Achim von Arnim
Gedichte
Achim von Arnim

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Der deutsche Völkerbund

Zur Feier des Geburtstages Friedrichs d. Gr. am 24. Januar 1813 von der christlich-deutschen Tischgesellschaft in Berlin unter dem Geräusche der zurückziehenden Franzosen gesungen.

Denkt an Friedrichs hohe Ehre!
Statt der Zeiten Drang zu denken,
Laßt zu ihm die Blicke lenken,
Daß sein Geist uns heut belehre:
Wenn der Tag, der ihn geboren,
Noch in allen Herzen lebt,
So ist Friedrich nicht verloren
Und sein Geist uns noch umschwebt.

         Chor
        Große Seelen, Völkerhirten,
        Lassen nicht von ihrer Herde,
        Friedrich lehrt uns, wo wir irrten,
        Wirket noch im Geist zur Erde.

Schwach wie alle Erdensöhne
Ward der Große auch geboren,
Da erklangen seinen Ohren
Der Kanonen Freudentöne,
Die den Neugebornen feiern,
Und er hob sich von der Brust,
Blickte um sich bei dem Feuern,
Ahndend seines Siegs bewußt.

         Chor
        Völker auch sind schwach geboren,
        Werden stark im Ruf zum Streiten,
        Weise werden erst erkoren
        In der Prüfung böser Zeiten.

Friedrich lehrt in sieben Jahren
Über alle Welt im Siege,
Daß ein Stamm der Deutschen gnüge,
Völkerfreiheit zu bewahren.
Wenn auch alles scheint verloren,
Bleibt uns doch als Zeichen stehn,
Was er mit der Tat beschworen:
Freiheit soll nicht untergehn.

         Chor
        Völkerstimme, Gottes Wille,
        Wort, das ewig wahr geboren,
        Wer dir folgt in Demut stille,
        Dem ist keine Zeit verloren.

Wo jetzt Volkes Stimme hören?
Heimlich wird die Welt beraten,
Heimlich wie die Missetaten
Kommt Gesetz und kommen Lehren:
Nur wo frei mit offnem Mute
Zu dem Volk der Herrscher spricht,
Dient es frei mit seinem Blute,
Blinder Herrschaft dient es nicht.

         Chor
        Volkes Wille, Gottes Wille,
        Wort, das ewig wahr geboren,
         Wer dich hört in Herzensfülle,
        Ist zu frommer Tat erkoren.

Nimmer gegen innern Glauben
Dürfen wir die Waffen führen,
Diese Lehre soll uns zieren,
Wenn die Zeiten alles rauben;
Diese Lehre ist verkündet
In dem frisch vergoßnen Blut,
Und die Not hat neu begründet:
Nur im Glauben Heldenmut.

         Chor
        Gott, laß uns das Rechte kennen,
        Daß wir Schlechtes nicht verfechten,
        Unsre Herzen sehnlich brennen
        Nach dem Echten, nach dem Rechten.

Völkerkriege, Gottsgerichte
In dem Jahr der heiligen Zwölfe,
Wunderbare Weltgeschichte,
Ach daß Gott uns weiter helfe.
Himmelswärme, Gottesatem
Weicht von der entweihten Welt,
Bis bestraft, die ihn verraten,
Bis die Reinen sich gesellt.

         Chor
        Völkerstimme, Gottesstimme,
        Neubegründet ist der Glaube:
        Wer dir trotzt in seinem Grimme,
        Lernt dich fürchten in dem Staube.

Sagt, wer kennt die heil'gen Zeichen?
War's das Jahr der Weissagungen,
Wo das Heil der Welt errungen,
Wo die Bösen sollen weichen?
Alle Scherze sind verklungen
In dem ernstlichen Gericht,
Die von Andacht sind durchdrungen,
Schauen Gottes Angesicht.

         Chor
        Schauen, wie die Glaubenssaaten
        Grünen an den Tatenquellen,
        Wie sich alle deutsche Staaten
        Schon in einem Haß gesellen.

Nicht im Hasse, in der Liebe
Sei der Völker Bund geschlossen,
Denn die eigenen Genossen
Stürzt der Haß im wilden Triebe.
Friedrich einst im Fürstenbunde
Friedlich deutsche Macht verband,
Doch der Kranz der letzten Stunde
Sank dem Toten aus der Hand.

         Chor
        Völker sollen sich verbinden,
        Die von fremder Macht getrennt,
        Lieb' und Treue soll verkünden,
        Wer mit Recht sich Deutscher nennt.

»Fried' im deutschen Völkerbunde,
Krieg dem, der uns trennt im Grimme,«
Rufet all' mit einer Stimme
Heut zu Friedrichs Feierstunde,
Und: »Kein Friede ohne Freiheit,
Freiheit vom Franzosenjoch,«
Rufet aller Welt Geschrei heut
Zu der Deutschen Lebehoch.

         Chor
        Deutsche, ihr tragt gleiche Bande,
        So entsagt auch jedem Neide,
        Löscht in Taten eure Schande,
        Deutscher Freiheit schwört's im Eide.

Wer das Schwert des Sieges wendet
Und mit Falschheit, wenn es glücket,
Deutsche Brüder unterdrücket,
Sei verfluchet und geschändet;
Aber der sei hoch belohnet
Und auf höchsten Thron gestellt,
Der in Treue jede Krone
Mit dem Siegerarm erhält.

         Chor
        Hoch soll leben unsre Krone,
        Hoch die deutschen Kronen alle,
        Und ein deutscher Kaiser throne
        Frei erwählet über alle.

Alle hat die Not belehret,
Was dem Reich der Deutschen fehlte,
Doch die Not, die alle stählte,
Hat den innren Feind bekehret,
Und kein Glaube soll mehr trennen,
Die in einem Geist vereint,
Allen, die sich Christen nennen,
Eine Gnadensonne scheint.

         Chor
        Heilig, frei sei jeder Glaube.
        Ausgetilget Neid und Zweifel,
        Ist verjagt der fremde Teufel,
        Dann kehrt heim die Friedenstaube.


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