Achim von Arnim
Gedichte
Achim von Arnim

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Auf den Tod des Malers Otto Runge

am 2. Dezember 1810

Die Tage werden kurz, die Nächte lang,
Die kranke Erd' erträgt nicht mehr die Lust,
Da flammt der Baum im Herbst sich unbewußt
Mit rotem Blatt – uns ward vom Wunder bang!

Weil dunkle Zeit mit diesem Glanze rang,
So kreist der Saft in sich, wird sich bewußt,
Sein neues Licht verengt ihm Herz und Brust,
Er schaut's im Strom, der ihn dann bald verschlang.

Er schaut, wie durch der Blätter Farbentor
Der Regenstrom des Herbstes siegend zieht
Und seufzet mit in seinem Todeschor:

»Wer sich erkannt, der hat hier ausgeblüht,
Lebt einst in Früchten, die er jetzt verlor;
Einst lebt die Kunst, die euch mein Tod erriet.«Otto Runge, geb. 1777 in Wolgast, jung gestorben in Hamburg: dessen tiefe Betrachtungen über die Farben Goethe in seine Farbenlehre aufnahm, dessen wundervolle Zeichnungen zum Bildschmuck des Wunderhorns und der Kronenwächter verwendet wurden, der als Erzähler der Märchen vom Machandelboom und vom Fischer un siner Fru fortlebt.


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