Achim von Arnim
Gedichte
Achim von Arnim

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Klage beim Bundestage

Eine politische Satire aus der Zeit nach der Angliederung der Rheinlande an Preußen, 1816

         Chor
        Warum schweigst du, alter Zecher,
        Siehst in deinen leeren Becher?

Einer
Ich schwieg nur, weil ich kalkulierte
In Adam Riesens Rechenbuch:
Wieviel des Weines mir gebührte,
Es gibt des Weines schon genug;
Ich hab den rheinschen Berg gemessen
Und den Ertrag rein abgeschätzt,
Ein jeder kann in Deutschland essen,
Und trinken soll ein jeder jetzt.

         Chor
        Sprich, was jedem hier gebühret,
        Ob du richtig kalkulieret.

Einer
Auf jeden Deutschen kommt gerade
Tagtäglich ein Maß rheinscher Wein;
Seht unsres Gottes große Gnade,
Die uns beschert am guten Rhein!
Doch ach! die bösen rheinschen Leute,
Die trinken täglich schier zehn Maß,
So ward nun unser Wein zur Beute
Des Volks, das nah am Rheine saß.

         Chor
        Rück es ein in jede Zeitung,
        Wahrheit siegt in höhrer Leitung.

Einer
Wahrhaftig, übrig müßte bleiben,
Gäb's nicht am Rhein so durst'ge Dieb',
Sie würden uns darum verschreiben,
Daß er nicht auf dem Lager blieb';
Ich möchte nur den Schelmen wissen,
Der meinen Wein trinkt täglich aus!
Ich rührte sicher sein Gewissen,
Daß er mich ladet in sein Haus.

         Chor
        Fall ins Haus ihm mit der Türe,
        Einen jeden quotisiere!

Einer
Und will er nicht, so soll entscheiden
Der deutsche Bund vor allem dies:
Ob nicht die Rechnung ganz bescheiden,
Und daß ich nicht zu viel verhieß;
Verjährung nimmt nicht Menschenrechte
Und löscht nicht Adams Rechenbuch,
Im deutschen menschlichen Geschlechte
Hat jeder künftig Wein genug.

         Chor
        Sei zum Bundestags-Gesandten
        Heut ernannt von Zechverwandten.


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