Bettine von Arnim
Die Günderode
Bettine von Arnim

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An die Günderode

Ich habe große Liebe zu den Gestirnen, ich glaub, daß alle Gedanken, die meine Seel belehren, mir von ihnen kommen. Auf die Warte zu gehen, möchte ich keine Nacht versäumen, ich dächte, ich hätt ein Gelübde gebrochen, was sie mir auferlegten, und sie hätten dann umsonst auf mich gewartet. Was mir Menschen je lehren wollten, das glaubte ich nicht, was mir aber dort oben in nächtlicher Einsamkeit in die Gedanken kommt, das muß ich wohl glauben. Denn: der Stimme vom Himmel herab mit mir zu reden – soll ich der nicht glauben? – fühl ich denn nicht ihren Atem von allen Seiten, der mich anströmt? – das ist, weil ich hier einsam in der Nacht ihnen so ganz vertraue. Ich gehe den Weg, der mich ängstigt, um zu ihnen zu gelangen, ich komme zum dunklen Turm, da zittert mir das Herz, ich steig hinauf mit solcher Beklemmung – und auf der obersten Sprosse, wo ich mit der Hand mich aufstützen muß, um mich hinaufzuschwingen, da ist mir schon so leicht – da leuchten mir alle Sterne entgegen – und wen ich liebe, befehle ich ihrem Schutz, und Dich zuerst. – Wenn ich um Dich betrogen würde, dann wär's aus mit ihnen. – In den Schnee, der oben auf der Warte liegt, schreib ich Deinen Namen, daß sie Dich schätzen sollen, das tun sie auch gewiß. – Dann setz ich mich auf die Brustwehr und verkehr mit ihnen lustig, nicht traurig. Du denkst wohl, ich wär da feierlich gestimmt? Nein, sie necken mich. »Hast du das Herz, da auf der schmalen Mauer im Kreis herumzulaufen, vertraust uns, daß wir dich nicht herunterfallen lassen?« – so fragen sie; und dann ist's, als könnt ich sie mit der Hand greifen, so nah sind sie mir. Denn wenn ich auf ihren Wink das Leben in ihre Hut geb, das muß mich mit ihnen vertraut machen. Ich weiß wohl, was Menschen denken würden von mir, wenn die so was wüßten, ich sag Dir aber, es ist eine Saat, die sie mir ins Herz säen, das hält so still und ist so hingebend wie das Erdreich, und es sammelt seine Kräfte, diese Saat zu nähren. Meinst Du, ich würde je zagen vor dem Geschick, wenn ein guter Geist mich heißt vorwärts gehen? – gewiß nicht! die Sterne haben's in mich gesäet, dies Vertrauen in das Rechte, ins Große, was so oft unterbleibt aus Mangel an kühnem Mut. Das ist die Blume dieser Saat, die blüht hervor; und meiner Brust prägt sich ein, daß ich nicht mehr nach der Menschen Rat frag oder auf ihre Meinung, ihren Willen mich berufe und mich so meiner inneren Stimme entziehe, die mir vielleicht befiehlt, was mich gefährdet, aber mir das Reine, Echte, Große, was auf kein Gerüste der Falschheit sich stützt, sondern rein aus der Brust mit Gottes Stimme einklingt, als heiligen Gegensatz aller menschlichen Vorsicht darstellt. Ein Inneres sagt mir: wie du den Sternen zusagst – so sage der innern Stimme auch zu, der nicht umsonst ein so dringender Laut eingeboren, die fühlbar macht das Unversöhnliche einer fremden Handlung mit diesem heiteren Umgang der Natur. Nie könnt ich etwas tun, wo nicht mein eigner Geist ja dazu sagte, und nie sollten mich Folgen kränken, schienen sie auch noch so herbe, wären sie diesem Vertrauen in die innere Stimme entsprungen. – Denn Erdenschicksal! – Was ist Erdenschicksal? – Erhaben kann der Menschengeist nie genug handeln! – Alles kleinliche Denken und Treiben ist weit größeres Elend, vergeudet viel edleres Gut, als mir je könnt aus Schicksalstücke geraubt werden. Aber groß Handeln heißt nichts als die reine Gewissensstimme mit der Harmonie der Geister, der Sterne, der Natur einklingen lassen; klingt sie nicht ein mit ihr, so kann ich nimmermehr mich zu ihr wenden, nicht den Mond mehr zur Rede stellen, nicht die Sterne, nicht die Nebel, nicht die Finsternisse mehr durchwandern und mit Geistern flüchtig durch Wies und Fluren schweifen wie mit bekannten und vertrauten Mächten; ich hab kein lebendig Gefühl mehr zu ihr, zur Natur. Bescheint mich die Sonne, so ist's nicht, weil sie ihren Geist auf mich richtet und meinem Durst den Kelch der Wahrheit von ihren Strahlen erfüllt darbietet, und überschau ich, wie heute, die frisch gefallne Schneedecke, über die Weite hingebreitet, so kann sie mich nur traurig anglänzen, die das Licht der Sterne so rein in ihren diamantnen Flächen spiegelt; und in meinem Geist, der von Gott gebildet ist, sein Bild aufzunehmen, ist dann dies Licht erblindet.

Was soll's, ob Jugend oder Alter mein Leben genannt werde, wenn die Natur ihre Sprache mir lehrt, die Geduld nicht mit ihrem Jünger verliert, wenn alles von Tag zu Tag feuriger mich begeistert bis zum letzten Tag. Welcher von denen, die mir Jugend absprechen, wird so elektrisch aufblühen, auf welchem Herd werden so hohe Flammen lodern, und wo wird des Lebens Fülle in hohen Wellen dahin sich ergießen als in meinem Lebensstrom? – lasse sie doch, die was wissen von Jugend? – lasse die kalte Welt, die Dich berechnet, kleinlich nach Jahren, sagen, Du seist alt oder jung, wer der Natur vertraut, der läßt von ihr sich umschmelzen, so oft und wie sie will. 

»Willst du was«, sagen die Sterne, »komm zu uns.« Das gelobe ich ihnen. – Wo sollt ich mich auch sonst noch hinwenden? – wo sollt ich suchen? – keines Menschen Arm ist so zärtlich umfassend als der Sterne Geist, er umfaßt mich und Dich, denn wenn ich mich sammle innerlich, so hab ich Dich im Sinn. Was ich mit ihnen spreche, das hör ich nicht, ich les es auch nicht, es ist ihr Geflimmer, das wirkt mir's ein, und mit meinem Zutrauen versteh ich's; – und wer könnt mir meinen Glauben nehmen? – Und wenn einer balsamtrunken ist und fühlt's in den Adern, wie könnt der zweifeln? – Es ist auch nicht, daß sie mir treffende Wahrheiten mitteilen oder daß ich was vernehm im Geist, was mir wie Weisheit dünkt. – Sie nicken nur meinen geheimen Wünschen Gewährung – Du weißt wohl, was das ist: innerlich siegend wegfliegen über alles; äußerlich nicht erkannt, nicht verstanden; ja, lieber verachtet als nur ahnen lassen, wie es ist – diese göttliche Dreieinigkeit zwischen mir und Dir und den Sternen. – Wenn ich für Dich mit ihnen was vorhab – ich streck die Hände aus zu ihnen, sie wissen's. – Dein Brief hat heute einen Geisterring um mich gezogen, Du hast mich in einen tieferen Kreis eingelassen, das macht mich wehmütig, und doch macht es mich eifersüchtig auch, ich empfinde daß Du mich hinter Dir läßt, wenn Du mit Deinen großen weiten Flügeln Dich aufschwingen wolltest. – Du hast recht in allem, was Du sagst. Das heißt, ich versteh Dich – aber es drängt sich mir ein Gefühl auf, ein schmerzliches, das überwiegt alles Große, was Du mir über Dich sagst, allen heiligen Rat, den Du über mich gibst. – Der Freund, der weit über Land reisen wollt, würde so sprechen zum Abschied! es ist nicht wie Deine früheren Briefe, die mitten drin sind im Spiel meiner Gedanken, Du stehst auf der Höhe, übersiehst alles, befiehlst mir alles an, als wolltest Du von mir scheiden. Du sagst zwar, was ich von Dir schreibe, habe Dich gerührt, darum seist Du mir nähergerückt, und es ist auch eine tiefe Harmonie in dem, was Du von Dir sagst, mit meinem Gefühl von Dir, aber mich macht's traurig, daß Du willst, ich soll dem Clemens mehr schreiben, ich soll Dir heilige Versprechungen geben, meiner Natur treu zu bleiben, und am meisten tut mir's weh, daß Du so deutlich die Verschiedenheit unserer Geisteswege bezeichnest und Dir den angestrengten dornenvollen aneignest, von mir aber sagst, ich dürfe mich nicht bemühen, ich sei in dem Land von Milch und Honig. Soll ich nicht mit Dir sein, soll meine Milch und Honig, meine Früchte nicht Dir darbringen, für wen fließt dann diese Milch und Honig? – Ach, wenn nur diese Dreieinigkeit fortbesteht zwischen Dir und mir und dem Geist, der dem einen und dem andern mitteilt für beide, so bin ich befriedigt für immer, und mag mir geschehen, was da will, nur das Schicksal soll sich mir nicht aufdrängen, was diese Dreiheit scheidet. – Mit Deinem Brief ging ich auf die Warte. – Zu wem soll ich gehen, mit wem soll ich sprechen von Dir? – Mit welcher Sehnsucht ging ich hinauf, und die Sterne! – wie verwirrte mich da oben ihr Drängen um mich her, immer höher und höher hinauf unzählige, und alle winkten, so weit mein Auge reicht, und so ist's mit jedem Tag mehr, daß ich mich an sie wenden muß, und was Traum war, muß mit der Wirklichkeit vermählt werden, wenn ich mir durchhelfen soll. So ist's, wenn der Keim durchbricht, da genügt nicht mehr Wasser und Luft und Erde, da ist kein Wahrscheinliches mehr, kein Unwahrscheinliches, da ist kein Rat, kein Beweistum mehr gültig. –

Glaube ist Aberglaube – aber Geist ist Glaube. – Da könnte einer fragen, was mein Vertrauen in die Sterne ist, wenn nicht Glaube und also Aberglaube? Zwischen den Sternen und mir ist nur der Geist, ich fühl's, alle sind Spiegel des Geistes, der aus meiner Brust steigt; sie fangen ihn auf und strahlen ihn zurück; was du denkst, das einzig ist, die Wahrheit, sagen sie, klemme nicht deine Flügel ein, fliege so hoch und so weit dich deine Flügel tragen, ihre Kraft zu proben ist nicht Sünde; wie der Kolumbus dahinfuhr auf uferlosem Meer, so fürchte du nicht, die Ufer aus dem Aug zu verlieren, an denen Menschenwitz gelandet und furchtsam sich dran festklammert; nicht umsonst ist Gott überall, so darf der Menschengeist auch überall sein; denn er trifft mit Gott zusammen in der ungangbaren Wüste; das Umherschweifen nach einer neuen Welt, die deine Ahnung dir weissagt, ist nicht Sünde, denn der Geist ist geschaffen, der Welten unzählige zu entdecken, und diese Welten sind, und sind das Leben des Geistes, ohne diese würde er nicht leben, denn des Geistes Leben ist, Welten zu entdecken, und der Welten Leben ist, im Geist aufzusteigen. Denn alle sind im Geist geboren, die wollen zu Schiff und fort, um neue Welten zu entdecken. Aber die Menschenfurcht ist so groß vor dem Geist, daß sie den Hafen sperrt und duldet nicht, daß er die Segel ausspanne, sondern alle rufen: Steiniget ihn, steiniget ihn, denn seht, er will den Hafen verlassen, in dem wir gelandet sind, und so steinigen sie ihn und töten ihn, eh sie zugeben, daß er den Hafen verlasse, damit nie Gottes Weisheit den Menschenwitz auf freiem Meer geleite; denn sie wollen der neuen Welten keine zugeben, aber gewiß: so unendlich der Sterne Zahl, so unendlich auch die Welten, die der Geist noch zu entdecken hat; und wie aller Sterne Licht zu uns aus weiter Ferne niederstrahlt, so strahlt aller Welten Geist herab in den Menschengeist, und dies Licht ist der Keim, der aufgeht im Geist, daß er die Welten des Geistes entdecke. – Und wie alle Wahrheit Fabel ist, das heißt Gottes-Verheißung in der körperlosen Geistigkeit der Idee, und wie alle Geschichte Symbolik ist, das heißt Gottessprache mit dem Menschengeist, um ihn auf die Wahrheit steuern zu lehren, so ist denn auch die Geschichte des Kolumbus ein göttlich Bereden und Berufen des Menschengeistes, seine Segel aufzuspannen und kühn auf jene Welt loszusteuern, die er, sich selber weissagend, schnsüchtig erreichen möchte; und die Fabel dieser wahrgewordnen Ahnung ist die Verheißung, daß auch des Menschen Geist glücklich landen werde, wenn er seinem Mut vertraut, denn wie wollten wir den Mut wecken und erziehen in uns, vertrauten wir nicht der eingebornen Kraft – dem Genius. Was Tugend ist, hat keine Grenze, es umspannt die Himmel, wir können ihm kein Ziel setzen: so können wir dem Geist kein Ziel setzen, er ist göttliche Kraft, und dieser vertrauen, das ist der Geisteskeim, der ins Leben tritt. Was aber der Mut erwirbt, das ist innere Wahrheit, was den Geist verzagen macht, das ist Lüge. – Verzagtheit im Geist ist gespensterhaft und macht Furcht. – Selbstdenken ist der höchste Mut. – Die meisten Menschen denken nicht selbst; das heißt, sie lassen sich nicht von der Fabel des göttlichen Geistes belehren, die alle Wirklichkeit durchleuchtet und zur Hieroglyphik sie bildet, durch deren weisheitbewahrende Rätsel der Mensch hinauftreibt zur Blüte und sich zeitigt in ihr, daß er vermöge, neue Welten organisch zu durchdringen und so sich selber ewig und ewig bis zur Gottheit zu erziehen. – Aber im engen Hafen eingeklemmt, aus Furcht vor dem Scheitern, da wird er die Gottheit auf hohem Meer nicht erkennen. Und ist doch alle Geschichte Symbolik, das heißt Lehre Gottes, und wenn das nicht wär, so würde den Menschen nichts widerfahren. Wer wagt, selbst zu denken, der wird auch selbst handeln, und wer nicht selbst denkt, nicht aufs freie, uferlose Meer steuert mit seinem Geist, der wird die Gottheit nicht selbst erreichen, nicht selbst handeln, denn sich nach andern richten, das ist nicht handeln, handeln ist Selbstsein, und das ist: in Gott leben. –

So hab ich heute gedacht auf der Warte, weil mich Dein Brief ergriffen hat; ein Zorn ist in mir aufgelodert, der mir diese Gedanken zurief, es ist ein Fordern an Dich, Du sollst Dir und mir treu sein, da ein Geist sich mit uns beiden eingeschifft hat, so verlaß seine Flagge nicht, der Eid, den Du geschworen, heißt: freudiger Mut, da Geist in ihm nimmer verlorengehen kann und außer ihm aber erstirbt. – Nun versteh mich da heraus. – Der Traum leuchtet zu stark in mich herein, als daß ich nicht etwas verwirrt sollte reden müssen. – Ich kehre zurück in tieferen Schlaf; – wo ich's nicht mehr fasse, wie eben, was in mir webt und will. – Wie wär das Wunderbare möglich? – jawohl! wie wär der Geist möglich in der Menschenbrust, ohne alle Sterne? – sie alle leiten ihr Licht in ihn, sie alle sind seine Erzeuger, sie alle richten sich nach ihm, der in der Brust wie in der Wiege liegt, und sind Hüter seines Schlafs; so er erwacht, so nährt er sich von ihrem Geist, schlafend saugt er ihr Licht. Und siehst Du, ich spanne die Segel auf und fahr vorwärts und sprenge die Ketten, die den Hafen sperren, denn mein Wille ist, dem Gott auf offnem Meer zu begegnen, und dieser Wille ist rein und frei von Sünde, so ist er die Wahrheit und kann nicht trügen und wird Gott finden. – Mein Geist wacht noch nicht, er schläft aber doch unter ganz leiser Schlummerdecke, wie ein Kind mit süßem Bewußtsein schläft in der Sonne und fühlt ihren Schein.


Donnerstag

Ich muß Dir alles sagen, alles, was mit luftiger Eile sich mir durch den Kopf schwingt. – Ist mir's doch, als fahren wir auf Wolken dahin und meine Worte verhallen in der Weite, aber ich muß Dir rufen – wie ich Dich dahinschwimmen seh am Himmelsozean, als hätten Dich die Winde aufgerafft – und mich auch, und als flög Dein Wolkenpferd weit vor mir; meine Stimme flattert an Dich heran: Du hörst doch? – so hell der Mond auch scheint im unendlichen Blau der Nacht, das Dich dahinnimmt? – Es gibt nichts wie die Liebe! – doch weißt Du wohl! – Menschen unterscheiden zwischen Lieb und Freundschaft und zwischen besonderer Treue für diesen oder jenen, aber nicht ich und Du? – Was spricht mich an? – das sag mir doch – vielleicht der Dämon – der findet mich hier auf der einsamen Warte und spricht mit mir von Dir? – und lehrt mich beten für Dich. Dich denken, wie Dein Geist sich höher und höher entfaltet, das ist beten. – Und warum wüßt ich von Dir, wie Du bist, nach was du dürstest, warum vernähm ich Dich so tief und fühlte Dein Sein? – Lieb will ich das nicht nennen – wenn's nicht ist, daß ich vor Gott Dich aussprechen lerne? – denn alles Sein ist Geist Gottes, und Geist will sich aussprechen, sich in den Geist übertragen, und die Sprache ist der Widerhall, das Gedächtnis des Seins. Ich spreche Dich aus vor Gott, so ist mein Gebet rein vor Gott, so hat es mich Dein Genius heute gelehrt oben auf der Warte – und hab ruhig, wie Du bist, mit den Sternen überlegt; und dann hab ich Deinen Namen eingezeichnet in den Schnee; und dann den Namen des Königs der Juden, der kindlich zu Gott ruft: Vater! hab ich Dir als Wächter hinzugeschrieben und dies Zeichen von Dir im kalten Schnee; da ist Dein Geist frei von bösem Wahn, da oben in reiner, kalter Luft, die Dich anweht. Und der Geist Gottes über Dir, und der menschgewordne Geist der Liebe Dich umschwebend – daß Du sein mußt – und nicht Dich aufgeben wollend auf dieser leuchtenden Bahn. – Ja, so muß es sein, denn Du bist ein Schoßkind Gottes, denn wenn ich in der kalten Nacht hinaufseh, dann seh ich Dich sanft hinaufschreiten, als sei es Dein gewohnter Weg, und gehest ein und vorwärts, aber Dein Geist verzweifelt nicht. – Leb doch wohl, jetzt bin ich wieder still – und fürchte nichts für Dich – eins will ich Dir sagen von meinen Briefen, ich lese sie nicht wieder – ich muß sie dahinflattern lassen wie Töne, die der Wind mitnimmt, ich schreib sie hin, versteh's, wie Du willst, sie sind ein tiefes Zeichen, wie mein Geist durch den Deinen schreitet und von ihm wieder durchdrungen wird, und sonst ist's nichts. – Und wenn es kein Geist ist, was ich damit mein, so ist's Ton – Geschrei meines Herzens nach Dir hin, es verhallt, oder es dringt bis zu Dir – da denkst Du, das ist der Bettine ihre Stimme, das ruft Dich, auf daß Du im Geist meiner wahrnehmest, wie kann ich anders mit Dir reden, was kann ich Dir zurufen? – Was versteht sich zwischen uns nur allein die Modulation des Gefühls, das andre wissen wir ja alle schon. –

Bettine


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