von Sirmium aus mag gewesen sein, sie durch Entblößung des platten Landes von Lebensmitteln, die er in die Städte bergen ließ, am Vorrücken zu hindern.

Dies kann aber nicht gelungen sein, da Italien, das damals bis an die carnischen Alpen ging, nach Dexippus (p. 13 und 16) von den Juthungen, sei es im Friaul oder anderwärts, wirklich doch erreicht worden sein muß.

Aurelian eilte zuerst vom Heere nach Rom, empfing dort die gewöhnlichen Huldigungen des Senats und Volks und brach sogleich nach Aquileja auf. (Zosim. c. 48.) Die Feinde wichen vor ihm bis in die Nähe der Donau zurück, wo sie zuerst Stand haltend nachdrücklich geschlagen wurden und noch auf dem Rückzuge über den Fluß viel Volks verloren.

Der Sieg ist, obwohl Zosimus a. a. O. von unentschiedenem Treffen spricht, nach deren eigenem Zugeständnisse (Dexippus, p. 14) unzweifelhaft.

Am nächsten Morgen schon (Zosim. c. 48) erschienen die Gesandten der Juthungen. Aurelian, der imponieren wollte, empfing sie erst Tages darauf vor der glanzvollsten Parade des Heeres.

Auf hohem Kaiserthrone saß er im Purpur in der Mitte der halbmondförmig aufgestellten Truppen, alle Befehlshaber zu Roß. Hinter ihm die goldenen Adler, die Bilder der Kaiser und auf silbernen Lanzen Pergamentrollen mit den Namensverzeichnissen der Legionen und Abteilungen in goldener Schrift.

Stolz, aber auch klug war die durch einen Dolmetscher vorgetragene lange Rede der Gesandten, die im Wesentlichen also sprachen:

»Nicht, weil der Unfall uns gebeugt, noch, weil es uns an Mitteln, Macht und Kriegserfahrung gebricht, sondern weil es beiden Teilen heilsam ist, bitten wir um Frieden. Mit kleiner Zahl sind wir ausgezogen und doch fehlte wenig, daß wir ganz Italien nahmen. Noch haben wir 40 000 Mann zu Roß, im Reiterkampfe berühmt, und 80 000 Mann zu Fuß, kein gemischtes Volk, alles reine Juthungen. Nicht aus Furcht also ziehen wir Frieden dem Kriege vor, sondern weil wir auch euch geneigt vermuten, zu dem alten, beiden Teilen nützlichen, Eintrachtsbunde zurückzukehren.

Nicht übermäßig auch, sondern nur um uns die Notdurft zu verschaffen Gar manche »Raubfahrt« war wohl eine Not-Fahrt. ( D.), haben wir in eurem Lande geplündert, vor dieser Zeit aber uns ruhig verhalten, ja gegen eure Feinde im Kampf euch beigestanden. Dazu sind wir noch jetzt bereit, zu eurem Frommen, weil unsern vereinten Heeren keine Macht gleich geachtet werden kann.

Wandelbar ist das Glück. Im Übermute des Vertrauens auf eigene Kraft dessen Wechselfälle übersehen – führt oft zum Unheil, wie wir dies so eben selbst erprobt haben.

Dieses erwägt nun auch ihr: den sichern Gewinn im Frieden, wie den möglichen Nachteil im Kriege. Zieht ihr, zu gemeinsamem Besten, das Waffenbündnis mit uns vor, so ist es auch billig, daß ihr uns an Gold und Silber, zu Befestigung der Freundschaft, das gleiche gewährt, wie zuvor. Schlagt ihr dies ab, so nehmt den Krieg.«

Würdig entgegnete der Kaiser: »Von Frieden habt ihr gesprochen und zugleich mit Krieg gedroht. Jenen habt ihr nicht als einfaches Zugeständnis des Siegers, sondern zugleich den Preis, um welchen ihr ihn verkaufen wollt, begehrt. Die römischen Waffen sind nicht so unkriegerisch, um die Macht, mit der ihr prahlt, zu fürchten.

Nicht ungestraft sollt ihr mit der italienischen Beute heimkehren.

Wir kriegen nach der Kunst, ihr mit blindem Ungestüm. Wohin das führt, kann euch die Niederlage der Skythen lehren, deren ganze Macht von 300 000 Mann durch uns zu ewigem Ruhme glänzend geschlagen wurde.

Ihr habt den Frieden unaufgekündigt gebrochen, uns ohne allen Grund aus reiner Raubgier mit Krieg überzogen. Dafür ist eure jetzige Buße noch ungenügend, ihr habt sie noch jenseits des Stroms im eigenen Lande zu erwarten. Für uns, die wir Verträge nicht verachten, werden die Götter sein. Nicht ohne guten Grund auch vertrauen wir dem Waffenglück. Eure Kräfte, eure schwierige Lage zwischen dem Rhein Statt Rhein heißt es im Texte Rhone. Die richtige Lesart wird im HREF="#voe1209">9. Kapitel begründet werden. und unsern Grenzen ist uns bekannt. Wir halten euch eingeschlossen und euer Friedensbegehr ist nur ein anständiger Vorwand der Furcht.«

Betroffen kehrten die Gesandten unverrichteter Sache heim. Aber auch Aurelians Drohung blieb unerfüllt, da von Osten her ein neuer Feind, die Vandalen mit den Jazygen (s. Anmerkung 173 am Schluß), über die Donau, wahrscheinlich nach dem Plattensee zu, in Pannonien eingebrochen war, wie dies aus Dexippus' zweitem Bruchstücke (p. 19–21) zweifellos hervorgeht.

Auch diese wurden jedoch im römischen Gebiet geschlagen, worauf sie um Frieden baten. Nach langer, uns diesmal nicht mitgeteilter, Wechselrede mit deren Sendboten fragte der Kaiser am nächsten Morgen das Heer, ob es ihm ratsam scheine, die Gunst des Augenblicks zu Sicherung der Zukunft zu benutzen, was dieses bejahte. Darauf ward der Friede Auch Petrus Patricius (S. 126 der Bonner Ausgabe) gedenkt dieses Friedens kurz. und das Foedus geschlossen, kraft dessen die Feinde den Römern 2000 Mann Hilfsreiterei, teils Freiwillige, teils aus dem Heer Erlesene zu stellen hatten, römischerseits aber ihren Lebensbedarf (Auch hier also Getreidemangel der Germanen. D.) bis zur Donau geliefert erhielten. Beide Könige der Barbaren, unstreitig der Vandalen und Jazygen, und die Vornehmsten nach diesen stellten ihre Söhne als Geiseln. Gleichwohl achtete ein Haufe von fünfhundert Mann das nicht, plünderte vielmehr eigenmächtig das Land, ward aber dafür von dem Heerführer der nunmehr föderierten Truppen niedergehauen, ja das Haupt der Bande vom König mit eigner Hand durchbohrt. Nicht sowohl der Frevel der Zuchtlosigkeit als die Energie der Ahndung erscheint hierbei, als Andeutung höherer Königsgewalt bei den Vandalen, bemerkenswert.

Da inzwischen die mit ihrem Friedensbegehr abgewiesenen Juthungen wieder in Italien, das nach Aurelians Abzug gegen die Vandalen ungedeckt blieb, eingebrochen waren, sandte der Kaiser sogleich den größten Teil des Heeres dahin ab und folgte mit seinen Garden, den Hilfskohorten und Geschwadern, namentlich den vandalischen, und den Geiseln nach.

Zosimus c. 48, von demselben Aufbruche redend, nennt die Alemannen und deren Nachbarvölker (vergl. w. u.) als die Einfallenden und gedenkt noch der zu Pannoniens Schutz zurückgelassenen Truppen.

Über den nun folgenden italienischen Krieg verlassen uns die Quellen wieder. Zosimus gedenkt nur eines Sieges Aurelians; Flav. Vop., der die Feinde Markomannen nennt, deutet allein, c. 18 und 21, wiewohl höchst unvollkommen, den Faden der Ereignisse an und die Epitome Aur. Vict. in direktem Widerspruche mit letzterem verwirrt alles durch Erwähnung dreier Schlachten und Siege der Römer, bei Placentia, Fano am Metaurus und Pavia.

Wir können nur Vopiscus folgen, nach welchem der Krieg etwa so verlief.

Gegen Ende des Jahres 270 fielen die Alemannen und Juthungen mit vielen Markomannen, wohl durch einen milden Winter begünstigt, auf ihrem gewöhnlichen Wege über Chur in Italien ein und verwüsteten hart die Umgegend von Mailand. Aurelian, der eben jenen Frieden geschlossen, langte für die Abwehr zu spät an und scheint sie zunächst über Brescia und Bergamo auf ihrer Rückzugslinie umgangen zu haben, weshalb ihm Vopisc. c. 18 die Versäumnis des Frontalangriffs vorwirft. Unweit Placentia (Piacenza) hatten sich die rückweichenden Barbaren, eine offene Schlacht scheuend, in einem dichten Wald aufgestellt, von wo sie mit einbrechender Nacht, wahrscheinlich durch einen Flankenangriff, die Römer überfielen und ihnen eine schwere Niederlage beibrachten (c. 18, 21), von welcher Vopiscus an letzter Stelle sagt, daß sie beinahe das Reich gestürzt hätte (ut Romanum pene solveretur Imperium).

Angst erschütterte Rom, wo der Senat am 10. Januar 271 (Fl. Vop. c. 19) über Befragung der sibyllinischen Bücher schwankend beriet, von Aurelian aber schriftlich mit den Worten: »ihr scheint ja statt im Tempel aller Götter in einer christlichen Kirche zu verhandeln«, dazu gemessenst an- und zurechtgewiesen wurde.

Die durch das Sibyllenbuch gebotene Bannung der Grenzen durch allerlei Opfer und Zaubereien ging auch wirklich vor sich: Vopiscus, ebenso weitläufig über alles spezifisch Städtische als dürftig über die Kriegsgeschichte, scheint diesen auch die günstige Wendung, welche nun eintrat, zuzuschreiben und gedenkt an drei Stellen (c. 18 zweimal und c. 21) des endlichen Sieges der Römer, wobei nur die Worte c. 18: »welche (d. i. die Barbaren) Aurelian alle, in einzelnen Scharen umherschweifend, aufrieb (carptim vagantes occidit)«, von Wichtigkeit sind.

Sonder Zweifel ist dieser Bericht eines nur einige dreißig Jahre später schreibenden Historikers, der die öffentlichen Archive benutzte, der richtige. Wenn daher die Epitome des Aurelius Victor, die gegen hundert Jahre später als ersteres Werk verfaßt ward, über den ganzen Krieg nichts sagt, als: Aurelian habe in drei Schlachten gesiegt, bei Placentia, Fano und Pavia, so verdient dies offenbar nur in soweit Glauben als es sich mit ersterer weit spezielleren und zuverlässigeren Quelle vereinigen läßt, also darin, daß auch bei Fano (was auch durch die in Anmerkung 11 (?) zitierte Inschrift bestätigt wird) und Pavia germanische Streifpartien geschlagen worden sein mögen. Fano am Metaurus liegt, durch die via Aemilia verbunden, über vierzig Meilen von Piacenza. Angenommen selbst, der geschlagene Aurelian habe soweit auf dem Wege nach Rom zurückweichen müssen, obgleich dies bei einem solchen Feldherrn höchst unwahrscheinlich ist, so konnten doch die hier nunmehr geschlagenen Germanen nimmermehr von Fano gegen fünfzig Meilen weit, bei Piacenza vorbei, nach Pavia in das Herz des feindlichen Landes zurückgehen, mußten dazu vielmehr von Rimini aus offenbar die in ihre Heimat führende flaminische Straße wählen.

Es ist merkwürdig, daß Geschichtschreiber, wie Tillemont (S. 1043), Gibbon (Kap. 11, nach Note 34) und Luden (S. 113), solchen Widerspruch nicht durchschauend, wirklich hier an einen großen Krieg mit drei Hauptschlachten glauben.

Vermutungen über den Gang des Krieges bis Fano sind müßig, zumal wir nicht einmal wissen, auf welchem Ufer des Po bei Placentia geschlagen wurde. Jedenfalls folgte auf das verlorene Treffen ein Rückzug und eine Erholungspause des römischen Heers, welche eine Germanenschar zu einer Raubfahrt in die transpadanischen Provinzen bis Umbrien hinein benutzt haben mag, woselbst sie Aurelian endlich am Metaurus, der vielleicht in dem inzwischen herangekommenen Frühjahr angeschwollen war, zum Stehen brachte. Die Schlacht selbst muß zwischen Pisaurum (Pesaro) und Fano stattgefunden haben, da beide Städte gemeinschaftlich der Victoria aeterna Aurelians das Denkmal errichtet haben, dessen Inschrift in Gruter (pag. 576 N. 3) zu finden ist.

Eine zweite Schar mag inzwischen in der Lombardei plündernd umhergezogen und zuletzt unfern Pavia geschlagen worden sein.

Nachholend ist zum italienischen Kriege noch zu bemerken, daß Tillemonts Vermutung (S. 1042), jene abergläubischen Zeremonien seien mit Menschenopfern verbunden gewesen, bei dem gelehrten Salmasius, der eine drei Seiten lange Note (unter 1 zu c. 18 des Flav. Vopisc.) gibt, keine Unterstützung findet, auch uns durch die von ersterem angeführten Worte nicht genügsam begründet erscheint.

Flav. Vopisc. begann nach Aurel (c. 1) unter dem Stadtpräfekt Fur. Victorinus, also, nach Mommsens Chronograph (Verh. d. K. Ges. d. W. zu Leipzig I, S. 628), im Jahre 303 zu schreiben.

Die Aufregung des Schreckens, die durch das Gerücht wohl vergrößerte Kunde der Niederlage Aurelians, vor allem aber unstreitig geheime Anstiftung seiner Feinde, welche dessen wilde Strenge fürchteten, hatten in Rom scharfe Unruhen und Meuterei hervorgerufen (seditionum asperitas, Fl. Vop. 18). Sofort nach dem Kriege daher eilte der Kaiser zornerfüllt nach Rom und übte dort ein schweres Blutgericht, grausamer, wie Vopisc. (c. 21) sagt, als es die Sache erforderte. Imponierend waren Aurelians Großtaten, die schon vollbrachten, wie die zu hoffenden: aber solches Verfahren säte Haß und Fluch im Volke.

Servius Tullius hatte das alte Rom mit einer Mauer umgeben, welche, überdies bereits verfallen, vom neuen Rom längst überwachsen war. Über achthundert Jahre lang war der Bürger Kraft, nur einmal vom gallischen Brennus gebrochen, die sicherste Schutzwehr gewesen. Da blickte Aurelian über seine Zeit hinaus in die Zukunft und beschloß Roms Befestigung, welcher auch der Senat, durch die kaum überwältigte Gefahr erschreckt, gern zustimmte. Noch besteht dies im Jahre 271 begonnene, aber erst sechs bis acht Jahre später unter Probus vollendete Riesenwerk, das gegen 2 1/ 5 deutsche Meilen lang ist, jedoch, mit zu großer Eile aufgeführt, schon nach hundertfünfundzwanzig Jahren unter Honorius einer gründlichen Wiederherstellung bedurfte. (Flav. Vopisc. c. 21 und 39; Zosim. c. 40; Aur. Vict. de Caes. 35; Eutrop. IX, 15. Über die lächerliche Übertreibung ihrer von Vopisc. zu zehn deutsche Meilen angegebenen Länge s. Beck., röm. Alterth. I, S. 187.)

Fortwährend lastete eine Erbschaft aus des Gallienus Zeit auf dem Reiche: die Schmach der Herrschaft eines Weibes – Zenobia von Palmyra – im Orient. Dawider erhob sich nun im Jahre 271 Aurelian. Schon auf dem Marsche durch Illyricum schlug »die Hand am Schwert« in vielen und großen Gefechten (Fl. Vop. c. 22). Wahrscheinlich verband er damit auch eine Rekognoszierung des wenigstens teilweise noch in römischem Besitze befindlichen westlichen Dakiens (Wallachei und Siebenbürgen), da er nach derselben Quelle jenseits der Donau, also außerhalb der Militärstraße, den gotischen Heerführer Cannaba oder Cannabaud mit 5000 Mann niederhieb (Fl. Vop. c. 22).

Der nun folgende Krieg gegen Zenobia im Jahre 272/73 endete mit der Besiegung und Gefangennehmung der bedeutenden Frau.

Auf der Rückkehr nach Europa schlug Aurelian Carpen, wahrscheinlich in Mösien oder Thrakien (Fl. Vop. c. 30), ward aber sogleich durch die Nachricht eines Aufstandes der Palmyrener, welche die römische Besatzung erschlagen, nach Asien zurückgerufen.

Um dieselbe Zeit ungefähr mag sich der unermeßlich reiche Firmus in Ägypten, Zenobias dortige Anhänger um sich sammelnd, empört haben. Im Flug aber eilte Aurelian herzu, besiegte und tötete ihn (Flav. Vopisc. Aur. 31 und Firmus c. 5).

Nach dem endlichen Rückmarsch durch Thrakien (Vop. 32) eilte Aurelian nach Gallien, um mit Tetricus ein Ende zu machen, der, seines meuterischen Heeres und des verräterischen Praefectus praetorio Faustinus überdrüssig, in der Schlacht bei Chalons freiwillig zu Aurelian überging.

Mit Recht konnte derselbe nun restitutor orbis, Wiederhersteller des Erdkreises (d. i. des Reiches) genannt werden, was dessen einziger Das auf Münzen auch vorkommende pacator orbis und restitutor Orientis ist nichts wesentlich anderes. offizieller Ehrenname war, da die Münzen keinen andern kennen. Die von Vopiscus c. 30 erwähnten Titel: Gothicus, Sarmaticus, Armenicus, Parthicus et Adiabenicus würden, wenn begründet, historisch wichtig sein, sind aber dies nicht. Unstreitig hat Aurelian, der sich nach dieser Stelle über das vom Senat in Antrag gebrachte »Carpicus« lustig macht, dergleichen Ehrennamen nicht gewollt.

Noch im Jahre 273 nach Hieronymus (Chronik), was jedoch nach der Fülle der Taten dieses Jahres und der Größe der dabei durchflogenen Entfernungen kaum möglich scheint, feierte Aurelian seinen Triumph in Rom, den glänzendsten seit Jahrhunderten. Nicht nur zwanzig Elefanten und zahllose Tiere der Wüste, nebst Gefangenen aus achtzehn Völkern, darunter Goten, Alemannen, Roxalanen, Sarmaten, Franken, Sueben, Vandalen und andere Germanen, sondern auch die königliche Zenobia, von Perlen und schweren goldenen Fesseln fast erdrückt, und Tetricus, der Nebenkaiser des Westens, zogen ihm voraus. Auf einem Wagen mit vier Hirschen, der einem gotischen Könige gehört haben soll, fuhr er auf das Kapitol (Fl. Vop. c. 33 u. 34).

Unendliche Spiele und Geschenke für das Volk, wenn auch mehr in Nahrungsmitteln als Geld, sowie Schuldenerlasse schlossen das Fest. Damals ward den Bürgern zuerst Schweinefleisch geliefert (Vop. c. 34, 35,39).

Auch Aurelians großartige Bauten, die Wiederherstellung der Bäder des Caracalla und der prachtvolle Sonnentempel in Rom, sowie das Forum in Ostia, mögen besonders in diesem Jahre betrieben worden sein (Vop. c. 45).

Die Welt hatte er nun besiegt und gedemütigt: aber die Germanen ruhten nicht.

Auf dem Marsch nach Gallien Die Vermutungen, welche Tillemont (S. 1075) auf Grund späterer Andeutungen in den Quellen über kriegerische Vorfälle in Germanien um diese Zeit, sowie unter Aurelian überhaupt, aufstellt, erscheinen zu vage und unsicher, um hier Aufnahme zu verdienen. fand und vertrieb er sie wieder vor Augsburg, das sie belagerten (Vop. c. 35), wandte sich aber darauf sofort nach Illyrien.

Die große Provinz Dakien ward schon unter Gallienus für verloren erachtet.

In dessen östlichem Flachlande, Bessarabien und Moldau, mag Rom kaum noch einen Platz gehalten haben: in dem gebirgigen Siebenbürgen dagegen sowie großenteils auch in der Wallachei und dem Banat mögen die Festungen und zahlreiche, durch sie geschützte Orte und Dörfer noch römisch geblieben sein. Nicht allein die Unmöglichkeit bleibender Behauptung, sondern auch die Verwüstung und Entvölkerung der diesseitigen Provinzen, Mösien und Thrakien, des immerwährenden Schauplatzes barbarischer Einfälle, bestimmte den Kaiser, jenes aufzugeben und dieses durch neue Bevölkerung wieder zu Kraft und Blüte zu bringen. Er zog daher die Besatzungen und die römischen Bewohner zurück und verpflanzte letztere in einen weiten Landstrich Ober- und Niedermösiens, den er, unter Beibehaltung des Namens Dakien, zu einer neuen Provinz erhob: den Vorbewohnern aber überwies er vermutlich Wüstungen in andern Teilen Mösiens und Thrakiens zum Anbau.

Gleichwohl mögen auch Römer, namentlich Gewerbtreibende, durch Zusicherungen der Goten bewogen, in dem alten Dakien verblieben sein, da man die Erhaltung der in ihren Resten noch heute dort fortlebenden Sprache (der rumänischen) sonst kaum zu erklären vermöchte. Diese Maßregel ward, nach der von Eckhel VII, p. 481 beschriebenen Münze mit der Inschrift Dacia Felix und dem Avers Trib. P. V. unzweifelhaft im Jahre 274 Es ist kaum zu glauben, wie Gibbon (S. 266) und Luden (I, S. 155) die Räumung Dakiens als eine Bedingung des im Jahre 270 mit den Goten oder »Teutschen«, wie letzterer sagt, abgeschlossenen Friedens darstellen können. Selbst abgesehen von Eckhels Zeugnis, das freilich nicht ersterer, sondern nur letzterer kennen konnte, ergibt Aurelians ganze Geschichte, namentlich die Besiegung des Kannabaudes in dem alten Dakien, das Gegenteil so überzeugend, daß Weiteres darüber müßig wäre. Luden, für den die Wahrheit so nahe lag, hat sich hier wieder einmal durch nationale Vorliebe blenden lassen.

Bei der von Eckhel angeführten Münze kann sich das: »Dacia felix« übrigens selbstredend nur auf das neue Dakien beziehen, auf das man sogar das Symbol des alten, den Esels- oder Drachenkopf (vergl. Eckhel VII, 344), übertrug.

Den Anlaß dazu kann aber nur die in diesem Jahre erfolgte Errichtung dieser Provinz gegeben haben, da sich von einem anderen, z. B. Befreiung derselben aus den Händen der Feinde, um diese Zeit nicht die leiseste Spur in den Quellen findet.

ausgeführt (Fl. Vop. c. 39; Eutrop IX, c. 15; Lact, de m. persec. c. 9).

»Hand am Schwert« vermochte nicht zu feiern. Schon war er an der Spitze eines mächtigen Heeres auf dem Marsch nach Persien in der Gegend von Byzanz angelangt, als Verrat seinem tatenreichen Leben ein Ziel setzte. Verschwörer ließen ihn auf dem Marsche meuchlings niederstoßen. Dies geschah bei dem neuen Fort zwischen Heraklea und Byzanz, unzweifelhaft gegen Ende Januar des Jahres 275 (Fl. Vop. c. 41).


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