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Drei Worte

J. P. Hebel

Ein Jude in Endingen im Wirtshaus erblickte einen Kaufherrn, der ihm bekannt vorkam. »Seid Ihr nicht einer von den graußmütigen Herrn, daß ich hab' die Gnad' gehabt, mit Ihnen von Basel nach Schalampi zu fahren auf dem Wasser.« Der Gersauer Kaufherr, er war von Gersau, sagte: »Hast Du unterdessen nichts Neues ausspintisiert, Reisekamerad!« Der Jud' antwortet: »Habt Ihr gute Geschäfte gemacht auf der Messe? Wenn Ihr gute Geschäfte gemacht habt, – um einen Sechsbätzner, Ihr könntet mir drei Worte nicht nachsagen.« Der Gersauer dachte: »Ein paar Franken hin oder her. Laß hören!« Der Jud' sagte: »Messerschmied.« Der Gersauer: »Messerschmied.« »Dudelsack,« – »Dudelsack.« Da schmunzelte der Jude und fagte: »Falsch!« – Da dachte der Gersauer hin und her, wo er könnte gefehlt haben. Aber der Jude zog eine Kreide aus der Tasche und machte damit einen Strich. »Einmal gewonnen.« »Noch einmal!« sagte der Kaufherr. Der Jud' sagte: »Baumöl.« Der Kaufherr: »Baumöl.« »Rotgerber.« – »Rotgerber.« Da schmunzelte der Hebräer abermals und sagte: »Falsch!«, und so trieben sie es zum sechsten Mal. Als sie's zum sechsten Mal so getrieben hatten, sagte der Kaufherr: »Nun will ich Dich bezahlen, wenn Du mich überzeugen kannst, wo ich gefehlt habe,« Der Jude sagte: »Ihr habt mir das dritte Wort nie nachgesprochen. ›Falsch‹ war das dritte Wort, das habt Ihr mir nie nachgesprochen, und also war die Wette gewonnen.«


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