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Man muß vor allem dichte, unwegsame, wild verwachsene Wälder von kultivierten, ausgebreiteten Holzungen unterscheiden, die teils ganz licht sind, teils von vielen Wegen durchschnitten werden.
Die letzteren soll man, sobald von einer Verteidigungslinie die Rede ist, entweder im Rücken lassen oder sie möglichst vermeiden. Der Verteidiger hat mehr als der Angreifende das Bedürfnis, frei um sich zu sehen, teils weil er in der Regel der Schwächere ist, teils weil ihn die natürlichen Vorteile seiner Lage veranlassen, seinen Plan später zu entwickeln als der Angreifende. Wollte er eine Waldgegend vor sich lassen, so würde er, ein Blinder gegen einen Sehenden, kämpfen. Stellte er sich mitten in den Wald hinein, so wären freilich beide blind, aber eben diese Gleichheit würde nicht dem natürlichen Bedürfnis des Verteidigers entsprechen.
Eine solche Waldgegend kann also mit den Gefechten des Verteidigers in gar keine vorteilhafte Beziehung gebracht werden, ausgenommen die, daß er sie hinter seinem Rücken behält und dadurch sowohl alles, was hinter ihm vorgeht, dem Feinde verbirgt, als sie auch zur Deckung und Erleichterung seines Rückzugs benutzt.
Es ist indessen hier nur die Rede von Wäldern in ebenen Gegenden, denn wo der entschiedene Gebirgscharakter eintritt, wird auch sein Einfluß auf die taktischen und strategischen Maßnahmen vorherrschend, und davon haben wir bereits anderswo gesprochen.
Unwegsame Wälder aber, d. h. solche, die nur auf bestimmten Straßen durchzogen werden können, bieten allerdings einer mittelbaren Verteidigung ähnliche Vorteile dar, wie die sind, welche sie aus Gebirgen zur günstigen Einleitung einer Schlacht zieht; das Heer kann hinter dem Walde.in mehr oder weniger vereinigter Stellung den Feind erwarten, um ihn in dem Augenblick anzufallen, wo er aus den Straßenengen hervortritt. Ein solcher Wald gleicht in seiner Wirkung mehr einem Gebirge als einem Strom; denn er gestattet zwar nur einen sehr langen und beschwerlichen Durchgang, ist aber in Beziehung auf den Rückzug eher vorteilhaft als gefährlich.
Eine unmittelbare Verteidigung der Wälder aber, wenn sie auch noch so unwegsam sind, ist selbst für die leichteste Vorpostenkette ein gewagtes Stück Arbeit; denn Verhaue sind nur eingebildete Schranken, und kein Wald ist so unwegsam, daß man nicht an hundert Stellen mit kleinen Abteilungen hindurch könnte, und diese gleichen bei einer Verteidigungskette den ersten Wassertropfen, welche durch einen Deich sintern, und denen bald ein allgemeiner Durchbruch nachfolgt.
Viel wichtiger ist der Einfluß, den große Wälder jeder Art bei einer Volksbewaffnung haben; unstreitig sind sie das rechte Element derselben; kann also der strategische Verteidigungsplan so eingerichtet werden, daß des Feindes Verbindungslinien durch große Wälder laufen, so ist dadurch ein mächtiger Hebel mehr in dem Verteidigungswerk angebracht.