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XXXVI.

Die Nacht fiel. Viele Perser blieben auf Psyttaleia, der Insel zwischen dem Festland und Salamis. Am Himmel standen leuchtende Sterne. Die Umrisse der Küsten, Vorgebirge, Felsen und Riffe neigten sich gegeneinander mit einer wunderbaren Harmonie wie Becher, die Götterhände aus dunklem Lazurstein und amethystenem Kristall kunstvoll geformt hätten, um das stille Meer damit auszuschöpfen. Es rundete und wendete und weitete und verengte sich wie mit Schalen voll leicht gekräuselten, violetten und flüssigen Nachtblaus.

Da bewegte sich – die vorsichtigen Ruder warfen kaum das leicht schäumende Wasser empor – der östliche Flügel der persischen Flotte vom Piräus hinter der Insel Psyttaleia bis an das Vorgebirge Kynosura. Die silbernen Wasserstrahlen tropften in einem stets gleichen, beinahe lydisch anmutenden Rhythmus von den Rudern herab, gleich als habe dies alles mit dem Kriege nichts zu schaffen. Es lag eine stimmenlose Stille um die geflüsterten Befehle. Nach dieser reizvollen Flottenbewegung, die nur die Sterne sahen, lag die Meerenge von Salamis im Osten verschlossen da. Die anderen zahlreichen persischen Triremen trieben so dicht wie möglich längs der Küste, so weit wie möglich außer Sehweite der überall in ihrer Fahrt liegenden griechischen Schiffe in die Meerenge hinein, während sie sich fabelhaft leicht und schnell fortbewegten wie ein Gebilde aus Musik und Rhythmus, das entstanden war aus der Nacht, aus der Stille und aus der Schönheit der in Umrissen stets mehr verschwindenden nachtblauen, seevioletten Landschaft mit den amethystenen, sternfunkelnden Felsen und Rittern.

Die kleine griechische Flotte, die an diesem Morgen noch an Flucht gedacht hatte, lag eingeschlossen zwischen den beiden mächtigen Flügeln der persischen Flotte.

Themistokles, der in der Nacht auf seinem Schiffe Ausguck hielt, starrte in die kristallene Stille der blauen Nacht und versuchte zu sehen, was sich auf seinen schlauen Scheinverrat hin ereignete. Er lächelte.


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