Achim von Arnim
Gedichte
Achim von Arnim

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Zu Wilhelm Grimms Trauung

(Sonntag, 15. Mai 1825)

An welchem Tag, in welcher Stunde
Du standst, so Hand in Hand vereint,
Davon gibt keine Ahndung Kunde
Und spart mir, daß ich mitgeweint.

Denn also ist es vorgeschrieben,
Dem ird'schen Glücke weint das Herz,
Der Frühling selbst mit frischen Trieben
Erweckt im Glanz den sel'gen Schmerz.

Denn eine Höhe ist erstiegen,
Aus der die Tiefe sichtbar wird,
Und in dem Siege ein Erliegen;
Es sinkt die Lerche, wenn sie schwirrt.

Und dennoch ist es eine Höhe
Und eines Höhern Ebenbild
Der ew'ge Bund, die heil'ge Ehe,
Und anders schaut sich das Gefild',

Und anders schauen sich die Flüsse
Mit ihrem hellen Silbernetz,
Und auch der Liebe erste Küsse
Sind da ein himmlisches Gesetz.

Ich heb in Einsamkeit den Becher
In Sturmesnacht zum Quell vom Blitz,
Das reine Naß spült ab die Dächer
Und kühlt den Mund von ird'schem Witz,

Aus dieser reingebornen Quelle
Dies Lebehoch! und nimm's in acht:
»Bleib treuen Freunden ein Geselle,
Nun Liebe dich zum Meister macht!«Gedichtet zu Wiepersdorf in der Gewitternacht des 29. April 1825.


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