Achim von Arnim
Gedichte
Achim von Arnim

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Mein Stammbuch

Gern seh ich die Namen der Freunde
In meinem Stammbuch mir an
Und bete mit dieser Gemeinde,
Ihr Kirchlein ich schmücken kann
Mit Bildern und schönen Zeichen,
Mit manchem herzlichen Wort,
Vor dem die Zeichen weichen
Und auch der einsame Ort.

Und bis die Augen erblinden
Und bis der Tag versinkt,
Soll keiner vor mir verschwinden,
Der mir je freundlich gewinkt.
Er mag noch wandeln und wirken
Und schauen das ewige Licht,
Er mag in andern Bezirken
Verhüllen das bleiche Gesicht.

Ist hier auf Erden die Treue
Ein morscher Eichenstamm,
Braucht viele Jahre zur Weihe
Und stürzt in schneller Flamm':
Die Flamme steiget zur Bläue
Und über die Bläue hinaus,
Da findet auf Sternen die Treue
Ein glänzend gezimmertes Haus.

Es treiben wohl Hirten die Herde,
So weit der Himmel ist blau,
Und meinen sich eigen die Erde,
Glänzt himmlisch die blühende Au.
Es treiben auch Fischer den Nachen,
So weit die Meere sind blau,
Und segeln zum Todesrachen,
Wie Fische in Netzes Bau.

Auch Jäger kennen nicht Grenzen,
So weit der Wald sie verbirgt,
Mit bunten Federn sich kränzen
Von Vögeln, die jubelnd erwürgt;
Doch hört, der Hirt ist gepfändet,
Der Fischer versenkt in die Flut,
Der Jäger ist heimgesendet,
Ihm ist genommen sein Gut.

Nur treue Liebe sie dringet
Noch über das Blau hinaus,
Sich über die Meere erschwinget
Und über der Wälder Gebraus,
Und zu den Steinen sich hebet
Und freuet sich da der Welt;
Was war, was wird, was lebet,
Ist vor ihr ausgestellt.


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