Willibald Alexis
Die Hosen des Herrn von Bredow
Willibald Alexis

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Dreizehntes Kapitel

Das Leben ein Traum

Wer uns gern bis jetzt begleitet hat, dem könnten wir hier die Hand drücken und zu ihm sprechen: Auf Wiedersehn! Denn es ist unsere Absicht, wenn uns die Lust und der Mut bleibt, daß wir uns wieder an demselben Platze begegnen, und auch wohl manchem von denen, die uns hier lieb geworden oder auch nicht lieb. Es ist eine Reise, die wir antraten, mit einem Ziele, das noch fern liegt, durch Jahre getrennt, und dahin zu gelangen, war und ist uns ernster Wille, aber es ist nicht immer gut, daß man eine lange Reise in einem Zuge vollende. Doch auch jeder Abschnitt einer Reise muß sein Ziel haben, und an dem stehen wir jetzt. Ja, wir sind eigentlich schon eingekehrt, der Vorhang vor den großen Begebenheiten ist gefallen, die Helden sind abgetreten, die Könige haben ihre Staatskleider abgelegt, es sind nur noch einige Kleine, deren Geschicke zwar in allen Zeiten von dem Geschicke der Großen gelenkt worden, die große Geschichte streift hochmütig an ihnen vorüber, aber die Dichtung kost dafür mit ihnen und weilt aus Eigensinn, vielleicht aus Widerspruchsgeist, desto emsiger bei ihren Heimlichkeiten.

Die Sonne war schon hoch aufgestiegen und blickte schon tief in die Höfe von Hohen-Ziatz, ohne daß ein Rauch aus den Schornsteinen ihr entgegenwirbelte, ohne daß ein frommer Morgengesang sie grüßte oder der derbe Fluch eines Knechtes. Selbst die Hunde kläfften nicht, nur die Katzen heulten, nur die Tauben flatterten auf den Dächern, und das Federvieh ward unruhig auf dem Hofe. Es war aber nicht dieselbe Sonne, welche vor Hans Jürgen durch die Wolken brach, als er durch die Köpnicker Heide auf dem keuchenden, schweißbedeckten Rosse jagte, noch die, welche die gräßlichsten Schauspiele vor dem Tore beschaute, von dessen Firste später der Köpf des unglücklichen Ritters starrte, ein Schauspiel, vor dem schnell sie vorübergeführt zu haben, meine Leser mir verzeihen, vielleicht danken werden. Die Sonne geht schneller auf über große Dinge, langsamer weilt sie bei den Alltagsdingen. Wir müssen zurück bis zu dem Morgen, welcher der Nacht folgte, wo die Burgfrau mit den Ihren heimlich nach Golzow entwich.

Es mochte schon nahe an Mittag sein, als der Sonnenstrahl durch eine der runden, grünen Fensterscheiben grade auf Herrn Gottfrieds Nase fiel. Und plötzlich, entweder weil es ihn brannte oder kitzelte, als der riesenhafte Mann aufschnellte, mit einer Schwungkraft, die wir ihm kaum zugetraut hätten. Fort flog alles über und unter ihm, und er selbst, aufrecht stand er im Zimmer, dessen Decke er mit den Armen streifte, als er sie nur mäßig reckte. Aber gleich darauf fuhr er an die Nase und den Schnurrbart, was der Vermutung Raum gibt, daß die Scheibe als Brennglas geschliffen gewesen und der Bart ihm etwas angesengt war. Es mußte ihm indes schon früher begegnet sein, denn er geriet nicht gar zu sehr außer sich, sondern brummte nur: »Wieder die verfluchte Hexe, die! –« Im nächsten Augenblick aber erblaßte er, er hielt beide Arme vor sich und sah nichts; er griff nach den Kopfkissen und sah nichts; er warf Pfühle, Kissen, Decken, selbst das Stroh hinaus und fand nichts. Er rieb sich den Kopf, ob er noch träume, aber er träumte nicht: »Ach du mein Gott, ich muß ja fort!« – Das Echo der Wände rief: »Fort.« – »Sie sind fort!« murmelte er.

Er riß das Fenster auf. Wie er auch schrie: »Brigitte! Kasper!« ihm antwortete nur der Flügelschlag der Tauben. Was war das! Wo verkrochen sie sich? Er zwängte den großen Leib, soweit es ging, durch das enge Fenster, aber er sah auch da nichts als einen ausgestorbenen Hof, eine fürchterliche Stille. Warum rauchte es nicht aus dem Stalle? Wo war der Nimrod an der Kette geblieben? Die Kette lag da mit dem leeren Halsringe. Auch die Muttersau, die er immer morgens zuerst sah an dem Eichenpfahl sich schuppern, schupperte sich nicht. Er strengte sein Ohr an. Nur zuweilen schienen dumpfe Töne aus der Erde zu dringen. Nun schloß er den geöffneten Mund ohne einen Laut. Wer schreit gern in solche Einsamkeit hinein? Es überrieselte ihm die Haut; das mochte aber nicht allein die Furcht, es konnte auch die Kälte des frischen Novembermorgens sein, und er stand da, fast wie Gott ihn geschaffen. Er konnte nicht dafür.

Da überkam ihn eine Wut. Irgendwo mußte es sitzen, und an der Wand hing sein Degen. Er riß ihn aus der Scheide, und mit dem blanken Schlachtschwert in der Hand, war er schon im Begriff, hinunterzustürzen, als ihm noch glücklicherweise die große Tirolerdecke zu Gesicht kam. Die schlang er um sich, doch daß der rechte Arm frei blieb, und vielleicht einem römischen Imperator vergleichbar, stieß Herr Gottfried die Tür auf.

Auf Flur und Treppe war es wie auf dem Hofe. Kein Trampeln, kein Wehen, kein Gehen. Mit dem Degenknauf stieß er an die Türen; keine Antwort. Er stieß eine und die andere auf; die Betten standen unberührt. Herr Gottfried war und blieb in einer sehr unangenehmen Lage. Er fror nicht allein und fing nicht allein an zu hungern, sondern er fand sich in der Notwendigkeit, über seine besondere Lage nachdenken zu müssen.

Sein Schlachtschwert mit der Spitze auf die Diele stützend, stand Herr Gottfried da und wollte denken, als der Hauskater plötzlich die Treppe herauf- und an ihm vorbeihuschte, im Maule ein gebraten Huhn. Wo das ist, ist mehr, dachte Herr Gottfried, und ehe er wußte wie, stand er in der Halle. Da war freilich auch kein lebendiges Wesen, still war es wie in der ganzen Burg, auf dem Herde glimmten nur noch wenige Kohlen; aber so unheimlich war es Herrn Gottfried doch nicht, denn die ordnende oder schaffende, oder, kürzer, die anrichtende Hand des Menschen war sichtbar.

Der große Tisch stand gedeckt, als warte er nur auf ihn. Sogar sein Lehnstuhl mit dem Lammfell darüber war zurechtgeschoben. In der Mitte prangte ein ungeheurer Ochsenschinken, daneben Schüsseln mit Würsten, gesäuerte Gänse, Backwerk, Brot, Käse, ein Topf mit Butter, Körbe mit Rüben, Äpfeln, Birnen; dazu getrocknete Pflaumen, hartgesottene Eier, und was nur die Speisekammer einer guten Burgwirtschaft aufweisen kann. Und neben den Eßwaren ein Krug Bier, eine Flasche Met und noch ein Kelchglas zum Wein. Auch brauchte Herr Gottfried nicht lange umherzusuchen, bis er das ganze Fäßchen mit Malvasier auf der Bank sah, mit eingeschraubtem Hahn und das Näpfchen darunter.

Alles mußte schon lange dastehen, ohne daß eine Hand daran gerührt hatte. Die kleine Unordnung, die sich nicht verbarg, kam offenbar nur von Katzenpfoten her, und als Herr Gottfried zwei freundliche Tiere an den Wänden Buckel machen sah, und ihre Augen schielten wieder auf den Tisch, hielt er dafür, sogleich Platz zu nehmen, denn der Tisch war unstreitig für Menschen, nicht für Katzen gedeckt.

Und deshalb schlang er sich rasch das Tüchlein um den Hals und ergriff das große Messer, um an die Arbeit zu gehen, die ihm nur insoweit schwer ward, als er einen Augenblick unschlüssig war, ob er zuerst die Gans oder zuerst den Schinken ergreifen sollte. Wie dem nun sei, es mochte eine kleine Stunde vergangen sein, in der Herr Gottfried sich recht wohl fühlte, weder Gespräche noch Gedanken hatten ihn gestört, als er einen Augenblick sich zurücklehnte und die Rechte mit dem Messergriff auf den Tisch stützte, nicht um aufzuhören, sondern um, was man in Hohen-Ziatz nannte – zu verpusten.

Der Bierkrug war leer, die Flasche Met schon durchsichtig; sein Auge blinzelte nach dem Fäßchen Malvasier: »Hübsch wär es doch, wenn das zu mir käme; dann brauchte ich nicht aufzustehen!« Warum mußte das Herr Gottfried denken! Denn ein Gedanke lockt den andern; das ist eine furchtbare Wahrheit, gegen die alle Klugheit und Macht sich vergebens sträubt. – Warum kam das Malvasierfäßchen nicht zu ihm? – Weil es auf der Bank stand. – Warum stand es auf der Bank? – Weil sie es dahin gestellt hatten. – Wer hatte es dahin gestellt? Die Hexen? Die kleinen Leute oder wer sonst? – Wie eine Bezauberung sah das Ganze freilich aus. – Aber Herr Götz war nie bezaubert gewesen. – Hatte er ein Gebet vergessen? Hatte er eine Sünde begangen? Oder war alles ein Traum? Er wollte die freie Hand aufs Herz legen, aber sie glitt unvermerkt auf den Magen. – Nein, das war kein Traum gewesen. Auf die harten Eier wollte er ja eben den Malvasier setzen. Halb öffnete sich sein Mund, und in seine Augen trat das Weiße, das ein Zeichen plötzlichen Schreckens ist. »Blitz noch einmal«, brach es von seinen Lippen, »das ist nun zu spät!«

»Noch nicht zu spät!« rief eine dumpfe Stimme, und eine Gestalt trat vor den Ritter, die alle Wärme, so Bier und Met hervorgerufen, wieder erstarrte. Weiß eingehüllt, weißen Gesichtes stand das Gespenst vor ihm, in dem Herr Gottfried, erst nachdem es ausgesprochen, seinen Neffen erkannte.

»Noch nicht, Ohm, aber bald.«

Dem Ritter entfiel das Messer.

»Der Tropfen rinnt ins Meer, die Augenblicke und Stunden fließen in die Ewigkeit; wer schöpft den Tropfen zurück, wer faßt den verlorenen Augenblick! Es wird zu spät werden, aber Heil dem, der noch die Zeit erfaßt.«

»Junge, bist du's?« Ach, Herr Gottfried war so froh, als er das Wort aus der Brust heraus hatte.

»Den du meinst, Ohm, bin ich nicht. Mein Geist schaut aus der gebrochenen Hülle heraus. Dieser frei gewordene Geist spricht zu dir.«

»Setz dich doch, Hans Jochem«, atmete Herr Gottfried. »Dein Bein, du wirst ja müde sein.«

Hans Jochem schüttelte den Kopf wie ein Abgeschiedener, dem ein Lebendiger etwas zumuten möchte, was ihm ein schmerzlich Lächeln abringt.

»O, daß du müde wärst, Ohm, deiner selbst, müde des langen Lebens hinter dir; dann wäre Hoffnung, du könntest wieder wach werden.«

Herr Gottfried schnappte nach Luft.

»Wie ein tiefer Brunnen bist du, in dem ein klarer Quell zutage strebte, und die Sonne und die Sterne spiegelten sich drein, aber die Wände waren nicht fest gezimmert und gemauert, und mit jedem Jahre fiel mehr Sand und Erde hinab, bis der Quell verschüttet ist. In dem Brunnen spiegeln sich nicht mehr die Gestirne, und der Zieheimer schöpft kein Wasser mehr. Aber der pflichtgetreue Brunnenwärter läßt doch den Eimer hinab und schöpft, bis er den Lebenstrank findet. So will ich schöpfen, Ohm, in deiner Brust.«

Herr Götz rief alle guten Geister und seinen Schutzpatron an; das gläserne Auge des Kranken schien wirklich ihm durch Brust, Magen und Bauch zu dringen.

»Du hältst dich für einen Lebendigen und bist doch ein Gestorbener. Du atmest, aber dein Atem ist der Hauch der Stockung, und die Stockung ist der Tod. O, betrachte deinen Leib, wie er groß ist, wie riesenhaft die Glieder, und wo findest du die Seele; die ist verschwunden wie das Körnlein Salz, das man in einen Kessel mit Brei wirft. Daß du ohne Sünde wärst, möchtest du dich rühmen, aber tue es nicht, denn die Sünde ist besser als das Nichtsein. Du hast nicht Witwen und Waisen beraubt, nicht Gott gelästert und seine Heiligen, kein falsch Zeugnis abgelegt und nicht auf der Straße gelegen. O, hättest du's getan, es wäre dir besser, als daß du nichts tatest, dann konntest du's büßen, und je ärger die Sünde, so größer die Gnade. Dann führe vielleicht sein Blitzstrahl zündend in dein Eingeweide, und aus Zerschmetterung erhöbest du dich als ein Heiliger.«

Herr Gottfried ein Heiliger! Immerhin, er hätte versprochen zu sein, was die Erscheinung von ihm verlangte, wenn er nur aus den Händen des Fieberkranken erlöst war.

»Oheim, Oheim! aber auch die Sünde floh dich. Wie die Flamme am Steine fand sie ja nichts Lebendiges an dir. Ach, hineingelebt hast du in den Tag, bis die Sonne umsonst dir aufging, die Vögel umsonst dir zwitscherten, die Glocken umsonst tönten; der Donner Gottes rollte über deinem Haupte und fand dich schlafend. Richte dich auf, schau dich an und frage dich: Was bist du? Ein Klumpen Erde, gehüllt in menschliche Form. Du fühlst den Schmerz; auch der Wurm krümmt sich. Du lächelst; auch mein Hund springt mich an. Aber wo ist sie geblieben, deine unsterbliche Seele? Du issest, du trinkst, du sprichst, du schlägst um dich, du wehrst dich deiner Haut, aber die Seele schläft dabei. Unglückseliger, wie lang ist dein Lebensfaden schon, und wo sind die Gedanken, an die du dich halten kannst, wenn der Leib in Staub zerfällt? Greife sie doch wie ich, die Flämmchen in der nächtlichen Wüste. Drei, vier schon griff ich. Ach, welche unermeßliche Wüste hinter dir, und ich sah auch kein einzig Flämmchen. Wenn dich der Posaunenschall weckt, schlägst du ja umsonst die Augen auf. Dein Sinn zerfällt in nichts; es sind keine Führer für dich da, keine Gedanken, die dich zur Ewigkeit leiten. Ich will dich wecken, mein armer Ohm, schöpfen, bohren, schneiden, bis das Messer in der toten Masse –«

»Jesu! Maria! Joseph!« schrie der Burgherr, als der Fieberkranke beide Arme nach ihm ausstreckte. Und er saß festgeklemmt zwischen Tisch und Stuhl; nicht einmal sein Schwert konnte er ablangen; und wer braucht ein Schwert gegen den, der unsere Seele fordert! Aber die heiligen Namen, die er anrief, mußten doch dem Ritter geholfen haben. Neben dem weißen Plagegeist stand plötzlich ein schwarzer. Mit rußigem Gesicht, die Haare herabhängend, wie ein Kobold, der aus der Erde aufgeschossen, die noch von seinen Gliedern rollt, umfaßte den Fieberkranken eine kräftige Gestalt mit zwei starken Armen: »Junker, Ihr seid noch krank, Ihr müßt zu Bett.« Im nächsten Augenblick war die weiße und die schwarze Erscheinung aus des Ritters dämmernden Augen verschwunden.

Die Mittagssonne schien freundlich durch die offene Tür. Das Federvieh gackerte auf dem Hofe, und eine Gans steckte neugierig ihren Hals über die Schwelle, als sich die zwei ansahen, die jetzt allein da waren. Die zwei waren Herr Götz von Ziatz und sein Knecht Kasper. Da keiner ihn erlösen kam, hatte er sich selbst erlöst aus der Schmiede. Die Tür, die seine Herrin verschlossen, nein, die durfte der treue Knecht nicht aufbrechen. Aber er hatte sich unter der Tür durchgewühlt. Vielleicht hätte er es schneller tun können, denn er war rüstig, wo es galt; aber er mußte wohl Gründe dafür haben, daß er nicht schneller war.

»Nu sage mal, Kasper, was das ist!« sprach sein Herr, als er die letzte Erde von den Schultern schüttelte.

»Ja, ja«, sagte der Knecht und kraute sich hinterm Ohr.

»Hat mich ordentlich erschreckt. – Es wäre zu spät, sagte er.«

»Ich glaub's auch, Herr, nun ist's zu spät.«

Der Burgherr ward blaß. Hätte das der Knecht vorausgedacht, er würde es nimmer gesagt haben.

»Wenn Ihr Euch recht zusammennehmt und die Sporen nicht schont, dann könnt Ihr's vielleicht noch nachholen. Ich weiß nur nicht, ob's gut ist – 's ist auch kein Pferd da.«

Herr Gottfried schien nur die ersten Worte gehört zu haben. Er ließ das Kinn auf die Hand sinken, und so saß er träumend: »Wie soll ich mich denn zusammennehmen? Ist's einem denn doch nicht schwer genug gemacht – Kasper, denkst du denn auch bisweilen?«

»Wenn's mir befohlen wird.«

»Das sag ich ja auch. Aber – 's ist mir in den Magen gefahren.«

»Ihr solltet eins trinken auf den Schreck.«

Der Herr nickte ihm Beifall. Der Wein war süß, aber über die Lippen glitt etwas Bitteres dem guten Herrn Götz: »Als schnürte er mir die Kehle zu! Einmal war's mir doch, als stäk ich schon in einem Brunnen.«

»Da muß man sich selber helfen«, brummte der Knecht. »Ich stak auch tief, aber ich buddelte mir ein Loch und da kam ich raus.«

»Du! – Sahst du denn auch Flämmchen?«

»Wie ich erst das Sonnenlicht sah, da ging's risch, rasch.«

Der gute Herr schüttelte den Kopf, so trübselig hatte er nie am Morgen nach einem guten Trunk ausgeschaut; nie hatte er den Knecht, auch in seiner weichmütigsten Laune, so weichmütig, nein so wehmütig angeschaut.

»Kasper! Wenn er nur das nicht von dem Brunnen geredet hätte! Weiß Gott, seit er das gesprochen, 's rührt sich alles in mir.«

»Ihr habt zuwenig aufs Essen getrunken.«

»Und wie er mich mit den gläsernen Augen ansah, mir war's doch wie in der Storkower Fehde, weißt du noch, als abends das Sandtreiben kam, und ich lag verwundet und ringsum kein Mensch glaubte, es sei mein letzter Tag. Da dachte ich auch – Kasper, toll ist er, aber 's ist mir, als ob's was wäre!«

»Ja, 's ist schon was«, sagte der Knecht.

»Nu sage mal, Kasper! Hab's doch mein Lebtag nicht gehört: die Seele im Brunnen zugeschüttet! Werde ja an keinem Brunnen mehr vorbeigehn, daß mir's nicht über die Haut rieselt.«


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