Felix Dahn
Attila
Felix Dahn

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Drittes Kapitel.

Am folgenden Morgen ganz früh berichtete Chelchal, alles habe er ausgeführt und vorbereitet, was ihm – offen oder geheim – befohlen sei. Attila nickte; dann fragte er mit finsterer Miene: »Wo bleibt Ellak? Weshalb meldet er sich nicht bei seinem Herrn? Steckt er noch immer bei der Braut – eines andern?« – »Nein, Herr! Dein Sohn ist gar nicht mit eingeritten in das Lager. Vor dem Thore stieß er auf Dzengisitz. Dieser teilte ihm deinen Befehl mit, daß beide Brüder gemeinschaftlich die Geiseln Volibuts, des besiegten Sklabenenfürsten, an der Furt der Theiß in Empfang nehmen und hierher führen sollten. Sofort gehorchte er, – ›sichtlich sehr ungern,‹ meinte der Rugenkönig, der mir das berichtete.«

»Ja, ja,« grollte der Vater. »Er wollte sich wohl abermals bei mir verwenden für diese drei. Und sie lieben sich nicht, die beiden Brüder. Gerade deshalb zwing' ich sie so oft zusammen. Sie müssen's lernen, sich ertragen, sich vertragen. – Nun geh! – Die dritte Stunde naht. – Geh; ich folge, allein.« – »Herr, du sagtest hiervon nichts: willst du in meinem Hause den Morgenimbiß teilen?« – »Nein. Schweig' und geh. Du holst deine Gäste selbst ab in ihrer Wohnung und führst sie an dein Haus durch die große Hauptstraße des Lagers. – Rasch! – Ich bin ungeduldig.«


Als Chelchal die drei Fremden an sein Haus geleitete, stand in dem schmalen hier einbiegenden Quergäßlein auf der erhöhten Schwelle des Eckhauses, in den bergenden Vorsprung der Thüre gedrückt, ein Mann in rotbraunem Mantel, dessen Kapuze er über Kopf und Stirn bis an die Augen gezogen hatte. Den unteren Teil des Gesichts bedeckte er mit dem Mantelsaum: ganz unbeweglich stand er. Nun ward Ildicho voll sichtbar: da fuhr er zusammen, sein starker Leib erzuckte wie vom Blitze durchschüttelt.

Die Pforte von Chelchals Hause schloß sich hinter den Gästen.

Da schlug der im Mantel die Hüllen zurück: sein gelbes Antlitz erglühte in roter Lohe: seine Augen funkelten wie des Wolfes Lichter: »Ah,« stieß er hervor. »Nie sah ich so viel Reiz. Nie, niemals im Leben verspürte ich solches Entbrennen! Sie ist's! Sie wird mir den wahren Erben bringen: – den Herrn der Welt.«

 


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